Kopfhörer-Messung
Wie wir testen, haben wir im Grundlagenartikel „Gaming-Headsets: Mythos, Wahrheit und wie wir testen“ bereits sehr ausführlich und transparent dargelegt, denn mit dem üblichen Audio-Geschwurbel von Bassgewittern und Hochtonpeitschen kommt man nicht wirklich weiter. Man muss schon subjektiv gut zuhören können und parallel dazu auch messen. Beginnen wir zunächst mit Letzterem und kommen zur Messung der Kopfhörer-Qualität. Ich habe den Frequenzverlauf wiederum bei 1 KHz auf 0 dB normiert, so dass man einerseits gut den Gesamtverlauf mit allen Zugaben und Frequenzabfällen bewerten kann und andererseits auch nicht ganz die Vergleichsmöglichkeit zu vorangegangenen Messungen verliert.
Aber es ist trotzdem anders, weil ja die Glättung (1/1 Oktave) später auch durch die nahezu ungeglättete Darstellung (1/24 Oktave) ergänzt wird. Das alles sieht dann natürlich deutlich „hibbeliger“ aus, passt aber auch wesentlich besser zur Realität. Denn eines ist auch klar: es gibt sie nicht, die ideale Kurve. Doch beginnen wir zunächst mit der geglätteten Kurve, weil sie sich einfacher erklären lässt. Was wir sehen ist keine typische Badewanne, Danke dafür. Natürlich schiebt der leicht angedeutete Bass-Hügel die unteren Mitten etwas im Pegel nach unten, aber man wird es ertragen können. Allerdings ist die Präsenz ab den oberen Mitten und im Hochton schon etwas gewöhnungsbedürftig bis crisp. Für Spieler ist das natürlich gut, für den audiophilen Leisetreter, der gern mal einer Harfe lauscht, geht das gerade noch so. Aber die Peaks sind nicht wegzudiskutieren.
Der Bass geht auch gut nach unten, will aber richtig getreten werden. Mit etwas mehr Kraft durch den Equalizer hat man dann sogar einen richtig rabenschwarzen Bass-Tag bis ins Grab weit unter 30 Hz, denn pegelfest genug sind die Treiber in jedem Fall. Wer es darauf anlegt, kommt sogar weit über die Schmerzschwelle, wenn er einen potenten Verstärker besitzt und nutzt. Also Achtung!
Schieben wir nun die PR-kompatible Darstellung beiseite und betrachten den ungeglätteten Kurvenverlauf. Hier spielt natürlich auch noch das „nur“ semi-professionelle Messequipment eine Rolle, aber trotzdem fällt das Gemessene auch hier sehr ähnlich aus. Wir sehen hier noch einmal deutlicher, dass die eher mitten- und höhenlastige Auslegung des Headsets sicher auch dem e-Sport angedient ist. Aber auch hier sind die Herstellerangaben auf dem Datenblatt sehr bewusst ohne die Angabe des Toleranzbereiches gemacht worden. Diese Kritik muss sich auch Sharkoon gefallen lassen.
Kumulative Spektren (CSD und SFT)
Das kumulative Spektrum bezeichnet verschiedene Arten von Diagrammen, die Zeit-Frequenz-Eigenschaften des Signals zeigen. Sie werden durch die aufeinanderfolgende Anwendung der Fourier-Transformation und geeigneter Fenster auf überlappende Signalblöcke erzeugt. Diese Analysen basieren auf dem bereits oben dargestellten Frequenzgangdiagramm, enthalten aber zusätzlich noch das Element Zeit und zeigen nun als 3D-Grafik („Wasserfall“) sehr anschaulich, wie sich der Frequenzgang über die Zeit hin entwickelt, nachdem das Eingangssignal gestoppt wurde. Umgangssprachlich wird so etwas auch „ausklingen“ oder „ausschwingen“ genannt.
