Zu den sogenannten MSRP-Karten und dem eher ärgerlichen Cost-Down schrieb ich ja bereits ein paar Zeilen. Mit der GeForce RTX 4070 Gaming X Trio bringt MSI den exakten Gegenentwurf auf den Markt, wo man im Rahmen des finanziellen Spagats so ziemlich alles richtig macht, was geht. Eine solide Kühllösung, die wir bereits von der RTX 4070 Ti kennen, eine besser und vor allem auch vollständiger bestückte Platine und eher unwichtige Dinge wie RGB (die man aber gern mitnimmt). Und ich will mal schon jetzt vorab spoilern, dass ein besseres Platinenlayout nicht nur die Effizienz bei gleichem Takt steigert, sondern auch das Gesamtbild wie Wärmeentwicklung und Kühlung positiv beeinflussen.
Der aktuelle Straßenpreis liegt bei rund 719 Euro, also rund 50 Euro über der UVP. Ja, der Preis ist jetzt nicht wirklich ein bahnbrechendes Sonderangebot, aber es hätte auch schlimmer kommen können. Denn im Gegensatz zu den Spar-Varianten zur UVP bekommt der Kunde endlich ein ausgefeiltes Produkt ohne die bereits kritisieren Abstriche. Ohne jetzt wieder die Preisdiskussion entfachen zu wollen, diese 50 Euro Aufpreis sind sind sinnvoll investiertes Geld, denn es kommt, auch technisch gesehen, fast komplett beim Kunden an.
Der Hersteller setzt das Power Limit standardmäßig auf 215 Watt, was völlig ausrecht. Erinnern wir uns an meinen Launchartikel, wo selbst die deutlich ineffizientere NVIDIA RTX 4070 FE trotz der 220 Watt maximalem Power Limit nie über 215 Watt kam. Dass MSI hier den Sweet Spot gesetzt hat, ist definitiv kein Zufall. Man erlaubt zwar bis zu 240 Watt, die diese Karte auch gefahrlos als Abwärme abführen kann, nur wird man es nie brauchen. Die RTX 4070 Ti wird man auch mit der Brechstange nie erreichen und ab 215 Watt aufwärts geht dann auch die gute Skalierung von TBP und Taktrate wieder verloren. Deshalb spare ich mir heute diesen Aufwand, weil es nun mal nicht weit über 3 GHz geht, egal wie viel Ressourcen man zum Grill presst.
Natürlich gibt es wie gewohnt den umfassenden Teardown, eine aufwändige Platinen- und Kühler-Analyse mit einigem Reverse-Engineering, sowie die Analyse der Leistungsaufnahme und der Lastspitzen samt passender Netzteilempfehlung. Da ich weiß, dass viele Kollegen auch noch einmal die ganzen technischen Details samt Theorie wiederholen, die ja bereits vorab schon in diversen Häppchen dargereicht wurden, spare ich mir das heute im ganz großen Umfang und verweise nur noch einmal kurz auf die bereits bekannten Daten. Bei den Benchmarks verweise ich hier auf die 220-Watt-Variante aus meinem Launchreview, denn beide Karten, sowohl die MSI RTX 4070 Gaming X Trio als auch die Founders Edition von NVIDIA liegen hier in einem Toleranzbereich von unter 1 %. Das sind Messfehler, die man getrost ignorieren kann.
Der AD 104 und die neue Ada-Architektur
Der 294,5 mm² große Chip der NVIDIA GeForce RTX 4070 wird ebenfalls im TSMC 4N Prozess gefertigt und verfügt über 35.8 Milliarden Transistoren. Der AD104-250 verfügt noch über vier Graphic Processing Clusters (GPC) und 46 neue Streaming-Multiprozessoren (SM) mit 5888 CUDA Cores, deren Performance und Energieeffizienz im Vergleich zu Ampere deutlich gestiegen ist. Dazu kommen 184 Tensor-Kerne der 4. Generation und Optical Flow, was transformative KI-Technologien, einschließlich NVIDIA DLSS und dem neuen Bildraten-Vervielfacher NVIDIA DLSS 3 ermöglicht.
