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AMD Radeon RX 5600 XT im Test – mit dem Last-Minute BIOS-Boost zum sparsamen RTX-2060-Killer?

AMD hat im letzten Moment einen interessanten Schachzug gemacht und die Radeon RX 5600 XT per BIOS-Upgrade quasi über Nacht in eine neue Leistungsklasse verfrachtet. Ob das gut geht und man damit die nunmehr anvisierte Gegnerin in Form der GeForce RTX 2060 6GB schlagen kann, wird dieses Review beantworten. Spoilern kann ich an dieser Stelle aber schon einmal, dass die Leistungsaufnahme eine Überraschung bieten wird. Zumindest im direkten Vergleich zur GeForce RTX 2060. Brechstange oder Sparbüchse? Das klären wir heute, versprochen.

Wichtige Vorbemerkung

Zu den ganzen Umständen dieses BIOS-Tauschs habe ich allerdings wegen des Umfangs an Informationen einen Extra-Artikel geschrieben, der das Ganze noch einmal im Detail erklärt. Man kann dies jetzt unter „AMDs BIOS-Rochade der Radeon RX 5600 XT und die Folgen für Verbraucher und Boardpartner: BIOS-Wirrwar, Kühlerunterschiede und einige Crashs“ zum besseren Verständnis gern nachlesen. Dort schildere ich auch die möglichen Probleme, vor denen ein potentieller Käufer stehen könnte.

Doch zurück zur Powercolor RX 5600 XT Red Dragon. Ich habe in diesem Review den Fokus beim Benchmarken der Karte auf das neue BIOS im Performance- und Silent-Mode gesetzt und diese beiden Ergebnisse mit dem Performance-Modus des alten BIOS verglichen. Der alte Silent-Mode ist reichlich albern, so dass ich ihn weggelassen. Die GeForce GTX 1650 Super wird dies sicher ärgern. Der Bandbreitenzuwachs von bis zu 17% mit 14 statt 12 Gbps ist natürlich brachial und man wird es auch in den Messungen sehr deutlich bemerken können.

Ich habe alle Karten noch einmal auf dem neuen Testsystem mit dem Ryzen 9 3950X gebenchmarkt und die Kartenauswahl auf die direkten Gegenspielerinnen fokussiert. So werden neben der RTX 2060 6GB eine GeForce GTX 1660 Super und die 1660 Ti genauso mit einbezogen, wie die beiden RX Vega und die RX 5700 bzw. 5700 XT aus dem AMD-Portfolio. Mehr war zeitlich nicht drin, denn das BIOS kam erst am Freitag (und dann noch eins am Wochenende), wobei Windows ja ebenfalls noch einige Patches erhalten hatte.

Dass man sich die GeForce RTX 2060 als Gegenstück herausgepickt hat, dürfte wohl in erster Linie an deren Preis liegen. Denn die UVP von 299 Euro für die RX 5600 XT ist recht hoch angesetzt, so dass sich eine langsamere Karte mit Original-BIOS einfach nicht hätte verkaufen lassen. Denn mit ca. 300 Euro liegt man genau in dem Bereich, wo es die günstigsten RTX-Karten im Handel gibt. Es wird jedoch spannend sein zu sehen, wie viel die besser ausgestatteten Modelle der RX 5600 XT dann wirklich im Laden kosten werden und wie groß der preisliche Abstand zu den günstigsten RX 5700 sein wird. Genau dort sehe ich nämlich ein großes Problem. Es sei denn, AMD lässt die eher glücklose RX 5700 langsam sterben, deren preislicher Abstand zur deutlich schnelleren XT-Version einfach viel zu gering ausfällt. Wobei ich das eher weniger glaube.

Sei es wie es sei, ich werde mich einfach überraschen lassen, was diese per BIOS aufgesuperte Radeon so alles reißen kann (und was nicht). Allerdings hatten alle drei Karten (Powercolor als AMD-Sample, MSI und Sapphire selbst besorgte Retail-Karten) bei längerer Volllast und sehr extensiver Speicher-Nutzung sporadische Stabilitätsprobleme, die mir auch die Boardpartner bestätigen konnten. Wer selbst in solche Probleme gerät, die durchaus auftreten können (dies jedoch nicht bei allen Karten müssen), kann schon mit 50 MHz weniger Speichertakt wieder in stabile Bereiche zurückkehren. Das nur mal als Zusatzinfo am Rande, denn da bleibe ich natürlich dran.

Technische Daten und Bildergalerie

Das Design ist sehr schlicht gehalten und wird von den zwei Chrom-Ringen der Lüftereinfassungen dominiert. Große Design-Highlights gibt es nicht, was eher für diese eher zeitlos gestaltete Karte spricht. Sie ist eine echte Dual-Slot-Karte und zudem auch recht leicht, was den Einbau vereinfacht.

