Audio/Peripherie Headsets Kopfhörer Testberichte

[UPDATE] Audio-Roundup: Die besten Gaming-Headsets im Vergleichstest

Einführung und Lieferumfang

Mit dem recht neuen Siberia 200 deckt Steelseries die Klasse zwischen 50 und 75 Euro ab und ersetzt gleichzeitig auch die Vorgängermodelle Siberia V2 und V3. Wobei Ersetzen vielleicht der falsche Ausdruck ist, denn diese Modelle sind noch flächendeckend und in ausreichender Stückzahl in den Shops verfügbar.

Unsere Aufgabe ist es deshhalb, auch und vor allem nach den Unterschieden zu suchen, denn sowohl das Siberia V2 (in Form des Kingston HyperX), als auch das Siberia V3 waren bereits bei uns im Testlabor, wenn auch mit einem etwas anderem, deutlich einfacherem Testaufbau bei den Messungen.

Der Lieferumfang fällt zweckmäßig aus, denn lediglich ein gewinkeltes Y-Stück, das den Kopfhörer- bzw. Mikrofon-Klinkenanschluss wieder als Klinken-Kombi fürs Smatphone oder die Konsole zusammenführt, ist mit als Zubehör enthalten.

Optik und Haptik

Das Design orientiert sich sehr stark an den Vorgängermodellen, jedoch nur auf den ersten und eher flüchtigen Blick. Wir werden gleich noch genauer auf bestimmte Details eingehen, jedoch bleibt bereits vorab der Ersteindruck hängen, dass der Buchhalter samt Rotstift nicht allzu entfernt mit am Entwicklertisch gesessen haben muss.

Was das Siberia Vx bisher auszeichnete, war seine sehr auffällige Bügelkonstruktion, die mit ihrer einmaligen 2-Achsen-Aufhängung der Ohrmuscheln und dem flexiblen, gefederten Kopfband einen fast schon perfektes One-Size-Headset garantierte, das sich der jeweiligen Anatomie komplett von selbst anpasste und unterordnete. Zumindest dann, wenn der Kopfumpfang deutlich unter 60 cm lag.

Der aktuelle Matrialmix unterscheidet sich in gewissen Details deutlich von den Vorgängermodellen, außerdem wirft das Kunstleder am Kopfband außen nach mehrmaligem Nutzen bereits unansehnliche Falten beim Aufsetzen bzw. zeigt deren optische Spuren, wenn der Bügel die Bespannung wieder glatt gezogen hat. Das Polster an der Unterseite besitzt beim Siberia 200 nunmehr nur noch eine recht grobe Textilbespannung, die Haare, Flusen und andere Umweltkrümel geradezu magisch anzieht und leider auch nur ungern wieder hergibt. Sogar die Mechanik musste Federn lassen, doch dazu gleich mehr.

Optisch und haptisch ist das Siberia 200 immer noch eine interessante Erscheinung, die gut in der Hand liegt und sich auch recht stabil beim Verwindungstest präsentiert, denn da kann das Headset richtig einstecken, ohne gleich zu zerbrechen. Nur die Wertigkeit hat ein wenig eingebüßt, was wirklich schade ist.

Tragekomfort

Wir erwähnten ja bereits den Rotstift und so müssen die Siberia-Liebhaber jetzt ganz tapfer sein! Waren die Ohrmuschen früher im äußeren Rahmen noch einmal mit einem Gelenk in der Vertikalachse nach vorn und hinten beweglich, sind sie nun fest und unbeweglich. Die Ausrichtung bzw. nicht änderbare Schrägstellung (siehe Bild unten) halten wir ergonomisch und akustisch für eine glatte Fehlleistung, denn sowohl der Sitz als auch die Abstrahlcharakteristik büßen im direkten Vergleich zu den Vorgängermodellen deutlich ein.

Es bleibt nur noch ein Gelenk übrig, nämlich das horizontale am Übergang zwischen Bügel und Hörmuschel, die nicht mehr in einem Rahmen gelagert, sondern nun als kompakte Einheit daherkommt. Das Design nimmt zwar die alte Konstruktion optisch auf, ist aber nur noch eine (Ent)täuschung.

Der Mechanismus des Bügels blieb hingegen unverändert, so dass auch in der vierten Auflage das Größenproblem bleibt, denn alles ab Hutgröße 60 muss sich etwas anderes kaufen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Auslegung des horizontalen Kippwinkels zu klein ist, um dann noch einen geraden Sitz zu ermöglichen. Man hat immer das Gefühl, die Muscheln würden unten etwas abstehen, weil die Druckverteilung einfach nicht mehr gleichmäßig genug gelingt.

Die mit PU-Lederimitat bespannten Ohrpolster machen das Headset zu reinen Over-Ears. Der Anpressdruck steigt mit der Spannung des Kopfbandes durch größere Kopfumfänge, bleibt aber bei kleineren Köpfen noch erträglich, zumal der Schaumstoff im Polster einen recht ordentlichen Job erledigt und sich der Anatomie brav unterordnet.

Funktionalität und Anschluss

An der im Kabel eingebauten Kontrolleinheit befinden sich seitlich ein Lautstärkeregler und frontal ein Schalter fürs Mikrofon. Die Positionierung im Kabel geht in Ordnung und die Elemente sind intuitiv gut zu finden und zu benutzen.

Der Anschluss der analogen Klinkenstecker ist kein Hexenwerk und der beigelegte Adapter erweitert die Konnektivität zu einem kombinierten 4-Pol-Anschluss für Konsolen bzw. Smartphone

Mikrofon

Das Schwanenhals-Mikrofon mit Kugelcharakteristik ist herein- bzw. herausziehbar, was durchaus praktisch ist. Nur ist dieser Schwanenhals für großvolumige Denkgehäuse erstens zu kurz und zweitens auch nicht positionsstabil genug. Damit wird es dann sehr schwierig, eine optimale Position zu finden und vor allem auch beizubehalten.

