Radicooler HRC360C 360 mm
Heute lasse ich das mal mit dem Alphabet und beginne einfach mit der AliExpress-Bleibombe. Die Firma hinter Radicooler, Qingdao YTeng Electronic Technology Co., Ltd., wirbt mit neuesten Produktionsmethoden und Maschinen, man existiert ja auch erst seit 2013. Das gab mir eigentlich ein wenig die Hoffnung, dass es sich um brauchbare und günstige Produkte handeln könnte, doch der getestete Radiator ist so ein Schund, dass ich mich nach dem Test erst einmal wieder beruhigen musste. Ich kann nur hoffen, dass die Distributoren, die genau diese Produkte für den deutschen Markt ins Auge gefasst hatten und haben (ja, die gibt es), den heutigen Test sehr aufmerksam lesen. Denn dieses Produkt ist ein Totalausfall, das zum Sprung von der Klippe noch nicht einmal Anlauf braucht. Das ist vorher schon tot. Gut, die etwas schlichte OEM-Verpackung schenken wir uns mal, das ist bei Mustern ja so üblich.
Der Radiator machte erst einmal einen ganz ordentlichen Eindruck, bis hin zum Coating. Setzt man dann noch den Preis in die richtige Relation, könnte es sich durchaus um ein Schnäppchen handeln. Hätte es sein können, aber dann kam ja der Test…
Lassen wir nun den Hersteller noch schnell selbst zu Wort kommen, bevor ich das dann kommentiere:
Our products are mainly shipped to Europe, North America, East Asia, south America , Taiwan and so on.
Vorkammer, Einlass und Lot
Öffnen wir den Kühler an der Vorkammer (Tank). Die Lötstellen der Kühlkanäle sind weder oxidiert oder gar verzundert. Das Lot ist umlaufend und sehr gut verteilt. Unterm Strich kann man das erst einmal so lassen, obwohl man so eine Qualität am ehesten und günstigsten mit Bleilot und niedrigeren Temperaturen erzielen kann. Ich war also schon einmal gewarnt.
Und ich sollte recht behalten. Man findet hier die Mischung Pb65Sn35, also Blei mit nur 35% Zinnanteil, was einem Verkaufsverbot gleichkommt! Und das geschieht auch noch sehr großflächig und sieht fast nach einem großzügigen Wellenlötbad aus. Nur ist es ja so, dass eine neue, mit viel Geld gegründete Firma, eigentlich von Anfang an auf saubere Technologien setzen könnte. Hat man aber nicht, sondern liefert fröhlich Blei in alle Welt, selbst wenn es verboten ist (man gibt den Anteil für die EU mit 10% an).
Auch die Wände der Vorkammer sind ohne Beschwerde, denn CuZn30 ist wirklich ordentliches Messing. Das hier ist also im Gegensatz zum Blei noch alles im tiefgrünen Bereich.
Jetzt kommen wir aber zu der gewissen Stelle, wo sich die Spreu vom Weizen trennt, nämlich an den Gewindeeinsätzen für die Fittings, die ja vorher in die Kammer gelötet wurden, gern auch mal von einem Zulieferer. Mit fast 70% Blei im Lot darf dieses Produkt definitiv nicht in der EU verkauft werden, denn es ist ein krasser Verstoß gegen die Einfuhrbestimmungen und die RoHS-Vorgaben! Es handelt sich hier auch nicht um mikroskopisch kleine Mengen, sondern beim Löten wird ja auch die komplette Vertiefung rund um den Einsatz mit Lot, in diesem Fall Blei, ausgefüllt. Da kommt schon so Einiges zusammen, das man so ohne weiteres nicht sieht, wenn man den Tank nicht wirklich richtig aufschneidet.
Mal abgesehen vom Blei ist auch die Lötqualität unter alles Sau, denn ich habe an mehreren Stellen größere Lufteinschlüsse finden können, sowohl am Einsatz als auch an vielen weiteren Stellen. Aber dazu komme ich gleich noch.
Der verlötete Gewindeeinsatz besteht aus Weißmessing mit fast 45% Gewichtsanteil an Zink. Das ist noch ok und durchaus üblich.
Aber was klappert denn da? Mir fiel beim ersten Öffnen des Tanks bereits eine Lötperle entgegen, hier habe ich an der Wandung gleich noch eine andere gefunden!
Und ja, sogar im Zunder ist noch über die Hälfte aus Blei. Reichlich uncool. Zumal fliegende Lötperlen nichts für eine Wasserkühlung sind.
Kühlkanäle und Kühlfinnen
Kommen wir jetzt zu den Kühlkanälen und den dort angelöteten Finnen. Wenn man das Ganze aufschneidet, ergibt sich das übliche Bild.
Günstige Kanäle aus zusammengelöteten Falzrohren, für hochfrequenzverschweißte und geplättete Rohre fehlen sicher Willen, Technologie und Geld. Und auch hier sieht man im Schnitt sehr deutlich, wie aufgerissen und löchrig diese Lötstellen sind, auf denen auch die Zinnpest noch eine fröhliche Party feiert. Wer sich so etwas kauft, wird mit Sicherheit irgendwann abgestraft.
Die Kühlkanäle bestehen aus normalem Gelbmessing (CuZn40). Das ist schon etwas grenzwertig und in der Qualität sogar thermisch deutlich schlechter als der Tank.
Die geschlitzten Kühlfinnen sind aus reinem Kupfer, weil Messing hier einfacher brechen würde, da es durch das Zink auch deutlich spröder wäre.
Rahmen und Schrauben
Mit dem üblichen Zusatz vom Chrom ist der Rahmen mit den Gewindelöchern für die Montage sehr haltbar.
Die vernickelten Schrauben sind hingegen aus reinem Stahl mit einer sehr dezenten Wolfram-Dotierung.
Im Detail sieht das dann in der Analyse so aus:
Zusammenfassung und Zwischenfazit
Und ja, es ist wirklich das drin, was draufsteht. Sogar noch etwas mehr als das, und genau das ist das eigentlich Problem. Der Radiator enthält ziemlich viel Blei und zwar viel zu viel. Damit müsste eigentlich der Verkauf in der EU sofort gestoppt werden. Außerdem ist es der am minderwertigsten verarbeitete Radiator bisher. Ich kann nur hoffen, dass alle, die diese Produkte auf dem Schirm hatten, von einem Import Abstand nehmen. Denn es ist unwahrscheinlich, dass eine nur mittelgroße Firma mehrere Produktionsstraßen unterhält und somit bleifrei als Alternative parallel produzieren kann. Ein Wechsel der Zinn-Bäder ist technisch gar nicht möglich.
Baugruppe | Herstellerangabe | Materialprüfung |
Vorkammer / Terminal | Messing | Messing CuZn30 (70% Cu, 30% Zn) |
Gewindeeinsätze G1/4 | Messing | Messing (65% Cu, 45% Zn) |
Kanäle/Rohre | Messing | Messing CuZn40 (60% Cu, 40% Zn) |
Verwendetes Lot | k.A. | Blei (65% Pb, 35% Sn) und Blei (70% Pb, 30% Sn) |
Kühlfinnen | Kupfer | Kupfer (100% Cu) |
Rahmen / Seitenteil | Stahl | Chrom-Stahl (85% Fe, 15% Cr) |
Schrauben | – | Verzinkter Stahl, mit Wolfram dotiert |
Weiteres Zubehör | – | – |
RoHS auf Box ausgewiesen | Klarer RoHS Verstoß! |
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