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ATI im Rückwärtsgang? 2D-Leistung bleibt auf der Strecke | Retro Teil 1 von 2

So, wie sich das Bild in der aktuellen Situation darstellt, sind die Karten der ATI 5xxx-Reihe im 2D-Bereich unter Windows 7 kaum gebrauchsfähig. Es ist geradezu peinlich, dass eine veraltete Onboard-Lösung nicht nur um viele Faktoren schneller, sondern dass generell kein zufriedenstellendes Arbeiten mit vektorbasierten Programmen möglich ist. Das ist nicht nur wie in diesem Test messbar, sondern in der täglichen Arbeit deutlich fühlbar. Es ist genauso wenig nachzuvollziehen, dass eine ältere HD 4870 der neuen Karte in fast allen Bereichen locker den Schneid abkauft.

Während die 2D-Beschleunigung der Oberfläche einschließlich 2.5D-Layering sehr ordentlich funktioniert, hat ATI die Implementierung der 2D-Beschleunigung für die reinen GDI-Funktionen bei der HD 5870 nicht umsetzen können. Nach nunmehr einigen Treiberversionen seit Einführung von Windows 7 ist dieser Umstand für Kunden weder nachvollzieh- noch hinnehmbar. Wir möchten betonen, dass es sich bei den betroffenen Programmen bis auf AutoCAD ausschließlich um Software handelte, die man auch im normalen Heimanwenderbereich nutzt. Hier muss dringend nachgebessert werden, denn die Werte unter Vista sind im Gegensatz zu denen von Windows 7 durchaus brauchbar!

Wir haben im Vorfeld dieses Tests bereits schon einmal mit Antal Tungler, Technical PR Manager bei AMD telefoniert und ihn auf die niedrige Leistung der HD 5870 im 2D-Bereich unter Windows 7 hingewiesen. AMD geht den Erkenntnissen derweil nach.

Und wir können nur vermuten, dass die Catalyst-Treiber die eigentliche Ursache des Übels sind. Wäre dies der Fall, könnte man seitens ATI relativ einfach nachbessern. Falls dies nicht zeitnah geschieht, steht ATI wohl vor einem ernsthaften Problem. Wenn in absehbarer Zeit die Karten für den Budget-Bereich präsentiert werden, ist so ein Ausrutscher durchaus eine ernst zu nehmende Angelegenheit. Was uns vor allem grübeln lässt, ist der Umstand, dass Rechtecke durchaus beschleunigt werden, während alle anderen geometrischen Formen, vor allem Linien und Kurven, überhaupt nicht implementiert zu sein scheinen. Im Gegenteil, der zum Teil extreme Leistungsabfall mit GPU-Beschleunigung lässt eigentlich nichts Gutes erahnen. Nvidia patzt lediglich bei Ellipsen und Polygonen, auch hier wird durch uns der Kontakt gesucht.

Wir empfehlen, so komisch es klingen mag, im 2D-Bereich unter Windows 7 generell mit deaktivierter Aero-Oberfläche zu arbeiten, sollte eine Karte der neuen HD 5xxx-Reihe im PC stecken. Der Leistungszuwachs von bis zu 300% je nach Anwendung kompensiert den optischen Verlust auf alle Fälle. Wir raten deshalb dazu, Aero für das betreffende Programm über die Verknüpfung definitiv zu deaktivieren um nicht generell auf Aero verzichten zu müssen.

So deaktivieren Sie Aero für ein einzelnes Programm:

Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das Symbol der Verknüpfung und wählen im Popup-Menü den Punkt <Eigenschaften>. Im Assistenten klicken Sie auf den Reiter <Kompatibilität> und setzen das Häkchen bei <Desktopgestaltung deaktivieren>.

So geht es weiter

Wir testen zunächst unsere ATI-Karten nochmals auf Herz und Nieren und vergleichen diese mit ihren direkten und indirekten Konkurrenten aus dem Hause Nvidia. Wir werden ATI und Nvidia von unseren Ergebnissen vorab in Kenntnis setzen und sind gespannt auf eine Stellungnahme.  Nach Gesprächen unter Kollegen und vielen Anregungen aus dem Forum wollen wir diesen Benchmark auch zum Anlass nehmen und verschiedenste Hardware unter XP, Vista und Windows 7 auf ihre 2D-Tauglichkeit hin testen. Egal ob alte S3-Karten, Voodoo, Geforce vieler Baureihen und die entsprechenden ATI-Karten – keine Karte wird ausgelassen, selbst Onboard-Lösungen müssen den Test absolvieren.

