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Edifier D12 im Test – Standfestes Bluetooth-Lautsprecher-Möbelstück mit viel Druck und wenig Klimbim

Verbaute Lautsprecher

Fangen wir mit den Lautsprechern an, denn die sind ja nicht zu übersehen, wenn man die Frontabdeckung entfernt hat. Wir sehen in der Mitte und recht präsent zwei 10 cm Lautsprecher für den Mitten- und Bassbereich. Hierbei handelt es sich um frontseitig durchgesteckte und verschraubte Chassis mit einem relativ langen Hub. Für die Verstärkung der Bässe sorgen zudem links und rechts unten angeordnete Resonanzrohre und es ist gut, dass die Öffnungen vorn sind. Das kommt einer Regalaufstellung deutlich entgegen, bringt aber leichte Probleme mit sich, wenn es um den akustischen „Kurzschluss“ geht.

Die Hochtöner (Tweeter) sind klassenüblich als 19-mm-Seidenkalotte mit angedeutetem Wave-Guide installiert, was vollkommen ausreicht und auch gut funktioniert. Wir sehen somit ein 2-Wege Stereo-System, wobei hier eine echte elektrische Bandbreitenerweiterung fehlt. Das DSP hätte das sicher noch hergegeben, aber am Ende wird man ab 1 bis 2 Metern Abstand dann davon auch nichts mehr merken.

Konnektivität und Anschlüsse

Kommen wir nun zur Abdeckungsplatte der Rückseite, die auch im Inneren das Netzteil und den Verstärkerteil trägt. Es gibt einen echten Aus-Schalter, was bei einer Leerlauf-Leistungsaufnahme von knapp 2 Watt sicher keine schlechte Idee ist. Ist Bluetooth aktiv, sind es bis zu 3 Watt. Das aber liegt dann wohl an einem permanent anliegenden leisen Signal. Smart ist auch der Line-Out und ich habe, einfach mal so zum Spaß, einen dicken Subwoofer angeschlossen. Wer das nicht weiß, glaubt staunend an die Neuerfindung der Physik und ja, der Spaß funktioniert immer wieder. 😀

Ansonsten gibt es noch einen analogen Line-In, der aus einem parallel geschalteten RCA-Stereo-Eingang und 3,5-mm-Klinkeneingang besteht. USB und SPDIF fehlen leider, so dass es außer Bluetooth (BT 5.0, kein aptX oder AAC Support) keinen digitalen Eingang gibt. Aber egal, eigentlich wird man das im Regal oder in der Küche auch kaum brauchen. Und wir sehen hier auch acht Schrauben, die meiner Neugier absolut nicht widerstehen konnten. Auf geht’s zum Teardown!

Teardown: Verstärkerplatine und Netzteil

Diesmal ist alles brutal verklebt und ich habe die betreffenden Steckverbindungen an den Heißkleber-Schichten nicht aufgeschnitten und gelöst. Dazu waren meine Finger dann doch zu dick. Aber man sieht ja auch so, was ungefähr drin ist. Am auffälligsten sind die beiden Endstufen pro Kanal. Edifier setzt hier pro Kanal auf jeweils einen TAS5805M Class-D Verstärker von Texas Instruments. Das ist ein hocheffizienter Stereoverstärker mit geschlossenem Regelkreis. Das ist am Ende also eine recht kostengünstige Lösung mit einem einzigen Digitaleingang, die aber wirklich brauchbar ist. Der integrierte Audio-Prozessor (DSP) und die 96-kHz-Architektur des Bauteils unterstützen den erweiterten Audioprozessablauf, einschließlich SRC und 15 BQs pro Kanal.

