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AMD Ryzen 9 3950X und 3900X im Workstation-Test gegen Intels Skylake X, Coffee Lake und natürlich sich selbst im 65-Watt-Eco-Mode

Zusammenfassung

Wenn ein Produkt gut gelungen ist, dann darf man das ruhig auch schreiben, selbst wenn die Umstände und Wege der Erkenntnisfindung nicht immer einfach und nachvollziehbar sind. Mit dem Ryzen 9 3950X ist AMD nämlich ein grandioser Wurf gelungen, wenn  man die (momentane) Verfügbarkeit mal außen vor lässt.  Satte 16 Kerne inklusive 32 Threads auf einer Consumer-Plattform reichen erst einmal für das güldene Podest in der Galerie, auch wenn der dicke Kerl beim Kurzstrecken-Sprint gegen den gedopten Intel Core i9-9900K(S) bei überschaubarer Aufgabenteilung mit wenigen aktiven Threads oft genug den Kürzeren zieht.

Die Leistung pro Thread ist deutlich niedriger, aber immer noch hoch genug, um bei den einfacheren Aufgaben (und sei es die 3D-Echtzeitausgabe über eine potente Grafikkarte) nicht völlig abreißen zu lassen. Auch wenn die deutlich höher getakteten Intel-CPUs aus dem Consumer-Portfolio hier noch vorn liegen, unspielbar oder unbenutzbar wird das Ganze beim Einsatz des Ryzen 9 3950X trotzdem nicht. Die Unterschiede sind letztendlich auch Meckern auf höchstem Niveau und auch Gaming ist nun einmal nicht alles.

Genau deshalb schrieb ich ja eingangs bereits, dass ich diesen Ryzen 9 3950X eigentlich auch nicht als Gaming-CPU, sondern als hochinteressantes Arbeitspferd für all diejenigen sehe, die am PC mehr machen wollen, als nur PUBG oder Fortnite zu daddeln. Eine Workstation in mittleren Segment ist damit so günstig und erreichbar geworden wie nie zuvor, zumal Intels HEDT-Plattform mit dem uralten Sockel 2066, dem trägen Mesh und den getesteten Skylake X mit neuerem Anstrich sich eigentlich nur dann noch vor dem totalen Fiasko retten kann, wenn die Software merklich in die Karten spielt und die Mitbewerber-CPUs vorsätzlich ausbremst. Denn anders kann man Dinge wie die MKL nicht bezeichnen. Das hat dann schon den Beigeschmack eines Endkampfes, wo alle Mittel und Methoden willkommen sind.

© Igor Wallossek 2019

Dieser Workstation-Test zeigt sehr eindrucksvoll, dass man mit den aktuellen Ryzen-CPUs auf den ehemals verlorenen Positionen (3D-Workspace, Echtzeit-Vorschau) zumindest den Anschluss wiederherstellen konnte und in all den Bereichen, wo man schon immer gut war (Raytracing, Computing), noch weiter punkten und sich sogar noch weiter absetzen konnte. AM4 gegen X299 geht heute also 1:0 aus, wer hätte das noch vor einem Jahr gedacht?

Und die kleinen 1151er Flitzer versalzen AMD die Suppe auch nur noch dann, wenn man mal wenige oder einzelne Threads mit maximalem Bums abzufeiern hat. Mehr geht dann aber auch mit dem Core i9-9900K(S) nicht, der zwar eine geniale Gaming-CPU ist, aber zum Arbeiten in vielen Bereichen nun wirklich nicht taugt. Oder um es mal mit den gern genommenen Auto-Vergleichen zu formieren: ein langgezogener Anstieg ist der Tod jeder niedrigvolumigen Drehorgel. Drehmoment und Zylinder, statt Downsizing und Aufladung.

Ich hätte sicher auch gern noch den neuen Threadripper dagegen gestellt, jedoch hat sich AMD leider entschlossen, uns beim Test nicht zu berücksichtigen. Die kommende Verfügbarkeit im Handel nach dem 25.11.2019 tendiert ebenfalls gegen null, so dass zwar bei einigen Größen der Branche bereits einzelne TRX40-Boards von Asus zur Validierung herumgeistern, die wenigen Threadripper-Samples jedoch mit Gravur geschützte, reine Evaluierungs-Muster sind und keine Retail-Ware, die zudem auf AMDs Anweisung hin auch nicht an Tester herausgegeben werden dürfen, die nicht persönlich gebrieft wurden. Selbst ein Kauf dürfte dann vorerst scheitern, denn wenn selbst Branchengrößen nur im gerade mal zweistelligen Bereich bestellen können (falls überhaupt), dann verheißt das bis Ende 2019 erst einmal nichts Gutes. Oder um es mit den Worten eines eher deprimierten Motherboard-Managers zu sagen:  „The 1st batch is only for NPRP“.

Fazit

Als reine Gaming-CPU würde ich den Ryzen 9 3950X niemanden empfehlen, dafür gibt es auch die ganzen Ryzen 7. Aber spätestens dann, wenn man doch mal echte Rechenpower braucht,  ist so ein Ryzen 9 3950X mit die allererste Wahl, egal wie oft Intel die HEDT-Boliden auch noch einmal neu anstreicht. X299 braucht endlich mal neue CPUs und keine Iterationen mit homöopathischen Leistungssteigerungen, damit man den Preis noch rechtfertigen kann. Denn allein über die Leistung kann man das nun locker vergessen. Da muss schon mehr kommen.

Die UVP von 819 Euro ist hier nur der Anfang einer möglicherweise großen Zukunft. Dass der Preis in absehbarer Zeit jedoch fallen könnte, steht allerdings noch in den Sternen und ich befürchte eher das Gegenteil. Jetzt muss AMD schleunigst das vertrackte Binning auf die Reihe bekommen, auch wenn natürlich die Server in der Prioritätsliste ganz oben stehen.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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