Der Thermalright TL-B12 Extrem will sich im Bereich der windigen Drehorgeln mit dem ebenfalls getesteten Phanteks T30 messen und über ein extrem breites Drehzahlband durch Flexibilität und Dominanz beim Kunden punkten. Dominant ist auch der Preis, mit dem man in Kürze auch in Deutschland auf den Markt gehen will, denn 29 Euro für eine unbeleuchtete Windmaschine sind selbstbewusst. Man könnte den Preis durchaus akzeptieren, aber dann darf dem Testobjekt auch kein Fehler unterlaufen. Ob das wirklich gelingt, das erfahrt Ihr im heutigen Test. Denn wo viel Licht ist, ist diesmal leider auch Schatten.
Interessant ist, dass man beim TL-B12 Extrem (im Gegensatz zum T30) auf die normale Dicke des Lüfters von 25 statt 30 mm setzt, die bei der Rotorblattgeometrie natürlich keine weiteren Spielräume bietet. So muss muss beim Einbau auch nicht darauf achten, dass man wie beim T30 mehr Platz in der Tiefe benötigt. Zum recht labilen Rotor (und Frame) gesellt sich ein Doppelkugellager und ein etwas knurriger Antrieb. Und nun?
Man kann ihn ab 561 U/min (PWM) oder 293 U/min (DC) oder ungebremst mit bis zu 3150 U/min laufen lassen (zumindest in der Theorie), was ihn wirklich sehr flexibel macht. Lauer Abendwind oder mörderischer Tornado – alles soll möglich sein. Über den Sinn lässt es sich nachgrübeln, aber so ein breitbandiger Lüfter ist ja eigentlich fast schon ein Luxusgut, wenn er schon unter 2000 U/min so gut oder vielleicht auch besser performt als die meisten Mitbewerber und dann im Notfall trotzdem noch ein fettes Schippchen drauflegen kann.
Das Lager und die Konstruktion werden uns im Verlaufe des Tests akustisch noch beschäftigen, zumal es noch weitere Geräusch- und Störquellen gibt. Die Leistungsaufnahme fällt bei vollen Drehzahlen mit über 4 Watt etwas großzügiger aus, aber Kraft kommt nun mal von Kraftstoff. RGB gibt es nicht, noch nicht einmal gegen Aufpreis. Zubehör gibt es natürlich auch und zwar reichlich. Neben verschiedenfarbigen Ecken, die man auch wohlwollend auch als Entkopplung bezeichnen könnte, gibt es auch noch einen Y-Splitter für zwei Lüfter und diverse Schrauben.
Die Spaltmaße sind übrigens eine Katastrophe und ich verweise (ungern) auf den Titel dieses Artikels. Es könnte natürlich ein einmaliger Fehler bei einem einzigen Modell sein, aber wir haben einen zweiten Lüfter nachgetestet und den gleichen Fehler erneut bemerkt. Der Impeller sitzt bei beiden Lüftern nicht ganz mittig und hat auch relativ viel Spiel. Was heißt, nicht ganz mittig… dagegen ist ein Lada wirklich echte Präzisionsarbeit. Diese abweichenden Spalte waren bei beiden Lüfter absolut gleich, so dass man hier einen Serienfehler vermuten könnte.
Bei höheren Drehzahlen macht sich dies in einem leichten Klackern bzw. Kratzen bemerkbar, dessen Ursprung wir dann im Makro auch als echte Schleifspur bei beiden Lüftern finden konnten:
Das verwendete Material ist zudem fehlerhaft, bzw. der gesamt Spritzguss ist völlig fragwürdig ausgeführt worden. Das alles hat eher den Charme von selbst gedruckten Prototypen und nicht etwa das Standing eines soliden Produktes aus der Massenproduktion. Alle Komponenten sind extrem spröde und zerbröseln bzw. zerbrechen schon bei leichtem Druck. Die nachfolgende Galerie zeigt Euch auch noch weitere interessante Details wie die Platine des 4-pol-Motors, deren Aufdruck durchaus Fragen offen lässt:
Etwas Investigation hat dann offen gelegt, dass diese Teile von Speedy kommen, übrigens dem gleichen OEM, den EKWB auch für seine Vardar nutzt. Der Ruf von Speedy ist allerdings nicht wirklich der beste und so verwundert das heutige Resultat auch nicht mehr ganz so stark. Über die RMA-Quoten dieser Produkte decken wir mal lieber den Mantel des Schweigens.
Und weil es so schön leicht war, seine Aggressionen mit nur wenig Druck auszuleben, haben wir (entgegen unserer Gewohnheiten) dann eben dieses Video gemacht. Ob und warum das Qualitätsmanagement so versagt hat, lässt sich nicht prüfen, aber ich habe dem Importeur bereits eine Rückmeldung hinterlassen. Die Antwort steht noch aus und ich werde natürlich auch nach Möglichkeit noch ein Update posten und nachtesten, falls es möglich ist.
Das Produkt ist an sich ist ja hochinteressant und auch die Messwerte sehen durchaus vielversprechend aus, nur auf das Drama mit den Spaltmaßen und deren Folgen sowie mit dem Material hätten wir lieber verzichtet. Speedy halt. Trotzdem haben wir beschlossen, den Test zu veröffentlichen, denn er war schon fertig und das mit den Kratzern und dem Brösel ist auch erst nach dem Dauerlastbetrieb so richtig sichtbar geworden. Manchmal muss es eben das empfindliche Mess-Mikrofon sein, dass einen auf die richtige Spur bringt. Und eine Kaufwarnung zum jetzigen Zeitpunkt ist durchaus angemessen.
Formfaktor | 120 mm |
Stärke | 25 mm |
PWM | Ja |
RGB | Nein |
Entkoppelt | Ja |
Farbe Frame | Schwarz |
Akzentfarbe | keine |
Farbe Rotor | Schwarz |
Gewicht in g | 215 |
min. Drehzahl | 551 PWM (Messung) |
max. Drehzahl | 3150 |
Volumenstrom m3/h | 190.28 |
Volumenstrom CFM | 112.0 |
statischer Druck mmH2O | 5.0 |
Schalldruck dBA | 40,5 |
Life Time hrs | n/a |
Auf der nächsten Seite seht Ihr zunächst, wie und was wir testen und warum. Das Verständnis der Details ist ungemein wichtig, um später die Ergebnisse auch objektiv einordnen zu können. Die Unterschiede zwischen vielen Modellen stecken nämlich eher im Detail und DEN besten Lüfter für alle Situationen kann es eigentlich nur schwerlich geben. Es gibt in jeder Situation ein gewisses Optimum und natürlich auch gute Allrounder. Doch die haben meist so ihren Preis. Wer ganz konkret z.B. mit 60-mm-Radiatoren plant, kann aber vielleicht auch Geld sparen, indem er sich für seinen Einsatzzweck das beste Modell wählt, das vielleicht als Gehäuselüfter gar nicht so gut abschneidet. Und vise versa natürlich.
Für die Neugieren habe ich auch noch einmal das Originaldatenblatt zur Hand:
Aktuell gibt es den Lüfter noch nicht auf Lager, aber er ist bereits vom Distributor gelistet und auf dem Weg nach Deutschland.
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