Kühlung Redaktion Testberichte Wasserkühlung

10 CPU Wasserblöcke auf Sockel LGA1700 und AM5 im Test – Roundup samt einer nötigen Aufarbeitung

Test-Hardware und -Systeme

Das Wasserkühlungssystem, mit dem die Blöcke getestet werden, ist das meiner primären Testbench. Diese besteht prinzipiell aus zwei Kreisläufen, die ich mittels Schnellkupplungen für mehr Wasservolumen und Kühlkapazität zusammenschalten kann. Direkt an meiner Testbench befindet sich Loop 1, wie ich ihn nenne. Dieser besteht aus einem 420 mm Alphacool NexXxoS ST30 Radiator und einem 240 mm Hardwarelabs Black Ice GTX 240 Radiator. Die Lüfter sind Noiseblocker NB eloops 120 mm Lüfter, 2x von Noiseblocker selbst und 4x in der roten Phobya Variante. Für den Wasserfluss sorgt eine XSPC D5 Vario Pumpe in einem Ausgleichsbehälter-Aufsatz von EKWB. Verbunden ist alles mit EK-WB ZMT Schläuchen und EK-WB Quantum Torque STC Fittingen, in der 10/16 mm Ausführung.

Loop 2 besteht aus einem Watercool MO-RA3 360 PRO mit 9 XPG Nidec Vento Pro 120 mm Lüftern. Darauf sitzt noch das passende Watercool Heatkiller Tube 200 mm Reservoir mit der zweiten D5 Pumpe, diesmal von Alphacool in der VPP655T Ausführung. Für diese Wasserblocktests sind die Loops mit den Alphacool Eiszapfen Schnellverschlusskupplungen verbunden und die Pumpe des Loop 1 ist immer aktiv. Die Pumpe des Loop 2 wird bei den Tests mit 2 Pumpen eben zugeschaltet, bei den Tests mit 1 Pumpe vom Strom getrennt, läuft dann also nur passiv mit. Grobe Hausnummern für den Durchfluss sind 135-170 l/h mit 2 Pumpen und 95-120 l/h mit 1 Pumpe, je nach Widerstand des jeweiligen Blocks. Pumpen und Lüfter laufen statisch mit 12 V. Durchflussrate und Temperatur des destillierten Wassers werden von einem Aqua Computer high flow NEXT erfasst und via USB an HWinfo weitergegeben. Diesen hatte Igor in der Vergangenheit getestet und als einen der wenigen, wirklich brauchbaren Durchfluss-/Thermo-Meter verifiziert. Und es ist genau diese Komponente, die unseren Test auch für Jedermann reproduzierbar macht.

Als Wärmegenerator im LGA1700 Sockel dient ein Core i9 13900KF, statisch übertaktet auf 5 GHz bei den P-Kernen, 4 GHz auf den E-Kernen und 4,5 GHz Cache, bei 1,45 V eingestellter Kernspannung mit LLC5 auf dem Asus Maximus Z790 Apex Mainboard. Unter Last im Prime95 droopt die Spannung auf 1,19 V, was aber eigentlich noch immer viel zu viel für diese Taktraten ist – 220 mV zu viel um genau zu sein. Dies hat aber 2 Gründe: 1. Erzeuge ich somit eine größere Wärmelast und damit eine höhere Auflösung für unsere Tests und 2. Ist somit ein stabiler Betrieb der CPU gewährleistet auch mit schlechteren Wasserblöcken und folglich höheren Kern-Temperaturen von bis zu 110 °C. Je nach Temperatur liegt die effektive Leistungsaufnahme der CPU alleine hier bei ca. 300 W. Mehr kann ich nicht verwenden, da sonst mit schlechteren Wasserblöcken die CPU eine Notabschaltung (ProcHOT) triggert.

Im AM5 Sockel auf dem Asus Crosshair X670E Gene liegt ein Ryzen 9 7950X, ebenfalls statisch übertaktet auf 5 GHz mit 1,375 V eingestellter Spannung und LLC Level 5. Damit droop die Spannung hier auf ca. 1,128 V unter Last und wir erzeugen ca. 280 W Abwärme (ca. 300 W am EPS Anschluss) und sind damit effektiv am Temperatur-Limit mit weniger guten Wasserblöcken.

