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MSI Immerse GH40 ENC im Test – Gaming-Headset mit „aktivem“ Noise-Cancelling für die Kommunikation

Teardown und Praxistest

Bevor wir das Headset in den üblichen Praxistest schicken, gibt es noch einen kleinen Teardown.

Die Zierelemente an den Seiten machen ihrem Namen alle Ehre, denn sie erfüllen tatsächlich keine Funktion, außer das Headset optisch etwas aufzupeppen.

Die Kabelauslässe sind mit einer Zugentlastung mit dickem Knickschutz ausgestattet und sollten einen vorzeitigen Kabelbruch verhindern.

Die weichen Ohrpolster aus PU-Leder lassen sich entfernen und austauschen. Ich finde sie sehr bequem, bei derart viel Weichmacher KANN aber eine kurze Lebensdauer vorprogrammiert sein. Im Test haben sich die Ohrpolster jedenfalls als sehr bequem herausgestellt und nirgends gedrückt, allerdings heizen sich die Ohren durch das komplett geschlossene Design nach einer Weile doch auf, obwohl es aktuell ja noch nicht wirklich warm ist. Ein weiterer Nachteil der abgeschotteten Konstruktion ist der Druck, der beim Tragen praktisch kontinuierlich auf die Ohren wirkt.

Den beworbenen 40mm Treiber gibt es leider nur in seinem verklebten Gehäuse zu bewundern. Im Gehäuse befindet sich noch eine kleine Verteilerplatine ohne Chips, mehr gibt es nicht zu sehen. Die Elektronik wird sich in der Kabelfernbedienung verstecken, die ich nicht geöffnet bekommen hätte, ohne sie zu zerstören.

Insgesamt ist das Headset ordentlich verarbeitet und braucht sich zum aufgerufenen Preis auch nicht verstecken. Ich habe durchaus schon weniger Headset für mehr Geld in der Hand gehalten. Zu beachten gebe ich aber an dieser Stelle aber noch, dass das Headset offenbar für eher große Köpfe konzipiert zu sein scheint. Selbst bei meinem Balloonhead habe ich das Headset OHNE Anpassung des Bügels bequem tragen können, was die Frage aufwirft, ob es bei eher kleineren Köpfen nicht sogar auf kleinster Einstellung schon nicht mehr fest sitzen könnte.

 

Kabelfernbedienung

Als kleiner Kritikpunkt hat sich die eben bereits erwähnte Kabelfernbedienung herauskristallisiert. Ich bin da ehrlich gesagt kein wirklicher Fan von, denn diese Dinger baumeln wie ein Klotz am Kabel und hängen einem eigentlich immer nur im Weg rum.

Wenn dann auch noch der Lautstärkeregler als filigrane Wipptaste an der Seite ausgeführt ist, bei der man grundsätzlich vergisst, in welche Richtung es lauter oder leiser geht, ist das auch nicht unbedingt vorteilhaft. Sicherlich Geschmackssache, aber ich persönlich bevorzuge einen Regler am Kopfhörergehäuse und ein simples flip-to-mute Mikrofon.

 

Klangeindrücke bei Musik und Gaming

Grundsätzlich hat Igor die Klangeindrücke ja schon niedergeschrieben und diese durch seine Messungen auch visualisieren können. Wie auch schon beim letzten gemeinsamen Headset-Test, gehen wir auch hier bezüglich der Klangeindrücke wieder größtenteils konform. Leider gehört auch das GH40 ENC wieder zu jenen Gaming-Headsets, die „out of the box“ eher Stimmbetont voreingestellt sind. Mit kleineren Justierungen in der Nahimic Software kann man sich den Sound ganz gut an seine Vorlieben anpassen, ein leicht zischelnder Hochton bleibt aber meistens erhalten. Ein kleines Zischeln kann ich persönlich aber eher tolerieren als einen zu dumpfen und gar nicht auflösenden Hochton. Tiefbass ist vorhanden – zwar nicht sonderlich präzise, dafür aber ziemlich pegelfest. Insgesamt geht der Sound für mich mit kleinen Anpassungen in Ordnung, aber auch hier darf man natürlich wieder keine audiophilen Ergüsse erwarten.

