Audio Audio/Peripherie Sound System Testberichte

[UPDATE] Audio-Roundup: 2.0- und 2.1-Soundsysteme im Vergleichstest

Kurzvorstellung und technische Daten

Mit den ab Mai 2016 auch in Deutschland erhältlichen S1000DB erfindet sich Edifier zwar nicht neu, reagiert allerdings recht umfassend auf das Feedback von Kunden und Testern. Die neue Philosophie spürt man bereits beim Auspacken, denn mit reichlich acht Kilo pro Lautsprecherbox hält man ein massives Konstrukt in der Hand, das auch haptisch einiges hermacht.

Neben der deutlich gesteigerten Festigkeit des Korpus hat auch die Front deutlich zugelegt, deren abnehmbare Bespannung endlich auch optisch kein Notpflaster mehr ist. Abgesehen davon, dass die nicht blickdichten Textilien auch optisch besser zur Geltung kommen, kommt es im Hochtonbereich auch nicht mehr zu lästigen Beeinflussungen des Klangbildes.

Der matt-schwarze Korpus im Schleiflack-Stil ist mit zwei furnierten Seitenteilen beplankt, die über die abgerundeten Kanten auch akustisch etwas punkten können, deren Funktionalität jedoch wohl eher optischer Natur ist und Edifiers aktueller Design-Linie folgt.

Neu sind auch die verwendeten Chassis. So kommt im Mittel-/Tieftonbereich ein neues 14-cm-Aluminium-Chassis im klassischen Design zum Einsatz, das nunmehr auch frontseitig befestigt wird. Die neuen Titanium-Hochtöner strahlen relativ ausgeglichen ab und sind ein sehr guter Ersatz für die seit Jahren verwendeten 2,5-cm-Seidenkalotten von Edifier. Auf einen Waveguide verzichtet Edifier jedoch auch diesmal.

 

 

Im Lieferumfang findet man – wie von Edifier gewohnt – erst einmal jede Menge Kabel. Neben dem Klinke-Cinch- und dem Cinch-Anschlusskabel, findet man auch noch ein kurzes optische Kabel (TOSLINK) sowie das proprietäre Lautsprecherkabel im Lieferumfang.

Darüber hinaus bekommt man noch eine einfache IR-Fernbedienung, die zumindest die wichtigsten Funktionen beeinhaltet. Doch dazu gleich mehr.

 

Konnektivität und Usability

Wie auch schon die kleineren Modelle sind die Boxen dem aktuellen Trend folgend deutlich nach hinten geneigt und strahlen somit etwas nach oben ab. Das kann gewünscht sein, aber auch stören. Betreibt man die Boxen in größerem Abstand, sollte der Aufstellort nicht zu hoch gewählt sein. Sideboards sind hier neben passenden Lautsprecherständern sicher der beste Kompromiss.

Die Bassreflexöffnungen befinden sich an der Rückseite. Leider liefert Edifier keine passenden Stopfen zur Dämpfung mit, was in dieser Preisklasse durchaus nicht unüblich ist. Mit solchen Dämpfern könnte man die auftretenden Probleme bei der Regalaufstellung oder bei nahen Wandflächen elegant verringern bzw. sogar komplett beseitigen. Hier wird der Käufer also bei Bedarf selbst nach Lösungen suchen müssen.

Die Konnektivität ist sehr gut, denn neben zwei (parallel) geschalteten analogen Eingängen mit unterschiedlicher Emfindlichkeit (PC: 900 ± 50mV, AUX: 700 ± 50mV) gibt es noch zwei parallel laufende Digitaleingänge (OPT, COAX: 350 ± 50 mFFs). Die Verbindung über Bluetooth ist innerhalb des Raumes bis reichlich acht Meter stabil und das Pairing schnell erledigt.

Neben dem elektronisch umgesetzten Lautstärkeregler, der als Druckschalter noch optimal zur manuellen Kanalwahl genutzt werden kann, findet man einen analogen Klangregelzweig für die Bässe und Höhen mit einem definierten Mittelpunkt, der zudem eine ausgeprägt neutrale Wiedergabe ermöglicht. Der Rest ist dann entweder Tiefsee oder Badewanne, je nach Richtung.

Die Verbindung der beiden Lautsprecher erfolgt über ein proprietäres Kabel. Das Netzkabel ist nicht abziehbar, dafür erhält man noch einen echten Netzschalter.

