Verbaute Lautsprecher
Fangen wir mit den Lautsprechern an, denn die sind ja nicht zu übersehen, wenn man die Frontabdeckung entfernt hat. Wir sehen in der Mitte und recht präsent zwei 10 cm Lautsprecher für den Mitten- und Bassbereich. Hierbei handelt es sich um frontseitig durchgesteckte und verschraubte Chassis mit einem relativ langen Hub. Für die Verstärkung der Bässe sorgen zudem links und rechts unten angeordnete Resonanzrohre und es ist gut, dass die Öffnungen vorn sind. Das kommt einer Regalaufstellung deutlich entgegen, bringt aber leichte Probleme mit sich, wenn es um den akustischen „Kurzschluss“ geht.
Die Hochtöner (Tweeter) sind klassenüblich als 19-mm-Seidenkalotte mit angedeutetem Wave-Guide installiert, was vollkommen ausreicht und auch gut funktioniert. Wir sehen somit ein 2-Wege Stereo-System, wobei hier eine echte elektrische Bandbreitenerweiterung fehlt. Das DSP hätte das sicher noch hergegeben, aber am Ende wird man ab 1 bis 2 Metern Abstand dann davon auch nichts mehr merken.
Konnektivität und Anschlüsse
Kommen wir nun zur Abdeckungsplatte der Rückseite, die auch im Inneren das Netzteil und den Verstärkerteil trägt. Es gibt einen echten Aus-Schalter, was bei einer Leerlauf-Leistungsaufnahme von knapp 2 Watt sicher keine schlechte Idee ist. Ist Bluetooth aktiv, sind es bis zu 3 Watt. Das aber liegt dann wohl an einem permanent anliegenden leisen Signal. Smart ist auch der Line-Out und ich habe, einfach mal so zum Spaß, einen dicken Subwoofer angeschlossen. Wer das nicht weiß, glaubt staunend an die Neuerfindung der Physik und ja, der Spaß funktioniert immer wieder. 😀
Ansonsten gibt es noch einen analogen Line-In, der aus einem parallel geschalteten RCA-Stereo-Eingang und 3,5-mm-Klinkeneingang besteht. USB und SPDIF fehlen leider, so dass es außer Bluetooth (BT 5.0, kein aptX oder AAC Support) keinen digitalen Eingang gibt. Aber egal, eigentlich wird man das im Regal oder in der Küche auch kaum brauchen. Und wir sehen hier auch acht Schrauben, die meiner Neugier absolut nicht widerstehen konnten. Auf geht’s zum Teardown!
Teardown: Verstärkerplatine und Netzteil
Diesmal ist alles brutal verklebt und ich habe die betreffenden Steckverbindungen an den Heißkleber-Schichten nicht aufgeschnitten und gelöst. Dazu waren meine Finger dann doch zu dick. Aber man sieht ja auch so, was ungefähr drin ist. Am auffälligsten sind die beiden Endstufen pro Kanal. Edifier setzt hier pro Kanal auf jeweils einen TAS5805M Class-D Verstärker von Texas Instruments. Das ist ein hocheffizienter Stereoverstärker mit geschlossenem Regelkreis. Das ist am Ende also eine recht kostengünstige Lösung mit einem einzigen Digitaleingang, die aber wirklich brauchbar ist. Der integrierte Audio-Prozessor (DSP) und die 96-kHz-Architektur des Bauteils unterstützen den erweiterten Audioprozessablauf, einschließlich SRC und 15 BQs pro Kanal.
Das Gerät unterstützt auch die digitale Lautstärkeregelung, 3-Band-DRC der vierten Ordnung, Full-Band-AGL, die THD-Verwaltung und eine optionale Pegelanzeige (nicht implementiert). Jetzt wissen wir auch, dass Edifier hier den internen Soundprozessor als aktive Weiche für das zwei-Wege-System nutzt. Die Leistungsangaben auf dem Datenblatt stimmen übrigens, denn der TAS5805M liefert 2 × 23 W im 2.0-Modus an 8 Ω bei 21 V. Da die Betriebsspannung nur etwas niedriger liegt, sind auch die 20 Watt RMS wirklich real. Die Tweeter werden mit etwas geringerer Leistung angesteuert. Die beiden sehr effizienten Leistungs-ICs werden rückseitig jeweils mit einer massiven Kupferinsel gekühlt, was völlig ausreicht.
Mit dem proprietären Hybrid-Modulationsschema verbraucht der TAS5805M einen sehr niedrigen Ruhestrom (< 16,5 mA bei 13,5 V PVDD) und verlängert damit die Batterielaufzeit in tragbaren Audio-Applikationen. Mit der implementierten EMI-Unterdrückungstechnologie kann man zudem auch kostengünstige Ferritperlen-Filter einsetzen, um Board-Platz und Systemkosten zu sparen. Und genau das ist ja auch Zweck der Übung. Cost-Down ja, aber dafür zweckmäßig und nicht schädlich fürs Endergebnis. Das kann man so lassen. Der Bluetooth-Chip steckt unter dem Label mit dem QR-Code und die Antenne ist auf der Platine als Leiterbahn ausgeführt.
Das verbaute Schaltnetzteil liefert nur eine feste Ausgangsspannung, es gibt also keine extra Standby-Quelle. Daher auch der Schalter für die Norm. Die Kleinspannung (3.3 Volt) für das Bedienpanel und den IR-Empfänger der Fernbedienung generiert man auf der Verstärkerplatine mit einem einfachen Längsregler (ziemlich mittig sitzender MOSFET). Das spart ebenfalls Aufwand und Kosten beim Netzteil, das aber über eine ordentliche, 2-Stufige Eingangsfilterung verfügt.
Das ist alles in allem solide, wenn auch nicht High-End. Dafür ist allerdings auch der Preis ok und man bekommt wirklich das, was man bezahlt hat. Kategorie: zweckmäßig und gut.
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