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Intel Arc A380 6GB im Test: Gunnir Photon samt Benchmarks, Detailanalysen und ausführlichem Teardown

Zusammenfassung Performance

Auch wenn ich auf den vorangegangenen Seiten bereits ziemlich eindeutige Schlüsse gezogen habe, möchte ich das bisher Gezeigte und Beschriebene noch einmal kurz zusammenfassen. Treiber- und sicher auch Firmware- sowie Architektur-Probleme machen diese Karte leider immer noch ordentlich zu schaffen. Das betrifft auch die Workstation- und CAD-Anwendungen, wo die Arc A380 stellenweise sogar annehmbar performte, in anderen Anwendungen jedoch herbe Leistungseinbußen hinnehmen musste bzw. instabil lief und sogar crashte. Für den Produktiv-Einsatz taugen solche kippeligen Beta-Treiber nicht und ich kann nur jedem abraten, diese Karte aktuell in sensiblen Bereichen einzusetzen, wo es auch auch Stabilität und Genauigkeit ankommt.

So, kommen wir nun zum Gaming, denn es wird ja auch als Gaming-Karte beworben. So liegt die nicht übertaktete Karte in 720p beim Gaming fast 12 Prozentpunkte hinter der Radeon RX 6400, die man gar nicht übertakten kann. Eine bis an die technischen Grenzen übertaktete Arc A380 ist hier immer noch fast 5 Prozentpunkte langsamer. Schuld ist hier mit Sicherheit auch der Treiber-Overhead, was natürlich zu einem gewissen Flaschenhals führt.

In Full-HD kann sich dann zumindest die übertaktete Arc A380 vor die Radeon RX 6400 setzen, auch wenn 1,6 Prozentpunkte fast nichts sind. Zur nicht übertakteten Arc A380 sind es dann schon 4,5 Prozentpunkte, während die Radeon RX 6400 knapp 3 Prozentpunkte vor der Arc A380 liegt. Ohne Übertaktung wäre die Intel-Karte hier ebenfalls langsamer als die kleine AMD-Karte, was wirklich beschämend ist, wenn wir gleich noch das P1 betrachten.

Das sogenannte P1 (1% der langsamsten FPS) ersetzt die Min FPS und hier bekommt Intels Arc A380 in 720p fast schon eine Demütigung verpasst. Die Radeon RX 6400 liegt hier nämlich satte 27,3 (!) Prozent vor der nicht übertakteten Arc A380 und 22 Prozentpunkte vor der übertakteten Variante, was erneut auf echte Treiber-Probleme schließen lässt. Nutzt man statt des Core i9-12900K einen deutlich langsameren Core i5-12400, dann verschärft sich das Dilemma beim P1 sogar noch einmal drastisch, auch später in Full-HD.

In Full-HD ist dieser Effekt zumindest mit dem schnellen Core i9-12900K dann wie weggeblasen und die Radeon RX 6400 liegt nur noch knapp 5 Prozentpunkte vor der Arc A380 und faktisch gleichauf mit deren stark übertakteter Variante.

Leistungsaufnahme im Gaming

Solange in 720p die CPU limitiert, liegt die Arc A380 reichlich 17 Watt über der Radeon RX 6400, im übertakteten Zustand sind es knapp 20 Watt. Das sind natürlich Durchschnittswerte und in manchen Spielen sind es bei der Arc A380 bereits 80 Watt und mit OC sogar 83 Watt. Da ist dann der Abstand bereits riesig.

Auch in Full-HD zeigt sich, dass die Arc A380 knapp 25 bzw. mit OC sogar fast 27 Watt über der Radeon RX 6400 liegt. Das sind über 52 Prozentpunkte mehr für eine nur identische Gesamtperformance und eine in manchen Spielen auch schlechtere Bildqualität.

Das spiegelt sich dann auch in der Effizienzbetrachtung wieder, wo man sogar noch hinter die uralte GeForce GTX 1650 zurückfällt, die bereits ab Werk von NVIDIA gehörig aufgeblasen wurde. Nur schreiben wir mittlerweile das Jahr 2022 und Energie wird langsam zum Luxusgut.

