Aus gegebenem Anlass muss ich nun sogar noch einen dritten Teil zu meinen Wasserkreislauf-Ermittlungen nachschieben. Er wird leider zeigen, was passiert, wenn man (ohne es zu wissen) einen Aluminium-Kühler mit Kupfer-Komponenten kombiniert und ich werde gezielt hinterfragen, warum das Ergebnis zu extrem ausfällt, wie in diesen Fall. Natürlich muss man das Ganze auch differenzieren, was ich im Verlaufe dieses Tests auch tun werde. Dass diese Karte mittlerweile scheinbar klammheimlich vom Markt genommen wurde, macht die Sache allerdings nicht einfacher. Die Produktseite ist zwar noch online, aber das Produkt taucht in der Auflistung schon gar nicht nicht mehr auf.
Die beiden vorangegangen Artikel sind für ein besseres (technisches) Verständnis übrigens eine wirklich wichtige Lese-Empfehlung. Wer sie also noch nicht gelesen hat, sollte dies unbedingt nachholen!
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Wichtige Vorbemerkung
Ich bin kein Freund jeglichen Bashings oder Click-Baits auf Kosten einzelner Hersteller, aber exakt diese Karte ist ein perfektes Lehrstück dafür, was passieren kann, wenn man einen Wasserblock möglichst kostengünstig (billig) produzieren lasst. Wenn es dann bei der Produktion offensichtlich zu eklatanten Qualitätsmängeln kommt und das Qualitätsmanagement dabei grandios versagt, das Marketing dem Kunden im Vorfeld über die Medien einen Kupferblock suggeriert und der Kunde sein Kühlsystem dann auch dementsprechend konzipiert, dann ist der Totalausfall nur eine Frage der Zeit.
Selbst seriöse Webseiten zitieren hier leider nur den Marketingtext und man liest erstaunliche Dinge wie: The GIGABYTE RTX 3080 Gaming OC WaterForce WB uses nickel-plated copper as its primary material for the water-block, capped by an acrylic top that’s mostly covered by by a plastic+metal shroud.
Dazu kommen die Firmen-eigenen Renderbilder, die ebenfalls Kupfer suggerieren und die auf vielen Webseiten verbreitet wurden. Was aber soll der Kunde dann glauben, wenn auf der Webseite des Herstellers erst gar keine Angaben zum Material zu finden sind?

Die Realität sieht leider anders aus, denn es handelt sich NICHT um Kupfer, sondern der Kühlblock ist komplett aus simplem Aluminium. Man hat den Teil über der GPU zumindest eloxiert, jedoch muss ich dazu ebenfalls später noch etwas anmerken, denn ich werde auch den Eloxal- und Produktionsprozess hinterfragen. Die beiden hartgelöteten Heatsinks für die Spannungswandler-Reihen sind hingegen unbehandelt und die beiden Heatpipes eher Deko. Allein der doppelte Wärmeübergangswiderstand der Kontaktschichten lässt vermuten, dass ein massiver Monoblock aus Aluminium sogar deutlich sinnvoller gewesen wäre.
Aber Optik und Marketing treffen hier auf auf günstige Herstellung, denn einen dickeren Alublock zu bearbeiten hieße auch, dass die Kosten deutlich steigen würden. So ein Patchwork ist fertigungstechnisch allemal billiger und man kann es zudem auch noch für eine AiO-Kompaktwasserkühlung nutzen und so Tooling-Kosten sparen. Oder es war anders herum und die Custom-Loop-Variante nutzt die Reste der AiO-Fertigung.
Die Folgen dieses geplanten Missverständnisse sind leider gravierend. Mein heutiger Artikel basiert auf insgesamt 7 (!) verschiedenen Karten unterschiedlicher Anwender, wovon ein Kühlblock von mir selbst sehr eingehend getestet wurde. Die Daten und Bilder der anderen 6 Karten wurden mir von den Käufern (es gibt hier auch unzählige Reddit-Threads zum Thema) mit freundlicher Unterstützung und einer schriftlichen Freigabe zur Verfügung gestellt. Alle hier vorgestellten Karten bzw. Systeme waren von einem Totalausfall der Kühlung betroffen und mussten aufwändig auf alternative Kühlblöcke umgerüstet werden. RMA? Entweder war die Gewährleistung abgelaufen, oder aber man hat sich gleich selbst geholfen.
Übersicht über 6 von 7 ausgefallenen Karten
Bevor ich mit der Untersuchung an der siebenten Karte anfange, möchte ich zur Einführung noch die Bilder der anderen 6 Karten voranstellen. Das letzte der Systeme war übrigens am Schluss sogar undicht, weil sich die Korrosion glatt durchgefressen hatte. Die Bildqualität der zur Verfügung gestellten Dokumentationen ist zwar sehr unterschiedlich, aber man erkennt stets, was wirklich passiert ist. Das allein wäre sicher keinen längeren Artikel wert gewesen, aber was ich anhand der anderen Karte noch herausfinden konnte, ist ein echtes Lehrstück, das ich Euch nicht vorenthalten möchte. Dazu gibt es dann natürlich auch die obligatorischen Zusatzinformationen zu den Fertigungsdetails.
Alle Systeme wurden, so die Aussagen der betroffenen Anwender, nur mit destilliertem oder DEMI Wasser (z.B. Umkehr-Osmose-Wasser) befüllt sowie mit den geeigneten Zusätzen samt Anti-Korrosiva versehen. Einer der Gründe für eine genauere Oberflächenanalyse war übrigens die unterschiedliche Färbung der zusetzenden Schicht bzw. Kristalle von Karte zu Karte, die von der zu erwarteten Türkis-farbenen Ausprägung bis hin zu gelb-bräunlich reichte. Wer erinnern uns hier sicher auch gern noch an meinen letzten Artikel zum Hartlöten von Aluminium (Link zum Flux siehe oben). Doch dazu gleich mehr.
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