Nach den ganzen technischen Details kommen wir nun endlich zum Wichtigsten: Wie klingt der OneOdio Monitor 80? Wir setzen jetzt dort fort, wo es manchmal noch mehr weh tut: nämlich beim individuellen Hörtest. Der OneOdio Monitor 80 wurde über Tage hin fleißig eingespielt, dieses Argument entfällt also. Zum Einsatz kommen meine Tidal-Playlist mit Klassik, Jazz, Rock, elektronischer Musik und diversen Vocals (Soul, Chormusik).
Bassbereich
Musik: Der OneOdio Monitor 80 scheitert nicht mal an der Subkontraoktave, wohl aber etwas am gelieferten Pegel, der ohne manuelle Nachbesserung an einem Equalizer nicht so prägnante Ergebnisse liefert. Trotzdem spielt er wirklich tief und knackig. Die kleinen Treiber neigen nicht zum Nachschwingen, was gefällt. Die Kontraoktave samt großer Basstrommel ist zwar etwas dominanter anwesend, bleibt aber ebenfalls staubtrocken. Es wummert und schrammelt nichts, noch nicht mal im Ansatz, sondern es bleibt frei von hässlichen Resonanzen. Der Bass ist da, allerdings für Manchen auch etwas zu blutleer. Hier spielen sicher auch Hörgewohnheiten eine große Rolle. Die Pegelfestigkeit ist ok, aber nicht extrem hoch. Das geht durchaus in Ordnung, allerdings geht dem OneOdio Monitor 80 vor allem beim Einsatz eines EQ und größeren manuellen Bassanhebungen unter 64 Hz dann doch die Puste schneller aus, als es einem lieb ist.
Gaming: Fürs Gaming könnten die Granaten etwas massiver wummern, aber man hört, solange man es beim Pegel nicht übertreibt, parallel dazu noch alles, was über dem Frequenzbereich liegt, was erstaunlich gut gelingt. Die Differenzierung der einzelnen Klangschichten und Frequenzbereiche ist hier wirklich vorzüglich und man schlägt auch ohne Vordergründigkeit jedes billige Gaming-Headset locker. Es klingt nicht zu laut, aber schön.
Musik: Dieser Bereich klingt erfrischend natürlich und gehört sicher zu den Glanzpunkten des OneOdio Monitor 80. Die männlichen Vocals werden recht voll und satt modelliert, bleiben dabei allerdings auch komplett staubtrocken, was etwas in die Kühle des Analytischen abdriftet. Die Instrumente werden ebenfalls leicht unterkühlt angebunden, was aber nicht unangenehm klingt, denn kühl heißt nicht kalt, sondern eher zurückhaltend und nicht überbetont. Der OneOdio Monitor 80 klingt flacher und neutraler, als es die Kurve eigentlich vermuten ließe.
Gaming: So muss Gaming! Die Badewannen-Schrammelei braucht kein Mensch und menschliche Stimmen bekommen hier ein grundsolides Fundament. Manch einer wird sich fragen, ob die Synchronsprecher im Spiel noch die gleichen sind. Das ist stellenweise wirklich frappierend und kommt dem jeweiligen Original schon sehr nahe.
Mitteltonbereich
Musik: Das klingt noch füllig genug, aber alles andere als zu warm. Viele Details der Grundtonfrequenzen bleiben dadurch nahe am Original und verschwimmen nicht in ein Kaminfeuer-Ambiente. Das muss man natürlich mögen, aber diese Spielart ist richtig gut gelungen. Weibliche Vocals klingen im Fundament nicht ganz so souverän wie die männlichen, aber das ist Jammern auf sehr hohem Niveau.
Gaming: Die weiblichen Vokals bleiben dort, wo sie hingehören und stets verständlich. Der Grundtonbereich besitzt auch hier ein schönes Fundament, auf dem es sich nach oben hin gut aufbauen lässt.
Musik: Es bleibt bis 1 KHz fast linear, was der differenzierten Wiedergabe sehr zuträglich ist. Die Bühne ist ausreichend (wenn auch nicht brachial breit) und die subjektiv empfundene Qualität der räumlichen Auflösung ist auf einem extrem hohen Niveau. Man hat manchmal das Gefühl, das Vokals genau vor einem stehen und dass man sich eher im, als weit vor dem Orchester befindet. Ob man das mag, sei mal dahingestellt, aber es gelingt recht gut. Ein großes Orchester wirkt (rein subjektiv betrachtet) in der Breite ausreichend weit, in der Tiefe noch gut gestaffelt und in der Summe auch recht exakt aufgestellt. Hohe Pegel bei sehr vielen gemeinsam spielenden Quellen sind aber eher kontraproduktiv, die Ortung wird dann zusehend schwieriger. Man muss also leiser drehen oder mit dem leichten Matsch leben.