Normalerweise sollte der Treiber nach dem Wegfall des Eingangssignals ebenfalls möglichst schnell anhalten. Einige Frequenzen (oder sogar ganze Frequenzbereiche) werden jedoch immer langsam(er) abklingen und dann in diesem Diagramm als länger anhaltende Frequenzen auf der Zeitachse auch weiterhin erscheinen. Daran kann man gut erkennen, wo der Treiber eklatante Schwächen aufweist, vielleicht sogar besonders „scheppert“ oder wo im ungünstigsten Fall Resonanzen auftreten und das Gesamtbild stören könnten.
Cumulative Spectral Decay (CSD)
Der kumulative spektrale Zerfall (CSD) verwendet die FFT und ein modifiziertes Rechteckfenster, um den spektralen Abfall der Impulsantwort zu analysieren. Es wird hauptsächlich zur Analyse der Treiber-Antwort verwendet. Der CSD verwendet normalerweise nur eine kleine FFT-Blockverschiebung (2-10 Samples), um Resonanzen im gesamten Frequenzbereich besser sichtbar zu machen und ist somit ein nützliches Werkzeug zur Erkennung von Resonanzen des Wandlers. Das Bild zeigt sehr schön das vorbildliche Einschwingverhalten und die kaum anwesenden Bassresonanzen. Die Membran schwingt allerdings bei ca. 500 Hz und 8 bzw. mehr noch bei 10 KHz etwas nach, was ich aber nicht als störend empfinde, jedoch genau die Hochton-Spitze erzeugt, auf die Sharkoon so stolz ist.
Gut, man spart sich hier die KI, um auch miese, hochkomprimierte MP3-Dateien oder lausige YouTube-Streams etwas im Hochton zu kristallisieren, aber bei sehr guten Einspielern ist das für mich schon etwas too much. Man kann es lieben, muss es aber nicht hassen. Aber man kann am EQ auch etwas den 10-KHz-Hahn zudrehen, dann ist auch wieder Ende mit dem Peak.
Short-time Fourier Transform (STF)
Die Kurzzeit-Fourier-Transformation (STF) verwendet das FFT- und Hanning-Fenster, um das zeitlich variierende Spektrum der aufgezeichneten Signale zu analysieren. Hier nutzt man im Allgemeinen eine größere Blockverschiebung (1/4 bis 1/2 der FFT-Länge), um einen größeren Teil des zeitvariablen Signalspektrums zu analysieren, wobei man besonders den Einsatzgebieten wie Sprache und Musik näherkommt. Im STF-Spektrum sehen wir nun auch sehr schön die Arbeit der Treiber, die sich in einigen Frequenzbereichen nur sehr kleine Schwächen leisten. Dieses „Nachziehen“ bei einigen Frequenzen (1,2 KHz, 3,7 KHz) wiederholt sich dann noch und bei ca. 15 kHz kommt noch eine Peitsche im Superhochton.
Burst Decay
Beim CSD wird der Plot im Zeitbereich (ms) erzeugt, während der hier verwendete Burst Decay Plot in Perioden (Cycles) dargestellt wird. Und während beide Methoden ihre Vor- und Nachteile (oder Einschränkungen) haben, kann man durchaus sagen, dass die Darstellung in Perioden durchaus sinnvoller sein kann, um das Abklingen eines Treibers mit einer großen Bandbreite zu bestimmen. Und genau da schneidet das SGH50 ganz gut ab. Wir sehen eine leichte Resonanzschwingung im Oberbass bei ca. 170 Hz, ein paar kleine Nachhänger zwischen 2 und 4 kHz und im späteren Verlauf dann wieder so ein Peak zwischen ca. 8 und 12 kHz. Aber das ist nichts, was subjektiv als echtes Negativum wahrgenommen wird. Ergo klingt alles staubtrocken und sogar sehr crisp, was man auch als als Kompliment verstehen sollte. Denn vor allem bei Headsets unter 150 Euro sieht man das meist viel schlimmer.
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