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Mehr geht (fast nicht): Zu Besuch bei René Meyer samt der größten privaten Konsolen- und Spielesammlung der Welt

Ich schrieb ja schon, dass Ren’e auch mal ganz gern auf „Wanderschaft geht“ und seine Objekte allen zugänglich macht, deren herz für Retro-Games schlägt. Das Berggut Leipzig-Holzhausen, gelegen im malerischen Rietzschke-Ortsteil, öffnete seine Türen am vergangegen Sonntag für eine faszinierende Ausstellung, die die Geschichte der Videospiele feiert. Diese Ausstellung, betitelt „50 Jahre Videospiele“, dauert vom 3. Dezember 2023 bis zum 14. Januar 2024 und bietet Einblicke in die Welt der Retro-Gaming-Kultur​​​. Anlass genug für mich, einfach mal meine Famile zu schnappen und einen Retro-Sonntag zu genießen. Ein Besuch bei René natürlich inkludiert, den ich hier vorangestellt hatte.

Interessant ist, dass diese Ausstellung nicht das erste Mal war, dass René Meyer seine einzigartige Sammlung im Berggut Leipzig-Holzhausen präsentierte. Bereits 2018 gab es eine ähnliche Ausstellung, die ebenfalls großen Anklang fand. Diese Veranstaltungen heben die Bedeutung von Berggut als kulturellem Treffpunkt hervor, der Raum für derartige historische und kulturelle Einblicke bietet​. Ansonsten ist es eher ein heimatmuseoum, wird aber gut frequentiert.

Den kennt jeder…

Der Commodore 64 – der jugendliche Rebell der Computerwelt der 80er Jahre, ein Gerät, das mehr Persönlichkeit hatte als so mancher Hollywood-Star. Dieser kleine graue Kasten war nicht einfach nur ein Computer – nein, er war der beste Freund jedes Technikbegeisterten, ein wahrer Zauberer in einer Welt voller eintöniger Büromaschinen. Dieses Wunderwerk der Technik war wie ein Schweizer Taschenmesser für digitale Unterhaltung. Ob man nun ein angehender Programmierer war, der BASIC beherrschte wie eine zweite Sprache, oder ein Gamer, der sich in pixeligen Abenteuern verlor – der C64 war ein treuer Wegbegleiter.

Die Spiele, farbenfroh, einfallsreich und mit Soundtracks, die sich wie Ohrwürmer in Ihrem Kopf festsetzten. Manche dieser Spiele waren so herausfordernd, dass sie Geduld und Geschicklichkeit auf eine harte Probe stellten – und das alles mit nur ein paar Kilobytes Speicher. Heutzutage braucht man mehr Speicherplatz, um eine E-Mail zu versenden! Aber der Commodore 64 war mehr als nur eine Spielekonsole. Er war ein Tor zu neuen Welten. Mit ihm konnte man Musik komponieren, Grafiken erstellen und sogar seine Hausaufgaben machen – zumindest theoretisch. In der Praxis war er jedoch meistens der Grund, warum Hausaufgaben bis zur letzten Minute aufgeschoben wurden.

Und dann war da noch das Handbuch. Ein Buch, das so dick und informativ war, dass man es fast als Ersatz für ein Betonfundament hätte verwenden können. Es war nicht nur eine Bedienungsanleitung, sondern auch eine Einführung in die wunderbare Welt der Informatik. Der Commodore 64 war kein gewöhnlicher Computer. Er war (und ist) eine Ikone, ein Stück Technikgeschichte, das die Herzen von Millionen eroberte. In einer Welt, in der Computer immer mehr zu unscheinbaren Arbeitsgeräten wurden, brachte der C64 Farbe und Spaß in die heimischen vier Wände. Er war der coole Onkel unter den Computern, der immer eine Überraschung parat hatte. Danke dafür!