Die 46 RT-Kerne der 3. Generation bieten bis zu 2-fache Raytracing-Leistung, Shader Execution Reordering (SER) verbessert die Raytracing-Operationen zudem um das Doppelte. Dazu kommen noch insgesamt 23 Texture Processing Clusters (TPC), 184 Texture Units (TU) und 64 ROPs. Der L2-Cache ist insgesamt 36864 KB groß und die Karte nutzt, wie auch die GeForce RTX 4070 Ti, die bekannten 12 GB GDDR6X mit 10500 MHz Takt an einem eher schmalen 192-bit Interface, was einer Datenrate von 21 Gbps und einer Bandbreite von 504 GB/s entspricht. Der AD104-250 der GeForce RTX 4070 bietet in der Summe nur noch einen NVDEC (Decoder) statt vier und einen einzelnen NVENC (Encoder). Der AV1 Encoder soll bis zu 40% effizienter als H.264 arbeiten.
Die MSI GeForce RTX 4070 Gaming X Trio 12 GB im Detail
Die Karte wiegt nur 1216 Gramm, also rund 200 Gramm mehr als die kompakte FE. Die Länge von 33,7 cm ist schon arg ausladend und die Höhe von 13 cm liegt ebenfalls deutlich über dem Normalmaß. Da braucht man schon etwas mehr Platz Gehäuse, vor allem auch, weil tollen 12VHPWR-Adapter nutzen muss. Die Einbautiefe beträgt 4,2 cm zuzüglich der 5 mm für die Backplate auf der Rückseite. Damit ist sie eine 2,5-Slot-Karte.
Der Formensprache von Lüfter, Abdeckung und Slotblende ist nicht neu, sondern liegt im Trend der Trio X Serie von MSI. MSI nutzt ein Single-BIOS und wer übertakten möchte, muss ein passendes Tool verwenden. Die Haptik ist wie gewohnt hochwertig, trotz den anthrazit-grauen Kunststoffabdeckung. Diese wird zumindest von RGB-LED-Applikationen aufgelockert, wobei auch der MSI Schriftzug samt Logo auf der Oberseite beleuchtet ist und getrennt ansteuerbar ist. Zumindest, wenn es nach der Verkabelung geht.
Die Karte setzt nach wie vor auf ein PCIe Gen. 4 Interface und nur beim externen Stromanschluss mit dem 12VHPWR-Anschluss (12+4 Pin) auf ein Element der PCIe Gen. 5 Spezifikation. Die voreingestellte TBP liegt bei 215 Watt und kann, je nach Anliegen, auch auf bis zu 240 Watt angehoben werden (was eher sinnlos ist, weil die Spannung irgendwann sowieso limitiert). Das ist auch der Grund, warum man keine 8-Pin-Stecker mehr nutzen kann. Ich finde es schade, aber so sind nun einmal die Spielregeln der Normierung.
Man kann ja aber nicht nur Strom in die Karte stecken, sondern auch Videoanschlüsse. Es sind derer vier, um ganz genau zu sein, als da wären: dreimal DisplayPort 1.4a und einmal HDMI 2.1a. Das ist vor allem beim DisplayPort schade, wenn es um die neuen Spezifikationen geht. Chance vertan, leider. Und beim HDMI muss man ab 4K schon mit der Kompression tricksen, wenn es über 120 Hz gehen soll.
Der Screenshot aus GPU-Z zeigt uns Standardvorgaben der RTX 4070, die bei allen 200-Watt-Karten identisch sind:
Damit wäre diese erste Seite geschafft und wir bereiten uns schon einmal langsam aufs Testgeschehen vor. Für die Vergesslichen oder neu dazu Gekommenen habe ich auch noch einmal den Launchartikel verlinkt, der weitere Details bietet und meine Anmerkungen zu den MSRP-Karten:
- 1 - Einführung, technische Daten und Technologie
- 2 - Test System im igor'sLAB MIFCOM-PC
- 3 - Teardown: PCB und Komponenten
- 4 - Gaming Performance
- 5 - Details: Leistungsaufnahme und Lastverteilung
- 6 - Lastspitzen, Kappung und Netzteilempfehlung
- 7 - Temperaturen, Taktraten und Infrarot-Analyse
- 8 - Lüfterkurven und Lautstärke
- 9 - Zusammenfassung und Fazit
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