Komponenten und Platinenqualität
Ich habe seinerzeit meine ganzen Eindrücke und Hinweise an Creative geschickt, warte aber bis heute auf eine Rückmeldung. Gut, Aussitzen ist scheinbar auch eine Lösung. Zeit hatten sie genug, deshalb schreibe ich das Review aber trotzdem. Ich finde das Produkt generell in Ordnung, aber manche Dinge gehen einfach gar nicht. Schon gar nicht in dieser Preisklasse, was mir so manches Jubel-Review etwas sauer aufstoßen lässt. Beginnen wir mit dem PCB des Frontpanels.
Wir finden links einen generischen 32-bit Arm Microcontroller mit Cortex-M0 Kernen, 128 KB Flash und 8 KB SRAM. Dazu kommen zwei 12-bit ADC mit 3 Msps Sampling-Speed, ein I2C-Interface und zwei SPI Interfaces. Rechts sehen wir einen TM1629C von Titan Microelectronics für die Ansteuerung des LED-Displays. Die Lötqualität und jede Menge Flussmittelrückstände ärgern mich. Warum das so aussehen muss, ist mir echt ein Rätsel.
Das setzt sich auf dem Rest dieser Platine von Shenzhen PCB-ZY Circuit Co. Ltd leider genauso fort und mir juckte es wirklich gewaltig in den Fingern, den ganzen Krempel einmal ordentlich zu reinigen. Ok, nicht meine Baustelle, aber das geht so gar nicht.
Kommen wir nun zum erfreulicheren Teil, der Hauptplatine. Die könnte man als gut bezeichnen, wäre da nicht die Geschichte mit der RCA-Buchse gewesen. Aber geschenkt, kommen wir besser zum Rest. Das Herzstück ist der zu erwartende X-Fi-Chip als Audioprozessor für all die ausgelobten X-Fi Features, wobei es verwirrt, dass man hier beim Top-Model einfach auf die Super X-Fi Features verzichtet. Unverständlich. Ein anderer Chip hätte auch gepasst.
Der ATS2835 ist recht interessant. Es handelt sich um eine 240 MHz RISC-32 CPU mit einem 400 MHz CEVA DSPKern und internen Flash-Speicher sowie DRAM. Der Chip bietet Echo Cancellation, Noise Reduction und diverse Soundeffekte bis hin zu virtuellem Surround. Interessanter ist hier aber die Bluetooth-5.0-Funktionalität (einschließlich Abwärtskompatibilität). Mit an Bord sind AVRCP V1.6, A2DP V1.3 und HFP Profile V1.7. Secure Simple Pairing wird genauso unterstützt wie die ganzen Low Power Modi.
Ebenso verfügt der Chip über einen Stereo 24 bit Input Sigma-Delta DAC mit Sample-Raten bis 96 kHz. Der ähnliche ADC unterstützt ebenfalls Sample-Raten bis 96 kHz. Außerdem werden digitale und analoge Mikrofone unterstützt. Dazu kommen die Audio Interfaces: I2S TX und I2S RX*2, SPDIF TX sowie RX mit Sampling-Raten bis 192 KHz. Aber: LDAC, aptX, AAC, aptX Adaptive und aptX HD werden nicht unterstützt, was in Anbetracht des Anspruchs schon etwas verblüfft. Das könnte für viele potentielle Käufer ein absolutes Ausschlusskriterium sein.