Die Kennempfindlichkeit respektive Ausgangspegel sind vergleichweise gering und so muss man im System bereits ordentliche Klimmzüge vollbringen, um in hektischen Teamspeak-Sessions noch Gehör zu finden. Unangenehm ist auch, dass es keinen echten Low-Cut gibt und das Mikrofon jegliches Rumpeln ohne Schaumbremse nonchalant weitergibt. Auch Wind- und Atemgeräusche werden nicht unterdrückt, wozu auch der nach oben hin viel zu hohe Frequenzbereich beiträgt.

Messungen und Sound-Check

Steelseries wirbt auch damit, den Klang noch einmal deutlich verbessert zu haben, was wir natürlich jetzt genauer unter die Lupe nehmen wollen. Allerdings erwartet uns auch hier wieder das obligatorische Wannenbad mit viel tiefporigem Schaum und dem viel zu eng geschnallten Korset für die Klanghüfte in der Mitte des Tonkörpers. Der Rest hingegen sieht doch schon mal ganz lecker aus, was geradezu zum genaueren Probehören einlädt.

Der Bass wird zwischen 50 und ca. 170 Hz ordentlich angehoben und liegt in der Spitze bei knapp 5 dB über Normalnull (Ein-Kilohertz-Marke). Das ist noch erträglich und von vielen auch so gewünscht. Für unseren Geschmack trägt der Oberbass etwas zu dick auf, was vor allem männlichen Stimmen viel zu viel Fundament beschert. Der Tiefbass hingegen macht was er soll und ist präsent bis hinab in den Kartoffelkeller. Die Subkontraoktave ist gut abgedeckt und man hört fast schon mehr als man erwartet.

Die Kehrseite der sehr tief spielenden, aber eher günstigen Membran ist ein etwas zu träges Einschwingverhalten, das sich auch nach einigen Betriebsstunden nicht gebessert hat. Man wird es nur in bestimmten Fällen merken, wenn es zu plötzlichen, vor allem sehr kurzen Impulsen kommt, aber man kann es auch nicht wegdiskutieren. Viele der etwas „härter“ abgestimmten Schallwandler sind deutlich flinker und frei von solchen Verzögerungen samt eines leichten Nachschwingens.

Dies alles ist für diesen Preisbereich aber noch kein Beinbruch. Unangenehmer ist jedoch die Mittenabsenkung mit bis zu 6 dB Abfall im tiefsten Wellental, das bei ca. 480 Hz liegt. Der Grundtonbereich weiblicher Stimmen geht hier nämlich genauso auf Tauchstation wie der vieler Instrumente, was eine Musikwiedergabe für geschulte Ohren stark negativ beeinflusst. Gerade der Übergang von den unteren in die oberen Mitten ist nicht unbedeutend für die sogenannte Klangfülle, also den subjektiven Volumeneindruck, den man beim Hören empfindet.

Bis ca. 12 Khz geht es dann aber ab unserer Normalisierungsmarke fast schon linear weiter, was sowohl der räumlichen Ortung im Gaming bzw. der Bühne bei der Musikwiedergabe zuträglich ist. Sibilanten hört man sehr deutlich, aber sie sind nicht überbetont. Der Hochtonbereich wirkt angenehm und weder metallisch, noch analytisch. Erst der Superhochton bricht oberhalb von 12 KHz dann etwas ein, bleibt aber nur ca. 4 dB unter der normalisierten 0-dB-Grenze.

Für unseren Geschmack hat man es beim Sounding im Mittenbereich leider etwas zu sehr übertrieben. Um die subjektiv empfundene und vor allem bei der Musikwiedergabe so wichtige Klangfülle etwas aufzupeppen, empfehlen wir eine sanfte Anhebung im 500-Hz Bereich, die auch softwareseitig im Equalizer gut realisierbar ist. Dann klingt auch eine Pumpgun wieder wie eine solche und nicht nur wie ein abgesägtes Luftgewehr.

Fazit

Für 60 bis 75 Euro (je nach Farbvariante) ist das Headset keine schlechte Offerte und besitzt durchaus einige Vorzüge. Hervorzuheben sind hierbei der fundamentale (wenn auch etwas träge) Bass , sowie die sehr gute und vor allem ausgewogene Wiedergabe oberhalb von einem Kilohertz. Die Pegelfestigkeit ist in dieser Preisklasse zudem wirklich beispielgebend.

Doch es gibt auch Schatten in Form eines sehr starken Soundings, dass durch die Mittenabsenkung bei ca. 480 Hz vor allem die Klangfülle sehr einschränkt und damit auch viele Schallquellen ihrer Präsenz und Klangfarbe beraubt.

Der Sitz und der Tragekomfort sind akzeptabel, auch wenn durch Einsparungen (Cost-Down) nicht mehr das sehr hohe Niveau der Vorgängermodelle erreicht wird. Es nähert sich eher dem Klassendurchschnitt an und schließt leider auch all diejenigen aus, deren Kopfgröße das asiatische Gardemaß von ca. 57 cm Kopfumfang deutlich überschreitet.

Technische Daten und Verfügbarkeit

Abschließend fassen wir noch die technischen Daten in unserer obligatorischen Tabelle zusammen. Das Headset ist seit einiger Zeit auf dem Markt, so dass sich auch der Preis bereits in interessante Regionen eingependelt hat.

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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