Datenspeicher Speichermedien SSD/HDD Storage Testberichte

NETAC NV7000-t 2TB NVMe SSD im Test – Komplett Fernost in kühl und schnell

Leistungsaufnahme und Temperaturen

Ich hatte es ja bereits geschrieben, dass man die SSDs fast schon ungekühlt nutzen kann. Im Leerlauf sind es rund 800 mW, die ich am Adapter messen kann. Im Normalmodus (Workstation-Workloads, Gaming) genehmigt die die gesamte SSD reichlich 3 Watt, was ein absoluter Spitzenwert für eine 2 TB große PCIe-4-SSD ist. Die maximal 5 Watt im Peak (typisch 4 bis 4.8 Watt) beim Dauerkopieren sind auch nichts, was einem Angst einflößen dürfte. Das thermische Throttling soll bei rund 90 °C einsetzen, aber das konnte ich selbst ohne Kühler nicht einmal ansatzweise erreichen. Bei rund 70 °C im Stresstest war Schluss mit der weiteren Erhitzung und normal sind es beim Gaming keine 46 °C. Ohne Kühler wohlgemerkt. Allein durch eine einfache, rückseitigen Kühlung, fällt die Temperatur um bis zu 10 Grad.

Controller und NAND-Speicher

NETAC setzt als Controller auf einen MAP1602A von Maxio (siehe auch Refernzplatine). Hierbei handelt es sich um eine Ausgründung von JMicron, die seinerzeit auch schon einmal diverse SSD-Controller hergestellt hatten. Dieser hochinteressante Controller setzt bereits auf den 12-nm- Node von TSMC und einen ARM Cortex-R5-Kern samt Co-Prozessoren. Er verfügt über vier Kanäle und ist komplett DRAM-frei, was letztendlich auch zu Effizienzsteigerung beiträgt. Im Gegensatz zu anderen DRAM-losen PCIe 4.0-Controllern, wie Letztens auf der von mir getesteten Corsair MP600 GS, verfügt dieser über einen 2400 MT/s-Bus, was wohl ebenfalls noch der Effizienz zu gute kommen sollte und Phison durchaus ärgern dürfte.

Zum Controller ist nicht viel bekannt, aber er unterstützt sowohl Trim- als auch S.M.A.R.T.. Wie andere Controller auch, nutzt er Active State Power Management (ASPM), Autonomous Power State Transition (APST) und den L1.2 Ultra-Low-Power-Status. Eine thermische Drosselung ist implementiert, ist aber nicht weiter von Belang, da der Controller in den meisten Anwendungsfällen nicht zu heiß wird. Das erkennt man auch daran, dass man im Gegensatz zu vielen anderen Modellen auf einen integrierten Nickel-Kühlkörper verzichten kann. Viel mehr an Daten bekommt man aber leider nicht, denn die öffentliche Zugänglichkeit der Informationen ist leider noch arg limitiert.

Ich schrieb es ja schon mehrmals, dass die SSD auf einen dedizierten DRAM-Cache verzichten muss. Sie greift stattdessen via Host-Memory-Buffer (ab Windows 10) auf den normalen System-RAM des Rechners zu. Das kann man durchaus machen, denn im Normalfall reicht selbst dieses standardmäßige NVMe-Feature, um das Fehlen eines eigenen DRAM-Caches auszugleichen. Was da aber sporadisch passieren kann, werden wir beim AJA-Streaming gleich noch sehen.

Der Maxio Controller kommuniziert mit dem NAND über vier sehr schnelle NAND-Flash-Kanäle mit bis zu 2400 MTps (normal sind 1600 MTps) und unterstützt Kapazitäten von bis zu 4 TB. Unser Muster enthält einseitig zwei NAND-Module. Dieser von NETAC gebinnte und gelabelte Flash ist 3D-TLC von YMTC. Die 232-Layer-Variante auf meiner SSD ist sogar die neueste Ausbaustufe, aber diverse politische Spielereien haben noch vor Monaten verhindert, dass man den Platzhirschen wie Micron mit eigenem (und noch effizienterem) NAND gefährlich werden könnte. Nur gehören solche Diskussionen nicht hierher. Aber es ist schon ärgerlich. MAGA und so…

Dieser Flash verfügt über die Xtacking-Technologie und hat als neuere Iteration auch schon ein anderes 2×2-Layer-Layout als das ursprüngliche 128-Layer-Design. Es handelt sich genau genommen um eine bekannte Wafer-on-Wafer-Technologie, um separate CMOS-Schaltkreise auf einem umgedrehten Flash-Array (FlipChip) zu verbinden. Gewisse andere Flash-Hersteller setzen die CMOS stattdessen unter das Speicherarray. Das Design von YMTC bietet zudem Vorteile in Bezug auf die Chipdichte und die Effizienz, ist aber etwas in der Produktion dadurch auch deutlich aufwändiger.

