Kopfhörer Klangeindruck: das Hörerlebnis
Testen wir nun auch subjektiv, was man im Original geboten bekommt. Ich habe das Headset trotz mehrmonatigem Einsatz noch einmal 2 Tage im Messraum eingesperrt und mit einem ausgewählten Sound-Loop und im Schnitt fast 30 mW pro Kanal gequält, nur um zusätzliche Betriebsstunden zu schrubben. Was tut man nicht alles für unsere eingefleischten Einspielfanatiker unter den Lesern, auch wenn es für Viele wohl auf ewig ein Mysterium bleiben wird. Aber es gibt nun einmal Leute, die darauf schwören und dieser Kritik begegne ich gern, indem ich so etwas einfach mache. Und vorab muss ich jeden warnen, denn die Pegelfestigkeit ist geradezu frappierend. Brutal hätte man aber auch schreiben können. Das alte Laut wird zum neuen Autsch!
Am Onboard-Sound ist das SGH50 bereits lauter als die meisten anderen Headsets, was auch an der sehr hohen Kennempfindlichkeit liegt. An einer normalen Soundkarte kommt man bereits in die Zone einer gewissen Schmerzverbreitung und bei ca. 100 mW pro Kanal an meinem Beyerdynamic A20 habe ich sie dann erschreckt runtergerissen. Diese Pegel schaffen weder meine Tesla-Hörer (Beyerdynamic T1 Gen. 3, Amiron Home) noch der Planar-Elektrostat (Avantone Pro Planar Red) aus meiner eigenen Raritäten-Ecke. Ja, es es der mit Abstand pegelfesteste Kopfhörer, den ich hier liegen habe und dazu noch der mit Abstand günstigste. Ein geliehener Stax SRS3100 am speziellen Verstärker kommen da auch noch irgendwie in diese Bereiche, aber man vergleiche dann einfach mal den Preis! Im Allgemeinen wird sowieso erst der Verstärker verzerren, bevor die Kopfhörer klein beigeben. Und der Anwender bekommt eh einen Hörsturz, wenn er es übertreibt. OMG…
Basswiedergabe
Den Tiefstbass in der Subkontraoktave (16,4 Hz bis 32,7 Hz) testen mit einer Aufnahme von Bachs Toccata und Fuge D-Moll (19 und 25 Hz) sowie der Festival-Ouvertüre 1812 von Tschaikowsky (10 Hz und 12,5 Hz). Das gleiche gilt auch für die unteren Bereiche der Kontraoktave (32,7 bis 65,4 Hz). Die große Basstrommel (Kick Drum), die in der U-Musik ein gern gesehener Begleiter und meist auf ca. 55 bis 60 Hz abgestimmt ist, wird diese Beurteilung dann abrunden.
Der originale Bass ist präzise und fast knackig, aber im Originalzustand etwas zu bollerig breit. Das geht mit etwas Dammstoff-Zugabe in der Ohrmuschel dann komplett auch in mega-rabenschwarz, denn die Treiber sind brutal pegelfest und der genutzte Verstärker (A20) ist nun wirklich kein Leichtgewicht. Man kann das SGH50 also wahlweise als Bassbomber nutzen oder zum schwarzen Raben mutieren lassen, wenn man es denn darauf an- und etwas einlegt. So, wie der Bass im Original auftritt, geht das für unter 150 Euro wirklich voll in Ordnung. Allerdings bekommt man als Orgelliebhaber die Subkontraoktave nur dann befriedigend aufs Ohr, wenn man bei 32 Hz im EQ noch mindestens 3-6 dB draufgibt. Dann aber geht es mit Schmackes bis in den allertiefsten Keller. Reserven sind da ohne Ende.
Der Oberbass bis 150 Hz, in dem auch die Große Oktave (65,4 bis 130,8 Hz) liegt, beherbergt die Sprachgrundfrequenz der männlichen Stimme und entscheidet sehr stark über die naturgetreue Wiedergabe männlicher Vocals.
Männliche Vokals wirken fast schon etwas zu vollmundig, ohne aber zu überpacen. Fürs Gaming geht der originale Klang völlig in Ordnung, denn jeder Bombeneinschlag kommt sauber ans Ohr und überschmiert nicht den Rest der Klangkulisse. Einen Equalizer braucht man hier natürlich nicht, aber wer es eher audiophil angehen lassen will, der nimmt etwas Oberbass weg. Die Betonung liegt auf etwas.
Mitteltonbereich
Die unteren Mitten (auch Grundtonbereich) liegen bei ca. 150 bis 400 Hz. Zusammen mit dem bereits erwähnten Oberbass spielt dieser Bereich eine sehr wichtige Rolle für die subjektiv empfundene Wärme bzw. Fülle des Klangbildes. Die Sprachgrundfrequenz weiblicher Stimmen ist in diesem Bereich zu finden.
Weibliche Vocals sacken oben hinaus zwar leicht ab, gehen aber nicht unter. Gut ist hingegen die Präzision, mit der man vom Oberbass in die unteren Mitten herübergeleitet wird. Das bleibt recht konstant und kann bis auf die leichten Dellen (siehe vorige Seite) durchaus so gefallen. Die Fülle reicht aber und wer es etwas wärmer abgestimmt mag, gibt am EQ bei ca. 500 Hz dazu, je nach Gusto, denn das zieht sich auch nach unten bis ca. 350 Hz. Hier kann man sich zwischen kühlerer Wiedergabe und wohligem Kamin-Wohlfühlambiente entscheiden. Der Gamer von Welt wird natürlich die Frostpeitsche schwingen und alles so lassen, wie es ist.