Beim Zocken von kompetitiven Shootern hat sich die Voreinstellung in Verbindung mit dem virtuellen 7.1 Modus als kleiner Booster bei der Ortung von Gegnern herausgestellt und die stark abschottenden Ohrpolster helfen bei der Konzentration. Von einem Game-Changer würde ich deshalb aber jetzt nicht sprechen. Für Actionspiele mit gewaltigen Explosionen oder Casual-Racer mit fettem Soundtrack kann man mit bassbetonter Equalizereinstellung etwas „bombast Sound“ herauskitzeln und durchaus seinen Spaß haben.

 

Mikrofon-Check

Kommen wir abschließend noch zum Mic-Check, bei dem sich meistens die Spreu vom Weizen trennt. Fairerweise muss man sagen, dass es sich bei Gaming-Headsets praktisch immer um Spreu handelt und dieses Mikrofon – für das was es ist – beinahe schon in Ordnung geht.

Zunächst eine Sprachaufnahme ohne irgendwelche Effekte:

Als nächstes eine Sprachaufnahme, während der auf einer mechanischen Tastatur getippt und zur Aufnahmezeit live die Geräuschunterdrückung hinzugeschaltet wird.

Und abschließend noch die fragwürdige Voice-Leveler Funktion, die Lautstärkeschwankungen der Stimme ausgleichen soll.

Der Voice-Leveler hat offensichtlich einfach nur die Empfindlichkeit des Mikrofons erhöh und für entsprechende Peaks in der Aufnahme gesorgt. Zumindest kann man im folgenden Bild ganz gut erkennen, an welcher Stelle dieser Effekt aktiviert wurde:

 

Insgesamt schneidet das Mikrofon eher mittelmäßig ab, kann aber zumindest die meisten kabellosen Gaming-Headsets wie das neulich getestete Corsair HS 65 Wireless in den Schatten stellen. Die ENC Geschichte hat mich ehrlich gesagt etwas enttäuscht, denn von der namensgebenden Funktionalität dieses Headsets hatte ich mir doch etwas mehr erhofft. Am Ende tritt leider aus meiner Sicht doch genau der Fall ein, den ich in der Einleitung schon erwähnt hatte: Deutlich hörbare Minderung der Sprachqualität bei mittelmäßiger Unterdrückung der Störgeräusche.

 

Kommentar

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Steffdeff

Urgestein

727 Kommentare 678 Likes

Danke für den Test!👍

Ohne aktive Geräuschunterdrückung klingt das Mikrofon richtig gut.
Mit ist es mehr so meh 😕!
Das stört den doch recht guten Gesamteindruck, zumindest in meinen Ohren.
Das SGH 50 ist schon ein starker Gegner, besonders wenn man den „IgorTreiberMod“
gemacht hat!👍😉

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P
Pheenox

Mitglied

88 Kommentare 35 Likes

Danke für den Test.
Am Ende ist es das, was man erwartet: You get what you pay for. Für den Preis sind Klang und Aufnahme sicherlich ein fairer Deal. Ich hab mich früher in etwa den Preisdimensionen herum getrieben und erst beim Probehören in diversen spezialisierten Ecken verschiedener Geschäfte den Augenöffner gehabt, woher ein höherer Preis rührt. Das kann man schlicht im unteren Preissegment nicht erwarten und dessen muss man sich bewusst sein.
Daher empfinde ich es als faire Leistung für einen fairen Kurs. Für gutes ANC muss man schlicht tiefer in die Tasche greifen.