Der CS43198 von Cirrus ist ein sehr guter DAC (Digital-Analog-Wandler) mit niedrigem Energieverbrauch, der zudem eine gute Audioleistung bietet. Er verfügt über eine hohe Impedanz von 600 Ω, einen Dynamikbereich von 130 dBA, eine THD+N-Bewertung von -115 dB und eine Kanaltrennung von >110 dB. Um Vor-Echos und Restartefakte zu minimieren, ist der CS43198 mit firmeneigenen digitalen Interpolationsfiltern ausgestattet, die fünf wählbare digitale Filterantworten unterstützen. Die Filteroptionen beinhalten eine geringe Gruppenlaufzeit mit pseudolinearer Phase und ein schnelles oder langsames Roll-off. Ein patentierter DSD-Prozessor auf dem Chip unterstützt bis zu DSD256 im Direktmodus, um die Audio-Integrität zu wahren, indem er eine nicht-dezimierende Lautstärkeregelung mit weichem Anstieg und eine 50 kHz-Filterung bietet, wie im Scarlet Book empfohlen. Eine Anpassung der analogen Ausgangspegel und des Kanalmischens ermöglicht einen nahtlosen Übergang zwischen den DSD- und PCM-Wiedergabewegen.
Der CS5361 (Bild unten, rechts) ist ein vollständiger Audio-A/D-Wandler (ADC) für digitale Audiosysteme. Er führt Abtastung, A/D-Umwandlung und Anti-Aliasing-Filterung durch und erzeugt 24-Bit-Werte sowohl für die linken als auch für die rechten Eingänge in serieller Form bei Abtastraten von bis zu 192 kHz pro Kanal. Der CS5361 verwendet einen Multibit-Delta-Sigma-Modulator fünfter Ordnung, gefolgt von digitaler Filterung und Dezimierung, was die Notwendigkeit eines externen Anti-Aliasing-Filters beseitigt. Der ADC verwendet eine differentielle Architektur, die eine ausgezeichnete Geräuschunterdrückung bietet.
Der hochintegrierte CS5345 Stereo-Audio-Analog-Digital-Wandler (Bild oben links) verfügt über ein integriertes Analog-Front-End mit 6:1 Stereo-Eingangsmultiplexer. Ebenfalls enthalten ist ein programmierbarer Verstärker (PGA), der in der Lage ist, ±12 dB analoge Verstärkung in 0,5 dB Schritten mit Übergängen ohne Nullkreuzung und ohne Klicken zu liefern. Ein Paar Eingänge hat einen dedizierten Mikrofonvorverstärker in seinem Pfad, der 32 dB Verstärkung liefert und eine rauscharme Mikrofon-Biasspannung ist ebenfalls verfügbar. Die Stereo-A/D-Wandlung basiert auf der Multibit-Delta-Sigma-Architektur.
Der CS5345 unterstützt eine 24-Bit-Wandlung und Abtastraten von bis zu 192 kHz. Ein Hochpassfilter ist zur Entfernung von Gleichspannungsverschiebungen enthalten und ein dedizierter Pin ist verfügbar, um Überlaufbedingungen zu erkennen. Für die Mikrofonqualität der X5 ist das sicher keine schlechte Wahl. Der pro Kanal jeweils am DAC anschließende Texas-Instruments-MC33078 ist ein dualer rauscharmer Highspeed-Operationsverstärker, der in solchen Schaltungen gern verwendet wird. Mehr Geheimnisse gibt es hier erst einmal nicht, aber es ist solide.
Die insgesamt vier Kopfhörer-Endstufen (Stereo, asymmetrisch mit jeweils einer Endstufe pro Kanal bzw. symmetrisch mit zwei Endstufen pro Kanal) sind diskret mit jeweils zwei BD140 als Quasi-Komplementärendstufe bestückt. Mit entsprechender Kühlung und Versorgungsspannung ließen sich pro Kanal sicher bis zu 5 Watt realisieren, allerdings hat Creative auf jegliche Kühlung verzichtet und die Leistung deutlich reduziert. Diese epitaktischen Planartransistoren sind per se keine schlechte Wahl, hier entscheidet vor allem die Topologie der Beschaltung über die erreichbare Qualität.
Damit bin ich erst einmal durch, reinige die Platine dann doch und schraube alles wieder brav zusammen. Getestet habe ich das Teil natürlich vor dem Teardown, denn man weiß ja nie…
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