Grafikkarten Testberichte VGA

AMD Radeon Vega Frontier Edition im Test: Wandern zwischen den Welten

Cheat as you cheat can?

Warum wir unsere Benchmark-Auswahl im Vergleich zu den unlängst veröffentlichten CPU-Tests etwas umgestellt haben, ist leicht zu erklären. Da wir hier mehrere Grafikkarten verschiedener Hersteller vergleichen müssen, fällt nämlich auch die spezielle Treiberoptimierung für solche Benchmarks mit ins Gewicht.

Wir haben somit bewusst auf den Einsatz des SPECviewperf Freeware-Benchmarks verzichtet, denn er hat mit einem echten Abbild der tatsächlichen Workstation- bzw. CAD-Performance samt der darin enthaltenen, viel zu kurzen und alten Workloads in etwa so viel zu tun, wie billiger Kunsthonig mit echtem Imkerhonig. Außerdem starten einige der darin enthaltenen Programme in Wirklichkeit gar nicht erst bzw. nur eingeschränkt mit Consumer-Grafikkarten bzw. -Treibern.

Treiberofferten für speziell totoptimierte Benchmarksuiten sind leider an der Tagesordnung; bei beiden Herstellern wohlgemerkt. Aber zu genau diesem Thema hatten wir ja schon auf der vorigen Seite einen kleinen Absatz. Deshalb sind diese Aussagen nur allzu oft komplett wertlos und die Abstände zwischen den Consumer- und Pro-Karten fallen stellenweise so gravierend aus, dass man glatt mit dem Kopf gegen die Wand schlagen möchte (z.B. Maya). Gut für die PR und das Marketing, aber leider nur Spiegelfechterei.

Eines der Paradepferde aus der Sammlung mittlerweile treiberseitig kaputtoptimerter Benchmarks ist Cinebench OpenGL. Wir haben extra mit aktuellen Treibern noch einmal gegengebencht und finden das Ergebnis (und den Weg der Treiber bis dorthin) durchaus hinterfragenswert. So etwas werden wir sicher nicht weiterverwenden, solange man unterschiedliche Treiber gegeneinanderstellen muss.

Solidworks 2015

Dann schon lieber ein ehrlicher Vergleich mit der kompletten Installation einer der üblichen Standard-Softwarepakete wie Solidworks. Wenn wir hier die Radeon Vega FE mit der Quadro P6000 vergleichen, dann erhält man in etwa 90% der Performance für ca. 30% des Preises. Auch wenn die P6000 am Ende die Nase vorn hat, die Radeon Vega FE macht kein schlechtes Bild. Sie agiert in etwa auf dem Niveau einer Quadro P5000 (Gegenstück zur GeForce GTX 1080), kostet aber auch nur knapp mehr als die Hälfte.

Wir können anhand der Einzelbenchmarks auch gut erkennen, dass es in den einzelnen Sub-Composite-Scores keine wirklichen Ausreißer gibt. Dazu haben wir für die bessere Überseicht alles noch einmal prozentual gegenübergestellt, wobei die Quadro P6000 immer die 100%-Marke darstellt.

Creo 3.0

Auch Creo 3.0 läuft auf der Radeon Vega FE, sogar richtig gut übrigens! In keinem der Teilbereiche ist die Radeon Vega FE langsamer, im Gegenteil. Man sieht, was echte Anwendungsoptimierung ausmachen kann, wenn man eine Software in ihrer gesamten Komplexität betrachtet. Nur geht es hier im wirkliche Performance im Alltag und nicht eine mehrsekündige Benchmarksequenz, über deren Bildqualität man dann auch noch streiten könnte. Die Qualität der Grafikausgabe war hier jedoch bei beiden Karten auf einem ähnlich hohen Niveau.

Auch bei Creo 3.0 zeigt der normalisierte Vergleich zur Quadro P6000 die Unterschiede am deutlichsten. Reichlich 20% Mehrleistung in der Summe sind eine echte Hausmarke – vorerst. Aber können sicher sein, dass Nvidia erneut am Treiber optimieren wird, um hier nachzuziehen. Das wiederum kommt jedem Anwender entgegen, denn auch mit den professionellen Treibern ist es wie mit den jeweiligen Spieleprofilen bei Gaming-Grafikkarten und deren Treibern.

3ds Max 2015

Ausgeglichener könnte der Auftritt nicht sein, trotz der vielen und auch größeren Workloads. Im GPU Composite Score liegen beide Karten am Ende fast gleichauf.

Rein prozentual betrachtet ist der teilweise Rückstand in den betroffenen Bereichen stets kleiner als 10% und verwandelt sich sogar in einen Vorsprung von 6% in einem wichtigen Teilbereich. Das wiederum rettet die Radeon Vega FE am Ende aufs gleiche Treppchen, denn 0,6% Differenz sind fast schon im Bereich von Messtoleranzen.

AutoCAD 2017 – 3D-Performance

Kommen wir nun zu AutoCAD und dem Umstand, dass hier statt OpenGL und großen, eigenen Grafikbibliotheken einfach nur DirectX zum Rendern genommen wird – und zwar in einer ziemlich unaufgeregten Form, die meist mittels simplem Wrapper direkt auf Microsofts Bibliotheken aufsetzt. Leistungsmäßig sortiert sich die Radeon Vega FE ziemlich solide zwischen der GeForce GTX 1080 und der GTX 1070 ein, mit der Tendenz in Richtung der GTX 1080.

Sollte diese sehr reale, kaum optimierbare (und somit von den Herstellern auch schlecht manipulierbare) Bewertung der Radeon Vega FE jetzt exemplarisch für alle DirectX-basierten Anwendungen und sogar Spiele stehen, die kein eigenes, spezielles Spieleprofil im Treiber mitbringen? Das wäre gelinde gesagt dann doch eher eine Enttäuschung, aber es ist ja noch nicht aller Tage Abend. Schaun‘ wir mal.

Danke für die Spende



Du fandest, der Beitrag war interessant und möchtest uns unterstützen? Klasse!

Hier erfährst Du, wie: Hier spenden.

Hier kannst Du per PayPal spenden.

About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

Folge Igor auf:
YouTube   Facebook    Instagram Twitter

Werbung

Werbung