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Krieg der Kerne: Alder, Rocket & Comet Lake am RAM-Limit – Benchmarks und Gaming mit DDR4 3733c14 Gear 1

Super Pi 32M und AIDA64

Um die Auswirkungen der verschiedenen RAM-CPU-Konfigurationen noch vielschichtiger sichtbar zu machen, werde ich heute ein paar für mich neue Benchmarks auf die Systeme loslassen. Beginnen möchte ich mit dem altbekannten Wettkampf-Benchmark SuperPi mit dem Preset „32M“. In diesem Benchmark geht es darum in 24 Wiederholungen 32 Millionen Stellen der Zahl Pi zu berechnen, wobei hier kleinste Änderungen an CPU und RAM im Ergebnis sichtbar werden. Der Benchmark dauert mit aktueller Hardware noch immer mehrere Minuten und die Ergebnisse sind dennoch oft auf den Bruchteil einer Sekunde reproduzierbar. Ausschlaggebend sind hier die Leistung eines einzelnen CPU-Threads zusammen mit Cache und Arbeitsspeicher. Zudem kommt es hier nicht auf den Durchsatz, sondern auf die Latenz des RAMs an.  Obwohl dieser Benchmark mit Hyperthreading aus besser performt, wurde die Einstellung zur besseren Vergleichbarkeit mit den restlichen Tests an gelassen.

Erwartungsgemäß liegt die Rocket Lake CPU vor der Comet Lake CPU, aufgrund der größeren und leistungsstärkeren Kerne. Dass aber von Rocket Lake zu Alder Lake auch noch mal ein Leistungssprung bei den Kernen stattgefunden haben soll, wird hier anscheinend von einem anderen Faktor überschattet – Stichwort: Latenz. 26 Sekunden langsamer ist der 12900K als sein Vorgänger, mit identischem RAM. Nun muss man fairerweise dazu sagen, dass Alder Lake im Gear 1 mittlerweile höhere Taktraten unterstützt. Bis zu DDR4-4200 CL16 konnten wir schon als stabil verifizieren. Aber selbst mit viel manuellem Tuning wird es den Extrem-Overclockern sehr schwer fallen, den Nachteil von nahezu 8 % in der Berechnungszeit zu Rocket Lake aufzuholen. Der 11900K wird also wohl zumindest für diese Kundschaft bis auf weiteres die erste Wahl bleiben.

Mit Latenz soll es auch gleich weitergehen, diesmal im vertrauten AIDA64 Cache & Memory Benchmark. Hier bestätigt sich erneut Alder Lake’s Nachteil bei der Latenz, wobei tatsächlich Comet Lake hier noch am flinksten ist, wenn es darum geht, wenige Daten schnell zwischen RAM und CPU zu übertragen. Seit Comet Lake ist die RAM-Latenz bei Intel CPUs stetig gewachsen, bedingt zunächst durch den physikalisch längeren Ring, der die nun 10 statt vorher 8 CPU Kerne von Coffee Lake miteinander verbinden musste. Mit Rocket Lake wurde das Gearing eingeführt und mit Alder Lake kam nun noch ein zweiter Speichercontroller und 8 weitere kleine Kerne hinzu, die alle auch auf dem Ring mitsprechen möchten. Die Konsequenz ist auch bei deaktivieren E-Cores ein höherer Overhead und damit langsamere Latenzen beim RAM-Zugriff.

Die Tests zum Datendurchsatz habe ich zum Vergleich mal in eine Galerie zum selber durch-switchen zusammen gepackt. Im Read und Copy machen sich die größten Unterschiede zwischen den CPU Generationen bemerkbar, während im Write effektiv alle gleich auf sind. MSI hatte bei ihrer Erklärung der nun zwei IMCs bei Alder Lake genau diesen AIDA64 Copy Test als Beispiel für den daraus resultierenden Performance-Zuwachs genannt. Soweit können wir dies auch bestätigen. Es sollte aber auch erwähnt werden, dass diese Datenraten auch von der Kern-Leistung der CPU abhängig sind und da Alder Lake hier auch mit Fortschritten wirbt, können wir nicht genau sagen, woher nun der Leistungszuwachs in den Ergebnissen wirklich kommt. 

