Lessons Learned
Auch wenn dieser Beitrag eigentlich nur als Aufarbeitung des ursprünglichen Tests des Alphacool Core 1 gestartet war, ist es dann zugegebenermaßen mit 10 Wasserblöcken doch etwas eskaliert. Fast 2 Monate meiner Freizeit sind dabei ins Land gegangen und rückblickend hätte ich wahrscheinlich kürzer treten sollen. Nicht nur wegen des Zeitaufwandes alleine, sondern auch weil ich mir bei der Testmethodik noch nicht 100%-ig sicher bin. Unkontrollierte Variablen wie das HWinfo Logging-Interval oder meine Herangehensweise an die Auswertung der Daten, können bestimmt noch an der einen oder anderen Stelle verbessert werden. Während des Testens bin ich auch schon über die eine oder andere Erleuchtung oder ernüchternde Feststellung gestolpert.
So habe ich ja wie beschrieben Alphacool Eiszapfen Schnellverschlüsse genutzt, damit ich nicht immer den kompletten Wasserkreislauf leeren muss, wenn ich den Block wechsle. Damit es schneller geht, habe ich nicht nur ein Pärchen davon eingesetzt, sondern mehrere. Na dämmert’s schon? Ein QDC Fitting hatte ein Female G1/4 Gewinde und ist entsprechend mit einem Male-to-Male Adapter ausgestattet. Dieses eine Fitting habe ich auch mit einem anderen nativen G1/4 Male verglichen und konnte sehr ähnliche Werte beim Durchfluss feststellen. Nur blöd, dass es ein Schnellverschluss-Fitting gibt, das aussieht wie alle anderen, aber 10 l/h mehr Durchfluss frisst als alle anderen.
Das hatte ich erst gemerkt, als der selbe Block auf AM5 auf einmal andere Durchflusswerte hatte als auf LGA1700, was natürlich nicht sein kann. Also habe ich alle meine Schnellverschluss-Fittinge durchgetestet, quasi gebinnt, und konnte dann das eine schwarze Schaf aussortieren. Blöd nur, dass ich zu dem Zeitpunkt schon fast mit allen Tests durch war und nun alle Läufe, die ursprünglich mit diesem Fitting durchgeführt wurden (ca. 30%), wiederholen durfte. Also keine Sorge, fast alle Ergebnisse in den Diagrammen sind also schon korrigiert.
Nur beim Thermaltake Pacific SW1 auf LGA1700, dessen Mounting-Hardware nach dem 2. Versuch das zeitliche gesegnet hatte, konnte ich keine korrigierte Messung mehr nachliefern. Die Temperatur-Werte in den Diagrammen dürften maximal ein halbes Kelvin schlechter sein, was nicht kriegsentscheidend ist, aber die Durchflusswerte auf LGA1700 sind nun mal nicht plausibel. Es sind genau solche Stolpersteine, über die man erstmal fallen muss, die mir noch etwas Sorgen machen. Wie findet ihr den Test-Aufbau und die Methodik? Was würdet ihr vielleicht anders oder besser machen?
Zusammenfassung und Fazit
Dass jeder Block irgendeine Art von Mounting-Problem hat, hat mich dann schon sehr überrascht. Seien es schlecht geschnittene Gewinde, gerissene Schrauben, schlecht gefertigte Schraubenköpfe, zu eng gefräste Nuten, suboptimales Anzugs-Drehmoment oder einfach nur bescheidenes Handling – fast jeder Wasserblock hat irgendein Wehwehchen. Die einzigen Blöcke, die das nicht haben, sind der Hydro X XC7 von Corsair und die älteren Eisblock XPX Blöcke von Alphacool, wobei alle diese in Puncto Kühlerperformance wieder deutlich zurück liegen. Einen „rundum sorglos“-Block mit sehr guter Performance hat unser Test nicht so wirklich hervorgebracht. Den besten Kompromiss schafft noch der Heatkiller IV Pro von Watercool. Oder bin ich da mit meinem extrem deutschen Qualitätsverständnis zu streng?
Einen wirklichen Sieger definieren oder eine klare Empfehlung aussprechen können wir in unserm heutigen Test nicht. Auf der anderen Seite des Feldes gibt es aber Wasserblöcke, die vor allem mit dem LGA 1700 Sockel von Intel nicht wirklich klarkommen und von denen wir abraten würden. Dazu gehören leider der Thermaltake Pacific SW1 Plus, der mit seiner Kunststoff-Backplate und minderwertigen Schrauben zum Montage-Alptraum wurde und auch in Bezug auf die Performance am Ende der Diagramme zu finden war. Auch können wir den Liquid Extasy No. Uno in der Acryl Variante nicht empfehlen, da das Material die am LGA 1700 Sockel herrschenden Kräfte einfach nicht übertragen kann, ohne sich zu verbiegen und dadurch ggf. Leckagen zu riskieren.
Auch Alphacools alte Generation an XPX Blöcken sieht auf modernen Plattformen, selbst mit Aftermarket Core Backplate, performancetechnisch kein Land. Die Montage funktioniert zwar annehmbar, aber das Alter des Designs ist durchweg spürbar. Ebenfalls an Altersschwäche leidet EK-WB’s Quantum-Magnitude, der zudem noch mit Abstand der teuerste Wasserblock des heutigen Tests ist. Traut man sich selbst zu, die Schrauben fester anzuziehen als spezifiziert, wird die Kühlperformance zumindest annehmbar, aber trotzdem steht der Preis hier nicht im Verhältnis zur Performance. Natürlich kann ein CPU Wasserblock mehr sein als ein Kühler: Design, RGB-Beleuchtung, Fertigungsqualität, Modularität etc.. Wenn Preis und reine Kühlperformance nicht an oberster Stelle stehen, kann man hier als Kunde womöglich trotzdem glücklich werden.
