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Jabra Elite 85h im Test – ausgewogener Wireless-Kopfhörer mit Bluetooth und ANC im Langzeit-Einsatz

Egal ob Flughafen oder Bahnhof, man begegnet den akustisch uniformierten B-Trägern an jeder Ecke. B steht für Beliebigkeit im Allgemeinen sowie Bose, Bang & Olufsen, Bowers & Wilkinson und die allgegenwärtigen Beats im Besonderen. Da muss man, auch optisch mal gegenhalten und so fiel die Wahl auf die Jeans-blauen Elite 85h des dänischen Herstellers Jabra. ANC hat man, Bluetooth auch. Dazu kommen noch eine funktionierende App mit einigen interessanten Funktionen, 8 Mikrofone und ein ziemlich standfester Akku.

Doch kann man gegen die ganze B-Ware auch akustisch anstinken? Die Elite 85h sind klanglich eher unaufgeregt und ausgewogen, doch dazu kommen wir noch. Bei aller Euphorie zeigen sich auch kleinere Mängel bzw. Anzeichen der Nichtvollkommenheit. Da tröstet einen aber der Straßenpreis von ca. 230 Euro schnell wieder drüber hinweg, denn die meisten Mit-B-Werber sind (deutlich) teurer. Außerdem suche ich kein mobiles High-End-Hi-Fi, sondern alltagstaugliche Kopfhörer mit Wohlfühlfaktor fürs Smartphone – akustisch, sensorisch und natürlich auch beim Tragekomfort. Gespannt? Ich war es auch!

Lieferumfang und App-Installation

Kommen wir zunächst zu dem, was wir für unseren Logen-Eintrittspreis erhalten: Ein ordentliches Hard-Case für den zusammenfaltbaren Kopfhörer ist natürlich mit an Bord, dazu ein USB-Type-C-Ladekabel, ein 3,5-mm-Klinkenkabel und den unvermeidlichen Steckadapter für die hornalten Langstrecken-Touristen-Bomber der United Airlines. Dann klappt es auch mit dem Entertain-System aus dem letzten Jahrhundert Der Rest ist digitaler Natur und verbirgt sich in einer App zum Herunterladen.

Die App für Android und iOS ist übersichtlich gestaltet und verfügt über einige Funktionen, die ich später noch erläutern werde. Da man kein Handbuch erhält, bietet die App faktisch einen kleinen Crash-Kurs für Jabra-Neueinsteiger an. Die nachfolgenden Bilder stehen exemplarisch für den Nachhilfeunterricht, denn nicht alles ist wirklich selbsterklärend, wenn auch schlüssig gegliedert. Man wird es jedenfalls sehr schnell verinnerlichen.

Optik, Haptik und Funktionalität

Mein Exemplar sticht mit seinem etwas grau-gebrochenen Blau immer noch gut aus der Masse der Schwarz-Weiß-Chrom-Holz-Ohrwärmer hervor, ohne dabei billig zu wirken. Matte Spritzgussflächen und textile Bespannung treffen auf eine farblich perfekt integrierte Polsterbespannung aus veganer PU-Kunstkuh. Nein, echtes Leder ist das nicht, aber es fühlt sich trotzdem noch einigermaßen gut an. Das ganze ist optisch schön unaufgeregt und verhalten, Danke dafür. So geht anti-kevinistisches Understatement auch und es muss ja nicht immer der optische Image-Holzhammer sein.

 

Die Muscheln lassen sich auch um 90° plan hinlegen, wobei sich der Kopfhörer dann automatisch ausschaltet. Das Einschalten geht beim Zurückklappen automatisch, echt smart. Noch besser ist allerdings die automatische Kopferkennung, bei der die Wiedergabe automatisch stoppt, wenn man den Kopfhörer mal abnimmt und die Playlist wieder startet, wenn man das Dingens wieder aufsetzt. Das funktioniert richtig gut, wenn man weiß, dass es das gibt. Also nicht erschrecken, wenn der Ton beim Absetzen aussetzt, dass ist ein Feature und muss so!

