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[UPDATE] Audio-Roundup: 2.0- und 2.1-Soundsysteme im Vergleichstest

Kurzvorstellung und technische Daten

Man trifft sich immer zweimal im Leben – mindestens. Und so wundert es uns auch nicht, dass wir beim Auspacken des Avermedia Ballista Trinity GS315 ein Déjà-vu allererster Güte hatten. Wer sich besipielsweise 2013 mal das Genius SW-G2.1 3000 näher angesehen hat, der wird feststellen, dass hier nicht nur der selbe OEM in der Fabrikation tätig war, sondern auch Dinge wie der Subwoofer und die Class-D Endstufe nahezu unverändert übernommen wurden – alle Vor- und Nachteile inklusive. Doch dazu gleich mehr.

Das Erscheinungsbild des Systems ist dann auch genau so, wie man sich es sich vorstellt, wenn es sich vornehmlich an die jugendliche Gamer-Zielgruppe richtet. Da trifft dann schon mal kräftiger Kunststoff-Barock auf die gern genommene schwarz-rote Gamer-Farbenlehre und das Marketing packt zusätzlich noch die ganze Bandbreite optischer und verbaler Geschmacksverstärker drauf.

Was dieses System jedoch von vielen (auch wesentlich günstigeren) Mitbewerbersystemen positiv abhebt, ist die Trennung von Lautsprechern und Verstärkereinheit, die separat auf dem Tisch platziert werden kann. Damit spart man sich dann auch die üblichen Kabelfernbedienungen dieser Preisklasse, weil alles direkt erreich- und einstellbar ist.

Der Lieferumfang ist schmal, aber sehr zweckmäßig. So liegen lediglich zwei Anschlusskabel bei (Klinke, Cinch), eine Art Handbuch/Infomaterial sowie kleine Gummiaufkleber als vibrationsdämpfende und materialschonende Aufstellfläche für die Satelliten bei. Zusätzlich bekommt man als Dreingabe noch einen Adapterstecker, wenn man die Lautsprecher mal im Ausland betreiben möchte – wobei man dieses Soundsystem wohl eher nicht portabel einsetzen dürfte. Aber dieser Adapter erleichtert natürlich den internationalen Verkauf.

 

Konnektivität und Usability

Kommen wir wieder auf unseren Einführungssatz zurück: Die Satelliten mit den Mittel-/Hochtönern hat man sich optisch maßgeschneidert anpassen lassen, womit sich auch ein Teil des relativ hohen Anschaffungspreises erklären würde. Immerhin kostet Tooling für den Spritzguss ordentlich Geld – und die finale Optik passt perfekt zum martialischen Auftritt des gesamten Systems. Die verbauten 6-cm-Breitband-Chassis sind nicht einmal schlecht, kranken jedoch bauartbedingt an einer gewissen Schwäche im Superhochton.

Der Subwoofer besitzt – wie die beiden Satelliten auch – ein fest angeschlossenes Lautsprecherkabel mit Cinch-Stecker und ist für seine Größe erstaunlich leicht. Blendet man die Barockfront aus, hat man den seit Jahren unveränderten Subwoofer vor sich, der allerdings optisch ein wenig mehr vorgibt, als er praktisch halten kann – doch dazu später beim Sound-Check mehr.

Die Verarbeitung geht in Ordnung, die Beschichtung der etwas zu dünnen MDF-Seitenwände (Stichwort Resonanzen) ist frei von hässlichen Kanten oder Kleberesten. Die Bassreflexöffnung ist zudem etwas ungünstig an der Rückseite knapp über der Unterkante platziert, so dass der Boden des Aufstellortes (und eventuelle Wände samt Scheuerlisten) einen sehr hohen Einfluss auf das Klangerlebnis hat.

 

 

Der auch als Steuereinheit bezeichnete Verstärker ist eine separate Geschichte und kann – soweit es die festen Anschlusskabel der Lautsprecher mitmachen – auch recht frei und flexibel platziert werden. Beim Hinlegen sollte man allerdings darauf achten, die Lüftungslöcher der Seitenteile nicht komplett zu verdecken.

