Lastspitzen und Kappung
Schauen wir uns zunächst einmal die fließenden Ströme am 12VHPWR an. Zunächst werfen wir einen Blick auf die fließenden Ströme beim Gaming und knapp 300 Watt Leistungsaufnahme. Gemessen wurde in gröberen 20-ms-Intervallen, also rund 50 Mal pro Sekunde, um die Last am Supervisor-Chip der Netzteile zu simulieren (Abschaltung). Wir sehen, dass ALLE Lastspitzen bei spätestens 35 A abgekappt werden, wobei man nicht die exakte Bremse vorfindet, wie sie die GeForce 4090 nutzen kann. Damit liegt man ziemlich genau bei bis zu 380 Watt im Mittelwert pro Intervall (die Peaks analysieren wir gleich noch). Mehr “sieht” das Netzteil also gar nicht! Das ist trotzdem immer noch vorbildlich und auch komplett ungefährlich.
Trotzdem müssen wir noch einen Blick auf die Spannungen werfen, bzw. das Produkt aus Spannung und Stromfluss. Ich schrieb ja bereits, dass ich hier an drei verschiedenen Netzteilanschlüssen gemessen habe, auch wenn sich am Ende auf der Platine der Grafikkarte alle drei Anschlüsse wieder treffen (bzw. im Adapter). Das, was wir hier jetzt als viel deutlichere Schwankungen und Spitzen erkennen können, liegt am partiell ein klein wenig übervoltenden Netzteil und somit an der Spannung und nicht den Strömen. Das ist technisch bedingt, jedoch kein Beinbruch. Wir sehen jedoch auch, dass die eine Spitze bei ca. 450 Watt nicht durch den fließenden Strom bedingt ist (Grafikkarte), sondern eigentlich vom Netzteil resultiert! Auch diese Erkenntnis sollte man als Reviewer natürlich mit berücksichtigen.
Beim Torture-Test sieht es auf seiten der Grafikkarte sogar noch besser aus. Die Karte kappt die Ströme bereits bei rund 29 Ampere gnadenlos. Außer den Drops, die ja unschädlich sind und zum Schutz der Karte dienen, gibt es keinerlei Auffälligkeiten.
Nimmt man jetzt wieder die Spannung mit hinzu, dann sieht man eine stärkere Welligkeit (Ripple), die sich wiederum aus der etwas hibbeligen Betriebsspannung ergibt. Allerdings muss man zur Ehrenrettung des Netzteils auch sagen, dass dies alle aktuellen Produkte aller Hersteller betrifft und sicher auch kaum zu vermeiden ist.
Weil ich es aber noch ganz genau wissen möchte, löse ich das Ganze einmal noch höher auf und nehme mir 20 ms als gesamte Laufzeit vor. Die Intervalle von 10 Mikrosekunden sind gerade noch sinnvoll messbar und wir sehen hier als graue Kurve auch einmal die Spannung, deren Mittelwert zwar bei knapp über 12 Volt liegt, die aber nichtsdestotrotz im Rahmen des Zulässigen noch etwas alterniert.
Rechnet man das dann auf die Leistungsaufnahme in Watt um, dann erhält man dieses Bild:
Das Ganze habe ich auch noch einmal für den Torture-Loop gemacht, bei dem wir die regelmäßigen Drops bewundern dürfen. Zunächst wieder die Ströme, die aber in jedem Anstieg noch einen eigenartigen, wiederkehrenden Drop aufweisen. Das sieht aus wie ein kleiner Schluckauf, bevor die Leistung kurz darauf wieder richtig gedrosselt wird.
Und dann wieder gesamte Watt-Zahl:
Netzteilempfehlung
Kommen wir nun zu dem Punkt, der die erwartete Sensation explodierender Netzteile komplett ad absurdum führt. Selbst WENN man die Karte hoffnungslos überpowert, braucht eigentlich kein Mensch ATX 3.0 Netzteile über 1000 Watt, es sei denn, die CPU frisst mehr als 300 Watt. Das ist wirklich eine reine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die darbende Netzteilindustrie und befriedigt nur die kranke Phantasie einiger Normierungs-Fetischisten. Das muss man wirklich mal so hart formulieren. Gut, die Karte zieht selbst bei Volllast keine 320 Watt am 12VHPWR, aber fast. Ich konnte diese Last auch nur mit Furmark erreichen, so dass hier die Transienten im Verhältnis nur sehr minimal ausfallen, weil es auch kaum Lastwechsel gibt. Man sollte also auch zusammen mit der CPU immer unter 600 bis 700 Watt bleiben.
Dahingehend formuliere ich auch meine Netzteilempfehlung, die bei den OC-Modellen der GeForce RTX 4080 so lautet, dass man mit einem modernen 750-Watt Gold- oder Platin-Netzteil recht sicher hinkommen sollte. Bei vollem Power Limit von bis zu 400 Watt und Furmark reicht dann auch so ein Modell, wenn der Spannungsversorger kein absoluter Schrott ist. Auch wenn meine Liste kurz ist und ich auch nicht länger als 1 Stunde pro Netzteil testen konnte – ich habe einfach mal durchgenudelt, was oben im Labor noch unverbaut im Regal stand und durchgehalten hat.
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