Wichtig ist eine möglichst hohe Abwärme, da sich die Temperatur-Unterschiede proportional dazu verhalten und wir so größere Unterschiede zwischen den Blöcken messen können. Anders gesagt, die Auflösung des Tests wird höher. Würde man die CPUs z.B. mit nur 50 W Abwärme messen, würden die Unterschiede zwischen den Blöcken weitaus geringer ausfallen. Wenn ein anderer Reviewer also geringere Abstände zwischen Wasserblöcken misst, dann vermutlich, weil die CPU ohne OC und mit Powerlimit läuft.

An dieser Stelle ist wichtig zu erwähnen, dass beide CPUs mit ihren Standard Montage-Rahmen (ILM) im Sockel fixiert werden. Es werden keine Washer-Mods oder Aftermarket „Frames“ eingesetzt, denn der Test soll repräsentativ für die meisten Nutzer sein und dafür sind die Wasserblöcke hauptsächlich auch ausgelegt. Der Standard-ILM hat besonders beim LGA1700 aber zur Folge, dass die CPU effektiv durch die punktuelle Kraft, die der Rahmen an den langen Kanten nach unten einbringt, effektiv nach unten durchgebogen wird. Es entsteht also effektiv eine Kuhle in der Mitte der CPU, die es für Wasserblock und Wärmeleitpaste zu überwinden gilt, denn genau dort sitzt unter dem integrierten Wärmeverteiler (IHS) der Silizium Die mit den Abwärme-erzeugenden Kernen. Zur Thematik rund um „Washermod“ hatten wir kurz nach Markteinführung des LGA1700 Sockels bereits zur Genüge berichtet.

Für diesen Wasserblock-Test bedeutet es aber, dass ein Block mindestens so konvex sein muss, wie die CPU konkav ist, um optimalen Kontakt herzustellen. Alternativ kann der Wasserblock mittels einer steifen Backplate versuchen, die Biegung von CPU und Mainboard zu reduzieren, oder eine Kombination aus beidem. Interessanterweise ist die AMD CPU ebenfalls leicht konkav, aber nicht so stark. Hier ist also wiederum eine weniger konvexe Bodenplatte des Wasserblocks optimal. Wenn ein Wasserblock nun also auf beiden Plattformen sehr gut performen soll, muss dieser zwangsläufig Design-Kompromisse eingehen, um beide Fälle möglichst gut zu bedienen. Alternativ kann man als Hersteller auch separate Blöcke für die jeweiligen Plattformen anbieten, was aber höhere Preise bzw. weniger Flexibilität für den Kunden bedeutet. Wer genau diesen Spagat am besten bewältigen kann, wird für die Bewertung eines Blocks also mit Sicherheit ein entscheidender Faktor sein!

Als Wärmeleitpaste dient Alphacool Apex, von der ich mir einen 100g Becher besorgt habe. Wieso diese Paste? Eigentlich könnte man auch jede andere Paste verwenden, sofern eben alle Blöcke mit der selben gemessen werden. Und genau hier ist die Feinheit. Denn für die große Anzahl an Tests brauche ich so viel Wärmeleitpaste, dass konventionelle Größen wie eine 10 g Tube lange nicht ausreichen. Bei mehreren Tuben bestünde die Gefahr, verschiedene Chargen und Qualitäten an Paste zu erwischen. Die Apex Paste war als einzige für mich kurzfristig in einer solchen Packungsgröße lieferbar, damit wirklich alle Blöcke mit der selben Paste getestet werden und nicht nur mit der gleichen. Für eventuelle Nachtests, z.B. mit einem Aftermarket Frame statt ILM auf LGA 1700, ist sogar auch noch ein bisschen übrig geblieben.

 

 

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Kommentar

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ipat66

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1,366 Kommentare 1,365 Likes

Sauber !!!
Tolle Arbeit Xaver :)

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s
scotch

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153 Kommentare 103 Likes

Super Arbeit. Ich nutze auf AM5 den Wasserblock von NTech. Qualitativ und von der Montage ist das für mich das beste Gesamtpaket für den Preis. Von der Kühlleistung und vom Flow gibt es auch nichts zu meckern.