Linpack Xtreme und Geekbench 3

Nun gibt es noch einen weiteren Benchmark-Neuling, den Linpack Xtreme in Version 1.1.5. Dieser Benchmark verwendet die Intel Math Kernel Library und damit auch AVX2 bzw. AVX512 zur Berechnung linearer Algebra und sorgt damit für eine extrem hohe Belastung der CPU und des Arbeitsspeichers. Neben einem Stresstest bietet dieser Benchmark aber auch eine Leistungsmetrik in Form von Flops, also Berechnungen pro Sekunde. Die Leistung steigt zudem mit der Größe verwendeten Arbeitsspeichers, da damit auch die Komplexität der Gleichungen in Form der „Problem Size“ erhöht wird. Hier haben wir uns für das 10 G Preset mit einer Problem Size von 35000 entschieden, um die Unterschiede zwischen den verschiedenen CPU-Konfigurationen möglichst stark hervorzuheben.

Hier spielt es im Übrigen auch eine Rolle, ob auf den neuen Alder Lake CPUs das AVX512 Befehlssatz aktiviert ist oder nicht. Da dieser nur von den P-Kernen unterstützt wird, setzt dies die Deaktivierung der E-Kerne voraus. Wir haben die Ergebnisse einmal mit und einmal ohne AVX512 ermittelt, aber immer mit deaktivierten E-Kernen. Denn sind die E-Kerne wie ab Werk aktiviert, muss zum einen der Takt des Caches abgesenkt werden und zum anderen Kosten die E-Kerne hier tatsächlich Leistung. Die E-Cores wollen eigentlich nur helfen, stehen aber effektiv den P-Cores oft nur Richtung Arbeitsspeicher im Weg. Die Folge sind bei gleichem P-Core- und Cache-Takt ca. 15 GFlops weniger mit, statt ohne E-Cores. Stau auf dem Alder Lake Ring trotz Tempolimit und „Thread Director“ Verkehrsleitsystem.

Interessant ist hier auch, dass die Golden Cove P-Kerne von Alder Lake sogar mit AVX512 nicht ganz an das Leistungsniveau von Rocket Lake mit seinen Cypress Cove Kernen herankommen. Da der Takt aber effektiv der selbe ist und es auch sonst kein Nachteil für den 12900K geben dürfte, bleibt als Erklärung nur wieder die höhere RAM-Latenz. Intels neue Compute-Monster wollen auch zeitgerecht gefüttert werden, sonst bleiben die Glanzleistungen aus. Natürlich kommen in der echten Welt hier die mit Alder Lake höheren möglichen RAM-Taktraten helfend entgegen, aber ob DDR5’s Zuwachs beim Durchsatz das Defizit bei der Latenz letztendlich ausgleichen können wird, muss sich ein andermal zeigen. Das war übrigens auch der einzige Benchmark, bei dem AVX512 einen Unterschied macht. Bei allen anderen Tests waren die Ergebnisse mit und ohne dem aktiven Befehlssatz identisch.

Abschließend gibt es noch wie schon bei bisherigen RAM-Tests den Geekbench 3 Multi-Core Memory Performance Score. Auch hier zeigt sich ein großer Sprung nach vorne von Comet Lake zu Lake und ein Schritt zurück von Rocket zu Alder Lake. Nochmal zur Erinnerung, alle Primär-, Sekundär- und Tertiär-Timings des RAM sind identisch zwischen den Konfigurationen. Einzig die jeweilige CPU und ihr interner Aufbau sind maßgeblich für die Unterschiede in der gemessenen Leistung. Auch hier wird sich noch zeigen müssen ob und wann die 12te Generation mit DDR5 ihr vermeintliches Defizit aufholen können wird.