 

Was bedeutet eigentlich dynamischer pSLC Cache?

Kommen wir nun zu einem etwas technischeren Detail, das den meisten so gar nicht im vollen Umfang bekannt sein dürfte. Über pSLC-Cache ist ja schon viel geschrieben worden, das muss man gar nicht noch einmal im Detail durchkauen, maximal noch als kleine Auffrischung. Here we go…

Um die Schreibgeschwindigkeit zu erhöhen, wird gern der sogenannte  „Pseudo-SLC Cache“ (pSLC) in Consumer-Produkten genutzt, wobei man ihn mittlerweile auch in diversen industriellen Lösungen findet. Hierfür wird ein Teil der NAND-Kapazität als SLC-Speicher konfiguriert, in dem nur ein Bit pro Zelle gespeichert wird. Dementsprechend kann dieser Speicher sehr schnell beschrieben und gelesen werden. Da es sich nicht um dedizierten, also keinen echten SLC-Speicher handelt, wird er pseudo SLC genannt. Ein solcher Cache kann für alle Speichertypen verwendet werden, die mehrere Bits pro Flash-Zelle speichern, also wie hier beim TLC drei Bits. Der pSLC Cache nutzt bei dem einen Bit zudem eine deutlich höhere Spannung, was eine gewisse Sicherheit bietet und damit besser ist als Fast Page.

Die Verwendung von pSLC-Cache bietet einen Geschwindigkeitsvorteil, vor allem dann, wenn das Speichermedium nicht mit Lese- oder Schreibzugriffen zwischen dem dem Schreiben größerer Datenmengen beschäftigt ist. Diese Leerlaufzeiten werden vom Speichermedium genutzt, um Daten aus dem Cache in den TLC-Bereich zu verschieben.

Figure 1 – Pseudo SLC Cache (pSLC)

Doch die Nachteile des pSLC kennt jeder. Wenn der schnelle pSLC-Cache nämlich voll ist, sinkt die Geschwindigkeit deutlich ab, da weitere Schreibzugriffe auf das auf das Speichermedium erst den pSLC freimachen müssen, indem man ältere Daten aus dem Cache in den TLC Speicher verschiebt. 

Doch was bitte versteckt sich jetzt hinter „dynamischem pSLC Cache“?  Dynamischer pSLC-Cache hat zwar mittlerweile auch seinen Weg in industriellen Speicherlösungen gefunden, aber nur mit sehr harten Einschränkungen. Im Gegensatz zum statischen pSLC-Cache werden bis zu 100 % des NAND-Flash dynamisch als pSLC-Cache genutzt, je nachdem, wie voll das Speichermedium ist. Der Cache kann also bis zu 1/3 der Gesamtspeichergröße umfassen

Die Schreibgeschwindigkeit des Speichermediums hängt allerdings nicht nur von der Datenmenge ab, die ohne Unterbrechung geschrieben wird, sondern auch vom Füllstand des Speichers. Und genau das macht die Schreibgeschwindigkeit im Lebenszyklus nur schwer vorhersagbar.

Figure 2 – Dynamic pSLC Cache and Performance (based on Swissbit study)

Von einer dynamischen Änderung der Konfiguration von Flash-Blöcken als pSLC- oder TLC-Speicher wird von den NAND-Flash-Herstellern aus Gründen der Zuverlässigkeit zwar abgeraten, aber im Consumer-Bereich, wo die Temperaturfenster nicht so sehr von Belang sind, sieht man das durchaus etwas entspannter.

Alle Hersteller von dynamischen NAND-Speichermedien Medien, auch YMTC, wechseln nach einer festgelegten Maximalanzahl von Programm- und Löschzyklen dauerhaft in den TLC-Modus zurück. Davor erreicht das Speichermedium die besten Werte vor allem bei kurzen Schreibvorgängen, die nicht die gesamte Kapazität benötigen. Nach einer gewissen Nutzungszeit wird das Medium jedoch dauerhaft verlangsamt, das darf man nie ausblenden. Der E18 von Phison beherrscht die dynamische Änderung der Konfiguration von Flash-Blöcken recht gut, aber die Physik überlisten kann er auch nicht.