Wir können schon so viel verraten – es wird den einen oder anderen Aha-Effekt und auch handfeste Enttäuschungen geben. Die genaue Beschreibung des Benchmarks, die Auswertung der Testergebnisse und das Download dieser Software wird Bestandteil der Fortsetzung dieses Artikels im zweiten Teil. Wir sind uns sicher, dass es auch Sie interessieren wird, welche Consumer-Karte unter welchem Betriebssystem derzeit die beste 2D-Grafikperformance bietet. Lassen Sie sich überraschen!

2D-Leistung im Rückwärtsgang? Eine umfassende Analyse | Retro Teil 2 von 2

Kommentar

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MechUnit

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64 Kommentare 38 Likes

Interessanter Hintergundbericht.

Damals (Windows 1.0-3.00) war eben das Amiga OS aufgrund des Systems mit seinen Co-Prozessoren (für 2D hauptsächlich Blitter) und echten überlappenden Fenstern besser, von der schon damals unerschütterlichen Stabilität einmal abgesehen.

Das Mac OS setzte nochmal einen drauf. Auch da gab es ja fast von Anfang an quasi integrierte Hardwarebschleunigung für 2D-Anwendungen.

Dann gab es ja noch SGI-OS - ein Traum.

Präemptives Multitasking und schnelles, flüssiges Arbeiten war man also hier auf den 3 o.g. Systemen schon gewohnt. Ok, auf A500 & A1000 war aufgrund des langsameren Motorola 68000-Prozessors und 512kb-, bzw. 1 MB Chip-RAM und ohne HDD mit Diskettenzugriff die Lade- und Arbeitsgeschwindigkeit etwas langsamer. Dennoch war das ein besseres Gefühl und komfortabler als noch mit Windows 1.0, geschweige denn DOS - dank Blitter und Copper mit nicht 100 dazwischenfunkenden Treibern und Schnittstellen. Die im System fest integrierte Hardware war eben fest im OS integriert. Angebundene Hardware und deren Treiber wurden "hinten dran" geschoben. Reflections, Video Toaster, Cinema 4D oder Lightwave (die beiden letztgenannten dann schon auf AGA-Maschinen aka A4000, später mit Power PC u.a. in Verbindung mit Silicon Graphics) liefen wie Butter. 2,5D-Layer und deren Beschleunigung spielten da aber auch noch keine Rolle.

Das war aber auch ein Vorteil der damaligen geschlossenen Systeme mit aufs Leib zugeschnittenen Betriebssystemen. Der PC war ja offen und es musste ja schon damals auf unterschiedlichen Systemen das OS möglichst performant und stabil laufen. Damit war (und ist) ein PC nicht nur von der dedizierten, modularen Hardware abhängig, sondern auch über seine Schnittstellen und Treiber. Wenn dann noch die 2D-Unterstützung schlecht oder gar nicht integriert ist (schlimmstenfalls noch auf Hardware-, OS-, Schnittstellen- und Treiberebene) fehlt, ist das für flüssiges Arbeiten im Betriebssystem ein Desaster. Das merkte man sogar später tw. in Windows NT oder 2000 auf professionellen Maschinen. Es stockte halt mal oder es gab "Denkpausen".

Ein gutes Beispiel hierfür waren damals auch Emulatoren. Man merkte direkt, wenn auf Hardwareebene einfach die 2D-Beschleunigung fehlte und die CPU dann mehr schuften musste.

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Lagavulin

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229 Kommentare 187 Likes

Vielen Dank für den interessanten Blick zurück in die 2010er Jahre. Habe ich mit großem Interesse gelesen, weil ich mich damals noch gar nicht mit PC-Technik beschäftigt habe. Spannt man einen zeitlichen Bogen von ATI bis zum 12VHPWR, dann ist Igor‘sLab für mich wirklich so etwas wie „CSI Chemnitz“ im PC-Bereich.

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F
Furda

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663 Kommentare 371 Likes

Irgendwo in dieser Zeit da, wohl noch unter WinXP, hatte ich noch einer der letzten Karten von ATI mit AGP Schnittstelle in Betrieb, als der endgültige Wechsel zu PCI vollzogen geworden war.

Der Artikel hat einige Trigger, bin mal auf den 2. Teil gespannt.

Auf alle Fälle, die Einleitung hier birgt für mich schon jetzt das grösste Ausrufezeichen, nämlich, dass man den Finger in die Wunde drücken muss, um eine Änderung/Verbesserung zu erwirken. Damals schon so und heute immer noch brandaktuell. Da hatte ATI offenbar, wie auch alle anderen immer, negativ darauf reagiert, anstatt einsichtig und konstruktiv sein zu wollen. Von ATIs Treiber-Kultur hat wohl bis heute ein Teil bei AMD überlebt.