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FritzHunter01

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1,159 Kommentare 1,575 Likes

Hey Xaver,

danke für den Einsatz!

Grüße

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ApolloX

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1,687 Kommentare 955 Likes

Endlich Mal einer, der sich in der Lage sieht, den Core 1 auf AMD zu testen.
Ansonsten schaut's auch sehr fundiert und reflektiert aus.
Danke Xaver für den Aufwand!

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F
Falcon

Veteran

115 Kommentare 118 Likes

Top Test!
Und nein, dein Qualitätsempfinden ist in Ordnung. (y)

Wen ich soviel Geld für nen Block ausgebe kann ich auch Erwarten das er passt, ich keine Gewinde Nachschneiden muss, sich der Block nicht bis kurz vor die Selbstzerstörung verbiegt und so weiter.

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Opa-Chris

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85 Kommentare 120 Likes

Top Arbeit und Aufarbeitung. Vielen Dank!

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S
S.nase

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1,357 Kommentare 455 Likes

Mir fehlt ja immer noch der Glaube daran, das man nur anhand des Losbrechmoments eines normalen Gewindes, die Kompressionsrate einer Schraubenfeder exakt einstellen kann. Bei meinen Versuchen hat das selbst mit einem feinen Trapezgewinde(Schraube und Mutter aus Edelstahl) nicht wirklich exakt funktioniert. So das am Ende doch wieder die klassische Methode mit dem Nachmessen per Schiebelehre an allen vier Schraubenfedern nötig war.

Kann natürlich auch sein, das es an meinem zu ungenauen Drehmomentschlüssel lag. Daher meine Frage: ob du vorher mal getestet hast, wie genau sich die Anpresskräfte mit der DrehmomentMethode wiederholbar an den Schraubenfedern einstellen lassen. Denn das ist mMn schon sehr wichtig, damit der Kühler gleichmäßig aufliegen kann.

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echolot

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971 Kommentare 746 Likes

Prima Test...ich hoffe die Werte für den Core 1 sind jetzt akkurat :D ...wird dann mein nächster Kühler.

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komatös

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104 Kommentare 78 Likes

Danke schön für die investierte Zeit und das doch ernüchternde Fazit. Für mich zeigt sich einmal mehr, dass der Massenfertigungswahnsinn in Asien, die Qualität der Produkte verschlechtert. Oder wie soll man sonst die Fertigungsmiesere mit zu kleinen Löchern und überstehenden Schraubenköpfen etc. nennen?
Auch wenn das eine oder andere Ergebnis in diesem Test, Soft- und/oder Hardwarebedingt, Tolleranzen hinterläßt, kann man diese als valide ansehen.
Also noch einmal danke schön für die zeitintensive Aufarbeitung und Neubewertung.

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RedF

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4,701 Kommentare 2,573 Likes

Danke für den Test.

Was bei mir allerdings anders aus sah ist die Durchfluss Rate Heatkiller vs Core1.

Bei mir war der Heatkiller 50l/h restriktiver wie der Core1.

Habe auch den highflow next.

Und jetzt weiß ich auch warum ich beim loggen mit HWInfo unterschiedlich viele Datenpunkte habe ^^.

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skullbringer

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306 Kommentare 329 Likes

Die Länge der Schrauben bzw. Überstand zu Messen setzt ja auch vorraus, dass sich die Schrauben nicht längen bzw. sich alle 4 gleichmäßig längen, oder?

Um es wirklich genau zu machen, müsste man also wirklich die Anpresskraft auf der CPU messen und das notwenige Equipment dafür habe ich stand heute leider nicht.

Also ja, du hast Recht. Wir montieren "blind" nach Vorgaben des Herstellers und vertrauen darauf, dass die Schrauben alle gleich sind bzw. das Drehmoment auch zum gewünschten Anpressdruck führt. So machen es ja auch die allermeisten Endanwender und somit ist es auch im Interesse des Wasserblock-Herstellers, dass die Drehmomente zum korrekten Ergebnis führen.