Das Gerät unterstützt auch die digitale Lautstärkeregelung, 3-Band-DRC der vierten Ordnung, Full-Band-AGL, die THD-Verwaltung und eine optionale Pegelanzeige (nicht implementiert). Jetzt wissen wir auch, dass Edifier hier den internen Soundprozessor als aktive Weiche für das zwei-Wege-System nutzt. Die Leistungsangaben auf dem Datenblatt stimmen übrigens, denn der TAS5805M liefert 2 × 23 W im 2.0-Modus an 8 Ω bei 21 V. Da die Betriebsspannung nur etwas niedriger liegt, sind auch die 20 Watt RMS wirklich real. Die Tweeter werden mit etwas geringerer Leistung angesteuert. Die beiden sehr effizienten Leistungs-ICs werden rückseitig jeweils mit einer massiven Kupferinsel gekühlt, was völlig ausreicht.

Mit dem proprietären Hybrid-Modulationsschema verbraucht der TAS5805M einen sehr niedrigen Ruhestrom (< 16,5 mA bei 13,5 V PVDD) und verlängert damit die Batterielaufzeit in tragbaren Audio-Applikationen. Mit der implementierten EMI-Unterdrückungstechnologie kann man zudem auch kostengünstige Ferritperlen-Filter einsetzen, um Board-Platz und Systemkosten zu sparen. Und genau das ist ja auch Zweck der Übung. Cost-Down ja, aber dafür zweckmäßig und nicht schädlich fürs Endergebnis. Das kann man so lassen. Der Bluetooth-Chip steckt unter dem Label mit dem QR-Code und die Antenne ist auf der Platine als Leiterbahn ausgeführt.

Das verbaute Schaltnetzteil liefert nur eine feste Ausgangsspannung, es gibt also keine extra Standby-Quelle. Daher auch der Schalter für die Norm. Die Kleinspannung (3.3 Volt) für das Bedienpanel und den IR-Empfänger der Fernbedienung generiert man auf der Verstärkerplatine mit einem einfachen Längsregler (ziemlich mittig sitzender MOSFET). Das spart ebenfalls Aufwand und Kosten beim Netzteil, das aber über eine ordentliche, 2-Stufige Eingangsfilterung verfügt.

Das ist alles in allem solide, wenn auch nicht High-End. Dafür ist allerdings auch der Preis ok und man bekommt wirklich das, was man bezahlt hat. Kategorie: zweckmäßig und gut.

 

Kommentar

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ipat66

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1,359 Kommentare 1,357 Likes

Es beeindruckt mich immer wieder,was diese kleinen Würfel zu leisten im Stande sind.
In meiner audiophilen Anfangszeit, gab es so etwas nicht.

Da musste man noch entweder die ganze Anlage nach draußen stellen oder zu mindestens die zwei Boxen mit viel Kabel ins Freie befördern....
Vor allen Dingen hat der untere Frequenzbereich bei winzigen Volumen ordentlich zugelegt.

Habe mir letztes Jahr auch so ein Teil zugelegt (anderer Hersteller, gleiches Prinzip) .
Exzellent für die musikalische Untermalung bei BQ-Nachmittagen im Garten mit Freunden... :)

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S
Seriousjonny007

Neuling

6 Kommentare 1 Likes

Danke für den Test.
Es gefällt mir immer wieder das du auch genau erklärst welche Teile hier verbaut werden.
Auch Edifier gehört ein Lob ausgesprochen, es ist heute leider selten das auch das drin ist was drauf steht.

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Megaone

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1,746 Kommentare 1,645 Likes

Guter Test und schön zu sehen, was für 100 Euro so alles möglich ist. Muss ja nicht immer alles High-End sein.

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Igor Wallossek

1

10,208 Kommentare 18,882 Likes

Genau das! Man muss auch mal die Nische testen, macht ja sonst keiner. Die wollen immer nur High-End... (fürs Ego) :D

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Steffdeff

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727 Kommentare 678 Likes

Danke für den Test,Igor!
Schön zu sehen das es auch gute Produkte
gibt die nicht gleich ein großes Loch in die Haushaltskasse reißen und trotzdem noch solide abliefern. Gute musikalische Hausmannskost.

ist Dir da ein Buchstabe abhanden gekommen oder trefft ihr euch wirklich um euch anzuschweigen?
Da stört so ein LAUTsprecher doch sehr!
😉🤣

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FfFCMAD

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674 Kommentare 174 Likes

Dann schnapp dir mal die P17 von denen. Wuerde gerne wissen ob ich in der Preisklasse gut eingekauft habe... (Fuers Ego) oder auch nicht :D

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R
RX_Vega1975

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165 Kommentare 46 Likes

Ist dies das Kleinste Modell
Wie lauten die etwas größeren Modelle bitte ?

