Bykski CR-RD120RC-TN-V2
Kommen wir nun zum Buchstaben B und damit zum Bykski CR-RD120RC-TN-V2, D30 V2 Full Copper 120mm.
Lassen wir nun den Hersteller zunächst selbst zu Wort kommen, denn er betont vor allem die hohe Lötqualität. Wer sich die Marketing-Grafiken dazu geben möchte, darf (und sollte) auf den Link im Zitat klicken. Ich war nach der Lektüre jedenfalls richtig gespannt, ob uns hier vielleicht eine technische Überraschung erwartet.
Leider muss ich den ausgewiesenen Eigenschaften ausdrücklich widersprechen, denn bis auf die Kühlfinnen außen und die Vorkammer besteht der eigentliche Kühlkreislauf des Radiators auch aus Messing und nicht nur allein aus „rotem“ Kupfer! Für Bykski: Das sogenannte Red Copper ist CuO2, also lediglich eine spezielle Form des Kupferoxids und eine reine Oberflächenbehandlung. Das allein für sich betrachtet, könnte man vielleicht noch verschmerzen, solange der Preis stimmt, aber das dicke Ende kommt ja noch. Dieser Radiator dürfte in der EU nämlich überhaupt nicht verkauft werden! Das verwendete Weichlot enthält mehr als die erlaubten 500 mg Blei pro Kilogramm Lot (< 0,5 Promille). Rechnet man jedoch die ermittelten Atomgewichte um, dann kommt man auf mindestens 250 Gramm (nicht Milligramm!) pro Kilo Lot, an manchen Stellen war es sogar deutlich mehr!
Das verwendete und auf der Homepage ausgewiesene Verfahren sollte sich für bleifreies Löten auch nur mit viel Aufwand kostengünstig umsetzen lassen. Ich habe Bykski natürlich vorab informiert, denn es sind keine kleinen Spuren von Blei, sondern es sind wirklich große, nicht zu tolerierende Mengen. Bykski selbst wurde allerding augenscheinlich vom eigenen OEM vorgeführt, denn für den Radiator gibt es aus dem Jahr 2022 sogar ein RoHS Zertifikat. Entweder ist dieses aber nicht korrekt (es liegt mir mittlerweile sogar vor), oder aber der OEM von Bykski hat im Institut einfach nur Golden Samples testen lassen, wie auch immer.
Mein Radiator stammt aus dem Mai 2023, sollte also der aktuellen Batch entsprechen. Für diese Radiatoren müsste man eigentlich einen Rückruf starten und sogar ein Verkaufsverbot verhängen, denn so ein eklatanter Verstoß gegen die RoHS ist kein Kavaliersdelikt mehr. Egal ob aus Unwissen oder mit Vorsatz, die Teile gehören eingesammelt und zurückgeschickt. Ich bleibe hier natürlich dran, wobei sich der Hersteller und der Importeur kooperativ gezeigt und sich zum aktuellen Zeitpunkt zeitnah geäußert haben. Dazu dann im Zwischenfazit am Ende dieser Seite mehr.
Baugruppe | Herstellerangabe | Materialprüfung |
Vorkammer / Terminal | Kupfer | Kupfer (100% Cu) |
Gewindeeinsätze G1/4 | Kupfer | Kuper (100% Cu) |
Kanäle/Rohre | „rotes“ Kupfer | Messing (80% Cu, 20% Zn) |
Verwendetes Lot | k.A. | Extrem bleihaltiges Zinn (20% bis 50% Pb) |
Kühlfinnen | Kupfer | Kupfer (100% Cu) |
Rahmen / Seitenteil | Stahl | Chrom-Magnesium-Stahl (80% Fe, 15% Cr, 5% Mg) |
Schrauben | – | Vernickelter Stahl (100% Fe) |
Weiteres Zubehör | – | – |
RoHS auf Box ausgewiesen | Nein, Blei im Lot ist ein Verstoß gehen die RoHS! |
Die Ergebnisse sind deprimierend! Nach der Tabelle, die vieles bereits vorwegnimmt und zusammenfasst, kommen wir nun zu den Testergebnissen samt Bildern und weiteren Details.
Vorkammer / Terminal und Lot
Auf den ersten Blick sieht das nach einer wirklich perfekten Lötarbeit aus. Das Lot ist großflächig und gleichmäßig verteilt und man ist schnell geneigt, den Marketingbildern auf der Homepage Glauben zu schenken. Doch kann der erste Eindruck halten, was er verspricht?
Das Lot hatte ich bereits angesprochen, ich habe deshalb eine Tiefenbohrung mit dem Laser gemacht und Schicht für Schicht ausgewertet, bis ich beim 8. Layer in der Tiefe dann auf Kupfer gestoßen bin. Ab hier hätte ich eigentlich aufhören können. Aber wenn man die Menge an Blei im Lot sieht, muss man das Ganze noch einmal messen, um Klarheit zu erlagen.
Man sieht anhand der Flächen- und Tiefen-Durchschnittsmessung neben dem Kupfer das Verhältnis von Zinn zu Blei im Verhältnis 2:1! Das heißt im Umkehrschluss, dass hier sogar über 50% des Atomgewichts aufs Blei entfallen, wenn man das Kupfer mal außen vor lässt! Das ist durch nichts zu entschuldigen. Sieht schön aus, aber ist leider so verboten.
