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Wenn der OEM schludert oder spart – AiO-Kompaktwasserkühlungen mit vorprogrammiertem Verfallsdatum und ein sehr aktuelles Beispiel | Investigativ

Schutz vor Korrosion

Im Allgemeinen kann die bekannte Korrosion bei den AiO Kompaktwasserkühlungen durch die Korrosionsinhibitoren (Hemmer) verringert werden, ganz ausschließen kann man sie aber nie. Diese Inhibitoren lagern sich an Metalloberflächen an, passivieren sie und verhindern somit die schnelle Korrosion. Aber Achtung! Es ist überaus wichtig, einen stabilen und starken Wasserfluss aufrechtzuerhalten, um stagnierende Zonen innerhalb des Kühlsystems zu vermeiden, die dann als Folge die Korrosion verursachen können. Es ist also kontraproduktiv, die Pumpen aus Gründen der Geräuschemission bis zum Minimum herunterzuregeln!

Die korrosive Wirkung von natürlichem oder schlecht destilliertem bzw. gereinigtem Wasser kann, je nach seiner chemischen Zusammensetzung, sehr unterschiedlich sein. Das oft noch in Spuren enthaltene Chlorid ist korrosiv und die Verwendung von Leitungswasser sollte generell vermieden werden. Die Wasserhärte muss ebenfalls berücksichtigt werden, da hartes Wasser durch Kalzium und Magnesium beinhalten kann, die auf den Metalloberflächen dann den gefürchteten Kesselstein bilden. Deshalb ist deionisiertes und entmineralisiertes Wasser oder Wasser, das durch ein Umkehrosmoseverfahren geleitet wurde, um schädliche Mineralien und Salze zu entfernen, das alleinige Mittel der Wahl! Bei deionisiertem oder entmineralisiertem Wasser muss zudem noch ein geeigneter Korrosionsschutz (Inhibitor) verwendet werden.

Es gibt verschiedene Inhibitoren für verschiedene Metalle, die jeweils ihre Vor- und Nachteile haben und in der Kombination unterschiedlicher Metalle wirklich mit Bedacht ausgewählt werden müssen!  Phosphat ist beispielsweise ein wirksamer Korrosionsinhibitor für Eisen und die meisten Aluminiumkomponenten und Puffer für stabile pH-Werte. Ein Nachteil von Phosphat ist allerdings die Ausfällung von Kalzium in hartem Wasser, was ein Grund dafür ist, dass stets deionisiertes Wasser zur Verdünnung eines Glykol-Wasser-Kühlmittels verwendet werden muss.

Tolyltriazol ist ein gebräuchliches und hochwirksames Korrosionsschutzmittel für Kupfer und Messing, Mercaptobenzothiazol auch, ist aber nicht so stabil wie Tolyltriazol. Nitrit ist ein ausgezeichneter Korrosionshemmer für Eisen, hat aber in einer AiO nichts zu suchen. Das merken wir uns mal, wenn es gleich noch um Produkte aus dem Kfz-Bereich geht. Gut, ein Anbieter einer anderen aktuellen AiO mit einem großen E am Anfang hätte wohl besser doch etwas davon dazugegeben, denn der Befüllstutzen am Wasserblock ist aus simplem Eisen, nicht aus Stahl, und fängt auch gern mal an zu rosten. Da ist ein Leck nach wenigen Monaten kostenlos im Preis mit inbegriffen.

Nahezu unbenutzte AiO mit Rost. Edelstahl? Eher nicht.

Silikat ist hingegen ein wirksamer Inhibitor für die meisten Metalle, neigt aber leider auch dazu dazu, in Kühlsystemen bei längerem Betrieb auch schon mal dicke Ablagerungen zu bilden (Schleim und harter Überzug).

Einen wichtigen Satz zu den gern in den einschlägigen Foren empfohlenen Frostschutzmitteln aus dem Kfz-Bereich muss ich allerdings an dieser Stelle auch noch warnend einfügen, auch wenn diese Mittel in der Anschaffung verlockend günstig erscheinen. Die versteckten Rostschutzmittel bis hin zu Nitrit, die in allen Kfz-Frostschutzmitteln leider auch enthalten sind, können zu einem vorzeitigen Ausfall von Dichtungen und Pumpen führen!