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nobbes

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62 Kommentare 38 Likes

Typisch Edifier, die müssen leider immer massenweise von dem Kleber innen verteilen.
Ist bei meinem S530D auch so, unglaublich, weniger ist oftmals mehr.

Ansonsten schöner Test, der wiedermal beweist, das Edifier es einfach drauf hat, gut klingende Geräte zu bauen.
Mit meinem S530D bin ich immer noch höchst zufrieden (y)

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P
ParrotHH

Veteran

178 Kommentare 191 Likes

Ja, das ist teils schon erstaunlich, aber eben einer der Vorteile des aktiven Konzepts. Da die Kombination Verstärker/Lautsprecher fix gesetzt ist, kann man da ganz anders eingreifen als bei passiven Lautsprechern.

Allerdings habe ich meine Zweifel bei den genannten 54Hz. Die kann das Ding wahrscheinlich "irgendwie messbar" wiedergeben, aber ganz sicher nicht im Rahmen eines Gesamtfrequenzgangs mit -3 oder -6dB.

Der Eindruck von Bass wird bei dieser Art von Lautsprechern über eine Überhöhung des Oberbasses >100Hz erzeugt. Das ist aber eher eine "Simulation" von Bass, das merkt man dann schon (oder auch: "erst"), wenn man sowas gegen ein Setup antreten lässt, das linear bis 50Hz herunter spielt.

Im Alltag zur Berieselung sind diese Art Lautsprecher aufgrund ihrer Größe und Mobilität trotzdem eine echte Bereicherung.

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onyman

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238 Kommentare 126 Likes

Schönes Ding.

Technisch kann ich nachvollziehen, dass der Netzschalter direkt am Netzeingang ist. Aber ich würde es viel praktischer finden, wenn der neben dem Lautstärkeregler ist. Im Gegenzug könnten gerne die Treble-/Bassregler nach hinten verschwinden. Die würde ich selbst sehr viel seltener verwenden als die kleinen Kinderfinger, die an allem drehen und drücken was erreichbar ist. 😉

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Igor Wallossek

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e
eastcoast_pete

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1,489 Kommentare 841 Likes

Für den Preis auf jeden Fall einen Blick oder Click (Kaufen) wert.
Die Beschriftung (grau auf dunkelgrau bzw mattschwarz) ist so eine Unsitte, die leider sehr viele "Designer" mitmachen. Unnötig und ärgerlich. Weiß auf schwarz kostet doch auch nicht mehr, oder?

Wenn ich schon beim Wunschzettel bin: ich hör auch öfter Radio, und würde mich freuen, wenn es ein Parallelmodell (paar Euro teurer) gäbe, das auch einen Tuner eingebaut hat. Aber ich weiß, ich bin da altmodisch (warum streamen und Bandbreite dafür nutzen, wenn's auch mit OTA geht).

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Selaya

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21 Kommentare 9 Likes

frisst dann auch wieder extra milliwattsist halt geistige selbstbefriedigung so ein $1,000 produkt zu testen - auch wenn der markt fuer die meisten dieser halo-produkte halt irgendwo zwischen nirgendwo und inexistent ist weil sich das halt sonst keiner leisten kann

klar macht das dann spass fuer den reviewer, aber was will ich denn mit so einem review? ich werde mir das produkt doch sowieso niemals kaufen weils halt voellig overpriced ist

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Derfnam

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7,517 Kommentare 2,029 Likes

Ich seh das ganze Highendgedöns als Nische an.

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Igor Wallossek

1

10,208 Kommentare 18,882 Likes

Ich will ja noch meine XS-8000 RC testen, macht mir keine Angst :D

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MeinBenutzername

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210 Kommentare 74 Likes

Nettes, kleines Teil! Danke für die Vorstellung!

