Die große Frage, die sich so mancher stellt: Lohnt es sich jetzt noch, ein ATX v3.0-Netzteil zu kaufen? In letzter Zeit hat mich jeder gefragt, warum man sich eigentlich noch ein ATX v3.0-Netzteil kaufen solle, wenn die ATX v3.1-Spezifikation längst auf dem Markt ist. Das liegt allerdings auch daran, dass die wenigsten überhaupt verstehen, dass der Hauptunterschied zwischen diesen beiden Spezifikationen nur ein alberner PCB-Header auf dem modularen Panel des Netzteils ist, der super einfach zu ersetzen ist und in den Igors geliebter Pömpel gesteckt wird. Wir haben bereits viele Details über die neuen und früheren ATX-Spezifikationen geschrieben, aber im heutigen Artikel werde ich die Dinge für Euch noch einmal etwas verständlicher machen!
Was kaum einer weiß: Tatsächlich haben viele ATX v3.0-Netzteile bereits einen 12V-2×6-Anschluss anstelle des 12VHPWR-Anschlusses. Das wird aus zwei Gründen nicht beworben, denn alte Lagerbestände werden ja nicht mehr verkauft, wenn das Produkt überarbeitet wurde oder wenn es als ATX v3.1 statt v3.0 beworben wird! Die Kosten für die Änderung der Verpackung, des Marketingmaterials usw. sind hoch genug, um auf den richtigen Zeitpunkt für die Änderung zu warten. Doch insgeheim ist vieles schon längst passiert und geändert worden.
Das Verbindungskabel ist das gleiche!
Ein weiteres Detail, das den meisten Nutzern nicht bekannt ist, ist der Umstand, dass auch das Kabel das gleiche bleibt, denn es haben sich ja nur die Header auf der Grafikkarte und im Netzteil geändert! Das Kabel, das den 12+4-poligen (oder 2x 8-poligen) Anschluss des Netzteils mit dem 12+4-poligen Anschluss der Grafikkarte verbindet, wurde nämlich aus Kompatibilitätsgründen gar nicht verändert! Oder um es mal ganz offen zu benennen: Ja, gibt es einen Unterschied, nämlich einzig und allein das Namensschema auf dem Papier! Statt 12VHPWR-Kabel heißt es jetzt 12V-2×6-Kabel! Verrückt, oder? Auch mit Umbenennungen kann man durchaus Kunden aufschrecken und Kasse machen. Doch es kommt noch härter…
ATX v3.1 Aussage über 12+4 Pin Header auf der PSU
Dies ist ein Teil der ATX v3.1 Spezifikation, die eindeutig besagt, dass der 12V-2×6 PCB Header für modulare PSUs optional ist! Das Gleiche gilt natürlich auch für nicht-modulare Netzteile, bei denen das Hochleistungskabel direkt an die Platine des Netzteils gelötet wird. Das Ganze lässt sich natürlich sogar nachlesen:
Die ATX v3.0 Anforderungen sind sogar strenger als ATX v3.1!
Um die Sache für potenzielle Käufer noch schlimmer zu machen, ist die ATX v3.1-Spezifikation mit der einzigen Ausnahme des 12V-2×6-Anschlusses (für Netzteile, die ihn haben), sogar deutlich lockerer als die ATX v3.0-Spezifikation, da sie nur 12 ms Überbrückungszeit vorschreibt. Im Vergleich dazu sind in der älteren Spezifikation 3.0 nämlich mindestens 17 ms vorgesehen. Kann ich also bitte eine ATX-Spezifikation 3.1 mit dem 12V-2×6-Header und 17 ms Überbrückungszeit bekommen? Wohl eher nicht und dumm gelaufen…
Zumal der Treppenwitz auch darin besteht, dass Intel nicht einmal klar macht, ob ein Netzteil diesen 12V-2×6 Anschluss überhaupt haben sollte oder nicht, oder ob es reicht, auch weiterhin mit einem 2x 8-Pin-Anschluss zu arbeiten. Denn in den Spezifikationen wird nur erwähnt, dass die Grafikkarte einen 12V-2×6-Anschluss haben muss, das Netzteil wird überhaupt nicht erwähnt. Was für ein Unsinn, aber es ist so!
Der PSU PCB Header: 12VHPWR oder 12V-2×6? Spielt das eine Rolle?
In den meisten Fällen, in denen geschmolzene Anschlüsse gemeldet wurden, lagen die Probleme bei der Grafikkarte und nicht beim Netzteil. Das liegt daran, dass es schwierig ist, das 12VHPWR- (oder 12V-2×6-) Kabel am Netzteil nicht korrekt anzuschließen, da es starrer verbaut ist als eine Grafikkarte, die sich bewegen kann (vor allem dann, wenn das Gehäuse keinen Mechanismus zum Schutz vor dem Durchhängen der GPU bietet oder ein Ständer genutzt wird).
Aus all den oben genannten Gründen glaube ich, dass ich die folgenden Dinge klargestellt habe:
- Der Austausch eines ATX v3.0-Netzteils gegen ein ATX v3.1-Netzteil erfordert nur den Austausch der 12+4-poligen Stiftleiste gegen die neue (vorausgesetzt, das Netzteil hat bereits eine solche).
- Wenn ein Netzteil 2 x 8-polige Stiftleisten auf der Modulplatine verwendet, um das 12VHPWR- (oder 12V-2×6-) Kabel mit Strom zu versorgen, ist es automatisch ATX v3.1-konform (vorausgesetzt, es erfüllt die übrigen Anforderungen).
- Netzteile mit nativen 12VHPWR- (oder 12V-2×6-) Kabeln können ATX v3.1-konform sein, wenn sie bereits die ATX v3.0-Spezifikation erfüllen.
- ATX v3.1-Netzteile ermöglichen eine geringere Vorhaltezeit (12 ms statt 17 ms bei ATX v3.0), was meiner Meinung nach ein großer Rückschritt ist!
- ATX v3.1-Netzteile sind aufgrund der geringeren Überbrückungszeit NICHT ATX v3.0-konform. Dies ist ein Novum in der ATX-Spezifikation! Eine neuere Spezifikation deckt die vorherige nicht in allen Punkten ab!
- Es kann ATX v3.1-Netzteile OHNE den 12V-2×6-Anschluss geben, die geringere Anforderungen an das Einschwingverhalten haben (150% Spitze statt 200%).
Bevor Ihr also in ein neues Netzteil investiert, lest einfach meinen Artikel über die besten ATX v3.x-Netzteile, um alle alternativen Netzteile zu prüfen.
Aris schreibt hier bei mir als Gastautor und es würde mich freuen, wenn Ihr auch die Artikel auf seiner bemerkenswerten Webseite hwbusters.com lest, denn diese sind in Ihrer Art sicher selten und sie sind es auf alle Fälle auch wert, dass sie deutlich mehr Beachtung zu finden. Es ist in der heutigen Zeit schwer, sich in Schriftform gegen Sozial Media und Influenzer durchzusetzen, aber sowohl Aris als auch ich sind immer noch guter Dinge, dass sich Qualität und Tiefgang am Ende behaupten können.
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