Obwohl man die Korrosion nie wirklich gänzlich verhindern kann, gibt es doch Möglichkeiten, sie doch erheblich einzuschränken und so die Lebensdauer eine AiO zu verlängern. Durch die Auswahl geeigneter Materialien für den Flüssigkeitsweg und geeigneter Inhibitoren kann man diese Korrosion zumindest stark verlangsamen. Bei Open-Loop-Lösungen ist eine Reinigung und Kontrolle ja turnusmäßig möglich und sogar erforderlich. Bei den „wartungsfreien“ AiO ist dies durch das Closed-Loop-Prinzip leider nicht möglich. Hier ist das Beste dann wirklich gerade gut genug.

 

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RedF

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4,665 Kommentare 2,553 Likes

Tippe mal auf Alusalze.

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B
BloodReaver

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56 Kommentare 20 Likes

Ich kenne die Kristallbildung nur am Korken von Rotwein ;)

Toller Bericht! Meine Alphacool Eisbaer Aurora werkelt immer noch tadellos vor sich hin. Ist ja aber auch erst 1/2 Jahr alt. Ich hoffe das bleibt auch so.

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D
Deleportas

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27 Kommentare 6 Likes

Sehr interessanter Bericht.
Danke dafür!

Dann werde ich heute Abend mal meine Pumpe etwas hoch regeln :)

Zum Glück bin ich vor Jahren auf einen Custom Loop umgestiegen, da kann man zumindest an einigen Stellen auch rein schauen :cool:

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Igor Wallossek

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Turnusmäßige Kontrolle ist völlig ausreichend :)
Traue keiner AiO, die Du nicht selbst befüllt hast!

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hansmuff

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46 Kommentare 27 Likes

Ich benutze AIOs einfach weil die für mich leiser sind als Luftkühlung; dazu will ich sagen, daß mein Rechner so 1-2 Minuten lang alle 5-10 Minuten so richtig angefeuert wird. Mit jeder Luftkühlung habe ich das Problem, daß der Kühlkörper schnell an seine Kapazität kommt, und die Lüfter dann reinhauen müssen, und das habe ich mit AIO halt nicht, da dauert's wesentlich länger bis die Lüfter sich drum kümmern müssen. Dieses Aufbrausen der Lüfter hasse ich wie die Pest.

Aber naja, mein erster AIO von Corsair kackte nach 3 Jahren ab, der war $120. Neueres Modell gekauft, $150. Läuft jetzt seit 2 Jahren sehr gut, aber ich mach' mir auch nichts vor, ewig lebt das wohl auch nicht.

Ist dann halt eine Wahl: (1) Immer neue AIOs kaufen nach 3-5 Jahren (2) Luftkühler und mehr Lärm (3) selbstgebaute Wasserkühlung.

Ich bin für (1) weil ich keine Zeit habe, (3) wenn ich mal Zeit have. Lärm geht mir sehr auf den Senkel.

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I
Irrer Pinguin

Neuling

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Kurz vorweg, ich bin ein totaler Laie was Wasserkühlungen im PC betrifft.

Meine Frage ist: Gibt es eine Ölkühlung, abgesehen von der Tauchbadkühlung, für Computer?

Ja die Spezifische Wärmekapazität von ÖL ist nur halb so hoch wie die von Wasser und müsste deswegen als größerer Volumenstrom durch die Wärmetauscher fließen.
Größere Kanäle in den Wärmetauschern wären, durch die höhere Viskosität des ÖLs, auch von nöten.
Trotz dieser, nicht unerheblichen, Nachteile, hätte man ein system, welches deutlich wartungsärmer als eine WaKü wäre, da Ausfällung, Kristallbildung und Korrosion sehr unwahrscheinlich bis zu nicht vorhanden wären.
Ein weiterer kleiner Vorteil ist, dass bei einem Leck kein Kurzschluss entstehen kann.

Mir ist bewusst, dass man nicht einfach ÖL in eine WaKü kippen kann, das müsste schon ein eigenständiges System sein.

Grüße gehen raus und allen eine schöne Restwoche.

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G
Guest

@Irrer Pinguin
Steht in keinem vernünftig nutzbaren Verhältnis, wenn man Öl (gibt es ja auch in sehr dünnflüssig....kennst du auch = Diesel ) nehmen würde.