Die oberen Mitten zwischen 400 Hz bis etwa zwei KHz beinhalten bei einem KHz eine Marke, die immer noch als Referenz für viele Messungen gilt. Das merkt man leider auch oft bei günstigeren Geräten, da die Hersteller oft versuchen, gerade diese Frequenz etwas überzubetonen. Auch beim Gaming spielt dieser Bereich keine unbedeutende Rolle und eine ausgewogene Wiedergabe trägt nicht unwesentlich zu einer guten räumlichen Auflösung bei.
Das alles wird bei ca. 500 Hz kurz etwas verhaltener, jedoch mit steigender Frequenz wieder prägnanter, deutlicher und bleibt trotz der partiell einsetzenden Dominanz doch recht präzise und differenziert. Die Tiefenstaffelung ist eigentlich gut und es muss kein virtueller 7.1-Surround-Mix sein, um ein gutes Gefühl für die Ortung zu erhalten. Die einzelnen Quellen lassen sich vor allem auch bei hohen Pegeln noch ausreichend gut lokalisieren, egal ob von unten ein Wummern anliegt oder nicht. Das Headset klingt nie ruppig, übermütig oder nachlässig, sondern inspiriert oft genug beim Gaming, doch etwas genauer hinzuhören, weil man auch die feinen Nuancen angeboten bekommt. Es ist kein wirklicher Hi-Fi-Kopfhörer, aber eben auch kein Bügelbrett.
Hochtonbereich
Zwischen zwei bis etwa 3,5 KHz ist das menschliche Gehör am empfindlichsten, zumal dieser Bereich der unteren Höhen für die gute Oberton-Wiedergabe der menschlichen Stimme zuständig ist. Dieser Frequenzbereich ist nämlich entscheidend für die Wiedererkennung einer Stimme oder eines Instrumentes; man spricht in diesem Zusammenhang auch von der jeweiligen Klangfarbe.
Die Stimmen besitzen einen hohen Wiedererkennungswert, die Instrumente auch. Das, was man als Klangfarbe bezeichnet, ist recht nah am Original, und oben hinaus fast schon zu aggressiv im Vordergrund. Für die Zielgruppe ist das beim Spielen kein Nachteil, nur wer Musik bevorzugt, sollte hier gern auch mal über eine leichte Korrektur nachdenken.
Die mittleren Höhen (3,5 bis sechs KHz) entscheiden über das Ge- oder Misslingen der Sprachwiedergabe als Gesamtbild, denn die S- und Zischlaute (Sibilanten) fallen in diesen Bereich. Die oberen Höhen reichen dann bis ca. zehn KHz, um in den Superhochton überzugehen.
Die Sibilanten sind da, fast schon überbordend. Das schrammt haarscharf am Metallischen vorbei, vor allem in den Bereichen darüber, also ab etwa 8 KHz und mehr. Noch einmal Glück gehabt. Auch der Superhochton ist noch kräftig mit von der Partie und bis ca. 15 kHz bleiben keine Wünsche offen. Ich höre nur noch bis ca. 14,5 kHz, also reicht mir das alles locker. Fledermäuse müssen dann spätestens ab 20 kHz etwas tapferer sein. Menschen wohl eher weniger. Und das mit dem Hi-Res-Audio Label kommentiere ich mal höflicherweise nicht. Sowas braucht eh keiner und es ist Marketing, das man nicht hören kann.
Zusammenfassung und Fazit
War man beim Test von Gaming-Headsets in der Vergangenheit unter 60 Euro oft genug auf dem Pfad der Trötenwanderung, muss dieses Headset keine hilfreiche Hand mehr über die Straße der akustischen Tränen tragen. Das Headset leistet für die mittlerweile deutlich unter 60 Euro Erstaunliches und Sharkoon ist hier echt ein großer, wenn auch aktuell (noch) kaum beachteter Wurf gelungen. Es ist mit Sicherheit das lauteste und pegelfesteste Headset bis 100 Euro (und mehr), das zudem frei von aufgesetzten Attitüden und sinnlosem Gaming-Sounding ist. Es ist also in erster Line ehrlich und in allererster Linie vor allem auch laut, ohne jedoch zu verzerren. Wenn es kratzt und scheppert, dann hört man garantiert dem Verstärker beim Leiden oder Sterben zu. Das Headset ist da erst einmal nur in der Aufwärmphase.
Der Materialmix ist in Anbetracht des angepeilten Preispunktes wirklich clever umgesetzt, denn man merkt den Kunststoff erst auf den zweiten Blick oder durchs ambitionierte Handauflegen. Pegelfest ist das Teil also, der Klang passt zur Zielgruppe und Reserven gibt es mehr genügend. Deshalb auch der Award und ein Kauftipp für diejenigen, die keine zu basslastigen Schmierlappen, sondern präzise Handlanger für den monumentalen Schallaufbau suchen. Das kann das SGH50 nämlich auch zum Kampfreis wie kaum ein anderes bezahlbares Headset. Ein Preis-Leistungs-Kracher? Ja, auf jeden Fall. Aber das allein wäre dann doch etwas unterbewertet.
Der einzige Schwachpunkt ist die klapprige Kabelfernbedienung mit der albernen Mute-Taste. Ja, sie geht, aber ein Knaller an ergonomischer Bedienbarkeit ist das nun wirklich nicht. Aber Schwamm drüber, es gibt Schlimmeres. Die Haltbarkeit des Gesamtkonstruktes SGH50 kann ich allerdings nicht beurteilen, da ich kein Materialprüfer bin. Aber ich hatte es jetzt fast 3 Monate im Einsatz und es sieht fast noch wie neu aus. Die Bilder beim Unboxing zeigen übrigens das benutzte Headset. Kann man also erst mal so lassen.
Sharkoon Skiller SGH50 schwarz
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