Grafikkarten Hardware Testberichte

Heißes Eisen im Test: AMD Radeon VII – mit viel Anlauf und Wind auf Augenhöhe zur Geforce RTX 2080

Leistungsaufnahme und Lasten

Die Leistungsaufnahme dieser Karte liegt bei ca. 12 Watt im Idle sehr gut im Rennen um das ökologisch wertvollste Kalb. Beim Gaming-Loop liegt man mit knapp 289 Watt und im Torture-Loop mit reichlich 307 Watt im Bereich der propagierten TBP von 300 Watt. Man bekommt die Karte in 4K- oder 5K-Auflösungen auch beim Gaming-Loop etwas über 300 Watt, wenn man es provoziert und z.B. den Speicher voll auslastet. Für mehr müsste man dann jedoch das Power Limit hochsetzen, was jedoch eher kontraproduktiv wirkt.

Da AMD auf eine völlig neue API setzt, bieten die herkömmlichen Monitoring-Programme wie z.B. GPU-Z diesmal keine Unterstützung, denn AMD hat sich den Anbietern entweder verweigert (z.B. Aida64) oder aber die Informationen einfach zu spät angeboten (z.B. GPU-Z). So blieb mir am Ende nur AMDs hauseigener Wattman samt der üblichen Limitierungen (kein Zeitstempel, viel zu große Intervalle, kaum Informationen und wenn, dann oft genug falsch).

Das ist bedauerlich, zumal die API selbst noch etwas fehlerbehaftet zu sein scheint, weil z.B. auch die Logs nicht mit den im OSD angezeigten Werten übereinstimmen. Eigene Programmierversuche habe ich aus Zeitgründen dann abgebrochen, aber es scheinen durchaus auch wieder die ominösen HotSpot-Werte zu existieren, wenn man direkt ausliest. Aber solange keine offizielle Freigabe erfolgt ist, werde ich solche spekulativen Daten auch nicht auswerten und veröffentlichen. Fakt ist jedoch, dass sich AMD hier leider ganz offensichtlich ein Eigentor geschossen hat.

Die Lastverteilung auf die Rails fällt hingegen interessant aus, denn niemals werden die maximalen 5.5 Ampere des Mainboard-Slots überschritten. Wir sehen sehr eindrucksvoll, dass AMD die GPU nur aus den zwei externen Anschlüssen speist. Die ca. 30 Watt am PEG dürften aus der Versorgung des Speichers resultieren (VDDCR_HBM und VDDCI_HBM), während der SoC aus den externen Anschlüssen versorgt werden dürfte.

Netzteilbemessung und Spitzenlasten/-ströme

Wie ich in meinem Grundlagenartikel „Der Kampf von Grafikkarte gegen Netzteil – Leistungsaufnahme und Lastspitzen entmystifiziert“ bereits ausführlich nachgewiesen habe, existieren durchaus auch kurzzeitig höhere Lasten im Millisekundenbereich, die bei ungünstig entworfenen oder nicht zweckmäßig bestückten Netzteilen bereits zu unerklärlichen Abschaltungen führen können. Da hilft dann allein die vom Grafikkartenhersteller oder den Reviewern gemessene TBP (Typical Board Power) für eine stabile Auslegung des Systems nicht wirklich weiter.

Spitzen mit Intervallen zwischen 1 bis 10 ms können bei sehr schnell reagierenden Schutzschaltungen (OPP, OCP) vor allem bei Multi-Rail-Netzteilen zu Abschaltungen führen, obwohl die durchschnittliche Leistungsaufnahme noch in der Norm liegt. Für diese Karte/ würde ich deshalb mindestens 370 Watt für die Grafikkarte fest einkalkulieren, will man keine bösen Überraschungen erleben. Wer auf Noname-Netzteile setzt, sollte sich eher die 400 Watt als Orientierungshilfe heranziehen, man weiß ja nie…

Detailaufnahme der durchschnittlichen Leistungsaufnahme und fließenden Ströme

Wie üblich stelle ich den Balken nun auch noch die Leistungsaufnahme und die fließenden Ströme als Detailgrafiken meiner Oszillographen-Messungen zur Seite. Ein Service, den sonst kaum jemand bietet und der zeigt, wie die Karten im Detail so „ticken“:

 

 

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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