Mit oder ohne Subwoofer, verfangen in Nuancen und der Wunsch, möglichst tonal saubere Videos zu schneiden. Und nein, ich habe die Überschrift mit der Frage ob es nun der Nubert nuPro X-3000 RC oder der nuPro X-4000 RC bringt, erneut alles andere als zufällig gewählt, denn eigentlich wollte ich ja, wie schon beim ersten Test, eine Gönnung für beides: exaktes Arbeiten im Videostudio ohne lästige Kopfhörer und die standesgemäße Beschallung nach der Arbeit als Belohnung und Entspannung für stressige Stunden. Und dann bleibt die Frage offen, reicht das Setup, um auch ohne Subwoofer glücklich zu werden und selbigen nur im Spaßbetrieb zu nutzen?
Rein äußerlich unterscheiden sich die nuPro X-3000 RC von den X-4000 kaum, denn die paar Zentimeter mehr bei den Außenmaßen erlauben zwar einen etwas größeren Mittel-/Tieftöner, aber da die Proportionen ähnlich ausfallen, sieht man den Unterschied wirklich erst auf den zweiten Blick. Gut, beim Anheben merkt man die 2 Kilo mehr durchaus und auch der Ständer meldet Überhänge, wo früher bündige Abschlüsse zu finden waren. Genau deshalb schnappe ich mir heute das erste Review, arbeite es um und ergänze es mit dem nuPro X-4000 RC im direkten. Das Schöne für potentielle Kunden ist ja auch die Möglichkeit, selbst unverbindlich 30 Tage in den eigenen Räumen gegenzutesten und vergleichen zu können. Denn auch der Raum klingt ja indirekt mit und nicht jeder Lautsprecher passt auch zu jedem Aufstellort!
Denn eines muss man Nubert ja lassen, das mit dem 30 Tage Probehören ist eine feine Sache. Da muss man auch nicht die sonst leider üblichen Verrenkungen mit dem Widerrufsrecht machen und irgendwelche Zwischenhändler in die Not treiben – Nubert setzt immer noch auf den ehrlichen Direktvertrieb und man kann sich das alles entspannt auch erst einmal zum Testen in den eigenen vier Wänden liefern lassen. Wobei es für den Hersteller kaum ein Risiko sein dürfte, denn unangenehme Überraschungen beim Testbetrieb wird man kaum fürchten müssen.
Zubehör und Lieferumfang
Die Boxen werden bei beiden Modellen nicht als Paar geliefert, sondern man erwirbt für den Stereobetrieb zwei autarke und absolut identische Einzelboxen. Damit fällt auch das Zubehör identisch aus so dass man sich das alles jetzt einfach doppelt vorstellen muss. Da hat übrigens auch Vorteile, denn sogar die Fernbedienung hat man dann zweifach. Eine für die Frau und eine für sich selbst. Doch was ist jetzt in der Schachtel außer der Schnellstartanleitung (weiter unten verlinkt) und dem Handbuch drin?
Neben der magnetischen Frontabdeckung bekommt man pro Box die erwähnte Fernbedienung mit Batterie, einen nützlichen HDMI-ARC-Adapter, ein Netzkabel (3 Meter), ein Klinken-Cinch-Adapterkabel (1,5 Meter), ein elektrisches Digitalkabel (Koax, 3 Meter), ein optisches Digitalkabel (SPDIF, 1.5 Meter), ein mit Litze ummanteltes USB-Kabel (Typ A/Typ B, 1.5 Meter) und den erwähnten Lesestoff für die Einsteigerfraktion. Mehr braucht man nicht, nur den kleinen Nubi habe ich schmerzlich vermisst. Nur ist dieser leider eine Art Globalisierungsopfer geworden, denn für die manuelle Bebauchpinselung mit Farbe bräuchte man einen neuen deutschen Hersteller. Kitschige asiatische Erzgebirgskunst passt nun mal nicht in so eine Zubehörschachtel, das muss schon original bleiben. Schade trotzdem.
Apropos Globalisierung: die aktive nuPro-Reihe wird mittlerweile komplett (unter Aufsicht) in Asien gefertigt. Zusammen mit einem in der Branche bekannten Hauptfertiger ergeben auch die Produkte der “Möbeltischlerei” zusammen mit den Erzeugnissen der spezialisierten Zulieferern aller Komponenten wie z.B. der Chassis und Leiterplatten zusammen mit der zweckmäßigen Bauelementeauswahl ein abgerundetes Bild. Es gilt auch hier immer noch der Satz, dass man bekommt, wofür man bezahlt – mit der notwendigen Ergänzung, dass man das dann auch noch vor Ort ausreichend gut überwacht.