Angezogen wird zudem über Kreuz, schrittweise und in gleichmäßigen zügen, um "stick and slip" zu vermeiden. An einer einzelnen Schraube mit festem Anschlag habe ich auch mal die Wiederholgenauigkeit meines Amazon-China-Drehmoment-Schlüssels getestet und bis auf 0,02 Nm schien das reproduzierbar zu sein. Aber mit 4 Schrauben kann sich der Block ja auch verkannten, evtl. sind nicht alle Schrauben gleich gefertigt oder die Wärmeleitpaste ist auf einer Seite der CPU dicker aufgetragen, sodass eine Schraube mal mehr Kraft transportieren muss. Alles ziemlich viel Blindflug :D

Ein Test der Schrauben, Anpressdrücke, Wiederholgenauigkeit wäre aber definitiv ein Thema für einen extra Artikel. Danke für den Input! :)

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skullbringer

Veteran

306 Kommentare 329 Likes

auch Heatkiller IV Pro oder ein leicht anderes Modell?

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NilsHG

Mitglied

85 Kommentare 52 Likes

Großartiger Test, vielen Dank dafür!
Ich habe meine Kühler von AquaComputer und Sockel 1155 auf AM4 umgerüstet. Sollte es kein Umrüstkit für den nächsten Sockel, den ich verwenden werde, geben, kann man sich hier sehr gut orientieren. Die größte Verbesserung meiner Wakü in den vergangenen Jahren war die Erweiterung des Kreislaufs auf einen externen Mora 420. Damit steigen die Wassertemperaturen trotz neuer GPU nicht mehr über 34°C. ;-)

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RedF

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4,701 Kommentare 2,573 Likes

Gerade die Rechnung rausgesucht.
HEATKILLER® IV PRO (AMD, AM4 ready) ACRYL
Bestellt am 5.10.2020

Habe ihm in der ganzen Zeit allerdings nicht gereinigt, vielleicht liegt es daran.

Habe eine laing DDC 1T Plus und eine Grafikkarte vor der CPU im Kreislauf.

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HerrRossi

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6,789 Kommentare 2,245 Likes

Vielen Dank für den Test, super Arbeit und kommt mir gerade recht.

Der Core 1 ist ja wirklich gut und gefällt mir auch vom Design her gut. Aber 20 EUR für 4 Schrauben und 2 Plastikteile (aka Performance Kit) ist echt frech, auch bei dem recht geringen Unterschied.

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Schnuffel

Veteran

185 Kommentare 153 Likes

Damals mit 2 oder 4 Kernen konnte man recht einfach unter Last vorsichtig die Verschraubungen lösen bzw fester drehen und dabei die Temperaturen beobachtet. Fingerspitzengefühl vorausgesetzt. Scheint inzwischen kompliziert.
Federn vertraue ich grundsätzlich nicht. Wer schon einmal einen Zylinderkopf eingemessen hat (Ventilfedern) der kennt die Serienstreuung - im kleinen wie im großen halt.
Guter Artikel übrigens @skullbringer 👍

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Megaone

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1,754 Kommentare 1,652 Likes

Was soll man sagen? Du hast einen Top-Job gemacht. Danke für die Arbeit.

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echolot

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971 Kommentare 746 Likes

Ja, sie nehmen es von den Lebenden. Aber bedenke wie lange Du daran hast. I.d.R. mehrfach einsetzbar und immer noch besser als jede Lukü.

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N
NilsHG

Mitglied

85 Kommentare 52 Likes

Sofern es weiterhin Mountingkits für neue Sockel geben wird, ist das absolut richtig. An der Wakü Hardware ist i.d.R. kein Vergang. Ggf. werden Schläuche, Dichtungen, Kühlmittel gewechselt, aber Kühlblöcke/Radiatoren halten ewig. Beim Neukauf orientiere ich mich dann gerne an solchen Tests. Bei dem was eine Wakü zusätzlich zur PC Hardware kostet, spielen 20 € (für mich) auch keine Rolle mehr.

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Danke für die Spende



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Xaver Amberger (skullbringer)

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