Messung und Sound-Check

Die Messung dieser wuchtigen Regallautsprecher bietet dann auch ein erfreuliches Bild. Wir haben uns anhand der Specs bereits gefragt, warum Edifier zur etwas unüblichen +/- 4dB Toleranz gegriffen hat – und wurden durch die eigenen Messungen mit der möglichen Antwort konfrontiert. Denn auch wenn der Verlauf erfreulich neutral bleibt und sich keine hörbaren Patzer erlaubt, es sind immer die maximal 4dB, um welche die einzelnen Frequenzen der Verlaufskurve  „herumwobbeln“.

Allerdings ist dies Jammern auf sehr hohem Niveau und man kann sich zumindest freuen, dass Edifier erstmals einen echten Freuqenzgang angibt und diese Angabe dann zweitens auch noch der Realität entspricht.

Dreht man beide Klangregler aufs Maximum, dann steppt der Bass und die Höhen zirpen wie angestochene Grillen auf Extasy. Too much, aber es soll ja Freaks geben, für die so etwas die heilige Offenbarung ist. Kurzum: Es geht grandios, wenn es denn muss.

Wer die Anlage auf Schmalhans trimmt, büßt so ziemlich alles ein, was sie von einem 50-Euro-Billigheimer unterscheidet. Man sieht aber sehr schön den sehr ausgeprägten Regelbereich und dessen Minima.

Kommen wir nach so viel Kurventechnik zum subjektiven Klangerlebnis. Das System spielt für Regalboxen erstaunlich tief. Die Kontraoktave kommt zwar nicht mehr ganzheitlich ins Ziel, ist aber stets noch präsent, wenn man das passende Material einspielt. Für die Subkontraoktave reicht es dann nicht mehr (wie auch?).

Das ist insgesamt dann auch ein sehr erfreulicher Umstand, denn man wird keinen Subwoofer vermissen, solange man die Boxen gut aufstellt und gegebenenfalls auch mit etwas Schaumgummi in den Bassreflexrohren dämpft. Damit sind der Tiefst- und Tiefbass gut aufgestellt und es bleibt jederzeit knackig und doch klanglich warm.

Der Oberbass und die unteren Mitten sind ebenfalls sehr schmeichelnd und bleiben auch relativ neutral, so dass männliche und später auch weibliche Vocals im Grundton unverfälscht bleiben und alle Instrumente immer genau so agieren, wie man es von ordentlichen Lautsprechern auch erwartet.

Mittel- und Hochton sind frei von Fehlern und lösen zudem sehr gut auf, ohne jedoch gleich analytisch zu werden. Es ist definitiv noch nicht als audiophil zu bezeichnen, aber es steht klanglich alles im guten Verhältnis zum Preis. Die räumliche Zuordnung passt und die Bühne bleibt im Rahmen dessen, was man bezahlt. Sicher ginge es noch wesentlich besser, dann allerdings auch deutlich teurer.

Insgesamt ist die Performance über den gesamten Frequenzbereich sehr ausgeglichen und ähnlich. Das macht das aktive Boxenpaar zu einem sehr guten Allrounder, der lediglich im Nahbereich (Desktop) eher nichts zu suchen hat. Zu wuchtig und schwer und zudem mit leichten Abfällen im Tiefstbass, wenn der Abstand zwischen Boxen und Zuhörer zu klein ausfällt (unter ein bis zwei Metern).

Fazit

Das Edifier Studio S1000DB ist recht solide in der HiFi-Klasse angekommen, auch wenn es definitiv kein audiophiles High-End ist. Neben einer blitzsauberen Verarbeitung des deutlich verstärkten Korpus kommen zudem endlich auch einmal neue Lautsprecher-Chassis zum Einsatz, die einen wirklichen Mehrwert mitbringen.

Viel größer (und schwerer) kann man Regalboxen nicht machen und mit einem Kampfgewicht von fast 16,5 Kilo ist auch die Leidensfähigkeit so mancher Regalbretter schon deutlich überstrapaziert. Aber diese Kalorienkur hat den Boxen gut getan, denn sie bedienen auch Bassregionen, die vielen anderen Regalboxen verwehrt bleiben.

Preislich ist man mit einer UVP von 399 Euro, die mit Sicherheit irgendwann auf einen Straßenpreis von ca. 349 Euro fallen wird, noch recht gut bedient, auch wenn man das Design mögen muss. Klanglich kann jedenfalls eher weniger schiefgehen.

Pro Kontra
– auffälliges Design
– massiver und sehr steifer Korpus
– für den Preis sehr guter Klang
– Bluetooth, viele herkömmliche Eingänge
– sehr hohe Verarbeitungsqualität
– sehr schwer
– etwas standortabhängiger Bass

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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