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AMD Radeon RX 5600 XT im Test – mit dem Last-Minute BIOS-Boost zum sparsamen RTX-2060-Killer?

Zusammenfassung

Wenn ich das alles in einem einzigen Satz zusammenfassen soll, dann vielleicht so: Die Powercolor RX 5600 XT Red Dragon ist eine sehr leise und durchaus effiziente Karte, der es in vielen Spielen sogar gelingt, die preislich ähnlich gelagerte GeForce RTX 2060 zu schlagen, selbst wenn diese eine werksübertaktete Boardpartnerkarte mit höherem Power Limit ist und dabei sogar sparsamer zu agieren, wenn das BIOS stimmt. Zu viel Input auf einmal? Dann das Ganze noch einmal schön getrennt.

Wenn die Karte mit dem neuesten BIOS ausgestattet ist, das die Speichermodule mit den technisch möglichen 14 statt 12 Gbps unterstützt und zudem reichlich 100 MHz mehr realen GPU-Takt unter Gaming-Last samt eines höherem Power-Limits bietet, exakt dann kann diese Karte einer werksübertakteten GeForce GTX 2060 so richtig gefährlich werden. Denn die Leistungsaufnahme des eingebremsten Navi-10-Chips liegt unter dem vergleichbaren Wert der Nvidia-Karte bei gleicher Last! Dass ich das noch dieses Jahr von einer AMD-Karte schreiben darf, hätte ich vorher auch nicht gedacht.

Die Frame-Time-Verläufe und vor allem auch die geringeren Varianzen in vielen Spielen machen die Karte nicht uninteressanter, auch wenn es bei dem einen oder anderen Spiel dann doch etwas langsamer bleibt als bei der GeForce RTX 2060. Das kann man guten Gewissens sogar als Gleichstand bezeichnen, mindestens. Wäre da nicht die Problematik mit der Speicher-Stabilität. Ich habe ja im auf der ersten Seite verlinkten Artikel bereits darauf hingewiesen, dass auch Boardpartner mit der Stabilität bei sehr speicherintensiven Szenarien zu kämpfen hatten (vom Flackern und Freezes bis hin zum BSOD) und es deshalb am Launchtag für so manches Modell zwar mehr GPU-Takt und ein höheres Power Limit, jedoch keinen höheren Speichertakt gibt. Validierung braucht ihre Zeit, das muss auch AMD akzeptieren, wenn man Qualität wünscht.

Die Umsetzung durch Powercolor ist rundherum gelungen und funktioniert sogar mit der einen Heatpipe weniger, die es aber nach dem Launch wieder geben wird. Die Karte bleibt trotzdem flüsterleise und leistet sich auch sonst keine Schwächen. Wäre das ganze  Chaos um diesen viel zu späten BIOS-Wechsel nicht gewesen, hätte man sogar mit Blumen und Torte gratulieren können. So aber verbleibt ein komischer Beigeschmack, für den der Boardpartner aber am wenigsten kann.

Im direkten Vergleich zur GeForce RTX 2060 fehlt natürlich alles rund um RTX-On. Das mag für die von AMD angepeilte Zielgruppe der Full-HD und WQHD-Gamer durchaus verschmerzlich sein, denn echtes Raytracing ist mit der RTX 2060 doch eine eher zähe Angelegenheit, ist aber im Creator-Bereich für eine Mittelklasse-Karte durchaus von Nachteil, wenn es die Software sauber unterstützt. Tests in den Vollversionen von DaVinci Resolve und Adobe Premiere Pro 2020 mit dicken Workloads zeigen bei vielen unterstützten Plugins und Filtern, was z.B. die Tensor-Cores sonst noch so können. Nur wird dies den Kevin-Normalzocker kaum tangieren, der sich nicht für derartige Dinge interessiert.

Fazit

Well done AMD und Powercolor, wenn auch mit kleinen Fragezeichen auf der Speicher-Seite. Zumindest bei der Radeon RX 5600 XT hat der gern genommene Satz „Ja, sie läuft und säuft“ endlich ausgedient. Ob es dem Kunden allerdings zuzumuten ist, sich das BIOS selbst zu flashen, liegt nicht an der Karte, sondern den Umständen. Und wenn dann sogar noch unterschiedliche Kühlerversionen existieren, dann ist das Chaos perfekt. Welche Karte kann man eigentlich als Laie ohne zu prüfen kaufen? Diese Antwort hätte ich auch gern vorher gehabt.

Kurz nach Redaktionsschluss erreichte mich noch eine Mail von AMD zur Radeon RX 5700:

Darüber hinaus haben uns einige Fragen erreicht, ob die Radeon RX 5600 XT Grafikkarte die Radeon RX 5700 ersetzen wird. Die Radeon RX 5600 XT wird die Radeon RX 5700 Grafikkarte nicht ersetzen. Beide Produkte adressieren verschiedene Marktanforderungen. Die Radeon RX 5600 XT wurde speziell für optimale 1.080p Gaming-Erlebnisse entwickelt und optimiert. Die Radeon RX 5700 hingegen – mit zusätzlichem Speicher und Speicherbandbreite – wurde speziell für 1.440p-Gaming entwickelt – die Grafikkarte wird auch weiterhin auf dem Markt erhältlich sein.

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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