Wir sehen uns selbst: Mirroring
Handhelds sind ungemein praktisch, portabel und einfach einzusetzen – jedoch steht auch immer der Körper des Benutzers hinter dem Messgerät! Viele Flächen „spiegeln“ nämlich, reflektieren also die auftreffende Wärmestrahlung – und damit können wir uns quasi selbst messen. Deshalb nutze ich meistens ein stabiles und erschütterungssicheres Schwanenhals-Stativ mit massivem Standfuß.
Bestimmte Oberflächen – vor allem Metalle – reflektieren ungemein, selbst wenn sie mit Lack überzogen wurden. Dieser hat mit abnehmender Dicke der Beschichtung dann auch schnell einen Transmissionsgrad, der hoch genug für solche Verfälschungen ist. Da der Mensch über eine deutlich höhere Körpertemperatur verfügt (wenn er gesund ist und noch lebt), sind hier Fehler immer mit vorprogrammiert!
Die Raumtemperatur: Wir kalibrieren uns erst einmal selbst
Nicht nur die Kamera muss ab und an zur „Durchsicht“, auch die tägliche Umgebung muss stimmen! Um untereinander vergleichbare Ergebnisse zu erzielen, arbeiten wir mit einer festen Raumtemperatur von 20 bis 22 °C. Das heißt, dass wir je nach Jahreszeit und Benchmark-Ablauf diesen Wert sogar durch mehrmaliges Heizen oder Abkühlen des Raumes möglichst konstant halten müssen. Dafür gibt es eine Klima-Anlage und konstante Wassertemperaturen mit Chiller
Neben der Messung des ausgeschalteten Systems beim Start unserer Messungen nutzen wir im weiteren Verlauf auch eine matt-schwarz lackierte Kupferbox als zweite Referenz (Emissionsfaktor 0.99), die sich in der Nähe des Testsystems befindet und die einen sehr genauen und kalibrierten Temperatur-Sensor besitzt. Damit kann ich immer wieder die Vergleichsmessungen starten, um auch wirklich sicher zu sein.
Von schief nach schräg bringt Murks
So verlockend es auch sein mag, irgendwo mal schnell „hineinzuleuchten“ – meist sind die so erhaltenen Werte viel zu niedrig! Man wird nicht umhin kommen, ein Objekt selbst aufzuschrauben oder – falls dies nicht machbar ist – auf diese Art ungenauer Bewertungen besser gleich ganz zu verzichten. Das nachfolgende Beispiel mit zwei unterschiedlichen Winkeln (lotrecht bei 90° und spitz bei ca. 30°) zeigt, was ich damit meine:
Trotz der Lackierung mit meinem Speziallack, auf den ich gleich noch zurückkommen werde, stimmen die Werte bei zu spitzen Winkeln einfach nicht mehr:
Mal abgesehen davon, dass wir ja nicht mit Blendentricks die „Tiefenschärfe“ erhöhen können, so wie wir es von einer normalen Kamera gewohnt sind, ist die Abstrahlung der Wärme nicht in alle Richtungen gleich (stark). Bei unter 15° erhalten wir dann nur noch absoluten Binärabfall. Kommen wir nun als nächstes zu unserem „Giftschrank“, in dem wir neben einigen kleinen Geheimnissen auch eine sehr teure Flüssigkeit aufbewahren, die uns dabei hilft, weitere Messungenauigkeiten auszuschließen.
- 1 - Grundlagen und etwas vereinfachte Theorie
- 2 - Messen statt schätzen: die hochauflösende Wärmebild-Kamera
- 3 - Eine gute Auflösung ist die halbe Miete
- 4 - Mirroring, Winkel und Raumtemperatur
- 5 - Unterschätzt oder missachtet: Emissionsgrade in der Praxis
- 6 - Durchblick durch Transmission
- 7 - Testsystem und Zusammenfassung
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