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Radeon RX 7800XT und RX 7700XT im Test – AMD, XFX und Sapphire gegen NVIDIA mit Vernunft oder energetischer Brechstange

Teardown: Der Kühler

Da der Aufwand für insgesamt vier Karten doch zu groß geworden wäre, analysiere ich den MBA-Kühler dafür umso genauer. Man setzt, im Gegensatz zur RX 7900XT(X), nicht mehr auf eine massive Vapor-Chamber, sondern auf einen massiven Kupfer-Heatsink. Das zahlt sich aus, denn das Befüllen fällt ja weg und mechanisch kann man kaum was falsch machen. Das reicht allerdings auch so völlig aus, wie wir bei den Temperaturen später noch sehen werden. Der Speicher ist direkt am Heatsink angebunden, der wiederum auf einem gegossenen Aluminium-Body liegt, der als Gehäuse fungiert und die Lüfter trägt.

 

Der gegossene Aluminium-Body mit der Innenschale trägt eine wirklich homogene und relativ dicke schwarze Schicht, darunter liegt eine Übergangsschicht und dann kommt das eigentliche Material.

Hierbei handelt es sich um eine spezielle Aluminium-Silizium-Legierung mit einem recht hohen Silizium-Anteil. Das sorgt einerseits für einen stressfreieren und saubereren Guss und andererseits für mehr Schlagfestigkeit und Zähigkeit, da reines Aluminium eher weich und spröde ist.

Und nun kommen wir zum Heatsink und die Speicherauflage. Das eigentliche Material verbirgt sich unter der gleichen schwarzen Schicht (Coating) und spätestens nach dem 10. Laser-Schuss auf dieselbe Stelle zeigt sich relativ reines Kupfer. Wir haben es hier mit einem sehr großen Kupfer-Heatsink zu tun, auf dem rückseitig insgesamt vier zum Großteil durchlaufende und geschwärzte 8 mm Heatpipes verlötet wurden, die wiederum die geschwärzten und aufgepressten Aluminium-Lamellen für die Wärmeabgabe nutzen.

Das weichere, aber sehr gute Thermal Putty Pad für den Speicher von Honeywell ist oberste Schublade, auch hier habe ich mal geschaut, was primär alles drin ist.

Die Tiefenanalyse ist recht interessant. Man findet nur geringe Mengen Zinkoxid, dafür aber unter der Oberfläche fast 30% relativ fein gemahlenes Aluminiumoxid (AL2O3, Korund). Als Bindemittel dient mit Zinkoxid-Plättchen angedicktes Silikon. Außer dem organischen blauen Farbstoff gibt es hier auch optisch kaum Auffälligkeiten. Großes Kino und von NVIDIA adaptiert. Deren „Brösel“-Pads von Ziitek könnte man da als Vorreiter sehen, zumal man später und noch lange vor AMD auf Thermal Putty gewechselt ist.

Die zwei 8,5-cm-Lüfter besitzen jeweils neun sehr steil angestellte, sehr große Rotorblätter mit umlaufendem Innenring und sind bis ca. 1500 U/min noch relativ erträglich, bis ca. 1000 U/min sogar ausgesprochen leise. Die Karte belegt 2.5 Slots und das Meiste des Gewichts geht zu Lasten der eigentlichen Kühlkonstruktion.

Das sehr weiche, aufgeschäumte Pad der Spannungswandler ist reichlich ölig und aus der eher günstigen Kategorie. Hier war ich etwas enttäuscht, denn das ginge natürlich auch mit Thermal Putty. Wer so wie beim Heatsink exzessiv mit teurem Kupfer hantiert, sollte hier nicht plötzlich sinnlos sparen.

Und was ist außer sehr viel Luft noch so drin? Die oberflächlichen Aluminiumspuren haben sich in der Tiefe nicht bestätigt, hier sollte der Hauptbestandteil billiges Zinkoxid sein, gebunden mit jeder Menge Silikon.

