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Windows 10 vs. Windows 11 auf einem AMD-Mittelklasse-PC: wie hoch ist der Leistungsverlust in der Praxis wirklich?

Die Veröffentlichung von Windows 11 produzierte natürlich bereits so manche Schlagzeile. Man konnte bei einigen Medien, vor allem bei US-Kollegen, in der Pauschalisierung dann Dinge lesen lesen wie “Schwerer Schlag für AMD” und “Microsofts neues System reduziert die Spieleleistung um 25 bis 28 %”. Die Ursache: die verstärkten Sicherheitsmaßnahmen, insbesondere der Einsatz von VBS (Virtualization Based Security). Wie der Name schon sagt, nutzt die virtualisierungsbasierte Sicherheit die Vorteile der Hardwarevirtualisierung (Intel VT-X und AMD-v), um eine sichere Speicherzone zu schaffen und zu isolieren, die von der “normalen” Ausführung von Windows getrennt ist. Mit anderen Worten: In dieser Zone kann man Code ausführen, ohne dass Schwachstellen oder bösartige Angriffe die Integrität der Daten gefährden und das Betriebssystem “kontaminieren”. Klingt und ist es eigentlich auch, aber es hat eben auch Nachteile.

Eine weitere, eigentlich ja fortschrittliche Sicherheitsfunktion ist HVCI (Hypervisor-Enforced Code Integrity), die VBS zur Verstärkung von Code-Integritätsprüfungen nutzt. Die Technologie zielt insbesondere darauf ab, Treiber, Binärdateien und Systemdateien zu überprüfen, bevor sie gestartet werden, und zwar wiederum in einem vom Windows-Hypervisor verwalteten virtuellen Speicher, um die Ausführung von bösartigem Code zu verhindern. Während der Präsentation sagte Microsoft seinerzeit, dass die neuen Sicherheitsfunktionen in Windows 11 (TPM 2.0, VBS und HVCI) dazu beitragen würden, “Bedrohungen um fast 60 % im Vergleich zu Windows 10 zu reduzieren”. Auch hier klingt es in der Theorie erst einmal gut, aber am Ende bleibt dem Endanwender ja nur die Praxis übrig, in der sich die schöne neue Welt erst einmal beweisen muss.

Windows 11 und VBS/HVCI: die tatsächlichen Auswirkungen auf die Leistung

Die Technologie ist nicht neu und befindet sich bereits in der x64 Pro Edition von Windows 10. Das kann man ganz einfach prüfen, indem man wie folgt vorgeht: ” Startmenü -> Einstellungen > Update & Sicherheit > Windows-Sicherheit > Gerätesicherheit > Kernel-Isolation > Speicherintegrität”, um den Status zu überprüfen. Neu ist jedoch, dass diese Funktion bei allen neuen kompatiblen PCs standardmäßig aktiviert ist, d. h. beim Kauf eines neuen Computers, der bereits mit Windows 11 ausgestattet ist.

Wenn man “nur” ein Upgrade von Windows 10 durchführt, sollten VBS und HVCI nicht aktiviert sein. Auch kann man das mit “Einstellungen > Datenschutz und Sicherheit > Windows-Sicherheit > Gerätesicherheit > Kernel-Isolation > Speicherintegrität überprüfen” einmal abchecken. Wenn man hingegen Windows 11 “sauber”, also ohne Update und von Grund auf neu installiert, sollte zumindest VBS ohne HVCI aktiviert sein.

Angesichts der wachsenden Kontroverse wollten wir die Leistung von Windows 11 in der Praxis überprüfen, indem wir sie mit der von Windows 10 verglichen haben. Da es bereits genügend Tests mit diverse High-End-Systemen gibt, haben wir bewusst einmal auf die obere Mittelklasse gesetzt und ein AMD-System etwas ausführlicher getestet. Die Testplattform basierte auf einem AMD Ryzen 9 3900X Prozessor und einem Asus ROG Strix X570-E Gaming Mainboard mit 2×8 GB DDR4-3600 G.Skill TridentZ CL16. Wir haben Windows 10 und Windows 11 auf einer PNY CS3030 1TB SSD (in M.2 NVMe) installiert und unser Rechner läuft mit einer AMD Radeon RX 6700 XT Grafikkarte, einem Thermaltake Toughpower iRGB Plus 1050W Netzteil und einem be quiet! Pure Loop 280 Kühlungssatz.

Ryzen 9 der 3. Generation – auch heute noch gern verbaut

Wir haben 13 Standard-CPU-Benchmarks unter Windows 10 (ohne VBS und HVCI) durchgeführt und verglichen sie dann mit drei Szenarien unter Windows 11 (ohne VBS und HVCI, mit VBS, aber ohne HVCI und mit beiden Technologien). Abgesehen von der 7-Zip-Komprimierung, wo der Unterschied tatsächlich 25,62 % beträgt, zeigen die meisten unserer Tests eine relative Ähnlichkeit zwischen der Leistung von Windows 11 und Windows 10. Es ist jedoch anzumerken, dass von den 39 Tests, die unter Windows 11 durchgeführt wurden, nur drei Ergebnisse mit dem neuen Microsoft-System besser sind.

