Grafikkarten Testberichte

NVIDIA GeForce RTX 3070 Founders Edition im Test – Ampere kann auch sparsam, schnell und knuffig klein

Spiele-Performance

In den nachfolgenden Ergebnisübersichten habe ich einerseits die durchschnittlichen FPS aller Karten und in allen Spielen kumuliert sowie dies dann noch prozentual berechnet und gegenübergestellt. Insgesamt 10 Spiele habe ich getestet und in Ultra-HD geht immer noch die Post ab. Wir dürfen ja nie vergessen, dass dies kein Cherry-Picking ist, sondern sich in jeder Situation Spiele in der Auswahl befinden, die die Schönwetterfront leicht durchbrechen können.

Schaut man jetzt einmal auf die Prozente, dann landen wir im Schnitt je nach Auflösungen bei einem Vorsprung von 7.4 bis 5.3 Prozent der GeForce RTX 3070 FE vor der GeForce RTX 2080 Ti. Der Rückstand zur GeForce RTX 3080 FE in Full-HD ist fast schon als gering zu bezeichnen, die echte Niederlage kommt erst in Ultra-HD, wo die RTX 3080 dann satt 12 schon fast 24% schneller ist. Das aber liegt nicht nur allein am potentiellen Bottleneck der RTX 3080 in Full-HD in einigen Situationen.

Zusammengefasst: Vor allem bei niedrigeren Auflösungen bis WQHD ist diese Karte eine nette Offerte, denn auch wenn der Rückstand zur GeForce RTX 3080 durchaus deutlich ausfällt, so reicht es doch immer, die angestrebte Spielbarkeit trotz des Speicherausbaus von 8GB noch locker zu erreichen. Hier ist der Rechtsanschlag vieler Qualitätsregler auch mit inbegriffen. Besonders dann, wenn die Spiele der GeForce RTX 3070 und der neuen Architektur liegen, geht die Post deutlich schneller ab, als bei der GeForce RTX 2080 Ti. Das muss man NVIDIA zugestehen, wobei der eigentliche Zugewinn nicht nur in reinen FPS-Zahlen sichtbar wird, denn die Effizienz ist auch deutlich gewachsen.

Wer sich die Seite mit den Varianzen angesehen hat, der wird auch sehen, dass es hier vor allem unterhalb von Ultra-HD oft genug einen deutlich besseren, weil weicheren Bildverlauf ergibt. Da sind die FPS oder Perzentile noch viel zu grobe Intervalle, um diesen doch sehr subjektiven Eindruck gut abbilden zu können. Erst in höheren Auflösungen wird es etwas enger, nur bewirbt NVIDIA die Karte ja auch nur bis 1440p. Dafür reicht es aktuell aber noch.

Aber der mündige Kunde hat ja eh immer was zu meckern (was übrigens gut ist und die Anbieter schön auf Trab hält) und man hält sich bei NVIDIA auf diese Art und Weise im Gegenzug natürlich auch alle Optionen für später offen, eine Radeon RX 6800 XL mit 16 GB Speicherausbau noch einmal mit 16 GB (und etwas mehr Bums) zu toppen und wegsupern zu können. Das wird sicher noch einmal spannend, ist aber immer noch ungesalzener Quark in Jensens Schaufenster.

Anwendungsperformance und Studio

Insgesamt 17 Benchmarks und viele Stunden später kann man in diesem Bereich fast noch mehr Zustimmung aufbringen als es bereits mit der GeForce RTX 3080 und RTX 3090 der Fall war, da die Karte vor allem bei den ausgewiesenen Studio-Anwendungen schneller agiert als jede Turing-Karte und trotzdem bezahlbar bleibt. Denn immer dann, wenn es um FP32-Berechnungen geht und man z.B. beim finalen Rendern jedes Mal der Rente ein Stück näher zu kommen glaubt, ist die RTX 3070 für Turing, Pascal und die Radeons ein fieser Spielverderber.

Teilweise wird sogar eine Quadro-RTX 6000 mit 24 GB Speicher erreicht oder geschlagen, was durchaus Achtung abverlangt. NvEnc macht das Leben ja schon seit Turing leichter, aber wenn die ganzen Postprocessing-Filter jetzt auch noch ordentlich Beine gemacht bekommen, dann kann man auch mit der GeForce RTX 3070 glücklich werden. Mit Decode und Encode bei vielen 4K-Clips in der Time Line sowieso. Konstante 24 FPS sind nicht zu verachten, da hat der Mitbewerber leider (noch) das Nachsehen.