Der Heatsink der Vapor-Chamber und das Phasen-Wechsel-Pad

Das größte Problem ist die Ebenheit des Heatsinks. Während die RX 7900XTX noch einen recht gewölbten Heatsink aufwies, kommt bei der RX 7800XT ein eher extrem plan geschliffener Heatsink zum Vorschein, was die großen Produktionstoleranzen der Vapor-Chamber ausschließt. Man erkennt es gut an der größeren Menge des Phasenwechsel-Materials im Zentrum, die da rausgepresst wurden, weil diese Mengen nicht benötigt werden. Im Bild zeigen die Blasen und die Form des Verlaufes vom Burn-In das Aushärten des einstmals weichen Materials. Mit einer guten Paste hätte man hier sogar einen Vorteil erzielen können.

Das Package mit dem Chip ist hingegen nahezu makellos und viel ebener als das der großen Ada-Karte von NVIDIA. Das muss man mal loben, also Chapeau!

Wer solche Materialien nicht hat (ich habe hier sehr ähnliche und extrem dünne Pads von Boyd), der sollte nach einem Umbau auf die Wasserkühlung oder eine Re-Montage nach einem Teardown unbedingt auf eine recht viskose Wärmeleitpaste und bloß keine flüssige setzen! Das Reinigen ist ähnlich problematisch wie bei der RX-Vega, denn die Zwischenräume zwischen dem Grafik-Die und den den vier Chiplets sind recht eng und der darunterliegende Interposer ist sehr empfindlich gegen Druck und Verspannungen. Dann crackt es mit etwas Pech schneller als man Mops sagen kann.

Das Pad selbst besteht aus einem speziellen, ursprünglich weichen Phasen-Wechselmaterial, das kurz oberhalb von 52 °C beim ersten Erwärmen flüssig wird, um dann nach dem Verteilen und Höhenausgleich final komplett auszuhärten. Was übrig ist, wird an den Kanten rausgepresst (siehe Bild weiter oben). Nur wäre eine ordentliche, langzeitstabile Paste wohl zielführender gewesen.

Ich empfehle die Trockenreinigung mittels Drehung von Wattestäbchen sowie möglichst wenig Druck. Erst am Schluss kann man mit einem weichen Tuch und Isopropanol die Feinreinigung vornehmen. Egal, was man später wieder appliziert, es dürfen an den relevanten Stellen keine Reste übrig bleiben.

 

167 Antworten

Kommentar

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LEIV

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1,553 Kommentare 635 Likes

Uff, schlimmer als befürchtet, hoffentlich wirds bei der nächsten Generation wieder besser

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Igor Wallossek

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10,241 Kommentare 18,940 Likes

Die RX 7700XT ist eigentlich gut, denn sie füllt eine böse Lücke. Und NV hat da einfach nichts.

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RX480

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1,881 Kommentare 873 Likes

View image at the forums

Wenn der Preis sich normalisiert, net schlecht.

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Roland83

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685 Kommentare 528 Likes

@Igor da hast du in der Überschrift schnell mal die 7800XTX gespoilert xD

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M
Moeppel

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868 Kommentare 312 Likes

Also ein Lückenfüller und eine 6900XT zum Preis einer 6900XT?

Reiht sich nahtlos in den Rest der Generation ein, würd ich sagen ;)

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SchmoWu

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92 Kommentare 23 Likes

Danke für den Test.

@Igor Wallossek bringst du noch was zum untervolten? Wieviel Verbrauch man einsparen kann und wie sich das auf die Leistung auswirkt.

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C
ChaosKopp

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553 Kommentare 562 Likes

Nicht, dass es an sich schlechte Karten sind, aber diese Generation hat nicht geliefert, was wir uns wohl erhofft hatten.

Mich wundert, wie inkonsistent die Leistung im Vergleich zu den Vorgängern ist. Mal spürbar mehr Performance, mal nicht so prall. Als läge wirklich noch treiberseitig etwas im Argen.

Gut, man war auch gewohnt, dass das Preis- Leistungsverhältnis sich jede Generation verbessert. Und die Leistungsaufnahme.