Unboxing, Optik, Haptik und Chassis
Die abgerundeten Längskanten, die wir auch schon bei den Vorgängermodellen vorfanden, sollen schädliche Kantendispersionen vermeiden und so bleibt sich Nubert zumindest beim Korpus einigermaßen treu, der als massive MDF-Box mit dem bekannten schwarzen oder weißen Schleiflack aufwartet. Wenig Aufregung, dafür mit Konstanz. Betrachten wir zunächst den etwas kleineren nuPro X-3000 RC. Durch die Abmessungen von 30 cm Höhe, 18,5 cm Breite und 23,3 cm Tiefe (einschließlich Kühlrippen) ist die Box deutlich kompakter als eine ältere A-300, aber deswegen nicht minder potent, wie wir gleich noch sehen werden. Damit enden dann aber auch die Gemeinsamkeiten.
Die Lautsprechereinlassungen und die Befestigungen haben sich nämlich geändert, zumal man jetzt die Schrauben der Frontmontage durch aufgesetzte und sauber eingepasste Ringe verdeckt und damit beim Hochtöner sogar noch recht smart eine Art angedeuteten Wave-Guide implementiert. Die Bassreflexöffnung befindet sich auf der Rückseite. Auch die Bedieneinheit mit dem OLED-Display hat zugelegt, doch dazu komme ich gleich noch. Mit den 6,6 Kilo pro Box hat man bereits ein ordentliches Schwergewicht, das auf insgesamt vier bereits angeklebten Gummifüßen sicher und rutschfest steht. Wer etwas anderes möchte, kann gern aufrüsten.
Die nuPro X-4000 tragen etwas mehr auf. Die Höhe wächst um 2 cm auf 32 cm, die Breite von 18,5 cm ebenfalls um 2 cm auf nunmehr 20,5 cm und die maximale Tiefe einschließlich Kühlkörper legt von 23,3 cm um 3 cm auf 26,3 cm zu. Das sieht man kaum und man muss schon beide Boxen erst einmal gegenüberstellen, um den Größenzuwachs auch zu bemerken. Ach so, beim Fotografieren merkt man es dann allerdings sofort, weil es nicht mehr in den Ausschnitt passt. Und doch erlauben die wenigen Zentimeter mehr eine etwas andere, härtere Gangart – dazu komme ich gleich noch.
Die Chassis der Nubert nuPro X-3000 RC und der nuPro X-4000 RC kommen immer noch von Peerless, wobei das dänisches Unternehmen nach dem Aufkauf durch Tymphany nur noch eine reine Marke ist und wie fast alle amerikanischen Ableger zu „made in China“ wurde. Zumindest bei Peerless tut dies der Qualität erst einmal keinen Abbruch. Zudem es immer recht praktisch ist, wenn man die z.B. die Chassis gleich dort produziert, wo man auf großen Neodym-Vorkommen sitzt. Seltene Erden sind zumindest dort gar nicht so selten und vor allem günstiger. Der Rest ist eine ansprechende Serienkonstanz, die Nubert bei einer kompletten Eigenproduktion wohl kaum so perfekt hinbekommen würde. So aber kann man beruhigt auf Bestehendes aufsetzen und selbst noch weiter optimieren.
Für den Mittel/Tieftonbereich setzt Nubert beim kleineren X-3000 RC auf ein neu entwickeltes 15-Zentimeter-Chassis mit einer Polypropylen-Verbund-Membran, das Chassis beim X-4000 besitzt einen um 1,9 cm größeren Durchmesser von 16,9 cm, der sich bemerkbar machen wird. Die sehr große Maximalauslenkung ermöglicht trotz des eigentlich geringen Membrandurchmessers beider Treiber beeindruckend tiefe und knackige Bässe, weil es gelungen ist, die effektive Membranfläche weiter zu steigern. Ein verbessertes Rundstrahlverhalten und niedrigere Verzerrungen gibt es dann für beide Chassis inklusive. Der Druckgusskorb und die Hinterlüftung unterdrücken recht effektiv einen möglichen Hitzestau, was wir später noch im Teardown sehen können. Damit kann die Belastbarkeit des Chassis vor allem im Dauereinsatz deutlich erhöht werden.
Der neu gestaltete Kalotten-Hochtöner mit dem gewohnten Durchmesser von 25 Millimetern besitzt eine noch eine effektivere Dämpfung und ein verbessertes Abstrahlverhalten, was sich sicher auch durch den angedeuteten Wave-Guide ergibt. Dieser Tweeter ist bei beiden Boxen identisch. Die (optionalen) Abdeckungen der Front verstecken dann genau diese beiden Treiber, die jeweils von einer eigenen Endstufe angetrieben werden.
Verstärkerkonzept und Konnektivität
Ich gehe gleich noch beim Teardown auf die schaltungstechnischen Details ein, die übrigens bei beiden Modellen bis auf kleine Unterschiede bei der Programmierung des DSP und der Versorgungsspannung absolut gleich sind. Vorab muss man jedoch zum besseren Verständnis wissen, dass es sich hier nicht nur um einfache Aktivlautsprecher mit elektronischer Weiche handelt. Nubert setzt auf einen D2-3(S) Audio SoC als Digitalen Soundprozessor (DSP). Alle analogen Signale werden bereits gleich nach dem Eingang in digitale gewandelt und der gesamte Verarbeitungsprozess erfolgt bis zur eigentlichen Endstufe komplett digital.
