Temperaturverhalten
Ich hatte ja schon mehrfach angekündigt, dass ich wegen häufig wechselnder Hardware und Kühler in diesem Bereich meiner Gehäusetests keine vergleichbaren Ergebnisse mehr anstreben werde. Stattdessen werde ich in Zukunft nur noch das allgemeine Wärmeverhalten beurteilen: wie die Temperaturen mit dem gegenständlichen System zu beurteilen sind, ob es einen Hitzestau gibt und wie laut (subjektiv) die vorinstallierten Lüfter laufen.
Testsystem
Als Testsystem kam die bereits bekannte Ryzen-Plattform zum Einsatz, gepaart mit einer größeren Grafikkarte. Außerdem wurde erneut auf eine AIO Kompaktwasserkühlung zurückgegriffen.
Rahmenbedingungen
- 20,8°C Raumtemperatur
- Case-Fans fix auf 800rpm
- AIO-Fans fix auf 800rpm
- AIO-Pumpe fix auf 2500rpm
CPU-Torture
Für den CPU Torture Test wurde der Cinebench R23 im Loop herangezogen. Gute 15 Minuten zum Aufwärmen des Kühlwassers und anschließend noch einmal knapp 30 Minuten mit Monitoring. Der Ryzen 9 hat mit seinen 12 Kernen trotz Standardeinstellungen ordentlich Durst und möchte daher standesgemäß gekühlt werden. Unter Volllast wurde eine Durchschnittstemperatur von 75°C gemessen, was für den Hitzkopf aber wirklich in Ordnung geht. Der Radiator war an der „Seite“ montiert und die Lüfter als Intake konfiguriert, sodass frische Luft von außerhalb des Gehäuses durch den Radiator gedrückt wurde.
Gaming
Für den Gaming Test wurde wieder Red Dead Redemption 2 genutzt. Das Spiel lastet mit hohen Settings die Grafikkarte gut aus und hämmert auch auf die CPU ein. Da in 1440p „ultra“ selbst der 12-Kerner in einig Situationen die GPU noch limitiert, hatte ich zusätzlich noch die Auflösungsskalierung auf 150% gesetzt. Nach einer kurzen Aufwärmphase haben sich die Temperaturen eingependelt und ich begann das Monitoring. Bei diesem Test ist mir eine Anomalie aufgefallen. Mit sehr niedrigen 68°C war die GPU trotz durchgängigem Betrieb im Power-Limit (280W GPU) sehr kühl unterwegs, was auf einen ausgezeichneten Airflow und hervorragende Abfuhr der aufgewärmten Luft aus dem Innenraum schließen lässt. Aber warum haben die Grafikkartenlüfter dann so hochgedreht? Schauen wir und zunächst die Temperaturen dieses Tests an:
Gehäuse-Design vs. GPU-Kühler-Design – nicht für alle Grafikkarten geeignet!
Bei näherer Betrachtung fand ich schnell den Grund, warum die Grafikkartenlüfter trotz der vermeintlich niedrigen Temperaturen so hochgedreht haben. Den nötigen Denkanstoß hatte Igor neulich bei der Erklärung der Drehzahlsteuerung von AMD Grafikkarten geliefert: Diese wird wohl im Wesentlichen über die Hotspot Temperatur geregelt und genau diesen habe ich dann auch genauer betrachtet. Ein Blick auf das Diagramm der Belastungsprobe und siehe da: schon nach kurzer Zeit kletterte der Hotspot fröhlich auf 106°C, mit einem Delta von fast 40 K zur GPU Temperatur!
Das Kuriose an der Sache: Die Karte wurde damals im Rahmen des Teardowns von Igor repasted und hat definitiv KEIN Hotspot Problem! Die Ursache für dieses Verhalten ist tatsächlich die Ausrichtung der Grafikkarte im C750, was offenbar in Verbindung mit dem Funktionsprinzip des Heatpipekühlers der Grafikkarte nicht so richtig zu funktionieren scheint. Wie ich auf diese Idee komme? Ganz einfach: Ich habe das Gehäuse so gedreht, dass die Grafikkarte „normal“ ausgerichtet war und habe dann denselben Test erneut laufen lassen.
Mit dem Ergebnis, dass die GPU zwar um ein paar K wärmer wurde, der Hotspot sich aber mit einem Delta von ca. 20 K sofort wieder „normal“ verhalten hat. Es wurden keine weiteren Änderungen vorgenommen.
Weil ich es nicht glauben konnte, habe ich das Verhalten mit einer RTX 3070 Ti überprüft und bin sofort zur selben Erkenntnis gekommen: Hängend nach wenigen Minuten katastrophale Hotspot Temperaturen, Lüfterdrehzahlen und verringerte Taktraten:
Und mit dem Gehäuse auf dem Rücken liegend waren auch mit der 3070 Ti alle Temperaturen im normalen Bereich.
Und jetzt wird es richtig kurios – drehe ich das Gehäuse auf den Deckel, dass die Grafikkarte nicht mit dem I/O nach oben sondern nach unten zeigt, machen die Temperaturen ebenfalls keine Probleme. Das wäre mir nämlich sonst letzte Woche im Corsair 2000D Review schon aufgefallen.
Nicht alle Grafikkarten sind betroffen!
Bevor ich jetzt aber hergehe und das CTE-Design als „Fail“ auf ganzer Linie abtue, wollte ich der Sache noch weiter auf den Grund gehen. Die beiden bisher getesteten Grafikkarten haben eine Sache gemeinsam: Die Ausrichtung der Heatpipes.
Wie es der Zufall will, sind bei meiner PowerColor RX 6600 Fighter die Heatpipes aber anders geformt, sodass sie bei einer hängenden Montage nicht komplett „aufrecht“ stehen würden. Außerdem sind die Kühlrippen bei dieser Karte längs angeordnet (Beispielbild eines ähnlichen Kühleraufbaus bei der ASUS Strix RX 470):
Und siehe da – bei dieser Grafikkarte ist die Ausrichtung komplett irrelevant und im gut belüfteten C750 sind die Temperaturen nicht nur im Rahmen, sondern auch durch die Bank 4-6 K kühler als im zuvor getesteten Corsair 7000D!
Zwischenfazit
Die Temperaturen der CPU und den anderen Komponenten wie dem RAM und den Spannungswandlern waren durch die Bank ausgezeichnet. In diesem riesigen und sehr gut ventilierten Gehäuse ist ein Hitzestau praktisch ausgeschlossen. Während im kürzlich getesteten Mini-ITX Case beim Belastungstest aus allen Öffnungen die warme Luft strömte, wirkt im C750 alles total entspannt und aus dem Deckel weht nur ein laues Lüftchen.
Prinzipiell funktioniert das CTE-Design also sehr wohl, nur offenbar nicht mit jeder Grafikkarte. Ob Thermaltake das nun mit einer Kompatibilitätsliste löst oder ob den schlauen Jungs in der Entwicklung eine Lösung in Form eines kleinen Updates einfällt, bleibt abzuwarten. Ich habe den Sachverhalt jedenfalls weitergeleitet und bin gespannt, ob es bald eine Lösung geben wird.
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