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Igor Wallossek

1

10,241 Kommentare 18,940 Likes

Da AMD uns leider nichts mehr machen lässt, wird das eher nichts :(

Ja, kommt vom Stress. Peinlich aber auch. Habs gefixt :D

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SchmoWu

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92 Kommentare 23 Likes

schade aber trotzdem Danke Igor

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e
exi78

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161 Kommentare 89 Likes

Finde die Karten jetzt nicht schlimm, beides gute Karten.

Nach wie vor gibt es paar 6800 und 6800XT im Abverkauft, da kann man noch paar € sparen, grad wenn beide unter 400€/500€ zu bekommen sind.

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echolot

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943 Kommentare 727 Likes

Habe es befürchtet und bin direkt vom Benchmark zum Fazit übergangen. Im Grunde geht auch noch eine günstig zu ergatternde 6800XT, aber ganz ehrlich für 1080p und 1440p besser eine RTX 4070, alleine schon wegen dem Stromhunger. Was haben die sich nur dabei gedacht. Wenn jetzt FSR3 exklusiv nur für die neuen Karten verfügbar wäre könnte man das der Community ja noch vermitteln. Abser so lautet mein Fazit: 3 Jahre alte Technik annähernd auf Augenhöhe mit der neuen Generation. Nichts neues unter der Sonne. Schade.

Nachtrag: man muss natürlich abwarten was AMD mit FSR3 abliefert, aber zum jetzigen Zeitpunkt ist die 4070 schon alleine aufgrund von DLSS 3.5 und Frame Generation die bessere Wahl.

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R
RX_Vega1975

Veteran

165 Kommentare 46 Likes

NEUER v23.20 Branch für die gerade Releasten 7700XT und 7800XT Karten
Mit welchem Treiber wurde getestet und zudem was bringen die Neuen Optionen im Treiber Menü @Igor Wallossek
Kannst dies schon mal sagen bitte,- Danke!

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S
Staarfury

Veteran

257 Kommentare 206 Likes

Dass die 7800XT gegen aufgrund der 4070 mit ähnlicher Leistung und ähnlichem Preis nicht unbedingt brilliert kann ich verstehen.

Aber wieso die 7700 XT mit ~16% weniger Leistung für 11% tieferen Preis dann zu einem guten Angebot wird, nur weil Nvidia da kein schlaues Produkt hat, erschliesst sich mir nicht wirklich.

Für mich ist die 7700 XT den aufgerufenen Preis nicht wert, und die 4060 Ti als "Alternative" ist nochmals viel schlechter.

P.S. Die Überschrift von Seite 9 hat noch die falsche Auflösung.

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W
Wheely

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14 Kommentare 6 Likes

Noch eine kleine Sache zum ändern: die Überschrift der Seite 9 ist Details zu Full-HD, soll aber wahrscheinlich Details zu WQHD heißen.

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Casi030

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11,923 Kommentare 2,339 Likes

Schaun wir mal.;)
PL runter und mehr FPS ist doch auch was......

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Y
Yumiko

Veteran

495 Kommentare 215 Likes

Das ist ja genau die Nvidia-Taktik: Nur die neuere Generation bekommt die coolen Features, so dass die Leute nicht die sonst grob gleichwertige und inzwischen günstige Vorgängergeneration kaufen können.
Das ist doch super fair von AMD - hätten ja FSR3 auch nur für die 7xxx Generation machen können. Ok, wäre wegen Open Source wohl eh nicht gegangen - noch ein Vorteil von AMD: läuft auf allen Karten die wollen/können.

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Y
Yumiko

Veteran

495 Kommentare 215 Likes

Vielleicht machst du dann mal ein Artikel ;)

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echolot

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943 Kommentare 727 Likes

Noch mal von hier kopiert:

Das ist auch das was die anderen Tester in ihren benchmarks aufzeigen. Preislich würde ich trotzdem zur 7800 XT greifen. 50 € machen den Bock nicht fett und für 4GB mehr RAM und bessere Chipleistung ganz klar zu bevorzugen. Wenn man dann schon 50 € mehr hat, dann sind die nächsten auch nicht mehr weit und man gönnt sich eine RTX 4070. Die Staffelung von 400 bis 600 € ist aber auch sowas von eng. Mal gucken wer zuerst einbricht.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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