Die angegebenen 77 Watt RMS sind eine recht optimistische Angabe, denn schaltungstechnisch und nach Messungen der Gesamtleistungsaufnahme (Oszilloskop, True RMS) sind elektrisch nur deutlich niedrigere Werte drin. Wenn man um die 40 Watt Sinus-Dauerton in der Summe erreicht, darf man sich glücklich schätzen. Alles andere verzerrt vor allem bei Mitten und Höhen dann schon extrem.

Die Class-D-Endstufe für in dieser Form schon gefühlte Ewigkeiten vom OEM angeboten und liefert ein permanentes, deutlich hörbares Grundrauschen nebst einem netten Zirpen. Dieses Grundgeräusch ist pegelunabhängig vom analogen Eingang und allen Reglerstellungen.

Eine mögliche Ursache für diese ärgerliche Unart wäre die Nutzung des Spread-Spectrum-Features in Zusammenhang mit einem schnellen A/D-Wandler, wenn die Frequenzen nicht exakt genug sind. Oder es könnte durch sogenannten „Jitter“ im Takt bzw. den taktenden Bauteilen entstehen. Quellen gäbe es da einige wie beispielsweise die suboptimale Beschaltung der FETS (Treiber) oder Komperator bzw. Integrator. Da der Fehler schon vor drei Jahren mit einer anderen Vorstufe auftrat, ist wirklich von einer Art Schaltungsfehler im Bereich des Digitalverstärkers auszugehen.

Neben dem Ein-/Aus- und dem „Assassin-Taster“ (leichte Pegelabsenkung im Nachtmodus-Stil) findet man an der Frontseite einen Lautstärkeregler sowie zwei Regler für Höhen und Tiefen, die keine Fächerregler im herkömmlichen Sinne sind.

Der Drehregler für die Signalwahl schaltet zwischen den beiden Cinch-Eingängen L/R sowie Aux auf der Rückseite und der frontseitigen 3,5-mm-Klinkenbuchse (Line-In) um. Darüber hinaus findet man an der Front noch den Kopfhörerausgang fürs Headset (Schaltbuchse mit Lautsprecherabschaltung) und einen durchgeschleiften Mikrofoneingang, für den das 3,5-mm-Klinkenkabel aus dem Zubehör gedacht ist und dessen Eingangsbuchse an der Rückseite mit dem PC verbunden werden kann.

Einen mechanischen Kippschalter findet man nicht, das Netzkabel ist fest angeschlossen und besitzt eine einfache Zugentlastung. Mehr gibt es am Verstärker nicht zu entdecken.

Messung und Sound-Check

Ein Blick auf die Kurve bei den Mittelstellungen beider Klangregler zeigt einerseits die Abstimmung in Richtung leichter Badewanne und andererseits den Mangel, den fast alle diese Soundsysteme aufweisen: Die bauartbedingte „Delle“ im Bereich der Übergangsfrequenz liegt zwischen Oberbass und unteren Mitten bei reichlich 150 bis 160 Hz. Die Mitten scheinen auf den ersten Blick etwas hibbelig, aber der Höreindruck ist doch etwas besser, als es die Kurve zunächst vermuten ließe.

Die Anhebung bei etwa 5,5 KHz führt zu einer Überbetonung der Sibilanten und zu einem leicht metallischen Höreindruck, der bei höheren Pegeln auf Grund der Verstärkereigenarten schon fast kratzig daherkommt. Ab rund 12 KHz geht den kleinen und recht breitbandigen Mittel-/Hochtönern dann die Puste aus. Das ist aber nicht ehrenrührig, weil es damit nunmal einfach nicht besser klappen kann.

Klangregler auf MittelstellungKlangregler auf Mittelstellung

Die Maximalstellung bei den Tiefen kann die Delle nicht kompensieren, sondern führt noch einmal zu einer sehr deutlichen Überbetonung bei ca. 80 Hz. Der Pegel wird auch nach unten hin ordentlich angefettet, so dass zumindest die Effektspur bei gutem Dolby-Surround-Material besser zur Geltung kommt. Allerdings ist der Subwoofer dann alles andere als pegelfest und verzerrt recht schnell.