Und was ist mit der tragenden Funktion? Langzeit- und damit auch Langstrecken-tauglich ist der Jabra Elite 85h auf alle Fälle. Man kann die 2-Achsen-Gelenkmechanik recht gut einstellen und man findet auch noch mit Hutgröße 62 und darüber eine Position, in der die typische Over-Ear-Form gut und allumschließend sitzt. Der Auszug aus dem Kopfband ist lang genug, jedoch nicht taktil. Einen Einrast-Schnappmatismus wird man also vergeblich suchen. Das empfinde ich als kleinen Mangel, weil man jedes Mal wieder nach der idealen Position suchen muss.

 

Ich will auch nicht verschweigen, dass man bei höheren Temperaturen irgendwann anfängt, einen Satz feuchter Polster zu generieren, aber die Erdöl-basierte Polsterbespannung lässt sich mit einem Tuch (oder einer Serviette) zumindest gut und schnell wieder trockenlegen. Das betrifft auch das Kopfband mit seiner ordentlichen Polsterung.

Konnektivität, Bluetooth, App und Akku

Der direkte Anschluss einer analogen Audio-Quelle geht recht, setzt aber ebenfalls einen geladenen Akku voraus. Aber man wird es kaum brauchen, denn meist wird man eh Bluetooth nutzen. Genau da  vermisse ich jedoch die Unterstützung hochwertiger Audiocodecs wie aptX oder auch AAC schmerzlich. Das Headset kommt zwar mit der energiesparenden Bluetooth-Variante 5.0 daher, setzt aber ausschließlich auf den Standardcodec SBC. Unterwegs mag das reichen, auch wenn man den Spotify-Stream auf maximaler Qualität damit bereits leicht beschneidet. Beim Rennen auf dem Laufband mitten zwischen anderen Reisenden oder beim Schlürfen irgendeines Kiosk-Kaffees ist das zu verschmerzen, beim Abspielen einer ordentlichen Quelle im Zwischenmahlzeitsmodus der Langstrecke ist das durchaus schon hörbar. Naja, also je nach Musik-Genre und Material.

Die Anschlussmöglichkeiten sind begrenzt, aber übersichtlich. Die Mikrofontaste für die Wahl des Sprachassistenten (z.B. Amazons Alexa) funktionierte einwandfrei, die 3,5-mm-Klinkenbuchse ist selbsterklärend und der Type-C-Anschluss dient nur fürs Ladekabel. Auf der Unterseite der rechten Muschel kann mit zwischen ANC aus, ANC an und HearTrough-Modus wählen, wo man die Umgebungsgeräusche wie bei einem offenen Headset eingespielt bekommt. So nett, wie dieser Modus ist, es rauscht recht vernehmbar, was eigentlich ein Unding ist. Die beiden anderen Modis sind fast komplett rauschfrei, selbst bei aktiviertem ANC

Die App bietet einen integrierten Equalizer, diverse Soundprofile und Voreinstellungen. Das, was Jabra als KI-basierten „SmartSound“ anbietet, funktioniert in der Praxis wirklich gut, besser als ein pauschal voreingestelltes ANC. Allerdings sollte man bei entsprechender, kleinstkindlicher Nachbarschaft die Analyse erst starten, wenn der kleine Wonneproppen genüsslich schreit.  Dann klappt es hinterher auch mit dem Tiefschlaf.

Der Kopfhörer hält mit ANC fast schon ewig. Über 30 Stunden bis zum „Battery Low“ sind eine Ansage, über 40 sind es ohne den akustischen Türwächter. Das Aufladen am Netzteil oder einer guten Powerbank dauert im Schnitt etwas mehr als 2 Stunden und man sollte an limitierten 500-mA-Anschlüssen eher mit 2,5 Stunden rechnen, wenn der Akku mal so richtig geplättet wurde. Hört sich lange an, aber ich habe es geschafft, nach nur 20 Minuten Ladezeit während des Umsteigens die nächsten 5 Stunden wieder problemlos zu überstehen. Es wäre sicher auch noch weiter gelaufen, aber wenn man angekommen ist, hat man sicher andere Probleme als eine ANC-geglättete Grundbeschallung.

Klanglich ausgewogen ist das Teil allemal, aber dafür gibt es ja noch den Test auf der nächsten Seite. Abschließend noch die wichtigsten technischen Daten, bevor ich mich dann umseitig in den Details austoben werde.

Datasheet

Jabra Elite 85h blau (100-99030001-60)

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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