Der Robotron KC85/4 – ein Computer, der so einzigartig ist wie sein Name und noch seltener käuflich zu erwerben war. So stellt man sich einen Computer vor, der aussieht, als wäre er direkt aus einer alternativen Realität der 80er Jahre entsprungen, in der die DDR das staatstragende Silicon Valley Ost-Europas war. Dieser klobige Charmeur aus Ostdeutschland war mehr als nur eine Maschine; er war ein Fenster in eine Welt, in der Technologie und Ost-Block-Chic auf wunderbare Weise aufeinandertrafen. Der KC85/4, mit seinem robusten Design, das an eine Mischung aus Retro-Futurismus und sozialistischem Pragmatismus erinnert, war nicht einfach nur ein Computer – nein – er war ein Abenteuerspielplatz für die Tüftler und Technikbegeisterten. Mit seinem einzigartigen, fast schon kultigen Äußeren hätte er glatt als Requisite in einem Sci-Fi-Film der DDR dienen können.

… den sicher auch.

Programmieren auf dem KC85/4 war wie eine Reise in eine andere Dimension. Statt benutzerfreundlicher Interfaces begrüßte einen eine Welt aus BASIC-Befehlen, die mehr Geheimcodes glichen als einer Programmiersprache. Hier konnte man seine Fähigkeiten im Codieren testen – und seine Geduld. Jede Zeile Code war ein kleines Abenteuer, jede erfolgreich ausgeführte Anweisung ein Triumph. Und dann waren da noch die Spiele. Pixelige Grafiken, die so charmant waren, dass man sie einfach lieben musste. Diese Spiele erforderten nicht nur Geschick, sondern auch eine blühende Fantasie, um die bunten Klötzchen in epische Weltraumkämpfe oder tiefgründige Abenteuer zu verwandeln. Man müsste nur ganz fest daran glauben.

Der KC85/4 war aber nicht nur ein Spielzeug. Er war ein Symbol des Einfallsreichtums und der Ingenieurskunst in einer Zeit und einem Ort, wo Ressourcen knapp waren. Dieser Computer war ein Beweis dafür, dass Kreativität und Innovation keine Grenzen kennen, weder geografisch noch politisch. Der Robotron KC85/4 war eben nicht nur einfach ein Stück Hardware. Er war eine Ikone, ein Stück Technikgeschichte, das zeigt, wie weit man mit ein wenig Erfindergeist und viel Enthusiasmus kommen kann. In einer Welt, die von westlichen Computern dominiert wurde, stand der KC85/4 stolz da – ein leuchtendes Beispiel ostdeutscher Kreativität und Beharrlichkeit. Wenn man denn einen ergattern konnte.

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eastcoast_pete

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1,523 Kommentare 859 Likes

Wow! Die Bilder muß ich mir erstmal richtig reinziehen, schon eine einmalige Sammlung. Und ich hoffe, der Besuch bei René hat Dir (@Igor Wallossek ) auch soviel Spaß gemacht wie ich mir das vorstelle!

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Pascal TM-Custom

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1,122 Kommentare 1,361 Likes

Da bekomme ich fast Tränen in denn Augen. Ich hab so viele Games und Konsolen gesehen die ich selber bespielt habe. Da wird einem wieder mal bewusst wie schnell die Zeit vergeht und man wünscht sich einfach nochmal ein Kind zu sein ohne diese Social Welt ohne Hektik ohne Sorgen.

Es wird einem mal wieder bewusst man sollte die Zeit die man hat Genießen und manchmal drüber nachdenken ob es sich lohnt Zeit und Wut in etwas zu stecken die sich garnicht rentiert. Die Zeit geht viel zu schnell vorbei und die sollte man besser nutzen.

Schöner (Emotionaler für mich) Bericht am Morgen.