Anschließend haben wir die Tests mit 11 aktuellen Spielen und den verschiedenen 3DMark-Benchmarks fortgesetzt. Doch beginnen wir auf der nächsten Seite zunächst mit den Anwendungsbenchmarks in der ausführlichen Einzelauflistung

 

Kommentar

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Y
Yuno

Mitglied

37 Kommentare 0 Likes

Danke für den interessanten Vergleich.
Ich frage mich nur gerade, ob die Aktivierung der Funktion in Win10 einen Einfluss auf die Performance hätte :unsure:
Oder gibt es da schon verlässliche (halbwegs aktuelle) Tests?

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G
Guest

Danke fürs den Test.Wird echt mit dem AMD Treiber wohl noch besser

Diese Passage klingt nicht etwas holprig
Betriebssystem “kontaminieren”. Klingt und ist es eigentlich auch, aber es hat eben auch Nachteile.

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P
Phoenixxl

Veteran

160 Kommentare 124 Likes

Gefühlt habe ich auf meiner Valve Index die letzten Tage mehr "Grey-Outs" bekommen.
Ob das an Windows 11 liegt?

Ich werde mich jetzt allerdings erstmal daran versuchen das aktuellste X570 BIOS zu flashen, dass USB-Probleme lösen soll.
Bisher habe ich mich darum gedrückt, weil ich keine Probleme hatte, die ich damit in Verbindung gebracht habe.

P.S.: So sehr ich X570 und Ryzen 5000 mag... Ich habe mein eines X570 Board öfter geflasht als alle vorherigen Boards in meinem Leben zusammen. 5 Stück müssten das sein (AMD K6II, Athlon Thunderbird, Core2Duo 6600, 1055T, 4790k müsste es sein und dazu eben die Boards, die ich allerdings nicht zusammenbringe :) )

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ric84

Mitglied

63 Kommentare 30 Likes

Der L3 Cache Bug existiert doch noch immer. Die Latenz auf AMD CPUs ist mit Win 11 derzeit 3x mal so, rund 33ns und die Lesegeschwindigkeit viel niedriger. Laut AMD wird wohl von Seiten Microsoft an einer Lösung gearbeitet und noch diesen Monat gepatcht.

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ric84

Mitglied

63 Kommentare 30 Likes

Das mit dem Patchen, da geb ich dir vollkommen Recht, bin auf X570 und 3700x seit Juli 2019 und es gab schon wirklich sehr viele Bios Updates. Am nervigsten ist aber, dass die Profile mit den neueren Versionen nicht kompatibel sind.

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Göran

Veteran

156 Kommentare 63 Likes

Danke für den schnellen Test @Igor Wallossek.
Ich bin mittlerweile auch mit AMD-Plattform unterwegs, aber mich interessiert ob Intel auch, in irgendeiner Form, Performanceeinbußen unter Win11 hat.

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RAZORLIGHT

Veteran

365 Kommentare 277 Likes

Werde dennoch erst in 3 oder mehr Monaten wechseln, erstmal noch etwas reifen lassen, bin damit schon immer gut gefahren.

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M
McFly_76

Veteran

399 Kommentare 136 Likes

Hmm, ist es nur ein Zufall dass bei AMD die Performance unter Windows 11 so leidet oder besteht ein Zusammenhang kurz vor dem Release von Intels Alder Lake ? 😇
Da man Windows 11 auch ohne TPM etc. installieren kann wäre ein CPU-Vergleich mit älteren Modellen sehr interessant und würde evtl. die Frage beantworten warum Microsoft die Hardwareanforderungen so hoch gesetzt hat^^.
Also ich bin gespannt wodurch sich Intel mit Alder Lake die Performance erkauft und wenn das alles nicht reicht wird wieder "Real World Performance"-Marketing aktiv :ROFLMAO:

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S
SMaxtor

Neuling

8 Kommentare 1 Likes

Also die Ergebnisse unter Handbrake und Cinebench R23 kann ich so unterschreiben, habe hier teils einen Performanceverbesserung seit meinen letzten Bench unter Win10, vermutlich durch das etwas kühlere Wetter. Dafür habe ich unter Time Spy und Spiele wie AC Odyssee über 30% Leistungseinbrüche! Habe ein Upgrade ohne Neuinstallation gemacht.

Mein Aufbau: Ryzen 5950X auf X570, 32GB 3200 CL16, WD 750 Black 500GB und einer 6800XT.

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ro///M3o

Veteran

381 Kommentare 276 Likes

Ich frageich mich, was sind (für einen normalen User mit bissle Office und Gaming Ambitionen) AKTUELL die Vorteile von W11 gegenüber W10 welche einen Wechsel rechtfertigen würden? Was sind die Vorteile überhaupt?

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a
alles_alles

Urgestein

768 Kommentare 179 Likes

Intel ist auch betroffen.

