Grafikkarten Kühlung Testberichte Wasserkühlung

Alphacool Eisblock Aurora Acryl GPX-A (2022) mit Sapphire Radeon RX 6950 XT Nitro+ Pure im Test – 2,8 GHz++ sind kein Thema

Kommen wir nun zur Messung, wobei ich wie immer auf die zentrale Labor-Kühlung mit dem Chiller und einen weiteren Ausgleichsbehälter setze. Zum Einsatz kommt nunmehr blau eingefärbtes Coolant, das turnusmäßig gefiltert wird. Die Wassertemperatur wird auf konstanten 20 °C gehalten, was die Ermittlung der absoluten Temperaturen und der Deltas deutlich vereinfacht. Die interne GPU-Diode misst ab ca. 19 °C Chiptemperatur einigermaßen zuverlässig, darunter wird es schnell ungenau. Raumtemperatur und Wassertemperatur sind damit ungefähr auch gleich, was gefährliches Kondensat vermeidet.

Die Erfassung der Temperaturen erfolgt über ein Engineering-Tool u.a. für die GPU-Diode (bzw. auch den Hotspot), die Substrat-Temperatur des GDDR6 (Hotspot) und die VRM Temperaturen, sowie mit Hilfe einer kalibrierten, hochauflösenden Industrie-Kamera für exakte Infrarot-Messungen. Hier kommt die PI640 von Optris mit einer Normalbrennweite zum Einsatz. Die Kamera besitzt ein 640 x 480 Pixel großes Bolometer zu Erfassung der thermischen Strahlung. Für die Auswertung zeichne ich ein radiometrisches Video auf, das ich später auch noch beliebig auslesen kann.

Test System and Equipment
Case:
Open Benchtable
Monitor: Alphacool Eiszeit 2000 Chiller, 20l additional reservoir
Power Consumption:
Oscilloscope-based system:
Non-contact direct current measurement on PCIe slot (riser card)
Non-contact direct current measurement at the external PCIe power supply
Direct voltage measurement at the respective connectors and at the power supply unit
2x Rohde & Schwarz HMO 3054, 500 MHz multichannel oscilloscope with memory function
4x Rohde & Schwarz HZO50, current clamp adapter (1 mA to 30 A, 100 KHz, DC)
4x Rohde & Schwarz HZ355, probe (10:1, 500 MHz)
1x Rohde & Schwarz HMC 8012, HiRes digital multimeter with memory function

MCU-based shunt measuring (own build, Powenetics software)
Up to 10 channels (max. 100 values per second)
Special riser card with shunts for the PCIe x16 Slot (PEG)

NVIDIA PCAT and FrameView 1.1

Thermal Imager:
1x Optris PI640
Pix Connect Software
Type K Class 1 thermal sensors (up to 4 channels)
OS: Windows 11 Pro (all updates, current certified drivers)

Jetzt muss sich der Kühler beweisen! Im leicht abgeregelten Kreislauf mit ca. 250 l/h lasse ich den Kühler bei 325 Watt TGP (ca. 408 bis 410 Watt TBP) und Horizon Zero Dawn in Ultra-HD und bei maximalen Settings eine Viertelstunde lang schwitzen. Das Durchwärmen der kompletten Platine ist nach ca. 8 bis 10 Minuten abgeschlossen, was sich über die großflächigen IR-Messungen sehr schön erfassen und auswerten lässt.

Kommen wir nun also zu den Einzelwerten in Kurvenform als Verlauf vom kalten Zustand bis hin zum kompletten Aufwärmen im Gaming-Loop, der übrigens in Bezug auf die TBP sehr ähnlich ausfällt. Für eine 400-Watt-Plus-Karte sind die ausgelesenen Werte wirklich schick, denn die Temperaturen sind an allen Stellen sehr ausgeglichen. Wir liegen im Schnitt 3-5 Grad über den Werten des Vorgängermodells, das aber über 50 Watt weniger wegkühlen musste. Reduziere ich die TBP der neuen Karte auf die damaligen 350 Watt, dann ist der neue Kühler im Ergebnis sogar bis zu 2 Kelvin besser, verringert den Flow jedoch deutlich weniger (<20 Prozentpunkte zu über 35 Prozentpunkten damals).