Will nicht zu pedantisch erscheinen, aber es ist sehr selten noch richtiges Eisen (=Element) zu bekommen. (Abschirmungen, Restauration, Chemie usw)
Eigentlich ist fast alles eine Legierung = Stahl ( alles über 0,5% Legierung nach Verhüttung), oder?
@Igor Wallossek

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LEIV

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1,545 Kommentare 623 Likes

Hätte ich meine Pure Loop nicht vor nem halben Jahr entsorgt, wäre es mal interessant gewesen das mal mit richtig dünnflüssigem Öl zu testen 🤔

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I
Irrer Pinguin

Neuling

5 Kommentare 3 Likes

Das wäre mal tatsächlich interessnnt gewesen. Auch wenn ich glaube, dass die Werte echt schlecht gewesen wären. Bzw, könnte die pumpe das vielleicht gar nicht bewältigen.

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G
Guest

Gibt ja kaum eine leicht zu beschaffende Flüssigkeit mit dermassen hohen Wärmekapazität (Koeffizienten) wie Wasser.

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P
Phelan

Veteran

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https://www.silentmaxx.de/lautlose-PC/?force_sid=38dq4cc5hdnou62e6fubap3kvc

Leise / Lautlos geht auch ohne Wasserkühlung, auch als Highend oder Gaming PC mit ner 3080 :)

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S
Stormfirebird

Mitglied

41 Kommentare 13 Likes

Das ist jetzt nicht zufällig eine dieser schicken MSI Coreliquid mit nem R hinten? Da gabs im CB Forum schon den ein oder anderen Thread wo sich über Temperaturen gewundert wurde.

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FfFCMAD

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674 Kommentare 174 Likes

Ich hoffe das das bei meiner AIO nicht so kommt. Die ist erweiterbar und nutzt nur Kupfer + Destilliertes Wasser. Ist von Alphacool, die Eisbaer Aurora. Einzig die Verbindungsstutzen fuer die Schlauche machen mir Sorgen. (Habe nicht geprueft ob die komplett aus Kupfer sind) Ich hoffe, ja, das bei diesen nachgekauften Stutzen kein Alu mit dabei war... Ich habe auch beim zweiten Radiator darauf geachtet, einen aus Kupfer zu nehmen. Denn ich habe keine Lust, das da irgendein Teil Opferanode spielt.

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Igor Wallossek

1

10,208 Kommentare 18,882 Likes

Ich habe hier die Eisbär Pro sogar noch als Prototypen im Einsatz - da ist Nullkommanichts dran. Sauber wie im Krankenhaus. :D

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Snipe

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Ich habe eine Eisbär 280er -ich hoffe die lässt mich nicht im stich.
Seit 3 Monaten im Einsatz und bin sehr zufrieden :)

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FfFCMAD

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674 Kommentare 174 Likes

Ich kuehle aktuell einen 10900x mit auf 250Watt angehobener maximalen TDP, vorher einen leicht uebertakteten x5675. Die Dinger performen fuer die kleine Pumpe echt gut. Meine ist nun etwa ein Jahr alt. Ich hoffe die macht noch ein paar Jahre. Und ich hab sie gekauft, weil Igor gesagt hat, die ist gut xD

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Alphacool

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@Snipe
Wenn was sein sollte -> [email protected]
Egal wo du die gekauft hast.

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M
MHoppe

Mitglied

27 Kommentare 9 Likes

Ich hoffe das mir sowas mit meiner Eisbär Extreme, erweitert um einen 420er Radiator, auch erspart bleibt. Befüllt mit einer popelig klären Flüssigkeit ohne Farbspielerei der gleichen Firma (auf Rückfrage was denn vorbeifüllt ist) und TPV Schlauch.

Entgegen der Tests im Netz höre ich die Pumpe bis 75% kaum aus meinem Rechner heraus da fast alle Lüfter auf 1000U/Min lauter sind

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S
Staarfury

Veteran

257 Kommentare 206 Likes

Ich kann mir ganz ehrlich nicht vorstellen, wie die 600+ Watt Leistung passiv loswerden wollen.
Und irgendwie finde ich auch 0 Informationen oder Tests zu den Produkten.

Hast du denn Erfahrungen mit den Produkten?

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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