Zusammenfassung
Wie macht man ein Produkt billiger und attraktiver, ohne direkt den Preis zu senken und sich damit auf einen Preiskampf einzulassen, den man so nicht gewinnen kann (und möchte)? Man schafft ein super-adäquates Produkt, legt sogar noch etwas Performance obendrauf, verzichtet dabei zwar etwas auf Effizienz, kann aber deutlich mehr Chips nutzen, um auch dadurch den Preis signifikant zu senken. Ergo gibt es eine neue, „verbesserte“ Rezeptur, die im Gegensatz zu den neuen Produkten der einschlägigen Lebensmittelkonzerne sogar günstiger wird. Und das noch bei mehr Inhalt. Gut, ein paar Kalorien an der Steckdose werden auch noch fällig, aber das sind Peanuts im Vergleich zum Einkauf.
Was klingt, wie die umgekehrte tägliche Kritik an den Mogelpackungen im Handel, ist dabei sicher auch Kalkül. NVIDIA hat in über einem Jahr mit Sicherheit genügend Chips für die GeForce RTX 4080 Super gesammelt und dabei gleichzeitig auch noch die Ausbeute steigern können, um dieses Produkt stolz als Ersatz der GeForce RTX 4080 Non-Super zu platzieren. Im Schnitt 1 bis 2.5 Prozent mehr Performance gegenüber der Non-Super-Karte bei reichlich 5% mehr Shadern klingen jetzt zwar noch nicht so berauschend, aber man erreicht zumindest belegbar den Bereich außerhalb irgendwelcher Messtoleranzen.
Natürlich werden Dinge, die vorher unspielbar waren jetzt nicht plötzlich spielbar, aber es ist zumindest ein gewisser Benefit, den man als Kunde doch gern mitnimmt, zumal der Preis der sogenannten UVP-Karten deutlich gesunken ist. Allerdings kommen bei dieser Party auch wieder die Boardpartner ins Spiel und wer es etwas schöner und in leuchtend haben möchte, klettert im Preis ganz schnell mal um 100 bis 300 Euro nach oben. Dann ist der Vorteil auch wieder futsch und man wird sich überlegen, wo man seine Prämissen setzt. Das erste Bild ist bei der GeForce RTX 4080 Super somit durchaus positiv. Denn NVIDIA bietet seit Langem mal wieder eine Karte, die günstiger wird als das ältere Vergleichsmodell und die in der Effizienz trotz allem noch mit im Spitzenfeld bleibt. Die rund 80 Prozentpunkte gegenüber einer sogar noch etwas langsameren GeForce RTX 3090 Ti sind immer noch erschreckend hoch und sie zeigen auch, was in der Ada-Generation steckt, selbst wenn man den Hahn ein klein wenig weiter öffnet.
Und es lohnt sich auch, neben den Balken auch das Gesamtpaket zu betrachten und den Preis in der Relation zu sehen. Neben der minimalen Performance-Steigerung und der hohen Effizienz (im Rahmen der erbrachten Gaming-Performance) bietet auch diese Ada-Karte nämlich weitaus mehr als nur eine gesteigerte Rasterleistung in den üblichen Pixelorgien! Das gesamte Feature-Set aus extrem gesteigerter Raytracing-Leistung, DLSS 3.x und Reflex wird begleitet durch andere Hardware-Lösungen wie den dualen Video-Encoder (NvEnc), der sogar parallel Aufgaben übernehmen kann.
Gleichzeitig Streamen und Aufzeichnen sind da nur eine Facette, denn die insgesamt gesteigerte Rechenleistung der GeForce RTX 4080 Super einschließlich dem Zuwachs an Tensor-Cores wird man auch im Produktiveinsatz sehr zu schätzen wissen. Blender ist da nur ein Beispiel von vielen, denn viele der CUDA-basierten Plugins der Standard-Software profitieren ebenfalls von der neuen Leistungsfähigkeit. Auch hier gibt es viele interessante Themen und wer zudem auf KI-basierte Spielereien steht, findet jede Menge Anwendungen. Für Creatoren ist der AV1-Encoder ebenfalls keine schlechte Sache. Ja, die Unterschiede zur GeForce RTX 4080 Non-Super sind in manchen Bereichen fast schon homöopathisch, aber das war am Ende ja auch nicht anders zu erwarten.
Die NVIDIA GeForce RTX 4080 Super Founders Edition 16GB
Die rabenschwarze, sehr ansehnliche Karte macht exakt das, was man von ihr erwartet hatte und sie ist als UVP-Karte durchaus auch eine Art Sammlerstück. Da wird man auch verschmerzen können, dass der Speicher eine Spannungswandler-Phase weniger bekommt und die Lüfter etwas brummig sind, sodass beim Einbau in ein Gehäuse auch tieferfrequente Geräusche übertragen werden, die man dann durchaus wahrnehmen kann. Die Karte ist allerdings alles andere als laut, aber das mit den Lüftern hatte ich schon mehrmals kritisiert. Schade drum.
Mit fast 2,2 Kilogramm ist die Founders Edition allerdings ein schwerer Brocken, der unbedingt eine Grafikkartenhalterung benötigt, wenn man sein Mainboard bei der horizontalen Standardeinbauvariante nicht beschädigen oder die Platine der Karte am PCIe-Anschluss zum Slot hin nicht zerbrechen möchte. Warum es hier keine mitgelieferte Lösung gibt, entzieht sich etwas meinem Verständnis. So eine Halterung kann man auch für weniger als einen USD produzieren, man muss nur wollen.