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S
SMaxtor

Neuling

8 Kommentare 1 Likes

Nach einer ordentlichen Neuinstallation von Windows ist auch bei mir das Minus im Schnitt bei unter 5%

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G
Guest

Es gibt einfach keine, wozu soll man wechseln. Das MS mehr Kontrolle hat und alles über die Cloud? Für ein hybrides Arbeitssystemmodell ist es sinnvoll. Zumindest kann Microsoft dann entscheiden welche Hardware sie für geeignet halten, der Rest bleibt dunkel. Keine Ahnung wer das als Spieler braucht. Vor allem kostet es Lizenzen seine Hardware Win11 tauglich zu machen und das ist für Microsoft gut, für niemand anderen. Betriebssystemupdates und Upgrades umsonst? Ja wer's glaubt...das zahlt man jetzt bei der Hardware mit.

Für Spieler ist es zudem umstritten, siehe Valorant wo TPM 2.0 und Secure Boot unter Win11 während des Spielens aktiv sein müssen, alle andere Hardware wird ausgeschlossen. Keine Ahnung warum man hier Win11 massiv bewirbt, mit zig Artikeln, für Games hat es bisher nur Nachteile, wenn Betriebssyteme statt auf open source, auf proprietäre Lösungen setzen die vor allem Geld in die Kasse von Microsoft spülen, weil man 0.3% aller Systeme die auf Win10 setzen stabiler machen will.

Ein Superduper-Spielerbetriebssystem ist es kaum, von wegen vor allem Gaming, nichts davon zu sehen.

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hansmuff

Mitglied

67 Kommentare 47 Likes

Das Benutzerschnittstelle ist halt aufgefrischt worden, das sieht man sehr schnell. Geschmackssache.
DIe Systemeinstellungen sind übersichtlicher und einfacher zu navigieren (zum Großteil.)
Unter der Haube hat sich einiges getan in Sachen Sicherheit (was ja in obigem Artikel auf Leistung gemessen wurde.)
"DirectStorage" soll under Windows 11 besser/schneller sein als unter Windows 10 (wo es nachgerüstet wird.)

Ansonsten, naja.. fällt mir jetzt nicht so viel ein. Hier ist eine Übersicht auf Englisch:

Insgesammt tut sich nicht so schrecklich viel. Ist halt eine Windows Version mit wesentlichen Neuerungen, da heist's jetzt halt 11, was auch Sinn ergibt. Einige der Änderungen könnten mit bestehenden (nicht zertifiziert für Windows 11) Anwendungen Probleme haben, und das kann man halt dann so abnabeln.

Was Ich sehr gut fand, von Windows 11 zurück zu Windows 10 (zu viele Probleme/Fehler für meinen Geschmack) ging SEHR schnell und ohne Verluste oder Probleme. Das haben die gut hingekriegt.

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Klicke zum Ausklappem
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WedgeAntilles

Mitglied

29 Kommentare 40 Likes

IMO gibt es für die meisten User keinen wichtigen Grund auf Win11 zu gehen.
Win 11 ist IMO primär für jene interessant, die Alder Lake nutzen. Da Alder Lake ein komplett anderes Design (Big/Little statt immer die gleichen Cores) nutzt, ist hier Win11 wegen dem Scheduler wichtig. Schließlich muss die Verteilung "soll der Prozess jetzt auf einem Big Core laufen oder auf einem Little Core" gut funktionieren.

Daher dürfte AL auf Win11 im Schnitt merklich bessere Performance bringen als auf Win10 (was auch nicht schlimm ist - wer ein neues System kauft macht ja meist sowieso auch das aktuelle Windows drauf. Bei sämtlichen Komplett-PCs - die ja den Großteil der Rechner ausmachen - ist sowieso immer das aktuelle System installiert.)

Und wer ein altes System hat kann getrost auf Win 10 bleiben, zumindest die nächsten Jahre.

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P
Phoenixxl

Veteran

160 Kommentare 124 Likes

Nunja, wenn man so will, dann kann man auch unter XP Office betreiben.
Ich meine das gar nicht gehässig.

Ich stimme den Vorrednern zu:
Optisch modern und etwas einheitlicher, was die Systemsteuerung angeht.
Sicherheitsverbesserungen sind ja nie verkehrt, wobei es natürlich immer auf den Nutzer ankommt.

Im Endeffekt läuft es darauf hinaus, dass irgendwann Probleme mit der Abwärtskompatibilität neuer Programmversion en geben wird.

Bis dahin...gönn dir.

Ich bin aus Neugier auf W11 umgestiegen. Die "User Experience" ist vergleichbar mit einem Theme-Wechsel.

Ehrlich gesagt war ich überrascht wie wenig Probleme es gab. NordVPN hat ein Update gebraucht, ein BIOS Update zwecks fTPM. Bisschen Ärger mit der Art und Weise wie man den AMD GPU Treiber und die Radeon Suite installiert, sonst alles gut.
Selbst Creative (!) und Dolby Atmos laufen absolut problemlos.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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