Außerdem ist der Tiefbass sehr unpräzise und diffus. Die Ursache ist einerseits im dünnwandigen Gehäuse und dem unglücklich platzierten Bassreflexrohr zu suchen und liegt andererseits auch in der Schaltungn begründet, denn der Regler beeinflusst nur den Pegel des Subwoofers.

Die Höhenanhebung sollte man besser lassen, denn es wird wirklich spitz und schrill. Musik möchte man so schon gleich gar nicht mehr hören und auch beim Gaming werden sehr breitbandige Geräusche komplett verfälscht und entstellt (Schritte, Schüsse usw.) wiedergegeben.

Klangregler auf MaximumKlangregler auf Maximum

Der aus Minimum eingestellte Tiefenregler lässt den Subwoofer in der Versenkung verschwinden, denn wenn auf der linken Seite der Frequenztrennung nichts verstärkt wurde, kann auch nichts mehr gemessen werden. Klanglich es diese Stellung jedoch eine Art Folter, denn die nun erfolgte Dominanz bei circa 250 Hz führt zum gefürchteten Papp-Sound billiger Party-Anlagen in Sieglindes Ü60-Diskokeller.

Der zurückgedrehte Höhenregler ist kaum wirksam, wo man eine wirkliche Korrektur bräuchte, denn bis etwa 5,5 KHz wirkt er überhaupt nicht. Der Rest stürzt dann nach einer Delle bei sieben Kilohertz und kurzer zwischenzeitlicher Erholung ab rund 12 KHz endgültig in ein schwarzes Loch.

Klangregler auf MinimumKlangregler auf Minimum

Wir sehen, dass sich die die Abstimmung über die Jahre nicht verbessert hat. Der Tiefenregler ist nur eine Pegelanpassung des Subwoofers und der hinzugekommene Höhenregler ist lediglich eine Notbremse für den Hoch- und Superhochton. Das Zischen bei schlechten MP3-Einspielungen bekommt man damit jedoch nicht in den Griff, Rauschen auch nicht.

Für echten Musikgenuss kann man das System kaum guten Gewissens empfehlen, für einen unechten auch nicht. Womit sich der Kreis zum Eingangsabschnitt erneut schließt. Dieses 2.1-Soundsystem bietet genau das, was missgünstige Außenstehende meist für wohliges Gaming-Ambiente halten: Es wummert und spratzt, dass die Nachbarn galant Amok laufen, und es gibt gratis viel akustisches Auf und Ab. Mittendrin stirbt dann der jugendliche Protagonist irgendwann grandios den akustischen Heldentod durch einen sauber angesetzten 5-KHz-Headshot. Blende und Abspann.

Avermedia Aegis GM310 – DAS Gamer-Mikrofon?

Ein praktisches Tischmikrofon mit Software-basiertem Noise-Cancelling und Lernfunktion? Wir waren reichlich gespannt! Im Lieferumfang des fast 70 Euro teuren Mikrofons befinden sich das Mikrofon selbst, ein USB-Anschlusskabel und Info-Material.

Den Software-Download plus Update muss man selbst vornehmen. Immerhin erhalt man dann die neueste Version, Geduld beim Laden und Lesen der langsamen Seite vorausgesetzt.

So einfach die Installation auch sein mag: Die Deinstallation verdient einen dicken Minuspunkt, denn der eigentliche Treiber (Silicon Labs) wird nicht mit deinstalliert, nur das GUI. Die Treiberleiche verbleibt im System und muss manuell entfernt werden.

Folgt man den Hinweisen der Anleitung im Programm, ist Erkennung und Einrichtung des Mikrofons eigentlich keine Hürde. Allerdings ist die Funktionalität im Vergleich zu einem in etwa gleich teuren Kondensatortischmikrofon mit Superniere und Low-Frequency-Cut definitiv nicht besser – im Gegenteil.

Der empfohlene Abstand von ca. 60 cm ist in lauteren Räumen definitiv zu groß gewählt. Während kurzzeitige Impulse bis hin zum eigenen Lautsprecher-Output noch einigermaßen ordentlich gefiltert werden, sind eher diffuse Hintergrundgeräusche der Schwachpunkt dieser Lösung, weil sie nicht gemildert werden.