Wann man dann das Ende der tollen Cache-Performance erreichen wird, ist hier so ein Ding mit Unwägbarkeiten. Nach reichlich 75 GB im Stück war erst einmal Schluss mit der Herrlichkeit und bei etwas mehr als 85 % der Kapazität liegt man nur noch auch mittelmäßigem SATA-Niveau. Das wird man in der Praxis so zwar kaum hinbekommen, aber im Stück vollzuschreiben und das vielleicht auch öfters, sollte man besser lassen.

Kommentar

Lade neue Kommentare

Ghoster52

Urgestein

1,424 Kommentare 1,087 Likes

Danke für den Test! (y)
Rein von den tech. Daten und den günstigeren Preis würde ich da eher zur "Lexar NM790" greifen.
M.2 Speicher ist zur Zeit schon unverhältnismäßig günstig. Meine 2TB SSDs hatten mal 300 Flocken gekostet,
jetzt bekommt man für 200€ schon brauchbare 4TB Modelle... 🤪:unsure:

Antwort Gefällt mir

echolot

Urgestein

962 Kommentare 738 Likes

Das das auch so kühl geht ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.

Antwort Gefällt mir

Karma

Veteran

112 Kommentare 68 Likes

Über die oben bereits angesprochene Lexar NM790, die vom Datenblatt her ziemlich identisch aussieht, aber bis zu 4 TB groß ist, war ich auch schon gestolpert. Ich freue mich jetzt mal einen Test einer vergleichbaren SSD zu sehen. Danke! (Zumal aufgrund der Sanktionspolitik der USA da wohl von dort keine Reviews kommen werden.)

Für die NV7000-t gibt's übrigens derzeit (bis 27.08.2023) eine 30% Rabattgutschein-Aktion bei Amazon. Damit landet man beim Preis der Lexar NM790.

Antwort 1 Like

e
eastcoast_pete

Urgestein

1,527 Kommentare 861 Likes

Kühl ist gut, der Preis aber doch sehr, sagen wir mal, optimistisch.
Fragen zu den Vergleichen: gerade bei DRAM-losen SSDs ist die Verfügbarkeit von pseudo-SLC besonders wichtig; wie sehr sind da Drives mit 2 TB wie hier von NETAC mit 1TB SSDs vergleichbar ( zB die HP) ? Eine 2 TB SSD hat da doch einen großen Vorteil, oder seh ich das falsch?

Antwort Gefällt mir

Igor Wallossek

1

10,261 Kommentare 18,987 Likes

Siehe Acer Predator. Die ist baugleich aber als 1 TB

Antwort Gefällt mir

b
bijavay441

Mitglied

29 Kommentare 7 Likes

Bei den synthetischen Benchmarks haben sich 2 falsche / doppelte Bilder eingeschlichen.

Antwort Gefällt mir

F
Furda

Urgestein

663 Kommentare 371 Likes

Danke für den Test. Scheint ein paar gute Ansätze zu haben. Da aber offensichtlich doch nicht überall ganz zu Ende gedacht resp. gearbeitet wurde, ist der Preis doch schon etwas zu selbstsicher. So als alternative und eher unbekannte Marke wäre der Weg über den Preis eher angebracht gewesen, als rein zu grätschen.

Mal ehrlich, die Preise sind aktuell sehr tief und liegen eng beieinander. Es geht nicht um hunderte Euros wie bei anderer Hardware. Persönlich würde ich wegen einer Handvoll Euros nicht zu einer solchen Alternative greifen, ohne zu wissen, ob da alles hält. Egal wie lange die Garantie ist, bei einem Datenträger sind halt die Daten futsch (ja ich kenne Backups), im Vergleich zu einer Grafikkarte z.B. passiert das nicht.

Solche Alternativen bereichern den Markt, keine Frage, und sorgen dafür, dass Platzhirsche nicht die Preise diktieren. Aber eben beim Preis sollte man nicht zu selbstbewusst rein grätschen...

Zur Technik selbst, naja die selben üblichen NVMe Probleme nicht? Keiner würde wohl eine CPU akzeptieren, die immer langsamer wird, obschon man sie nie mehr als 2/3 genutzt hat, nicht? Bei NVMe SSDs soll man aber genau das einfach hinnehmen. Unverständlich...