Gaming: Hier ist das mit dem Pegel nicht ganz so kritisch, es ist fast alles so, wie man es als Gamer gern hätte. Die Lokalisierung der Schallquellen ist wirklich überdurchschnittlich und selbst ein lauter Schlag im Bassbereich schiebt sich nicht bis hier hoch, sondern alles bleibt fest stehen.
Hochtonbereich
Musik: Die Wiedergabe ist qualitativ nicht schlecht und sie setzt auf den sehr gut und fast schon neutral gut modellierten Mitten auf. Die Sprachverständlichkeit sowie die Qualität der Vocals bei der Wiedererkennung können absolut überzeugen. Nur ist mir persönlich das Ganze vielleicht schon etwas zu dominant. Geschmacksache, wie immer.
Gaming: Hier gilt exakt das Gleiche, das Resultat kann auch beim Gaming überzeugen. Vielleicht ist es ebenfalls schon etwas zu spitz und leicht kühl, aber das stört ja beim Zocken eher weniger. Man hört fast schon mehr, als wirklich da ist.
Musik und Gaming: Der Hochton ist gut, geht allerdings bei 6 bis 7 kHz noch einmal in die Offensive. Dadurch entsteht eine Überspitzung, wie man sie auch als sogenanntes „Beyer Peak“ kennt. Sibilanten und Ausblasgeräusche sind zu vordergründig und es gleitet alles etwas ins Metallische und Spitze ab. Sind die Grundtöne noch angenehm und voll, bildet sich hier bereits eisige Höhenluft. Ab ca. 10 KHz geht dem Superhochton aber die Luft aus und ab ca. 14 KHz ist es dann richtig dunkel. Schade. Hätte hier noch etwas mehr Leben stattgefunden, wäre es eine volle und uneingeschränkte Kaufempfehlung geworden. Aber seien wir mal ehrlich: Fledermäuse liegen seit Corona eh nicht mehr so recht im Trend.
Zusammenfassung und Fazit
Beim individuellen Hören möchte ich zwei Schwerpunkte setzen. Auch wenn der OneOdio Monitor 80 laut Hersteller ein analytischer Studio-Kopfhörer sein soll – er ist es nur ein bisschen, aber eben nicht ganz. Wer eigene Gitarrenstücke und etwas Gesang abmischen will oder kleinere Orchestergruppen aufnimmt, wird erstaunt und komplett perplex sein, wie gut das alles geht. Man kann auch mit dem Teil gut spielen und in manchen Genres beim Schleichen (vor allem im Dunkeln) geradezu erschrecken, was plötzlich (vor allem auch sehr plastisch modelliert) hörbar wird. Man ist wirklich geneigt, sich erschrocken im Raum umzusehen, weil man glaubt, das Schallereignis käme aus der realen Welt und nicht aus dem Spiel. Das ist grandios und in dieser Preisklasse wohl auch reichlich selten.
Was der OneOdio Monitor 80 jedoch nicht so recht kann: große und dabei auch feste Pegel. Ich meine damit nicht laut, sondern den Punkt, bei dem die Gesamtheit aller Schallereignisse auch so wiedergegeben wird, wie es das Original bietet. Hier stört mich etwas der überschwappende Bass, der bei Übersteuerung schnell dazu neigt, andere Frequenzbereiche zu „modellieren“ noch bevor hörbare Verzerrungen einsetzen. Und es ist der leichte Verlust der Lokalisierung einzelner Schallquellen, wenn diese gehäuft auftreten und generell höhere Pegel einfordern (Orchester im großen Finale). Da merkt man die 100 Euro dann eben doch.
Fakt ist aber auch, dass man sich damit durchaus arrangieren könnte, denn es wird wohl keiner den OneOdio Monitor 80 stundenlang kurz vom Hörsturz performen lassen. Gut, so laut geht er ja auch nicht, aber fast. Die kleinen 40-mm-Treiber sind vor allem wegen der geringen Einschwingzeiten und der fehlenden Resonanzen im Bassbereich keine Fehlbesetzung, im Gegenteil. Ich bin mir sicher, dass der OneOdio Monitor 80 für den anvisierten Preis sicher dem einen oder anderen Leser durchaus auch den Einstieg in die Welt der offenen Studio-Kopfhörer ermöglicht und so für völlig neue Hörerfahrungen sorgt. Den Aha-Effekt mit den erstaunlichen Details hatte ich nicht nur einmal, vor allem auch beim Gaming. Wer das einmal liebgewonnen hat, wird den virtuellen 7.1. Surround-Sound sicher schnell hassen. Und genau dafür sind die 100 Euro sicher gut angelegtes Geld. Experiment gelungen, würde ich meinen.
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