Das Messergebnis für die GPU geht in dieser Form erst einmal in Ordnung. Das Delta von unter 20 Grad für die GPU geht in dieser Watt-Klasse für eine aktuelle AMD-CPU völlig in Ordnung. Weitere Gewinne an dieser Stelle würden sicher designtechnische Nachteile an anderen Stellen erzeugen. Denn auch die maximal 44 °C bei den heißesten VRMs sind nichts, was einem Sorgen bereiten müsste.

Die Werte der IR-Messung liegen etwas höher, denn wir sehen hier ja auch noch den Einfluss der Spannungszuführung zur GPU, was den Bereich von den Spannungswandlern bis zum BGA etwas mehr erwärmt.

IR-Messung Gaming Loop (after 30 minutes)
IR Messung Torture Loop (after 30 minutes)

Trotzdem sind fast überall nur Temperaturen von unter 40 °C bzw. bei einem Spannungswandler in der nähe der Track für VDDC von ungefähr 44 °C messbar. Das ist in der Fläche gesehen absolut brauchbar und sogar schon vorbildlich. Dass die ganze Platine nur reichlich 20 Grad über der Wassertemperatur liegt, lässt drei Schlüsse zu: AMD hat beim Layout der Platine alles richtig gemacht, TSMC und die Packager haben ein extrem planes Package hergestellt, das kaum messbare Toleranzen aufweist (ich habe mittlerweile 15 Karten getestet, die absolut identisch ausfielen) und auch der Kühler taugt was. Drei Erkenntnisse, ein Ergebnis.

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RX480

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v
vonXanten

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So langsam wird eine Flüssigkühlung wieder mehr und mehr verlockend ;)

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thebagger

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Deutlich hübscher geworden. Ich mochte das O-Ring Design nicht so. Ansonsten danke für den (wie immer tollen) Test.

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Göran

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Die 10 Watt Differenz zur Luftkühlung bei selben Settings ... ist das auf die besser gekühlten VRMs zurück zu führen ?

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Igor Wallossek

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Ja, unter anderem. Aber überwiegend.

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ArcusX

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Darf ich auf einen wahrscheinlichen Tippfehler hinweisen?

Im Fazit wird von O Rinde geschrieben. Ich denke, dass von O-Ringen geschrieben werden sollte

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F
Furda

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663 Kommentare 371 Likes

Danke für den Test. Die Temperaturen, und der Ausblick auf die kommende neue Grafikkarten-Generation aka Hitzköpfe, erwecken schon die Lust (und erzwungene Notwendigkeit), nach fast zwanzig Jahren Abstinenz wieder mal einen Custom Loop zu bauen. Back to the roots...? 🤔

Zitat: "... Erfassung der Temperaturen erfolgt über ein Engineering-Tool...". Da werde ich immer hellhörig, hoch interessant, aber mehr als Teasing gibts für die Öffentlichkeit leider nie :-(

Edit: hab grad gesehen, dass bei AMD 7 Temp Sensoren ausgelesen werden können bei z. B. HWInfo, 4 davon sind Spannungsversorgung. Bei NV/Ampere nur 3, nur GPU und VRAM. Offiziell.

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Nerevar

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ich kann dem Hinweis im Artikel, dass man mit dem Acryl hadern kann, nur beipflichten. Auch wenn immer auf EK geschimpft wird, dass fast alle Kühler in Acetal oder Acryl verfügbar sind, finde ich einen sehr wichtigen Punkt. Ich versuche Plexi zu meiden im Loop. Das wäre auch von meiner Seite ein Verbesserungsvorschlag an Alphacool. Bitte bringt alternativ auch Acetal-Varianten heraus.

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The Doctor

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Ich kann mich dem nur anschließen. Ich hatte einmal einen Totalschaden deswegen, daher NIE wieder Plexi.
Bitte mehr Acetal!

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Igor Wallossek

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Die wurden bei ALC eingestellt, weil sich NULL verkauft haben. Nischenprodukt. :(

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Nerevar

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PC selber bauen ist Nische, Custom-Wasserkühlung ist Nische^2... sicherlich nachvollziehbar, wenn dann irgendwo eine Grenze gezogen wird. Auf der anderen Seite wäre es aber auch genau die Möglichkeit sich von den anderen Acryl plus RGB BlingBling Produkten abzusetzen. Watercool setzt auch auf Acetal, die bieten aber nur sehr wenige Custom-PCBs an. Bei AMD nur Referenz. Darum bin ich, weil mir Acryl nicht in den PC kommt, treuer EK Kunde, aktuell mit einer PowerColor 6900XT LiquidDevil.