 

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J
John.Smith

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Puh, also habe ich das richtig verstanden, dass ddr 5 zu ddr 4 im Moment noch keine riesigen Vorteile bietet ?
Aber im Gaming die Alder CPUs unschlagbar sind ?
Ich hoffe, ihr seht mir Unwissenheit nach. Ich lese Igors Artikel immer sehr gerne. Aber mein technisches Verständnis kommt an so vielen Stellen einfach nicht mit.
Ich plage mich mit dem Gedanken, auf Alder Lake aufzurüsten. Von 8700k . 2666 Speicher 32gb, 3090FE.
Würden mir hier, auch im Bezug auf den Ram, große Vorteile durch ddr5 entstehen?
Ich tendiere, auch gerade nach diesem Artikel, eher auf ddr4 als auf 5.

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RX480

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200 Mhz mehr Gear1 bei ADL ggü. RKL, bedeutet das, man könnte DDR4@3933 laufen lassen?

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skullbringer

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Aktuell ist DDR5 nur schwer zu bekommen und nicht wirklich schneller als DDR4. Und richtig, im Gaming ist Alder Lake auch mit DDR4 deutlich schneller als die anderen getesteten CPUs. In Anbetracht der Chip-Knappheit wird die Situation um DDR5 wohl auch in absehbarer Zeit nicht besser werden.

Es kommt natürlich auch immer darauf an, welchen RAM, ob B-Die oder was anspruchsloseres und wie viele Ranks. Aber in den meisten Fällen würde ich DDR4 4000 realistisch sehen für täglichen Betrieb. ADL kann ja jetzt auch gut mit den 100er Ratios umgehen, also ist das Finetuning jetzt auch einfacher.

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TheOpenfield

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175 Kommentare 38 Likes

Die Verbrauchs- und Effizienzwerte finde ich besonders interessant.

Da dürfte wahrscheinlich das "Binning" bzw. die generelle Skalierung einen großen Einfluss haben. Für RL dürfte der Takt bereits nahe der Obergrenze liegen, CL skaliert ja meist noch ein wenig darüber (und muss für 5,1 nicht so getreten werden). Deinen AL kann ich da nur schwer einschätzen - da ist die Serienstreuung einfach sehr hoch aktuell. Vielleicht kannst du ein paar Worte dazu sagen, @skullbringer - also, wie gut die CPUs noch oben rum weiter skalieren, bzw. ob man bei 5 GHz schon deutlich weniger treten müsste (bei RL z.B.).

Gerade, weil der CL bei dir häufig eine gute Ecke weniger aus der Dose zieht, als der AL - wäre das auch noch bei bspw. 4,6 GHz der Fall?

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grimm

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Wenn es dir nur um Frames geht, dann rüste ruhig auf - ob DDR4 oder DDR5 hängt aus meiner Sicht derzeit eher von der Verfügbarkeit ab.

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RX480

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DDR4 scheint doch wg. der Latenzen in Gear 1 sinnvoller zu sein, oder?

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S
Staarfury

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Was die reine Latenz angeht, hat DDR4 einen Vorteil.

Den kann allerdings DDR5 mit anderen Optimierungen wie z.B. der höheren Granularität der Kanäle (4x32bit statt 2x64bit) zum Teil wieder ausgleichen.

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Blubbie

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M
McFly_76

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Zum "Glück" unterstützt Alder Lake den DDR4-Speicher sonst müssten jetzt viele Aufrüster nicht nur Wochenlang auf den DDR5-Speicher warten sondern auch für ein 16 GB-Kit DDR5 so viel bezahlen wie für ein 32 GB-Kit DDR4-4000+ ( ~150 € ).

Trotzdem bin ich skeptisch weil nicht alles getestet ( PCIE 5.0 , RAID, RAM-Vollbestückung etc. ) oder ausgesprochen wurde ( Sicherheitslücken im Prozessor ) und jetzt kursieren die nächsten Meldungen über die B660-Mainboards ohne PCIE 5.0 Support.