Ebenfalls verbesserungswürdig ist die Körperschallentkopplung des Aegis, falls sich bessere Full-Range-Lautsprecher direkt auf der Schreibtischplatte befinden. Dann hat man faktisch einen akustischen Kurzschluss, dem auch die Software hilflos gegenübersteht.

Der farbig leuchtende Lautstärkeregler fürs Mikrofon an der Oberseite, der vom Grün ins Rot wandert, wenn es übersteuert, ist praktisch, wenn auch nicht überlebensnotwendig.

 

 

Der Anschluss des USB-Kabel erfolgt an der Rückseite, an der sich auch der Ein-/Aus-Schalter befindet (der zudem mit der Modus-Wahl verknüpft ist). Die Oberseite ist geprägt vom bereits erwähnten Lautstärkeregler und einer großflächigen Mute-Taste, die man definitiv nicht verfehlen kann. Die Haptik ist okay, die Optik gewöhnungsbedürftig und die Funktionalität gegeben, wenn auch nicht sensationell.

Alles in allem: Man kann das Aegis GM310 durchaus nutzen, aber jede 40-Euro-Superniere kann das mindestens genauso gut.

Fazit

Hätte Avermedia dem OEM das Geld für die Technik und nicht das Gamer-Look-alike-Tooling gegeben, dann hätte mit Sicherheit ein deutlich besseres Produkt entstehen können. Bling-Bling kann man nun mal nur sehen, aber eben nicht hören – und bei einem 2.1-Soundsystem kommt es nun mal in erster Linie auf Letzteres an.

Vergleicht man dieses System mit dem, was man in der 50- bis 70-Euro-Klasse erhält, dann kann das Balissta Trinity GS315 eigentlich nur verlieren.

Der verbaute Verstärker leidet seit Jahren unter einem Class-D-untypischen Rauschen/Zirpen, die Pegelfestigkeit ist eher mittelmäßig und die Klangregler sind in Wirklichkeit nur ein Lautstärkeregler im Subwoofer-Kanal und eine simple Höhenkorrektur oberhalb von etwa 5,5 KHz, jedoch keine klassischen Fächerregler.

Der vom OEM seit Jahren unverändert gebaute Subwoofer könnte einen etwas dickeren Korpus vertragen, das Bassreflexrohr müsste versetzt werden und ein paar bessere Füße wären sicher auch eine gute Sache. Die Höhen sind sehr unsauber, kratzig und besitzen einen fast schon metallischen Charakter. Letzteres würden wir jedoch eher der Verstärkerlösung und nicht den Satelliten ankreiden, da wir diese zur Kontrolle auch an einem anderen System getestet haben.

Negativ bewerten müssen wir auch die Angabe der technischen Daten, denn der Signal-Rauschabstand ist weit von dem entfernt, was wir messen und hören konnten. Gleiches gilt für die Angabe des übertragbaren Frequenzbereichs, die Ausgangsleistung und den Klirrfaktor.

So bleiben am Ende nur die auffällige Optik als Alleinstellungsmerkmal (und auch das ist relativ, wenn man an das Genius SW-G2.1 3000 denkt) sowie die Tatsache, dass der Verstärker in einem separaten Gehäuse untergebracht ist, was natürlich viele Vorteile bietet. Der Rest ist für diesen Preis zumindest nicht explizit empfehlenswert, denn der schrammelige Bass und die kratzigen Höhen sind im Preisbereich über 100 Euro eigentlich ein No-Go.

Hier ein vorläufiges Statement der Geschäftsleitung von Avermedia, da wir den Anbieter fairerweise vor der Veröffentlichung informiert haben:

Die Testergebnisse sind für uns überraschend, da wir bei unseren standardisierten und zertifizierten Tests andere Ergebnisse erhalten haben. Selbstverständlich möchten wir die Situation schnellstmöglich aufklären. Unser Qualitätsmanagement ist bereits dabei, die Gegebenheiten zu prüfen und zu analysieren, um die Diskrepanzen zu klären und daraus Schlüsse zur Optimierung ziehen zu können.

Wir bleiben mit Avermedia in Kontakt und werden selbstverständlich berichten, wenn es neue Erkenntnisse zum Thema gibt.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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