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Igor Wallossek

1

10,220 Kommentare 18,922 Likes

Das missgünstige Treiber Team firmiert heute immer noch unter ATI in Toronto und es sind die gleichen Leute, die heute alles verdongelt haben, weil sie das MorePowerTool nicht wollen. Das geht schon seit Jahren so :D

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Derfnam

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7,517 Kommentare 2,029 Likes

Toronto Trittchen - guten Feinden gibt man ein Trittchen. Oder 2.
Wobei ich Ati & the Vandalers mit 'Nowhere Toronto' bevorzuge.

Die damaligen Kommentare unter bzw zu den Artikeln läs ich zu gern nochmal.

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Derfnam

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7,517 Kommentare 2,029 Likes

Alles gut und schön, @Igor Wallossek, aber ich wollte schon ein wenig Wehmut fühlen wegen der alten Köppe.

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C
ChaosKopp

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551 Kommentare 561 Likes

Ich erinnere mich noch gut an die zugrunde liegenden Artikel und die Emsigkeit, die Du damals ausgelöst hast

Auch wenn die Treiber-Truppe Dich damals hasste, hast Du das Produkt selbst massiv vorangetrieben.

Eigentlich wäre Dankbarkeit angemessen gewesen.

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eastcoast_pete

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1,505 Kommentare 850 Likes

Ja, wenn man darauf hinweist, daß der König nackt dasteht oder der tolle GPU Treiber für die neueste Karte kaum 2D packt, macht man sich schnell unbeliebt. Auch wenn man damit, so wie hier @Igor Wallossek , ATI einen großen Gefallen hattest, denn die Käufer finden solch unterirdische Leistung gar nicht gut. Wie heißt es so schön im Englischen: " No good deed goes unpunished". ATI, anstatt sich zu schämen und für den Hinweis zu danken, wurde ärgerlich und nachtragend.

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eastcoast_pete

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Der Toaster auf den großen Amigas waren ja aus gutem Grund jahrelang das Kit der Wahl bei frühen CGI Geschichten. SGI Workstations waren klar besser, aber wer hatte schon soviel Geld? Die waren nämlich richtig teuer, für das Geld konnte man schon ein sehr schönes Auto (Oberklasse, keinen Golf 😀) kaufen .

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MechUnit

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64 Kommentare 38 Likes

Allerdings - das waren Preise jenseits von gut und böse :D

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eastcoast_pete

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Waren (und sind) sehr gute Hintergrund Artikel, danke @Igor Wallossek für das Encore! Und jetzt ein paar Fragen zum Stand der Dinge 2023: wie sieht es denn heutzutage mit Unterstützung von 2D und 2.5D Grafik aus? Sind die iGPUs hier eigentlich immer noch gleichauf (oder besser?) als viele dGPUs, und gibt's hier Unterschiede zwischen Intel iGPUs und den AMD APUs?

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Igor Wallossek

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AMD vor NV und Intel :)

APUs gehen, iGP bei Intel eher meh

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e
eastcoast_pete

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Danke! Auch und gerade wenn man doch einiges machen will, das nach wie vor 2 bzw 2.5D ist; vor allem wenn mehrere UHD Monitore befeuert werden sollen. Interessant, daß AMD aus dem Debakel damals gelernt hat, auch wenn Toronto immer noch schmollt 😁

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P
Postguru

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39 Kommentare 7 Likes

Und heute mit einer 6900XT unter Win10
Direct drawing to visible device:
BENCHMARK: DIB-BUFFER AND BLIT

Text: 23245 chars/sec
Line: 28631 lines/sec
Polygon: 12435 polygons/sec
Rectangle: 3229 rects/sec
Arc/Ellipse: 15193 ellipses/sec
Blitting: 14961 operations/sec
Stretching: 1107 operations/sec
Splines/Bézier: 17800 splines/sec
Score: 201

DIB Buffering:
BENCHMARK: DIB-BUFFER AND BLIT

Text: 60096 chars/sec
Line: 151668 lines/sec
Polygon: 631579 polygons/sec
Rectangle: 5491 rects/sec
Arc/Ellipse: 347222 ellipses/sec
Blitting: 58207 operations/sec
Stretching: 7123 operations/sec
Splines/Bézier: 70822 splines/sec
Score: 4510

scheint einiges besser zu laufen .. jedenfalls gepuffert ;)

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Igor Wallossek

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10,220 Kommentare 18,922 Likes

DIB geht direkt in den Speicher, Direct Draw jeder einzelne Pups durch die Renderpipeline.

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Danke für die Spende



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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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