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e
eastcoast_pete

Urgestein

1,476 Kommentare 833 Likes

Mein bisheriger Eindruck mit ANC Headsets (v.a. drahtlosen) war der: wenn man nicht gleich in der preislichen Oberklasse anfängt, kommt es sehr darauf an, wie wichtig einem die ANC/ENC für das Verstehen Werden (Mikrofon) ist. Daher benutze ich ein Bluetooth Headset mit nur einer Ohrmuschel und sehr gutem ENC für Audio out (echtes ANC/ENC mit dedizierten Mikrofonen und Wegrechnen der Umgebungsgeräusche) für Anrufe usw (Blue Parrot), und ein anderes mit für meine Ohren gutem Klang (mit ANC/ENC) zum Musikhören (Bose). Zum Spielen mit gutem Sound sind allerdings beide keine Alleskönner. Für USB am PC hab ich mein altes Logitech Billigheimer, das natürlich auch zu wünschen übrig lässt.
Das Problem mit den billigen ANC/ENC Headsets (viele nehmen da die ICs von Qualcomm dafür) ist, daß sie "ENC" durchs Plattmachen und Eingrenzen der Frequenzbereiche machen, v.a. auch für das Audio, das rausgeht. So was hatte ich auch schon, und wurde gefragt, ob ich mich im Keller oder Schrank eingesperrt hatte, oder ich in den Brunnen gefallen war. Und Umgebungsgeräusche kamen trotzdem durch. Nach der stahleierlegenden Wollmilchsau unter den USB Headsets (richtig guter Klang rein und raus, gute/echte ANC/ENC, unter € 150) suche ich bis dato.

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Bandyto

Mitglied

49 Kommentare 57 Likes

Ich finde den Test sehr gelungen und besonders hat mir der letzte Absatz gefallen. Zu einem Test eines Highend-Monitors hatte ich die m.E. inflationäre Vergabe hoher Punkte und Awards im Allgemeinen bemängelt. Umso besser finde ich an diesem Test, dass dies nicht geschehen ist. Der letzte Absatz hat es wunderbar auf den Punkt gebracht bzw. begründet. Nicht alles muss 4,x Punkte plus irgendeinen Award erhalten. Danke!

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Nagah

Veteran

114 Kommentare 93 Likes

Bei diesem Preis zwar verständlich, aber ich wundere mich schon warum den Herstellern - gefühlt - die Mikro-Qualität völlig egal ist.
Es ist so schwierig ein Headset zu finden, welches auch einen guten Stimmklang des Mikros mitbringt.
Schlägt man dann noch "Wireless" aufs Lastenheft drauf, dann fällt die Menge sogar gegen Null.

Das sitze ich mit einem Studiokopfhörer und einem dedizierten Mikro am PC.
Und ja, aus reiner Bequemlichkeit hätte ich gerne ein wireless Headset. Aber eben nicht auf Kosten des eigentlichen Einsatzzwecks.

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RevAngel

Veteran

120 Kommentare 87 Likes

Danke für den Test @Alexander Brose!

Das mit dem ANC bei billig-Geräten scheint immer das Gleiche Ergebnis zu bringen: Wasser-Rauschen-Artefakte und lustige "Klospül-Soundeffekte", wenn mal stille herrscht (sorgt in Gruppenchats für gute Belustigung).

Frage: Können Sie / kannst Du mal eine Mikrofon-Lösung mit On-Chip Audiokorrektur wie dem XMOS XVF Chipsätzen (z.B. 3000 / 3100 / 3500) im Vergleich testen? Als Beispiel die (oh mann, das klingt wie Werbung, sorry!) die ReSpeaker mic arrays?

Wäre für mich interessant, weil ich zwar persönliche Informationen und Vergleiche zu dem Thema habe, aber keine Messungen durchführen kann.

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Alexander Brose

Moderator

819 Kommentare 574 Likes

@RevAngel ruhig "DU" verwenden, sonst fühle ich mich noch älter, als ich ohnehin schon bin ;).

Vielleicht kann @Igor Wallossek da ja mal was organisieren? Messungen in dem Ausmaße dieses Test kann ich leider auch nicht durchführen.

Grüße!

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RevAngel

Veteran

120 Kommentare 87 Likes

Hihi, sorry, geht mir eigentlich genauso.

Du gehörst zu seinem Team. Wenn du magst und bei (außer meinem eigenem) Interesse kannst du ihn gerne auf diese Unterhaltung lenken oder auf das Thema aufmerksam machen.

Ich kann mein Respeaker USB mic array gerne an ihn ausleihen, ist allerdings die ältere Hardware- und Firmware-Kombination. Bei Interesse gerne eine PM, dann verschicke ich das Teil.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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