Professional Prozessor System Testberichte Workstation

AMD Ryzen 9 3950X und 3900X im Workstation-Test gegen Intels Skylake X, Coffee Lake und natürlich sich selbst im 65-Watt-Eco-Mode

Beginnen wir mit Tom Clancy’s Ghost Recon Breakpoint, weil ich hier gleich mehrere Dinge recht interessant fand. Denn egal, ob man den integrierten (und vorgeladenen Benchmark) oder die Open-World startet – auf dem X570-System waren die ersten 4-5 Sekunden immer von extremen Rucklern begleitet, die sich dann urplötzlich in ein Nichts auflösten. Wenn man sich dann etwas bewegte oder der selbstablaufende Benchmark auf der Straße angekommen war, lief alles smooth und sauber. Da dies ein (nur auf der AMD-Plattform) reproduzierbares Verhalten war (auch auf einem Aorus X570 Elite), beginne ich die Messungen immer erst nach diesem „Einschwingen“. Den Spieler selbst wird dies kaum stören, denn es tritt nur einmalig und beim ersten Eintritt in die 3D-Welt auf, warum auch immer. Aber es ist da.

Warum aber nun ein Spiel und vor allem warum dieses? Es deckt sich mit meinen eigenen (auch visuellen) Erfahrungen, was die Grafikperformance in Workstation-Anwendungen macht. Denn nicht immer sagt eine hohe FPS-Zahl etwas aus, wenn es um Pan und Zoom in den 3D-Ansichten von z.B. Solidworks 2019 oder Inventor 2020 geht. Ich möchte am Ende einfach darauf hinaus, dass manchmal der längste Balken nicht der wichtigste ist. Doch da muss ich schon etwas weiter ausholen…

Leistungsaufnahme vs. Frametime und Kernauslastung

Der Benchmark-Durchlauf ist lang genug und besteht aus sehr unterschiedlichen Anforderungen an CPU und GPU, was hier von Vorteil ist als eine eher homogene Einzel-Szene. Genau deshalb wollen wir zunächst einmal nur den Ryzen 9 3950X betrachten und stellen CPU-Auslastung, Thread-Auslastung und Leistungsaufnahme mal den Frametimes gegenüber, beide X-Achsen repräsentieren hier den kompletten Verlauf über den Benchmark, sind also miteinander perfekt vergleichbar. Trotzdem habe ich alles der besseren Vergleichbarkeit halber in Einzelgrafiken getrennt:

Die Verteilung auf die Threads ist eher mittelprächtig und man sieht, dass überwiegend Leerlauf und Langeweile herrschen. Der erste mögliche Thread eines Kerns ist übrigens deutlich stärker ausgelastet.

Die Nutzung des zweiten Threads pro Kern bleibt überwiegend aus. Wenn man SMT abschaltet, ergäbe das Abbild oben kaum Unterschiede, denn die zwei Threads mehr fallen gar nicht auf. Was uns wiederum beweist: 8 Kerne respektive 16 Threads reichen für den Gamer von Welt aktuell eigentlich völlig aus. Das man mit 8 Kernen ohne HT, wie bei dem Core i7-9700K,  bereits an die Grenzen stoßen könnte ist allerdings auch eine Erkenntnis, die mir dieses Spiel bot.

 

FPS-Vergleich und Perzentile aller CPUs

Bei den durchschnittlich errechneten FPS reihen sich alle Ryzen hinter den getesteten Intel-CPUs ein. Nun könnte man ja auch glauben, dass man hier die schlechtere Spielerfahrung geboten bekäme, nur ist dem nicht ganz so. Die erste Auffälligkeit sieht man beim bereits erwähnten Core i7-9700K, dessen 99. Perzentil bereits in keinem Verhältnis mehr zu den Durchschnitts-FPS steht. Hoppelt da etwa was?

Der reine FPS-Verlauf ist zwar schön und gut, sagt aber auch nichts darüber aus, was ein Spieler direkt empfindet. Die Kurven decken sie ja mehr oder weniger und man sieht schön, dass so eine Sekunde ein viel zu langer Intervall ist, in dem sich viel sensorisches Unheil verstecken lässt.

Die Kurve mit den Perzentilen  zeigt den Leistungsabfall schon deutlicher, ist aber für eine so lange Benchmarksequenz auch nur eine halbe Aussage.

Betrachten wir nun die reine Frame Time. Und siehe da, der Ryzen 9 3950X bietet jetzt plötzlich das mit Abstand rundeste Bild, auch wenn es bei den FPS nicht für die Spitze reicht!  Interessant ist auch die Reihenfolge der Intel-CPUs und das Abfallen des Ryzen 9-3900X. Die CPU mit den schlechtesten Perzentilen liegt hier im Mittelfeld. Also reicht auch diese Betrachtungsweise noch nicht ganz aus und wir müssen die Ursachen woanders suchen.

Dafür errechne ich die Varianzen, also die zeitlichen Unterschiede zwischen jeweils zwei aufeinanderfolgend gerenderten Frames. Und genau da sackt vor allem der Intel Core i7-9700K ein wenig weg und wir haben endlich unsere Erklärung. Der  Ryzen 9 3950X ist zwar im Durchschnitt langsamer als ein Core i9-9900KS, bietet aber in der Summe trotzdem bei ca. 78 Watt am EPS-Anschluss das ruhigere und glattere Bild. Auch eine Erkenntnis! Die auf 65 Watt eingebremste CPU hingegen sieht etwas schlechter aus als das Original.

 

Und da ich in diversen Foren auch immer mal wieder wegen der Balkendiagramme kritisiert werde, gibt es jetzt alle CPUs samt individueller Frame Time, den Varianzen und dem Unevenness-Index auch noch einmal als Einzelgrafik. Mehr gibt die Zeit leider nicht her.

Einzelgrafiken für alle getesteten CPUs

 

Danke für die Spende



Du fandest, der Beitrag war interessant und möchtest uns unterstützen? Klasse!

Hier erfährst Du, wie: Hier spenden.

Hier kannst Du per PayPal spenden.

About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

Folge Igor auf:
YouTube   Facebook    Instagram Twitter

Werbung

Werbung