Generell ist zu beobachten, dass die Montage eines Wasserblocks für die Performance aus modernen Plattformen mindestens genauso wichtig ist wie das interne Design. Hierbei gibt es wiederum zwei Ansätze, die die Hersteller verfolgen: Entweder man versucht, die CPU gerade zu machen bzw. die Biegung durch den ILM zu verhindern. Oder man berechnet die Konkavität der CPU mit in das Design der Bodenplatte ein und macht diese mindestens so konvex, damit die Mitte der Bodenplatte auch die Mitte der CPU berührt bzw. dort den höchsten Anpressdruck ausübt. In der Praxis verfolgen die meisten Hersteller natürlich eine Kombination aus beiden Ansätzen.
Tricky wird es eben, wenn mehrere Plattformen im Spiel sind und natürlich auch wenn die CPUs und Mainboards der selben Plattform unterschiedlich gebogen sind. Und dann gibt es natürlich auch noch Washermods, Aftermarket-ILM-Frames und Leute, die ihre CPU plan schleifen. All diese Variablen mit mehr Anpressdruck zu erschlagen, mag zwar rein physikalisch zum besten Kontakt führen, aber posten soll das System ja auch noch. Schließlich gibt es auch noch Spezifikationen der CPU-Hersteller, wie viel Anpressdruck ein CPU-Kühler theoretisch haben darf, was sich aber in der Praxis auch nochmal anders verhält. Hier den richtigen Kompromiss zu finden, ist ein wahnsinniges Engineering-Puzzle.
Wenn wir den Test und die Ergebnisse gesamtheitlich und nüchtern betrachen, dann kann der Alphacool Core 1 diese komplexe Aufgabenstellung mit am besten lösen, dicht gefolgt vom Aqua Computer cuplex kryos NEXT und danach dem Watercool Heatkiller IV Pro. Letzterer ist zwar erstmal günstiger in der Basis-Version, benötigt aber eine zusätzliche Backplate, um bei der Performance aufholen zu können. Realistisch gesehen bewegen sich also diese 3 Blöcke nahezu auf Augenhöhe und unterscheiden sich nur in einigen Feinheiten. Bei der Benutzerfreundlichkeit hat auch jeder Block so seine eigenen kleinen Stolpersteine und das visuelle Design ist bekanntlich Geschmackssache.
Im Mittelfeld ist der No. Uno von Liquid Extasy ein technisch interessantes Konzept mit einem Hauch von Early Access und zumindest in der Aluminium Version mit der Performance auf dem Level eines EK-Quantum Velocity 2 D-RGB. Dieser wiederum ist visuell der außergewöhnlichste und vielleicht hübscheste Kandidat, dafür aber umso bescheidener in der Montage – wer schön sein will, muss leiden. Der XC7 Pro von Corsair bestätigt sich als solider Mittelklasse-Block mit RGB-Beleuchtung und einfacher Montage zu einem vernünftigen Preis.
Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass ich hoffe mit diesem Test den Herstellern und Kunden dieser Wasserblöcke gerecht geworden zu sein. Für die Test-Methodik wird sich mit Sicherheit noch die eine oder andere kleine Verbesserung finden und für FollowUps habe ich auch schon diverse Ideen parat – lasst mir dazu auch gerne eure Ideen im Forumthread da. Nach so viel Wärmeleitpaste auftragen und wieder säubern, brauche ich aber erstmal etwas Abwechslung. Neue DDR5 ICs übertatken sich ja auch nicht von alleine.
Bei folgenden Wasserblöcken handelt es sich um ein Test-Sample des jeweiligen Herstellers: Corsair Hydro X XC7 RGB Pro, Thermaltake Pacific SW1 Plus, Alphacool Eisblock XPX Pro 1U und Liquid Extasy No. Uno.
Bei folgenden Wasserblöcken handelt es sich um selbst erworbene Retail-Ware: Watercool Heatkiller IV Pro, Aqua Computer cuplex kryos NEXT, EK-Quantum Magnitude, EK-Quantum Velocity 2 D-RGB, Alphacool Core 1 Aurora sowie Alphacool Eisblock XPX Aurora.
- 1 - Einführung und Test-Methodik
- 2 - Test-Hardware und -Systeme
- 3 - EK-Quantum Velocity 2 D-RGB 1700
- 4 - Watercool Heatkiller IV Pro
- 5 - Alphacool Core 1 Aurora
- 6 - Aqua Computer cuplex kryos NEXT
- 7 - Thermaltake Pacific SW1 Plus
- 8 - Liquid Extasy No. Uno
- 9 - EK-Quantum Magnitude
- 10 - Corsair Hydro X XC7 RGB Pro
- 11 - Alphacool Eisblock XPX Aurora und XPX Pro 1U
- 12 - Ergebnisse Intel LGA 1700 – Core i9 13900KF
- 13 - Ergebnisse AMD AM5 – Ryzen 9 7950X
- 14 - Lessons Learned, Zusammenfassung und Fazit
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