Passend dazu die Übersicht der wichtigsten Features:

Länge (Außenkante Slotblende bis Ende der Karte) 24 cm
Einbauhöhe (Oberkante PCIe-Slot bis Oberseite der Karte) 12,5 cm
Einbautiefe vorn (Kühleraufbau bis Platinenunterseite) 3,5 cm
Einbautiefe hinten (Platine bis Außenseite der Backplate) 0,5 cm
Gewicht 800 g
Kühlerabdeckung Schwarz mit Chrom-Applikationen
Aluminium, pulverbeschichtet
Ausgänge 3x DisplayPort 1.4
1x HDMI 2.0
Besonderheiten 1x 8-Pin

Einen ersten Überblick zu den individuellen Vorgaben des BIOS zeigen die vier wichtigsten Tabs des MorePowerTools:

 

 

 

 Dazu gesellt sich natürlich noch der obligatorische GPU-Z Screenshot beider BIOSe:

 

Die Tabelle gibt abschließend noch einmal einen schönen Überblick über die restlichen technischen Daten der aktuellen und der älteren Vergleichsmodelle:

Karte Powercolor
RX 5600 XT
Red Dragon
MSI
RX 5700
Gaming X
AMD Radeon
RX Vega 64
AMD Radeon
RX Vega 56
MSI
RTX 2060
Gaming X
Architektur (GPU) Navi 10 Navi 10 Vega 10 Vega 10 Turing TU-106
CUDA Kerne / SP 2304 2304 4096 3585 1920
(36 CU) (36 CU) (64 CU) (56 CU) 240 Tensor/ 30 RT
Textureinheiten 144 144 256 224 120
Textur-Füllrate (Gtexels/s) 233.3 248.4 395,8 330 330
Basis-Takt (MHz) 1560 1465 1274 1156 1365
Boost-Takt (MHz) 1620 (max.) 1625 (typisch)
1725 (max.)
1546 1471 1830
Speicher 6 GB GDDR6
12/14 Gbps
8 GB GDDR6
14 Gbps
8 GB HBM 8 GB HBM 6 GB GDDR6
14 Gbps
Busbreite (Bit) 192 256 2048 2048 192
Speicherbandbreite (GB/s) 336 448 483,8 410 336
ROP 64 64 64 64 48
L2-Cache 4 MB 4 MB 4 MB 4 MB 3 MB
TGP/TBP 135/150 W 185 W 295 W 219 W 160 W
Mrd. Transistoren 10,3 10,3 12,5 12.5 7.2
Die-Fläche (mm²) 251 251 495 495 314
Node 7 nm 7 nm 14 nm 14 nm 14 nm

 

Testsystem und Auswertungssoftware

Ich benchmarke wie immer mit dem eigenen PresentMon-GUI und der Interpretersoftware, die mir die Excel-Charts füllt und die grafischen Ausgabe (und auch nur die) so extra- bzw. interpoliert, dass alle Graphen exakt lang sind und somit eine einheitliche und vergleichbare Time Line entsteht. Die restlichen Auswertungen bis hin zu Perzentilen und Balkengrafiken basieren auf den echten Rohdaten aus der Messung. Das Benchmarksystem ist neu und wurde in einigen Bereichen noch einmal aufgewertet. Auch deshalb habe ich alle Spiele und Karten noch einmal komplett neu gebenchmarkt.

Die einzelnen Komponenten des Testsystems habe ich auch noch einmal tabellarisch zusammengefasst.

Test System and Equipment
Hardware:

AMD Rayzen 9 3950X
MSI MEG X570 Godlike

4x 8GB G.Skill FlareX DDR4 3200
1x 2 TByte Aorus (NVMe System SSD, PCIe Gen. 4)
1x Seagate FastSSD Portable USB-C
Seasonic Prime 1300 Watt Titanium PSU

Cooling:
Alphacool Eisblock XPX Pro (AM4, 2066)
Alphacool Eiswolf (modified)
Thermal Grizzly Kryonaut
Case:
Lian Li T70, Raijintek Paean
Closed cCse / Open Benchtable
Monitor: BenQ PD3220U
Power Consumption:

Non-contact direct current measurement on PCIe slot (riser card)
Non-contact direct current measurement at the external PCIe power supply
Direct voltage measurement at the respective connectors and at the power supply unit
2x Rohde & Schwarz HMO 3054, 500 MHz multichannel oscilloscope with memory function
4x Rohde & Schwarz HZO50, current clamp adapter (1 mA to 30 A, 100 KHz, DC)
4x Rohde & Schwarz HZ355, probe (10:1, 500 MHz)
1x Rohde & Schwarz HMC 8012, digital multimeter with memory function

Thermal Imager:
1x Optris PI640 + 2x Xi400 Thermal Imagers
Pix Connect Software
Type K Class 1 thermal sensors (up to 4 channels)
Acoustics:
NTI Audio M2211 (with calibration file)
Steinberg UR12 (with phantom power for the microphones)
Creative X7, Smaart v.7
Own anechoic chamber, 3.5 x 1.8 x 2.2 m (LxTxH)
Axial measurements, perpendicular to the centre of the sound source(s), measuring distance 50 cm
Noise emission in dBA (slow) as RTA measurement
Frequency spectrum as graphic
OS: Windows 10 Pro (1909, all Updates)

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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