Ferner kann ich mir auch nicht vorstellen, dass sich das Tooling für Acryl und Acetal stark unterscheidet. Die Rohstoffe hat AC grundsätzlich im Zulauf, weil es auch Acetal-Blöcke für die Profi-Karten weiterhin geben wird. Warum dann nicht zumindest Fertigung auf Anfrage und Mindermengen-Zuschlag. Ich wäre bereit einen Obolus extra zu zahlen und ein paar Wochen auf die Lieferung warten. Oder ein limited Run am Anfang, wenn die Nachfrage sowieso am höchsten ist. Bei RDNA2 waren die Blöcke am Anfang auch nur sporadisch lieferbar.

Leider baut XPSC keine GPU-Blöcke mehr. Zu Pascal-Zeiten hatte ich einen Kühler mit Echtglas-Fenster. Wär ein perfekter Kompromiss aus Optik und Material.

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The Doctor

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62 Kommentare 14 Likes

Danke für die Antwort. Leider sehr traurig zu hören. Hatte gehofft es kommt vielleicht noch was in Acetal.
Gerade jetzt wo die 6700XT s etwas günstiger werden. Eine 6800 konnte ich nie ergattern von DigitalRiver.
Mein MORA3 am Gehäuse und ich hätten gerne eine GraKas mit wahnsinniger Abwärme zum kühlen. :ROFLMAO:
Finde zwar 140 Euro für einen Wasserkühlerblock schon viel, aber wenn es nur so geht. Muss dann eben sein.

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Nagah

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Helft mal bitte einem Unwissenden auf den neuesten Stand: Warum ist Acryl blöd (bis zum Totalausfall) und Acetal gut?

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a
aclogic

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Die sehen ja auch stockhässlich aus. beim "Alphacool Eisblock Aurora Acetal GPX-A AMD Radeon RX 6800/XT/6900 Reference" sind es 21 Schrauben, die Dich anstaren und mehr oder weniger ungleichmässig verteilt sind. Aber diese Unmengen an Schrauben sind nötig bei dem O-Ring-Festival, was Alphacool dort veranstaltet hat.
Vergleicht man das mit dem "Watercool Heatkiller V RX 6800/6900XT, Acetal", da sind es nur 14 Schrauben, die gleichmässig verteilt sind und deutlich weniger auffallen, da sie geschwärzt sind.

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a
aclogic

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120 Kommentare 51 Likes

Acryl ist spröder als Acteal und neigt schneller zum reißen.....

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Nagah

Veteran

114 Kommentare 93 Likes
Nerevar

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22 Kommentare 12 Likes

Acryl kann durch mechanische Einwirkungen reißen, z.B. wenn man Schrauben in Acryl-Gewinde eindreht oder Fittinge in die 1/4 Zoll Gewinde. Ferner kann Acryl durch Aceton und andere Lösungsmittel spröde werden. Das gilt auch insbesondere für Hardtubes aus Acryl.

Acetal verbiegt sich erst einmal, bevor es knackt. Und es ist chemisch resistenter gegen Lösungsmittel. Acryl ist rein Optik, Acetal für Langzeit, geringe Wartung und Ausfallsicherheit.

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Igor Wallossek

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10,220 Kommentare 18,924 Likes

Naja, also man muss schon gehirnblond sein, um ein Terminal zu zerstören. Der Kühler ist vormontiert und warum muss man dann Schrauben reindrehen? Ethanol und Aceton sind eh ein Fall für den Sondermüll. Wer bearbeitet damit einen Kühler? Isoproanol und fertig ist der Lack.

Beim Plexi sehe ich, wenn er verkeimt ist, beim Acetal darfst Du raten. :D

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Nerevar

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22 Kommentare 12 Likes

genau dieser Fall, man öffnet den Block zum Reinigen, ist das perfekte Beispiel, warum man die Schrauben lösen und reindrehen muss ;-)

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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