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echolot

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Hammer "Nerd"! Die Sammlung ist bemerkenswert und ich hoffe, daß der Gute irgendwo alles ktalogisiert hat.
Hatte auch so einen im Bekanntenkreis. Sammelte seltene Bücher. Die Wohnung war "voll" und zwar so voll, daß ich mir Gedanken über die Tragfähigkeit der Decke Gedanken machte. Für viele meiner Generation war der C64 der Einstieg in die Computerwelt obwohl bei mir alles mit einem Apple II+ begann.
Danke für diesen Einblick!

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RaptorTP

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Wahnsinn !
Aber auch etwas verrückt. Mein Neid sei dir gewiss ! xD

Bisher zwar noch nicht "besorgt" aber die Zeitschriften geben dem Ganzen nochmal einen Kick, oder ?
Möchte im Keller eine gaaanz kleine PC Ecke machen. Die nach "Zeitreise" schreit :)

Dazu brauch es auf jeden Fall auch ein paar Zeitschriften.

Also das ist schon ein schönes Hobby, aber in diesem Maße wohl auch sehr opfernd. :/

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Igor Wallossek

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10,249 Kommentare 18,973 Likes

Ich schrieb ja: besessen :D

Aber wenn man sich dem Ganzen so tief verschreibt, muss man es auch professionell machen. Ganz so "nebenbei" geht das in so einem Umfang einfach nicht. Im Übrigen war es auch Renés Forum bei Mogelpower, wo ich mal eine Weile lang die Cheats gepflegt habe. Auch wenn mich am Ende Tom's Hardware zum Journalismus geführt hat, war es doch die Zeit bei und mit Mogelpower, in der ich etwas Blut am Schreiben geleckt habe. Es ist wie immer ein langer Weg bis zur Selbstfindung :)

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FritzHunter01

Moderator

1,156 Kommentare 1,574 Likes

Oh my fucking god... Wie geil is das denn bitte?? Da werde ich doch noch sentimental auf meine "alten" Tage. Junge, da sind die Highlights aus meiner Kinderheit.

Die ganzen jungen Spritzer haben ja keine Ahnung - wie es damals war: ohne Handy, Data-Setten, usw... Allein der Anblick des Röhrenfernsehers, wenn man diesen auf einem OLED Monitor sieht, lässt einem wirklich bewusst werden: Dass ich aus einer Zeit stamme, als die Gummistiefel noch aus Holz waren.

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ianann

Veteran

336 Kommentare 232 Likes

Hits me right here in my meow meow. <3

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B
Blindseeker

Neuling

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Mega cool! René, falls Du mitliest: Ich durfte vor Urzeiten mal Dein Reich bewundern (ich meine 2006) und sogar bei Euch übernachten. Richtig beeindruckend fand ich damals schon Dein Community-Building, ich meine bei einem lokalen "Blitz-Basic"-Stammtisch dabei gewesen zu sein (heute würde man Meetup sagen). Auch wie Du Deine Kids an die Technik herangeführt hast, hat mich nachhaltig beeinflusst, bei meinen Kindern halte ich es heute auch so. Wir haben den Kontakt verloren, aber ich freue mich immer wieder wenn ich einen Artikel von Dir in einer der genannten Publikationen lese.

Und Igor, dieser Artikel ist fast schon so etwas wie ein historisches Zeugnis einer Lebensleistung, die - und das ist das Verrückte - lange noch nicht abgeschlossen ist. Wow!

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Ghoster52

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1,423 Kommentare 1,087 Likes

Vielen Dank für den Einblick!

-Das DDR TV-Spiel kenne ich noch sehr gut, schade das ich es mal weg gegeben habe.
-Oh man da werden einige Erinnerungen wach, x Seiten abtippen (Funkamateur) für den KC85... :ROFLMAO:
-C64 (nach der Wende), das Teil lief bis zum umfallen

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FfFCMAD

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680 Kommentare 178 Likes

Der C64 hat meine fruehe Jugend gepraegt. Und zwar massiv. Ich bin in Zwischen wieder stolzer Besitzer eines C64C, jedoch mit einer nagelneuen Ersatzplatine (MK 2 Reloaded) und einem neuen Gehäuse, wo die originalen Komopnenten Platz finden, aber noch zusaetzlich ein weiterer SID. Letzteres verschafft auch wenn beide SIDs gleich angesteuert werden, eine geniale Soundkullisse. (Mein 5.1 Surround knallt damit richtig schoen)

Mir fehlt eigentlich nur noch ein funktionierendes Diskettenlaufwerk und natuerlich entsprechende Original-Disketten. Aber das ist schwer ran zu bekommen, ohne ins Klo zu greifen.

