Was ist eigentlich das mysthische „Hi-Res Audio“ Label?
Zunächst vorab: es handelt sich NICHT um HRA (High Resolution Audio), aber die Ähnlichkeit ist nicht ganz unabsichtlich so gewählt worden. Die JAS (Japan Audio Society) als federführende Organisation hinter dem von Sony vor Jahren erstmals auf einem eigenen Plattenspieler genutzten Label schreibt z.B. für analoge Geräte vor, dass bei Kopfhörern (um die es ja geht) eine „Speaker and headphone performance of 40 kHz or above“ zu erreichen sei. Dieses Label wird auch nicht „verliehen“, sondern man muss dafür einfach nur bezahlen.
Wie viele Menschen wurden von diesem scheinbar glanzvollen Siegel verführt, in dem Glauben, sie würden ein überlegenes Produkt erhalten? Nun, es ist Zeit, das Märchen zu entlarven. Zunächst einmal, was bedeutet „Hi-Res Audio“ im Kontext der JAS wirklich? Es ist eine Definition, die vorschreibt, dass das Produkt fähig sein muss, Frequenzen von 40 kHz oder mehr wiederzugeben. Aber ich muss mal einhaken: Wann war das letzte Mal, dass ein Leser eine Frequenz von 40 kHz gehört hat? Das kann keiner, weil das menschliche Gehör in der Regel nur bis zu 20 kHz wahrnehmen kann (meist sogar viel weniger). Warum also ein Label, das auf einer Fähigkeit beruht, die wir als Menschen gar nicht nutzen können?
Denn die JAS sagt nichts zur eigentlichen Wiedergabequalität und den geforderten Parametern, sondern man schraubt lediglich die Obergrenze des Frequenzbereiches auf das Doppelte herkömmlicher Schallwandler nach oben, ohne jedoch irgendwelche Toleranzgrenzen vorzugeben. Was dann am Ende wirklich gut klingt, darf nämlich jede Firma ganz für sich allein entscheiden: „Listening evaluation process is added and final decision as Hi-Res Audio product to be proved according to each company’s sound evaluation standard„. Aber wir werden natürlich wie immer selbst probehören, nachmessen und objektiv urteilen.
Das führt zu einer Menge von Missverständnissen und Irreführungen. Denn während das Hi-Res Audio Zertifikat der JAS suggeriert, dass das zertifizierte Produkt eine überlegene Klangqualität liefert, ist das nicht unbedingt der Fall. Ein Kopfhörer oder Lautsprecher kann bei den Frequenzen noch so hochauflösend sein, wenn er schlecht konstruiert oder abgestimmt ist, wird er trotzdem schlecht klingen. Außerdem sollte man bedenken, dass nicht alle Hi-Res Audio zertifizierten Produkte gleich sind. Einige sind vielleicht tatsächlich in der Lage, 40 kHz oder mehr wiederzugeben, aber die Qualität und Art der Wiedergabe variiert stark. Manche können diese Frequenzen vielleicht nur mit starkem Rauschen oder Verzerrungen wiedergeben. Ein Zertifikat sagt nichts über die Qualität aus, es besagt lediglich, dass eine bestimmte technische Spezifikation irgendwie erreicht wurde.
Was mich am meisten frustriert, ist, dass viele Verbraucher glauben, dass sie, wenn sie ein Hi-Res Audio zertifiziertes Produkt kaufen, automatisch eine bessere Audioerfahrung bekommen. Aber das ist einfach nicht der Fall. Es gibt so viele andere Faktoren, die die Klangqualität beeinflussen, wie die Qualität der Aufnahme, das Mastering, die Quelle des Audiomaterials und nicht zuletzt das eigene Gehör. Das Hi-Res Audio Zertifikat der JAS ist im Grunde genommen nur ein fieses Marketing-Tool.
Es sagt wenig bis gar nichts über die tatsächliche Qualität des Produkts aus und es führt die Verbraucher in die Irre, indem es ihnen vorgaukelt, dass sie etwas bekommen, was sie in Wirklichkeit gar nicht bekommen können. Es ist höchste Zeit, dass wir über die Wahrheit hinter diesen Zertifikaten aufklären und die Verbraucher dazu ermutigen, ihre Kaufentscheidungen auf Fakten und echter Qualität, nicht auf glitzernden Labels, zu basieren. Denn die bezahlt man ja am Ende sogar noch mit.
Und als wäre das alles noch nicht genug: Ohne die USB-Soundlösung bzw. den SwitchMix erfüllt das Headset diese Specs nicht, denn dann sind sogar 20 KHz schon meilenweit entfernt. Direkt angeschlossen ist da nichts, was eine Fledermaus zu Orgasmen treiben könnte. Doch dazu später mehr bei den Messungen. Und nein, auch mein HiFiMAN EF400 schafft das mit dem Relay weder auf NOS (Non-Oversampling, wo das Signal eben nicht zur feineren Abstufung der einzelnen Abtaststufen hochgerechnet wird) noch dem hochgerechneten OS (Oversampling). Da ist einfach nichts. Punkt.
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