Temperaturverläufe und Boost-Takt im Detail
Die GPU bleibt relativ kühl, was einerseits den Boost-Taktraten zugutekommt, aber andererseits leider auch teuer erkauft wird. Doch dazu komme ich gleich noch. Betrachten wir also zunächst Takt und Temperatur. Die Temperaturen steigen im geschlossenen Gehäuse etwas schneller an und fallen am Ende auch ca. 2°C höher aus. Das ist erst einmal kein Beinbruch. Im Gegensatz zu Nvidias Boost, wo mit steigender Temperatur ganze Boost-Steps komplett verloren gehen, taktet die Radeon VII komplett anders.
Wenn wir uns den zeitlichen Verlauf über die Erwärmung ansehen, dann markt man schnell, dass die Karte im offenen Aufbau, voll erwärmt, zwischen ca. 1500 und 1740 MHz hin- und herschaltet. Die Sprünge werden mit steigender Temperatur übrigens sichtbar größer und häufiger. Im geschlossenen Aufbau sieht man auch, dass die Taktsprünge auch in Abhängigkeit zur Geschwindigkeit der Erwärmung zu stehen scheinen und es geht sporadisch sogar hinab bis 1367 MHz!
Da die Lüfterdrehzahlen (sehen wir gleich noch) und die Temperaturen in einem sehr strikten Limit liegen, versucht es der Arbitrator von Anbeginn, vor allem über Taktänderungen das System in der Balance zu halten. Dieses Verhalten unterscheidet sich sehr stark von der Lösung bei der Radeon RX Vega und den Geforce-Karten. Derartig starke Taktschwankungen habe ich bisher bei keiner Karte verzeichnen können!
Es gibt somit für die Radeon VII eigentlich gar keinen wirklich festen Boost-Takt, so dass man zwischen Spitzen-, Minimal- und Durchschnittswert deutlich unterscheiden muss. Das, was einem Programme wie Wattman und 3DMark anzeigen, sind die reinen Maximalwerte, deren Praxisrelevanz jedoch stark in Frage gestellt werden sollte. Um verlässliche Aussagen zum Boost-Takt treffen zu können, sollte man eine Dauer von mehreren Sekunden zugrunde legen und daraus einen Mittelwert bilden. Alles andere ist nur für die Galerie der Eitelkeiten.
Und nun das Ganze noch einmal in nüchternen Zahlen in Tabellenform:
Anfangswert AMD Radeon VII |
Endwert AMD Radeon VII |
Endwert GeForce RTX 2080 FE |
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Open Benchtable | |||
GPU-Temperaturen |
34 °C | 73 °C |
75°C |
GPU-Takt | 1758 MHz | 1498 bis 1741 MHz (alternierend) |
1815 MHz |
Raumtemperatur | 22 °C | 22 °C | 22°C |
Closed Case | |||
GPU-Temperaturen |
36 °C | 75 °C |
75°C |
GPU-Takt | 1755 MHz | 1367 bis 1747 MHz (stark alternierend) |
1800 MHz |
Lufttemperatur im Gehäuse | 23°C | 46°C | 43°C |
Platinenanalyse: Infrarot-Bilder
Die Platine wurde vor der Messung mit Speziallack gebrusht und das System über 4 eindeutige Referenzpunkte mit Thermalsensoren kalibriert. Der Emissionsgrad der Oberfläche liegt aufgrund der homogenen Beschichtung bei ausgemessenen 0.975, der Transmissionsgrad der sehr dünnen Spezialfolie für den geschlossenen Aufbau wurde für den relevanten Messbereich unter Laborbedingungen ermittelt und in die Auswertung der Bolometerwerte einbezogen. Der Winkel der Messung beträgt exakt 90 Grad. Messungen mit einem Emissionsgrad von 1 auf einer unbehandelten Platine und ggf. auch noch in spitzeren Winkeln wären komplett wertlos und würden zudem viel zu niedrige Ergebnisse liefern.
Die nachfolgenden Infrarot-Bilder für den Gaming- und den Torture-Loop jeweils im offenen Aufbau und im geschlossenen Gehäuse sind sehr aussagekräftig. Im Gegensatz zu Wattman, wo das Mitloggen der Daten problematisch bis unmöglich war, ist meine Kamera völlig unbestechlich und vor allem auch zuverlässig.
Die Unterschiede beim Gaming-Loop zwischen dem offenen und geschlossenen Aufbau sind sichtbar, liegen aber mit 2-3 Grad im zu erwartenden Bereich.
Dem Torture-Loop merkt man die bis zu 20 Watt höhere Leistungsaufnahme natürlich an, denn genau dieser Wert wird ja auch als Abwärme wieder abgeführt. Interessant ist dabei, dass die Temperatur unter dem Package höher liegt als der Wert, den Wattman als GPU-Temperatur kommuniziert. Messfehler sind definitiv ausgeschlossen.
Dieses Bild verstärkt sich im geschlossenen Gehäuse noch einmal und mit 79°C kratzt die heißeste Stelle fast schon an der 80°C-Marke. Leider konnten wir den Stresstest mit Wattman nicht loggen, da uns das Programm komplett sinnlose Werte zurückgeliefert hat und in vielen Messungen nach nur wenigen Zeilen die Protokollierung einfach aussetzte. Aber wir haben ja wenigstens die Werte der Kamera.
Zusammenfassend kann man aber konstatieren, dass der Kühler im Auslieferungszustand seine Arbeit gut erledigt. Wie laut er das tut, das sehen und hören wir auf der nächsten Seite.
- 1 - Einführung und Daten
- 2 - Vega20 - Was ist neu?
- 3 - Tear Down: Platinen-Analyse und Kühlerdesign
- 4 - Anwendungsbenchmarks
- 5 - Ashes of the Singularity: Escalation
- 6 - Battlefield V
- 7 - Destiny 2
- 8 - Tom Clancy's The Division
- 9 - Far Cry 5
- 10 - Tom Clancy's Ghost Recon
- 11 - Grand Theft Auto V
- 12 - Metro Last Light (Redux)
- 13 - Rise of the Tomb Raider
- 14 - The Witcher 3
- 15 - Wolfenstein II: The New Colossus
- 16 - Leistungsaufnahme und Netzteilkalkulation im Detail
- 17 - Temperaturen und Infrarot-Analyse
- 18 - Lautstärkemessungen mit Video und Analyse des Spektrums
- 19 - Zusammenfassung und Fazit
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