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FfFCMAD

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680 Kommentare 178 Likes

Jetzt hat mich der Artikel verleitet, mir ne Floppy zu holen. Die sieht zumindest gut aus. Drueckt mir die Daumen

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Nagah

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114 Kommentare 93 Likes

Danke, jetzt habe ich direkt wieder den Geruch eines frisch knackenden Röhrenfernsehers in der Nase.
Dieses britzeln in den Fingerspitzen, wenn man ganz nah ran geht...ihn aber natürlich nicht berührt. Man will ja keine Fettflecken. Hach, schön.

Danke, Igor!

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Igor Wallossek

1

10,249 Kommentare 18,973 Likes

Vor allem das Einschalten und das Bumm-Geräusch von der Entmagnetisierung...

Ich hatte so einen riesigen 32" Philips-CRT (Black Line) mit eingebautem Subwoofer. Platz war ja genügend vorhanden. :D

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big-maec

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857 Kommentare 508 Likes

Das willst du dir wirklich noch antun, obwohl dein Board USB hat.

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Annatasta(tur)

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373 Kommentare 131 Likes

Super Artikel! Ich überlege jetzt ernsthaft, den originalen C64 wieder mal wieder an den TV zu hängen. Wenn ich nur wüsste, wo die Datasette sich versteckt hat. Wir haben damals viele Nächte "Eagle Empire" durchgespielt und so einige Joysticks dabei "verbraucht".

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FfFCMAD

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680 Kommentare 178 Likes

Das Board hat USB, aber nur fuer die Konfiguration des Mainboard.

Ich habe einen Pi1541 und auch ein Chameleon II, aber das ist halt nicht das gleiche. Zudem sind Original-Disketten meist ein besseres Spielerlebnis. Man hat kein Cracktro und es fehlt auch gerne mal die Haelfte des Spiels, weil beim Crack weggelassen. Speziell Spiele von Rainbow-Arts sind meist hart kaputt gecrackt. Da fehlen teilweise Gegner im Spiel (Turrican 2) usw. Rainbow Arts ... Die hatten so den miesesten bösartigsten Kopierschutz überhaupt. Bis heute nicht umgehbar im Sinne von: Diskette kopieren ohne Modifikation des Programmes selbst.

Und Chameleon II und Pi1541 sind umständlicher zu bedienen. Eine Diskette zu nehmen und in den Schlitz zu werfen ist aus meiner Sicht ergonomischer/ schneller und macht glücklicher.
Auch kann man anhand der Geräusche auch hören, was passiert.

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echolot

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952 Kommentare 735 Likes

Das lief anfangs noch auf Kassettenspielern. Hieß Datasette. Hört sich so ähnlich an wie bei Modems 56k. Die Joysticks von der Atarikonsole sind voll kompatibel zu C20/64. Eigentlich unzerstörbar.

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echolot

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952 Kommentare 735 Likes

Hab sogar noch Unterlagen aus der Studienzeit darauf gespeichert. Es gabe ja seinerzeit auch "Klone" vom CCC. Da musste man teilweise 80+ Floppys rein- und rausschieben. Das war ein Spaß.

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FfFCMAD

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680 Kommentare 178 Likes

Als Joystick kann ich den Quickjoy Superstar SV-131 sehr empfehlen. Ist der beste Joystick, den ich fuer den C64 jemals hatte.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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