Fazit

Ich hatte gehofft, dass mein Fazit etwas positiver ausfallen würde, denn NVIDIA und auch AMD agieren aktuell bei den dedizierten Karten als rentables Duopol und eine Abwechslung würde dem Markt mehr als gut tun. Selbst wenn Intel aufgrund seiner integrierten GPUs vor allem bei Laptops noch die Marktführerschaft beansprucht, war es eigentlich eine logische Konsequenz, auch bei den diskreten Grafiklösungen endlich wieder ordentlich mitzumischen. Die heute getestete Arc A380 ist das erste verfügbare Alchemist-Modell mit Xe-HPG-Architektur, unterstützt Raytracing, besitzt einen in dieser Preisklasse einzigartigen AV1 Decoder und Encoder und wird im konkurrenzfähigen 6-nm-EUV gefertigt. Unsere Erwartungen waren dementsprechend auch ziemlich hoch (was natürlich auch der eifrigen PR-Aktivität Intels geschuldet war). Umso härter ist der Fall aus der selbst auferlegten Höhe, weil die Arc A380 in fast allen Belangen enttäuscht.

Was aber als Erstes aufgefallen ist, sind die immer noch existierenden Treiber-Probleme mit bestimmten Titeln und Technologien. Zumal auch die technische Umsetzung durch den Boardpartner auf extreme Sparzwänge schließen lässt. Eine Karte, die mit etwas bösem Willen auch weit über 100 Watt konsumieren kann, nur mit mickrigen 2 Phasen für die GPU auszustatten, ist schon arg sportlich, zumal nicht ein einziger Spannungswandler gekühlt wird. Auch die luschige Montage samt unvollständiger und zu dicker Pads sowie viel zu viel Wärmeleitpaste stehen in der Kritik. Wobei Intel dafür nichts kann und das allein auf die Kappe des Boardpartners geht.

Was hingegen Intel negativ anzurechnen ist, ist die (technische Beschränkung) auf aktuelle Intel-Plattformen mit rBAR. Ohne dieses Feature geht eigentlich gar nichts, selbst wenn die betroffene Anwendung rBAR gar nicht aktiv nutzt. Zu den möglichen Ursachen habe ich ja beim Teardown bereits genug geschrieben. Naja, und das mit der Leistungsaufnahme ist so ein Kapitel für sich. Mit bis zu 50 Prozentpunkten mehr dann nur maximal die gleiche Performance wie die Mitbewerber abzuliefern ist schon arg fragwürdig, zumal der Fertigungs-Node ja der leicht bessere sein sollte.

Es fehlt eigentlich an allem, nicht nur an an der Performance und Effizienz, sondern auch an vielen Features, die mittlerweile eigentlich selbstverständlich sein sollten. DSR/VRS oder Image Sharpening gibt es nicht und XeSS fehlt bisher als Alternative zu NVIDIAs DLSS bzw. AMDs FSR auch schmerzlich. Gut das kann man nachreichen, aber das Fazit muss ich ja heute und hier treffen. Und deshalb hat die Karte in meinen Augen nicht bestanden. Wer leidensfähig oder neugierig ist, das Kleingeld übrig hat und mit dem Einhorn herumexperimentieren möchte, der kann natürlich zugreifen. Wer den Groschen aber dreimal umdrehen muss, ist aktuell bei AMD und NVIDIA deutlich besser aufgehoben.

Die getestete Karte stammt nicht von Intel, sondern es handelt sich um ein reines Privatinvestment als Eigenimport. Es bestand zudem auch keine Kooperation mit Intel oder eine Einflussnahme des GPU-Herstellers auf die Tests und das Fazit. Mein persönlicher Dank geht an die Hardwarespender und das BIOS-Team, sowie an meine Familie, die meine zunehmend schlechter werdende Laune standhaft ertragen hat.