Antwort Gefällt mir

Klicke zum Ausklappem
S
Sternengucker80

Veteran

223 Kommentare 60 Likes

Die Lexar, wurde bei CB getestet. Lexar, ist auch nur ein rein Chinesisches Unternehmen, jetzt auch mit reiner China- Hardware. Lexar, hat mit dem 2000er Unternehmen, nicht's mehr zu tun.

Antwort Gefällt mir

Karma

Veteran

112 Kommentare 68 Likes

Das ist alles nur kein Test. Da wurde ein paar fremde Benchmarkbilder zusammenkopiert. Bei SSDs sind auch noch Dinge wie Leistungsaufnahme und Temperaturen durchaus relevant (Stichwort Einsatz in Notebooks/Ultrabooks).

Ob 'ne Firma aus China kommt oder nicht ist mir persönlich egal, wenn Qualität und Preis-/Leistungsverhältnis stimmen. Apple hatte übrigens für's iPhone 14 (auch) Flash-Speicher von YMTC einsetzen wollen. Angeblich nur für "chinesische iPhones", der Deal ist aber aufgrund von US-Importbeschränkungen geplatzt. - Scheint also auch für andere Regionen angedacht gewesen zu sein.

Antwort Gefällt mir

e
eastcoast_pete

Urgestein

1,527 Kommentare 861 Likes

Ein aktueller Test der 4 TB Lexar wäre in der Tat interessant, v.a. wenn der Preis tatsächlich um die € 220 liegt. Die CB Meldung war ja, wie von @Karma erwähnt, eben nur eine Meldung. Vielleicht kann Lexar ja mal ein Exemplar zu Igorslab schicken. Würd mich interessieren.

Antwort 1 Like

Snipe

Mitglied

26 Kommentare 3 Likes

Könnte was für meine PS5 sein, muss ich da ein extra Kühler drauf packen?

Antwort Gefällt mir

Igor Wallossek

1

10,261 Kommentare 18,987 Likes

Nein, genau deshalb fand ich die ja nice

Antwort 1 Like

Ghoster52

Urgestein

1,424 Kommentare 1,087 Likes

Oft liefert der "Geizknochen" ähm Hals gleich Links zu Tests und 200€ / 4TB sind schon verlockend als Datengrab.
Lexar NM790 4TB

Antwort 1 Like

Snipe

Mitglied

26 Kommentare 3 Likes

Danke Igor, ist bestellt. Bei Amaz... gibt es oben drauf noch 30% bis 27.08.

Antwort Gefällt mir

a
alan

Mitglied

18 Kommentare 3 Likes

@Igor Wallossek

Ich habe hier eine Ediloca M2 SSD mit Maxio MAP1202 Controller und Speicher unbekannten Typs vor mir liegen.

Die Kennung lautet: SYMN09TC1B1DC. Vermutlich YMTC oder CXMT Speicher. Weiß du näheres oder kannst mir sagen wo ich nähere Informationen zu dem Speicherbaustein bekommen kann?

Danke Alan

View image at the forums

Antwort Gefällt mir

Igor Wallossek

1

10,261 Kommentare 18,987 Likes

Das ist älterer YMTC, ist auf vielen günstigen China-Labeln drauf. Specs findet man leider keine.

Antwort Gefällt mir

a
alan

Mitglied

18 Kommentare 3 Likes

Schade, aber danke für die Rückmeldung. Hab die für einen Produkttest bekommen und wollte mal schauen was verbaut wurde. Der Verkäufer gibt leider keinerlei genaue Angaben. Ich sehe nur das der pSLC Cache sehr klein ist. Sie bricht in der Leistung massiv beim AJA Benchmark ein.

Antwort Gefällt mir

F
Furda

Urgestein

663 Kommentare 371 Likes

Schon krass, dass solche "Katzen im Sack" verkauft werden. Muss ja nichts heissen, deutet aber auf "wer billig kauft, kauft zwei Mal" hin, inkl. schmerzlicher Erfahrung, weil verlorene Daten auch von keiner noch so langen Garantie wieder hergestellt werden.

Antwort Gefällt mir

Danke für die Spende



Du fandest, der Beitrag war interessant und möchtest uns unterstützen? Klasse!

Hier erfährst Du, wie: Hier spenden.

Hier kannst Du per PayPal spenden.

About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

Folge Igor auf:
YouTube   Facebook    Instagram Twitter

Werbung

Werbung