Dazu kommt, dass der Radiator noch Flussmittelrückstände auf den Wandungen der Vorkammer enthält, wie man am Vorhandensein von Kalium (K) und Natrium (Na) schön erkennen kann. Beide Elemente führen zu alkalischen Verunreinigungen der Kühlflüssigkeit, was eine gründliche Säuberung des Radiators vor dem ersten Einsatz nahezu erzwingt. Hier hat der OEM geschludert und nur oberflächlich gespült. Das Material der gesamten Kammer besteht aber zumindest aus dem versprochenen Kupfer, das passt so.
Die Außenseite dieser Kammer, also das, was der Kunde auch sehen und anfassen kann, besteht, wir ahnen es schon, aus beschichtetem Kupfer. Auch hier wurde also Wort gehalten. Ab der 15. Tiefenbohrung gibt es nur noch Kupfer, die Beschichtung ist somit auch ausreichend dick.
Kommen wie noch zu den eingelöteten Gewindeeinsätzen, die man aus Gründen der Haltbarkeit eigentlich nur aus Messing machen sollte. Kupfer ist, wie in diesem Fall, einfach zu weich und wird eine höhere Vorsicht beim Verschrauben erfordern. Daraus haben andere Hersteller bereits schmerzlich gelernt.
Kühlkanäle und Finnen
Der wichtigste Part in der Mitte sind die Kühlkanäle und die Finnen, die der Hersteller beide mit reinem Kupfer angibt. Schauen wir uns zunächst den Schnitt als solchen an. Der Kanal trägt die geschlitzten Finnen, was dem Wärmeaustausch mit der Luft verbessert und für leichte zusätzliche Wirbel sorgt. Damit agiert auch dieser Radiator etwas restriktiver, kommt aber mit weniger Luft sicher noch gut zurecht. Und nun wollen wir das Material wissen!
Betrachten wir die Messung des aufgeschnittenen Kanals und staunen! Während die massive Vorkammer aus reinem Kupfer besteht, hat man bei den viel wichtigeren Kanälen nur Messing verwendet. Mit 80% Kupferanteil und nur 20% an billigem Zink ist das Messing zwar noch ok, aber es ist nun mal kein Kupfer. Hier lügt das Datenblatt leider.
Besser sieht es bei den Kühlfinnen aus, die ebenfalls lediglich Kupfer ausweisen.
Gehäuse und Zubehör
Kommen wir abschließend noch zum Rahmen für die Stabilisierung und Montage, sowie die beigelegten Schrauben. Unter der schwarzen Pulverbeschichtung versteckt sich haltbarer Chrom-Stahl mit 80% Eisen und 20% Chrom-Anteil ab dem 16. Schuss, was relativ viel ist. Da werden auch bei Bykski die viel zu weichen Schrauben bei etwas zu viel Gewalt schnell zu dahinschmelzender Butter.
Womit wir mal wieder bei den Schrauben angekommen wären…
… die aus einfachem, vernickeltem Stahl bestehen. Dazu hatte ich mich ja bereits mehrmals z.B. auch bei Alphacool geäußert.
Zwischenfazit
Kommen wir nun abschließend zur angekündigten Reaktion von Bykski. Man hat dort meine Ergebnisse reproduzieren können und von einem unabhängigen Institut gleich hohe Zahlen ermittelt bekommen. Bei der getesteten Batch sollte es sich laut Bykski um rund 200 Radiatoren handeln, die von einem anderen OEM gefertigt wurden und die dann hier nach Deutschland gekommen sind. Man wird diese, soweit noch nicht verkauft, umgehend aus dem Verkehr nehmen und gleichzeitig wird über EZModding auch eine Rückgabe bzw. Austausch möglich sein, wenn klar ist, um welche Charge es sich beim Kunden genau handelt.
Was ich aber noch aus privater Sicht unbedingt anfügen muss: Die Einzelperson, die so einen Radiator bereits verbaut hat, wird natürlich körperlich durch dieses Blei keinen Schaden nehmen, weil man die Kühlflüssigkeit für normal ja nicht trinkt oder sich damit einreibt. Es besteht also überhaupt kein Grund, ein bestehendes System zu zerlegen und den Radiator zu tauschen, das lohnt den Aufwand nicht. EZModding wird aber dafür sorgen, dass die EAN und ggf. auch die Modell-Beschreibung von V2 auf V3 zur besseren Unterscheidbarkeit geändert wird. Die Funktionalität ist ja durch das Blei nicht beeinträchtigt (eher im Gegenteil).
Soweit zum Blei. Dass die Kanäle aus Messing statt Kupfer sind, wusste bei Bykski offensichtlich auch keiner und auch hier wird der gewechselte OEM in die Pflicht genommen. Wem man am Ende dann glaubt, ist jedem selbst überlassen, aber wegen der 20% Zink wird keiner einen extra Pelzmantel abstauben. Nur steht es im Widerspruch zur Werbung. Ich bin ein Stück weit zufrieden, dass Bykski innerhalb von 48 Stunden reagiert hat und ich werde die neuen Teile natürlich auch gegentesten. Man weiß ja nun, wo und nach was man suchen muss.
Ob das beim nächsten Testobjekt auch so ist? Kommen wir zum Buchstaben E im Testfeld!
- 1 - Einführung, Testobjekte und Mess-Equipment
- 2 - Alphacool NexXxoS ST30 Full Copper X-Flow 120mm
- 3 - Aqua Computer airplex radical 2/120, Alu-Lamellen
- 4 - Bykski CR-RD120RC-TN-V2, D30 V2 Full Copper
- 5 - EKWB Quantum Surface P120M - Black
- 6 - Hardware Labs Black Ice Nemesis GTS - 120 XFlow
- 7 - Watercool HEATKILLER RAD 120-S Black
- 8 - Zusammenfassung und Fazit
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