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hansmuff

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46 Kommentare 27 Likes

Ist es ja auch, per Definition.

Man sollte allerdings nicht nur draufzeigen und sagen "Ah, Quatsch und Leute mit zu viel Geld" wenn es denen halt gefällt; deren Geld ist doch deren Sorge, oder auch nicht, also egal.

Aber zum Thema, ich finde es schon krass, daß man für so wenig Geld so viel bekommen kann, echt klasse. Danke für den guten Testbericht!

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R
Ray Krebs

Mitglied

56 Kommentare 29 Likes

@Igor Wallossek
"Das kommt einer Regalaufstellung deutlich entgegen, bringt aber leichte Probleme mit sich, wenn es um den akustischen „Kurzschluss“ geht."

Das stimmt so nicht ganz. Das Loch nennt sich Bassreflexrohr. Wenn Editfier das richtig abgestimmt hat, ist das kein akustischer Kurzschluss, sondern hilft im Abstimmungsbereich für eine Bassverstärkung. Allerdings sollte dann eine Ansteuerung, etwa eine halbe Oktave, unterhalb der Grenzfrequenz vermieden werden, weil das Chassis keine Dämpfung mehr bekommt. Was aber bei einer aktiven Weiche kein Problem darstellt.

Schade ist der hohe Leerlaufleitung von 2-3 Watt

Zitat:
"Ein Bassreflexrohr dient dazu, Schallwellen mit niedrigen Frequenzen verstärkt wiederzugeben. Dabei werden die rückwärts abgestrahlten Schallwellen für die Verstärkung der Bässe eingesetzt. Das Luftvolumen im Lautsprechergehäuse und in der Öffnung bildet dabei ein schwingfähiges System."

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Igor Wallossek

1

10,208 Kommentare 18,882 Likes

Wie ein Helmholtz-Resonator funktioniert, weiß ich wohl. Das sind triviale Basics, die ich seit über 40 Jahren verinnerlicht habe. Aber...

Ich nehme an, Du weißt wass ein akustischer Kurzschluss ist und warum man Schallwände früher erst abgewinkelt und schlußendlich auch in geschlossene Boxen überführt hat. Es ist und bleibt eine ÖFFNUNG, die die rückwärtige Schallwelle als Luftdruck nach außen lässt. Das Problem ist bei dieser minimalistischen Größe und den geringen Abständen, dass sie hier immer um fast 180° phasenverkehrt außen ankommt und sich damit eine partielle Aufhebung der tiefen Frequenzen oder zumindest eine Verfälschung ergibt. Denn das Verhalten der Schallwellen an sich ist bereits sehr stark frequenzabhängig und je tiefer, umso problematischer. Das hat auch was mit der Länge der Welle zu tun. Da spielt die Abstimmung des Resonators erst einmal gar keine Rolle, denn der Druckausgleich findet immer statt, die "Verstärkung" kommt dann erst hinterher wieder obendrauf.

Die Problematik ist ebenfalls bekannt und man trickst meist etwas, indem man mit Länge (möglichst lang) und Durchmesser (möglichst dünn) des Rohres hantiert, um nicht ganz kraftlos zu werden. Die Folge ist beim D12 übrigens der leicht überfettete Oberbass. Deshalb nutzt man bei solch kleinen Systemen meist die sogenannten Passivstrahler mit einer gewissen Trägheit und extrem weichen Membranen. Dann kommen zumindest die Nachschwinger wieder in den 0° Bereich. Ich hatte sowas mal von Edifier als Subwoofer. Ja, der war laut, aber extrem matschig.

Der D12 hat übrigens keinen Low-Cut, das gibt der IC nicht her. Die Chassis sind direkt elektrisch angebunden, so dass man noch nicht mal mit einem Kondensator hätte tricksen können. Hier ist weg, weg. Man kann den D12 übersteuern, ohne dass man was hört. Auch getestet :D

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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