Eigentlich wollte ich den gestrigen Launch der GeForce RTX 4070 samt der verbundenen Mehrbelastung erst einmal verarbeiten und mich dann auf die Einzelreviews der verschiedenen Karten stürzen, aber es gibt wirklich Dinge, die einem in der geballten Macht echt zu denken geben. Der normale Reviewer wird es wohl mangels Sensibilisierung für technische Nachlässigkeiten nicht sehen und der Kunde natürlich erst recht nicht (wie auch), nur sind mir in den letzten Tagen bei allen hier vorliegenden „MSRP-Karten“ Dinge aufgefallen, die man so eigentlich nicht akzeptieren muss.
Dass NVIDIA versucht, der aktuellen Preisspirale wenigstens etwas entgegenzuwirken, indem man jedem Hersteller mehr oder weniger direkt ans Herz legt, auch Produkte zur UVP anzubieten, ist ja durchaus löblich. Nur verschiebt man hier das Problem elegant zum Boardpartner (AIC) und lehnt sich entspannt zurück, weil man ja mit der Founders Edition einen gewissen Preisvorteil besitzt, indem man seine eigenen Chips nutzt. Und der AIC beginnt dann mit der Suche nach dem letzten einzusparenden Cent, was stellenweise zu recht merkwürdigen Einschränkungen führt.
Man kann ja auf die Boardpartner schimpfen, wie man gern will, aber ich verrate mal ein Geheimnis zu diesen MSRP-Karten: sie werfen fast keine Marge ab und bedeuten in der Summe mit allen weiteren Kosten bis hin zu Support und RMA sogar eine gewisse Unwägbarkeit. Diese Preise sind ja FOB („Free on Board“), was nichts anderes heißt, es liegt in der Verantwortung des Importeurs bzw. Distributors, einen Spediteur für die Abwicklung der Sendung zu finden und erst einmal zu bezahlen, jedoch werden diese lokalen Kosten im Ursprungsland China, Hongkong oder Taiwan (also alle Dienstleistungen im Zusammenhang mit dem Transport bis zur vollständigen Verladung) dann direkt wieder dem AIC in Rechnung gestellt. Und das kostet ordentlich.
Ich sage es mal so: Ich würde mir privat keine derart auf günstig getrimmte Karte kaufen, weil hier der Preis eine solide Umsetzung fast schon verhindert. Eine Founders Edition ginge hingegen schon, aber da muss ja auch keiner fürs Bundle aus Chip und RAM blechen. Selbstversorgung FTW. Damit will ich nicht sagen, dass die Karten nicht funktionieren würden, das tun sie natürlich, aber es wirkt fast immer nur billig und lieblos umgesetzt. Bei 300 oder 400 Euro hätte ich diesen Artikel heute sicher auch nicht geschrieben, aber für rund 660 Euro will ich keinen klapprigen Plastikbomber mit der Lizenz zum Brutzeln, sondern eine solide Lösung. Warum ich mich so ärgere, ist eigentlich schnell aufgelistet, nur muss ich mit der Quelle meiner Beschwerden anfangen. Und noch eines: ich nenne vorerst keine Herstellernahmen und Produkte, sondern kläre die Probleme gerade aktiv mit den jeweiligen Entwicklern. Ihr seht aber exemplarisch genauso gut, wo der Schuh drückt.
Ausgangspunkt: Spannungswandler und die Founders-Edition
Sowohl die Founders Edition als auch die meisten Boardpartner-Karten nutzen nur 6 Phasen, also auch nur 6 Spannungswandler für die GPU-Spannung (NVVDD). Möglich wären, laut Referenzplatine, übrigens bis zu 10. Das wiederum würde einen deutlich teureren PWM-Controller voraussetzen, weshalb man die Anzahl deutlich reduziert hat. Die 200 Watt an nur 6 Phasen kann man sicherlich machen, aber wenn wir sowohl die FE als auch die exemplarische Boardpartnerkarte (Bild unten) anschauen, dann sehen wir eine etwas aberwitzige Verteilung. Drei der DrMOS (VRM) liegen einzeln verstreut (was per se geringere Hotspots ergibt) und drei in einem Block zusammen. Das habe ich als potentielle Quelle für Kühlprobleme gelb markiert. Eine weitere Markierung betrifft den einzelnen Wandler am oberen Rand der Karte. Aber zu dem komme ich später noch
Betrachten wir uns nun das Resultat dieser „Verknappung“ anhand der Founders Edition in einer einfachen IR Aufnahme nach 30 Minuten Stresstest (Bild unten) und exakt 200 Watt TBP. Der Hotspot liegt auf dem 3er-Block, der einzelne VRM am oberen Rand ist hier noch als „PCB“ beschriftet.
Betrachten wir uns nun den Kühler der Founders Edition. Wir sehen, dass sowohl die vertikal angeordneten Spannungswandler als auch der eine einzelstehende mittels Pad thermisch am Kühlerrahmen angebunden sind (lila Rahmen). Die beiden Spannungswandler für den Speicher sind grün markiert und werden ebenfalls aktiv gekühlt. Was aber eigentlich noch viel wichtiger ist: Insgesamt 10 Schrauben (einschließlich der 4 Schrauben für den GPU-Heatsink) befestigen die Platine starr aufliegend am Kühler. Damit kann sich diese Platine weder verbiegen, noch bewegen und der Anpressdruck der Pads und somit auch der Kontakt zu den Spannungswandlern ist garantiert und gleichbleibend hoch.
Das ist genau der Punkt, wo ich schrieb: Ja, kann man durchaus auch mit 6 Wandlern machen. Nur muss man es eben auch mechanisch richtig umsetzen. Was genau dabei schiefgehen kann (und fast schon muss) sehen wir auf der nächsten Seite.
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