Was gefällt, ist die Bauelemente-Bestückung der Platine mit einem sehr hochwertigen PWM-Controller und sehr guten Smart Power Stages statt einfacher DrMOS. Die verwendeten Spulen sind allerdings nur Durchschnitt, was man leider auch gut hören kann. Der Rest ist fehlerfrei und weitab von Kritik. Das Design mag polarisieren, aber es ist zeitlos und doch auffällig. Das allein könnte für viele ein guter Kaufgrund sein. Und für die Wassersport-Freunde: Es gibt keinerlei Siegel und wer sich nicht gar zu dumm anstellt, gutes Werkzeug besitzt und einen Plan hat, der dürfte auch bei einem Umbau nicht im Regen stehen. Der Preis ist jedenfalls im Vergleich zu den Boardpartnermodellen mit Lichterkette deutlich moderater und fairer.
MSI GeForce RTX 4080 Super Expert 16 GB
Die mit 1249 Euro UVP ausgepreiste und damit 140 Euro teurere Karte von MSI performt innerhalb der Messtoleranzen fast identisch, so dass die Performance allein kein Kaufargument darstellt. Erstmals setzt MSI übrigens auch auf das gleiche Kühlprinzip wie NVIDIA und schafft es doch, die Karte trotz eines großen Monoblocks als Body immerhin 300 Gramm leichter zu produzieren und doch die Maße der Founders Edition quasi zu übernehmen. Die Lüfter sind deutlich neutraler und damit auch im Gehäuse angenehmer im Klangbild. Das Power Limit liegt mit 370 Watt zudem noch einmal 15 Watt höher als bei der FE, wobei man es kaum ausnutzen können wird, weil eh vorher die Spannung limitiert.
Optisch geht MSI allerdings komplett andere Wege und kann auch beim Material punkten. Ja, die Karte ist nicht so auffällig wie die FE, aber auch das kann seinen Charme entfalten. Dass man für die VRM- und Speicher-Heatsinks statt wie bei der FE nicht auf Aluminium, sondern Kupfer und bessere Wärmeleitpads setzt ist da nur eine Facette. Das Finish des Bodies mit Titan auf einer Aluminium-Silizium-Legierung kann man gern so lassen, das wird sicher auch seine Liebhaber finden.
Die Bauelemente-Bestückung ist hier allerdings etwas günstiger gelöst. Statt eines einzigen High-End Multi-Rail-Controllers setzt man auf günstigere Einzel-Lösungen und nur 8 statt 10 Phasen, wobei es am Ende dann doch 13 Spannungswandler (5 davon parallel) für die GPU-Spannung wurden (FE mit nur 10 Regelkreisen), weil die verwendeten DrMOS etwas geringere Spitzenströme vertragen. Unterm Strich sind beide Karten aber gleich effizient, so dass ich die 13 Regelkreise lieber mag, weil sich dadurch auch das Spulenfiepen etwas reduziert und die Hotspots auf der Platine noch weiter entzerrt werden.
Ob einem die etwas leichtere Karte, die übrigens mit einer extra Halterung im Zubehör ausgeliefert wird, die 140 Euro Aufpreis wert ist, muss dann jeder mit sich selbst ausmachen, wenn es denn eine GeForce RTX 4080 Super werden soll.
Fazit
Der Launch war geprägt von Hektik und logistischen Wirrungen, so dass am Ende vielleicht etwas die Tiefe verloren gegangen ist. Statt zweier Artikel habe ich deshalb alles in einen gepackt, mit Absicht übrigens. Denn die ganzen Super-Karten unterscheiden sich nur marginal und es ist zu vermuten, dass in vielen Tests die Reihenfolge eher über das Glück im GPU-Lotto entstanden ist, als durch die Skills der jeweiligen R&D-Mitarbeiter. Das betrifft übrigens auch den Unterschied zur GeForce RTX 4080 Non-Super, die jetzt im Preis sicher extrem nachgeben dürfte. Den Kunden wird es natürlich freuen, wenn das dann auch wirklich der Fall ist. Falls nicht, wird es in ein paar Wochen auch keiner mehr merken.
Die GeForce RTX 4080 Super ist das klassische Side-Grade, wo man nur beim Neukauf einen wirklichen Benefit merken wird. Als Besitzer einer „alten“ RTX 4080 Non-Super wird man sich noch nicht einmal ärgern müssen, dass das Produkt so schnell (nicht) obsolet wurde. So richtig euphorisch stimmt mich die heutige Super-Geschichte allerdings nicht wirklich, denn dafür sind einfach die Unterschiede zwischen allen und allem viel zu klein.
Die Grafikkarten wurden von NVIDIA und MSI für diesen Test unverbindlich zur Verfügung gestellt. Die einzige Bedingung war die Einhaltung der Sperrfrist, eine Einflussnahme oder Vergütung fand nicht statt.
- 1 - Einführung, technische Daten und Technologie
- 2 - Unboxing und technische Details beider Karten
- 3 - Test System und Messequipment
- 4 - Teardown: PCB und Komponenten
- 5 - Teardown: Kühler und Lüfter
- 6 - Materialanalyse der NVIDIA RTX 4080 Super FE 16GB
- 7 - Materialanalyse der MSI RTX 4080 Super Expert 16GB
- 8 - Gaming-Performance WQHD (2560 x 1440)
- 9 - Gaming Performance Ultra-HD (3840 x 2160)
- 10 - Gaming Performance DLSS vs. FSR
- 11 - Gaming Performance mit Frame Generation
- 12 - Latenzen und Lags
- 13 - Workstation Grafik und Rendering
- 14 - Details: Leistungsaufnahme und Lastverteilung
- 15 - Lastspitzen, Kappung und Netzteilempfehlung
- 16 - Temperaturen, Taktraten und Infrarot-Analyse
- 17 - Lüfterkurven und Lautstärke
- 18 - Zusammenfassung und Fazit
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