 

Kommentar

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ArcusX

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866 Kommentare 501 Likes

Tjoar,
Satz mit X das war wohl nix. Ich hätte da von einem Namensvetter irgendwie mehr erwartet bzw erhofft. ;)

Schade.

Ich werde da mal nicht zocken, dass es Treiberupdates irgendwann richten werden. So verbleibt uns wohl nichts anders als weiter zu AMD oder nVidia zu greifen.

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Thy

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1,843 Kommentare 744 Likes

Das sieht ja noch ziemlich durchwachsen aus für Intel. Ich hoffe, dass sie eine steile Lernkurve absolvieren und bald als 3. Option verfügbar werden.

Wurde ein und dieselbe Karte getestet oder hat sich jeder von euch eine eigene Karte gekauft?

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Igor Wallossek

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Wie es drin steht - es wurden vier Karten importiert :)

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meilodasreh

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Habt ihr wirklich erwartet, daß Intel beim ersten ernsthaften Versuch, eine defizierte Grafikkarte mit in den Markt zu werfen, gleich den Versuch unternimmt, sich am oberen Ende der Messlatte gegen AMD und NVidia zu behaupten?

Ich finde das Vorgehen vollkommen nachvollziehbar, daß man sich erstmal mit kleinen Schritten rantastet, und die ersten Modelle eher im Preissegment um 200€ mitspielen sollen.
Da wird auch kein Treiber je was ändern können, auch oder grade weil Intel beim Thema Treiber nun zugegebenermaßen am meisten dazulernen muss.
Wenns man dann irgendwann mal beim vom Alchemisten beim Druiden angekommen ist, und die Dinge dann noch immer so sind, dann kann man berechtigt lästern.

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Alexander Brose

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Klasse Test!

Wirklich schade, dass die Karte nicht überzeugen kann. Ich drücke weiterhin die Daumen, dass die größeren Modelle vielleicht etwas konkurrenzfähiger sind und über den Preis vielleicht doch noch halbwegs attraktiv angeboten werden können.
Wir brauchen einen weiteren GPU Hersteller, um evtl. mal irgendwann wieder halbwegs normale MSRPs zu sehen. Auch wenn wir die wegen den Sh!tcoins wohl eh nie wieder tatsächlich auf einer Grafikkarte sehen werden. Zumindest nicht so schnell...

Grüße!

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karre

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Was man nicht vergessen sollte: Intel baut schon seit Jahren Grafikkarten. Und die Treiber der iGP waren zwar nicht perfekt, aber sowas haben die nicht abgeliefert. Kauft das Ding denn in China wirklich jemand? Deren Presse wird das doch ebenso auswerten ..

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konkretor

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Danke für den Test, waren heute Morgen harte 6 Stunden bis es 12 war :LOL:

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Igor Wallossek

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Frag mich mal....

Heute früh habe ich erst gemerkt, dass ich die Seite mit den Temperaturen, Lüftern und Krach vergessen hatte zu schreiben. Ok, schnell noch reingehängt... Deshalb ist das Video erst später online. YouTube braucht fürs Bearbeiten und Prüfen länger als ich zum Aufzeichenen. Drecksladen :D

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karre

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32 Kommentare 25 Likes

Immerhin sieht man dich durch diesen Laden :D

Das die Verknüpfung der GPU mit dem UEFI noch drine ist, wie bei der anderen GUNNIr .. verrückt.
Welchen Vorteil hat das ganze, außer Gängelung und Kontrolle?

Oder sollen so MicroCode Updates möglich sein?

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T
Thakor

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Puh, ein kleines Debakel war ja realistischerweise zu erwarten, aber so ein ausgewachsenes Desaster ist schon mehr als peinlich für Intel. Sehr schade, denn der Markt braucht dringend mehr Wettbewerb.

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FfFCMAD

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Sehr durchwachsen. Ist die Frage, was Intel da noch Treibertechnisch ausbuegelt und ob ueberhaupt ausgebuegelt wird...

