MC SP und seine Bedeutungslosigkeit
Dass die S(ilicon) P(rediction) des M(emory) C(ontrollers) wenn überhaupt nur eine sehr begrenzte Aussagekraft hat, zeigte sich in den vergangenen Tests ja schon recht deutlich. Diesmal haben wir uns aber nicht lumpen lassen und tatsächlich für jeden Chip auch die MC SP dokumentiert, um auch hier eine annähernd repräsentative Datenbasis zu generieren.
Zunächst mal gibt es einfach wieder die Häufung eines MC SP Wertes mit der entsprechenden Anzahl als Diagramm. Interessant ist hier, dass es mehrere einzelne Ausreißer nach unten gibt. Der niedrigste MC SP Wert ist eine fast schon unglaubliche 31. Aber auch beim zweiten und dritten MC SP Test bleibt der Wert, bis auf ein paar einzelne Punkte mehr oder weniger, so niedrig, auch auf einem anderen Mainboard und nach Reinigung der LGA-Pads. Wer aber nun denkt, dass eine solche MC SP 31 oder 50 CPU effektiv gar keinen RAM-OC betreiben kann, der sollte bitte weiterlesen.
Natürlich ist es nicht realistisch alle knapp 200 CPUs auf ihr maximales RAM-OC Potential mit echten Stabilitätstests auszuloten – die Zeitaufwände hierfür wären geradezu astronomisch. Aber immerhin 20 Stück habe ich mir nochmal genauer angesehen und auf ihren maximalen stabilen RAM-Takt zumindest grob ausgelotet. Hierfür kommt y-cruncher VST zum Einsatz, mit dem sich bereits nach ca. 3 Loops a 2 Minuten ziemlich verlässlich bestimmen lässt, ob eine Config annähernd stabil ist oder nicht. Als Basis für die Tests kommt wieder das Maximus Z790 Hero von Asus zum Einsatz, mit 2x 16 GB SK Hynix 16 Gbit A-Die DDR5-5600 „Green Sticks“ und 1,3 V SA, 1,4 V MC Voltage (VDD2), 1,55 V IVR TX Transmitter Voltage (CPU VDDQ), 1,55 V VDD und 1,55 V VDDQ bei Primärtimings 40-50-50-118 2T als Ausgangs-Config.
Da die MC SP laut shamino aus dem Asus R&D Department effektiv die V/F Kurve der System Agent Komponente ermittelt, habe ich neben DDR5 auch DDR4 im Gear 1 getestet. Hier sollte sich ein besonders hoch taktender IMC aufgrund der 1:1 Kopplung zum RAM noch deutlicher hervorheben können, zumindest in der Theorie. Getestet wurde dies mit einem MSI PRO Z690-A Mainboard, 2 x 8 GB G.Skill DDR4-4000 CL15 Samsung 8 Gbit B-Die RAM und Ausgangswerten von 1,4 V SA, 1,35 V CPU VDDQ, 1,55 V DRAM Spannung mit Primärtimings 19-20-20-44 2T. Da jeder IMC bekanntlich spezielle Sweetspots bei diesen Spannungen hat, habe ich diese Werte teilweise noch individuell angepasst, um das wirkliche Maximum innerhalb von ca. 45 Minuten Testdauer pro CPU zu ermitteln.
Hier zu sehen sind nun die MC SP, der maximale DDR4-Takt und der maximale DDR5-Takt, jeweils stabil im y-cruncher VST und heruntergerechnet auf den tatsächlichen Takt des IMC (bei DDR4 im Gear 1: RAM-Takt/2, bei DDR5 im Gear 2: RAM-Takt/4, weil „Double Data Rate“), je CPU. Das Ergebnis ist überraschend und ernüchternd zugleich, denn es gibt anscheinend gar keinen Zusammenhang zwischen der MC SP und stabilem RAM-Takt. Die CPU mit der niedrigsten MC SP von 53 schafft beispielsweise den höchsten DDR5-Takt von 1950 MHz, aber nur einen mittelmäßigen DDR4-Takt. Umgekehrt schafft die CPU mit der höchsten MC SP von 89 auch nur mittelmäßige Werte von 1881 bzw. 2000 MHz.
Um es auf den Punkt zu bringen: Der SP Wert für den Memory Controller, den Asus seit BIOS Version 0031 auf ihren Z790 Maximus Mainboards auswerten kann, hat in der Realität überhaupt keine Aussagekraft, zumindest laut unseren Tests. Wer also eine CPU mit niedriger MC SP besitzt, sollte nicht verzagen und selbst ausprobieren, wie hoch sich diese auf dem RAM wirklich takten lässt. Umgekehrt ist eine hohe MC SP noch lange kein Garant für ein stabiles DDR5-Setup jenseits der 8000 Mbps.
An dieser Stelle auch nochmal ein Danke an Bullshooter und Sergmann, die mit mir die Daten gesammelt haben, inklusive MC SP für jeden Chip, was nochmal zeitlichen Zusatzaufwand bedeutet hat. Letztendlich wissen wir nun zwar, dass die MC SP keine wirkliche Bedeutung hat, aber zum einen ist das ja auch eine wertvolle Erkenntnis und zum anderen lassen sich aus den gesammelten Daten später vielleicht noch andere Rückschlüsse ziehen.
Falls sich das RAM-Taktpotential einer CPU überhaupt quantifizieren lässt, dann wohl nicht in einem einzelnen simplen Wert, wie es Asus versucht hat. Denn zu viele Komponenten innerhalb der CPU, mit ihren individuellen Spannungen, spielen hier eine Rolle. Mainboard- und RAM-Hersteller möchten zum einen hohe Taktraten auf den QVLs ihrer Produkte bewerben, sind zum anderen aber von der Silicon Lottery bei individuellen CPUs abhängig, damit sich die angepriesenen Werte auch in der Realität umsetzen lassen. Was Intel angeht, ist wiederum jeder RAM-Takt jenseits JEDEC schon Overclocking und nicht supportet. Das RMA-Chaos und frustrierte Nutzer sind eigentlich vorprogrammiert und eine potentielle Lösung ist ebenso komplex wie politisch.
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