Und weil wir gerade bei den Bewegtbildern waren, die neuen Ampere-Karten unterstützen beim Decoder nativ auch AV1 (Intels Xe wird dies wohl ebenfalls tun). Doch warum AV1? Der Codec ist bis zu 50% effizienter als H.264, was bedeutet, dass man nur noch die Hälfte der Internet-Bandbreite benötigt, um die gleiche Qualität zu übertragen – einschließlich HDR und auch 10-Bit-Codierung. Das ginge bis zu 8K – theoretisch. Leider sieht die Praxis selbst bei den Kabelanbietern ein Deutschland eher mau aus. Aber die Anfänge sind gemacht und der Wille zählt ja irgendwie auch, selbst wenn mir der 8K-TV fehlt.

Zusammengefasst: Ja, man kann mit der GeForce RTX 3070 recht gut und effizient arbeiten und man kann sie dabei sogar noch schöner finden als die RTX 3080, weil sie deutlich günstiger und vor allem auch verfügbar ist. Die 3D-Gemeinde sich freuen, weil der Gelbeutel endlich wieder mitspielt. Denn egal ob nun Octane, Arnold oder Blender – hier geht wirklich die Post ab. Mit OptiX mutiert auch die GeForce RTX 3070 zur Turing- und Pascal-Kannibalin, da sie schneller agiert wie die Quadro RTX 6000 oder die Titan RTX. Was natürlich auch für die Videobearbeitung gilt und alle die Workstation- oder CAD-Anwendungen, die keine zertifizierten und optimierten Treiber zum Sprinten benötigen. Generell macht hier Ampere keine schlechte Figur und die RTX 3070 hängt sogar näher am Sweet-Spot.

GeForce RTX 3070 Founders Edition

Die hauseigene Founders Edition ist relativ klein, knuffig, leise und relativ kühl. Besser als die Vorgängerinnen ist sie allemal und das bei einem deutlich niedrigeren Preis. Optisch und haptisch ist das Teil schnuckelig, nur der 12-Pin-Adapter sieht immer noch potthässlich aus. Der Kühler macht seinem Namen alle Ehre und es ist beruhigend zu wissen, dass er beides kann: kühl UND leise. Selbstverständlich ist das nicht, auch wenn noch ein kleiner Lapsus gefunden wurde. Aber das lässt sich schnell und günstig beheben. Und da es keine Siegel gibt, kann man sich das auch selbst gönnen. Dazu kommt aber noch ein gesonderter Artikel. Mehr gibt es zur momentan kleinsten Ampere-FE auch nicht zu schreiben.

Fazit und Schlussbemerkung

Generell ist die GeForce RTX 3070 rundherum gelungen, denn sich ist schneller als eine GeForce RTX 2080 Ti, kostet dabei weniger als die Hälfte und sie ist deutlich effizienter geworden. Für eine abschließende Einschätzung, auch die der Marktpositionierung, wird man allerdings fairerweise noch den Launch der neuen Radeon-Grafikkarten abwarten müssen. Ich schrieb es ja bereits, dass NVIDIAs Feature Set von den üblichen RTX-Komponenten wie Raytracing und DLSS 2.0, eben auch auch über diverse RTX-Software (Video, Voice) für den Endkunden bis hin zu den ganzen Studio und Workstation-Applikationen reicht.

Gerade in den semi-professionellen Bereichen hat AMD aktuell eher das Nachsehen und man wird abwarten müssen, was neben der neuen Hardware am 28.10.2020 noch so gelauncht wird. Jeder wird also seine Prämissen setzen müssen und sich fragen, welchen Stellenwert welches Feature und welcher Use-Case für einen wirklich einnimmt (oder auch nicht). Diese Entscheidung kann so ein Review nämlich niemandem abnehmen, das muss wirklich jeder für sich selbst entscheiden.

Grenzenlose Euphorie oder eben auch Vorurteile sind immer ein schlechter Ratgeber, selbst wenn es um Speicherausbau, Treiber, Software-Features und die gesamte Infrastruktur geht. Da hat jeder andere Vorlieben und Ansprüche, was den Markt sicher auch beleben kann. Nur Zocken, arbeiten oder beides? Der Kunde ist diesmal der Gewinner, soviel steht auch ohne Firmen-Affinität fest. Und das ist auch gut so!

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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