Die Karte ist von dem Hersteller halt billigster Schrott. Was auch zu erwarten ist, wenn das Produkt Gefahr laeuft, komplett zu floppen. Waere vielleicht intelligenter gewesen, eine kleinere Karte komplett auf die Beine zu stellen und erst dann mit einer etwas groeßeren Karte in die untere Mittelklasse einzufallen. Ich behaupte das die Architektur das Potential hat. Aber man kennt es ja...

Das sieht nach dem Desaster aus, was Microsoft mit seinen letzten Handys ala 950xl hingelegt hat. Das OS war noch nicht fertig, haetten sie drei oder vier Monate gewartet waere das Handy vielleicht ein Renner gewesen. Denn nach ca 4 Monaten kam dann das WIndows 10 Update und Apps, die taugten. Da war es dann zu spaet.

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Igor Wallossek

1

10,186 Kommentare 18,780 Likes

Raja hat ja massig Köpfe und Know How mit zu Intel abgezogen, da sollte es eigentlich an nichts gefehlt sein . Aber so langsam scheint es mir fast, dass er eher ein feindlicher AMD-Agent ist, der Intel zu ruinieren versucht und bei Lisa ein Geheimkonto besitzt. Sapphire Rapids? Fail. Alchemist? Fail... Aus der Schusslinie haben sie ihn ja schon abgezogen und auf einen ungefährlichen Posten gesetzt. Schaun' wir mal.

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Thy

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Danke, das war mir nicht ganz klar, nach dem, wie es im Artikel steht: "Unser Muster wurden privat in Hong Kong erworben,"

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D
Denniss

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1,516 Kommentare 548 Likes

Wer hätte gedacht das die vielgescholtene RX6400 gegen diesen Krüppel mal so richtig gut aussieht ?
Das mit der Quasi-Bindung auf Intelsysteme ist überraschend bzw ein arg fragwürdiges Design. Aber war da nicht mal was mit der allerersten Intel-Karte die auch nur auf Intel-Systemem lief? Dieses AGP-Teil von vor 20 Jahren.

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R
Rooter

Mitglied

55 Kommentare 8 Likes

Erstmal Respekt an den Test, der ist echt sportlich. Ich hatte auf bessere Ergebnisse gehofft, jetzt muss man es hinnehmen. DG2 scheint problematischer zu sein als die DG1. Es ist klar, weshalb Intel die Einzelkarten in der westlichen Welt bislang zurückgehalten hat und immer noch zurückhält. Da müssen sie bei den Treibern massiv zulegen, damit sie bei den großen Karten halbwegs bestehen. Ob es überhaupt Boardpartner geben wird für Einzelkarten? Ich habe so meine Zweifel.

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G
Guest

Danke für den Test und mein Beileid an @Igor Wallossek und seine Familie, die an diesen "Umständen" dieser Qual wohl leider unmittelbar beteiligt war.
Gut, jeder fängt mal "klein" an, aber wenn man wirklich der 3.te Mitspieler sein will, sollte man sich dann doch etwas mehr anstrengen. Das man mit jahrzehntelanger Erfahrung mit Grafikchips (und nebenbei auch noch Marktführer in dem Segment ist) da so überhaupt keinen Stich macht, ist ja schon fast peinlich. Die Treiberproblematik ist es auf jeden Fall.
Wenn sich dann auch noch der nachvollziehbare "Intel-exclusive"-Verdacht erhärtet, haben sie sogar doppelt verloren.

Ist eben jeder seines Glückes Schmied......

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konkretor

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Igor mag halt Hong Kong, gell :p

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Case39

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2,502 Kommentare 928 Likes

Die Intel Treiber halt...sie haben soviel Geld und Ressourcen und machen in dem Bereich nichts daraus...muss man nicht verstehen.

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Igor Wallossek

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10,186 Kommentare 18,780 Likes

Es sind eher nicht die Treiber, sondern wohl das DPM. Mal den Artikel genauer lesen ;)

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Danke für die Spende



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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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