Dazu kommt auch eine ausgeklügelte Aktivweiche, die eine perfekte Phasenangleichung von Hoch-, sowie Mittel-/Tiefton ermöglicht und Gruppenlaufzeit-Probleme der Treiber faktisch gegen Null gehen lässt. Genau an dieser Stelle ist der etwas großvolumigere X-4000 RC etwas anders abgestimmt, aber nicht viel. Das Sprung- bzw. Impulsverhalten ist bei beiden Boxen nahezu ideal. Bei den weitgehend identischen Endstufen handelt es sich um einen sogenannten UCD-Schaltverstärker (Universal Class D), der die Wirkungsweise eines analogen Schaltverstärkers erheblich verbessert. Mehr dazu gleich noch auf der nächsten Seite bei den Schaltungsdetails.
Die Rückseite ist von der Montageplatte geprägt, die neben den Kühlrippen für die Endstufen auch alle Anschlüsse beherbergt. Womit wir elegant bei der Konnektivität angekommen wären. Insgesamt sechs digitalen Zugänge für Hi-Res-Signale sollten eigentlich in jedem Falle reichen. Zwei koaxiale, zwei optische Eingänge , sowie zwei USB-Ports sind hier wirklich ausreichend. Der USB-B soll nicht nur HiRes-Auflösungen mit 24 bit / 192 kHz schaffen, sondern DSD 64 beherrschen. Testen konnte ich es (vorerst nicht).
Der USB-A lässt sich durch das Anschrauben des mitgelieferten HDMI-Arc-Moduls zum echten TV-Begleiter erweitern und die Spannungsversorgung an diesem Port kann bis zu 1.5 Ampere bei 5 Volt bereitstellen. Damit ließe sich sogar noch ein Google Chromecast versorgen oder jeder brauchbare Ethernet- bzw. WLAN-Adapter, denn das Netzwerk bleibt ab Werk erst einmal außen vor, was wirklich schade ist. Der abgedeckte Service-Port ist allerdings für den Alltag tabu.
Interessant und neu ist auch der kombinierte XLR / AES Eingang, der per Umschalten wahlweise analog oder digital funktioniert. Dieser doch schon speziellere Anschluss ermöglicht durch die symmetrische XLR-Leitung besonders die Störfreiheit analoger Signale, vor allem bei langen Kabelwegen. Mein Mischpult und die Mikrofone freut es. Der digitale AES/EBU-Eingang ist das obere Ende der digitalen Anschluss-Kette und erlaubt das direkte Einschleifen eines Re-Clockers. Man muss zwar die geeignete Technik und ein geschultes Gehör besitzen, aber dann wird man mit einer noch besseren Auflösung belohnt.
Doch auch analog geht noch etwas. Ein normaler Cinch-Eingang ergänzt das Ganze um das Einspielen aus analogen Quellen. Allerdings ist die Eingangs-Empfindlichkeit nicht sonderlich hoch und beim Anschließen von Plattenspielern ergibt sich je nach Abtast-Art (piezo oder magnetisch) unter Umständen ein Pegel- bzw. Impedanzproblem, mit allen negativen Folgen. Da wird man ohne Vorverstärker bzw. geeignetem Plattenspielerausgang also nicht sehr weit kommen. Da zeigen Hersteller sogar im deutlich niedrigeren Preisbereich durchaus praktikablere Eingangsvarianten.
Den Link-Anschluss kann man zum Anschließen einer weiteren Box als Master-Slave System für den Stereobetrieb nutzen. Oder man verbindet die beiden Boxen durch eine interne, weitgehend latenzfreie und verlustfreie Drahtlos-Verbindung. Das gilt auch für den optionalen Subwoofer, den man analog oder drahtlos verbinden kann. Und sonst? Es gibt noch die übliche Bluetooth-Übertragung, wobei man ausschließlich auf AptX setzt. Hi-Fi geht damit durchaus, auch wenn es leichte Latenzen gibt, wenn man es am TV nutzt.
Ein echter Netzschalter trennt das Gerät auf Wunsch komplett vom Netz, passt also auch. Wobei die Standby-Leistungsaufnahme von bis zu 0,7 Watt (nachgemessen) pro Box noch vertretbar bleibt. Auf das Netzteil und die spezielle Lösung gehe ich aber gleich noch ein, die bei beiden Boxen gleich ist.
Vergleichen wir nun schnell noch einmal die technischen Daten beider Boxen als Zusammenfassung:
nuPro X-3000 RC
nuPro X-4000 RC
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