Aber ich glaube dass der "Alder Lake Hype" schnell wieder nachlässt wenn AMD Zen 3 mit 3D-Cache für AM4 anfang des Jahres rausbringt und so den Leistungsvorsprung damit ausgleicht.

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4medic

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(y)

…. und trotzdem von Intel ein guter Wurf!

Gruß

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ric84

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3733cl14, extrem pornös! o_O

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Tronado

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Ja, aber denk auch an die Aufrüstmöglichkeiten. Wenn du jetzt ein DDR4 Board nimmst und vielleicht in 2 Jahren wirklich schneller DDR5 RAM (z.B. 5200er mit guten Timings oder 7000er mit den jetzigen Timings) zu erschwinglichen Preisen verfügbar sein sollte, ärgerst du dich vielleicht dann.
Und die z.Z. noch größere Latenz des DDR5 spielt natürlich beim Umstieg von einem alten System auf die Alder Lake Rakete mal so überhaupt keine Rolle. :) Zur Verfügbarkeit kann ich allerdings nichts sagen, hab meinen ja drin.

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B
Baseline70

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Auch hier wieder so ein seltsames Fazit mit einer Empfehlung für Gamer "Denn egal welche Auflösung, egal welches Spiel, in unserem heutigen Test ist der 12900K effektiv immer an erster Stelle bei den Average FPS " Wer sich eine CPU in diesem Preissegment zulegt wegen 4-5 FPS mehr, dem ist ja nicht mehr zu helfen. Diese CPU sollte für Anwendungen gedacht sein mit der man AUCH spielen kann. Alles andere macht keinen Sinn. Es sei denn, man kann bestimmte Spiele nur flüssig spielen wenn man diese CPU nutzt. Daher würde ich mir von einem Test auch eine klare Einordnung dieser CPU wünschen.

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Tronado

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Wo ist dein Problem? Hier ging es um's Gaming, für andere Anwendungsbereiche gibt es (auch hier) andere Tests.
Spielen ist nun einmal für die meisten Heimanwender ein sehr wichtiges Feld und wer jetzt neu anschafft will das schnellste für's Geld haben. Soll Igor in einem Gaming Test jedesmal in der Fußnote eine Warnung schreiben:
"Achtung!!! Ein Ryzen 5950X könnte eventuell für ihr Anwendungsgebiet die bessere Wahl sein." ??

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Onkel.Tom

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Schade dass man die Werte nicht mit DDR5 Ram vergleichen kann. Zumindest ein Vergleichstest mit schnellem DDR5 Ram wäre super gewesen.

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Tronado

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Schnellen DDR5 gibt's noch nicht, der kommt noch nächstes Jahr.
Aber der Durchsatz beim DDR5 5200 38/38/38/84 ohne Optimierung ist schon eindrucksvoll. (81,5 GB Lesen, 74 GB schreiben, 74 GB kopieren).

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Igor Wallossek

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10,198 Kommentare 18,815 Likes

Es gab ja mittlerweile den einen oder anderen YouTuber, der DDR5 auch jetzt schon mit bis zu 25% vorn sieht. Nur muss man das auch immer im Hinblick auf den jeweiligen geschäftlichen Hintergrund oder den Werbepartner sehen und stark differenzieren. Das mit dem "bis zu" mag vielleicht in ausgewählten Szenarien sogar hinkommen, die Realität sieht aber leider (noch) oft genug anders aus.

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skullbringer

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306 Kommentare 328 Likes
Tronado

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3,719 Kommentare 1,949 Likes

Die jetzigen DDR5 Riegel lassen sich kaum übertakten und nur wenig in den Timings reduzieren, auch das wird mit neueren Mainboard BIOS' besser werden, ist halt alles noch ganz taufrisch.

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Xaver Amberger (skullbringer)

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