Was mich immer wieder wundert, ist die Nonchalance, mit der NVIDIA die Verwendung unzweckmäßiger Wärmeleitpasten nachlässig toleriert, wo man doch auf der anderen Seite die eigenen Boardpartner mit dem restriktiven Green Light Program (GLP) bis zum letzten Schräubchen gängelt und kontrolliert. Doch warum klappt das nicht mit der Schicht, die zwischen GPU und Kühler sitzt? Und genau deshalb komme ich jetzt vorab und zum besseren Verständnis auf NVIDIAs Green Light Program (GLP) zu sprechen, dessen Konsequenz durchaus logisch scheint, wenn man die Entgleisungen der vorangegangenen Tests (z.B. Asus) einmal mit einbezieht, die ja nur die Spitze des Eisbergs darstellen.

Das sogenannte Green Light Program ist ja nicht neu und es schlug ja bereits vor 12 Jahren ordentlich Wellen, als man damit das Ende der Übertaktung von Grafikkarten eingeläutet sah. Das war es aber gar nicht. Doch hinter dem GLP steckt eigentlich etwas völlig Anderes, eher Unspektakuläres. NVIDIA setzt diese nette Broschüre von Generation zu Generation fort und sieht es als internen Leitfaden und wichtigen Bestandteil eines ziemlich restriktiven Qualitätsmanagements. Das kann man finden wie man will, aber es funktioniert recht gut. Und nein, es hat auch nichts mit dem Vermiesen der Kundenbefindlichkeiten zu tun, wie so oft vermutet.
Um einmal zu zeigen, wo NVIDIA überall kontrolliert und die Zügel straff in der Hand hält, zeige ich Euch noch einmal mit eigenen Worten die Abläufe von der Ankündigung einer neuen Generation (oder Karte) bis hin zur Massenproduktion. Nur warum kontrolliert man jede winzige Kleinigkeit, wenn man im Gegenzug solch essentielle Dinge wie die Wärmeleitpaste (und damit das Kühlsystem) außen vor lässt? Zum besseren Verständnis:
- Der Boardpartner (Partner) erhält und überprüft die Programmrichtlinien und -spezifikationen.
- Partner reicht das CDP (Virtual Customer Design Project) gemäß den Richtlinien bei NVIDIA ein.
- NVIDIA prüft und genehmigt das CDP.
- Der Partner reicht die mechanischen Entwürfe (Grafikkartengehäuse) und die Board-Design-Dateien zur Prüfung ein. (Hier gehört meines Erachtens auch die Kontrolle des Kühlers, der Pads und der Pasten rein, Stichwort Bill of Materials BoM)
- NVIDIA schickt nun Chipmuster an den Partner (Engineering Samples).
- Der Partner stellt NVIDIA Platinenmuster zur Generierung der dBA-Kurve (U/min vs. dBA) zur Verfügung, wenn er diese Kurve nicht in einem eigenen Akustiklabor erstellen kann.
- Der Partner führt die Green-Light-Prüfung mit der PREL-Software (VBIOS und Treiber) durch und reicht die Ergebnisse bei NVIDIA ein, um grünes Licht für die Weiterführung zu erhalten.
– Falls NVIDIA grünes Licht erteilt, wird ein Partner Production (PP) VBIOS zur Verfügung gestellt.
– Falls nicht, teilt NVIDIA den Partnern mit, was korrigiert werden muss, und der Partner muss den Vorgang erneut mit allen korrigierten Punkten einreichen. - Der Partner stellt NVIDIA die sogenannte Box-Art zur Überprüfung zur Verfügung. Diese Box-Art wird NVIDIA über das Portal für bevorzugte Partner zur Verfügung gestellt und muss den GeForce Richtlinien der Marke entsprechen.
- Der Partner beginnt mit der Massenproduktion.
- Der Partner ist verpflichtet, alle Produktionsplatinen mit dem von Green Light genehmigten Design auszuliefern. Etwaige Änderungen am Produkt nach Genehmigung sind nicht erlaubt.
- Die Partner müssen die Genehmigung haben, bevor sie der Presse überhaupt Karten zur Verfügung stellen und sie müssen das endgültige, genehmigte Design für die gesamte Pressearbeit verwenden. Die Weitergabe nicht genehmigter Designs an die Presse könnte die GPU-Belieferung von NVIDIA beeinträchtigen.
Das liest sich erst einmal recht logisch und sieht bei den AMD-Boardpartnern übrigens kaum anders aus. Fakt ist, dass auf diesem Wege die gesetzten Standards geradezu erzwungen werden und man solche Abweichungen, wie ich sie bereits beschrieben habe und auch heute wieder beschreibe, gar nicht mehr finden dürfte.
Die Manli GeForce RTX 4080 Gallardo 16GB
Heute geht es um eine Manli GeForce RTX 4080 Gallardo 16GB, die ich von einem Leser zugeschickt bekam, weil auch bei dieser Karte die Hotspot-Temperaturen in den Himmel schossen. Nun ist Manli aber auch nicht irgendwer, sondern gehört zur heiligen Dreifaltigkeit des Imperiums von PC Partner.
Neben Zotac und inno3D ist es somit das dritte NVIDIA-exklusive Brand, welches PC-Partner kontrolliert (und besitzt). Man darf auch davon ausgehen, dass die Ressourcen gemeinsam genutzt werden, womit sich natürlich auch die Frage stellt, wer denn nun für den Einsatz bzw. Einkauf einer derart minderwertigen Wärmeleitpaste verantwortlich ist und wo dieses unbrauchbare Material vielleicht auch in der Zukunft noch auftauchen wird. Denn ohne groß zu spoilern: heute dreht sich mal wieder alles um die Paste.
Der Leser hat mir die Karte zugeschickt, nachdem wir uns kurz über die Problemstellung ausgetauscht hatten. Da es allerdings mittlerweile auch kein Einzelfall mehr ist, wo solche Karten mit 103 °C Hotspot-Temperatur (und mehr) auftauchen, habe ich angefangen, das mal etwas systematischer zu erfassen. Ich habe solche Wärmeleitsuppe (denn was anderes ist das ja nicht) mehr oder weniger extrem auch in Karten von Asus, Palit und Gainward gefunden, selbst PNY ist da reichlich schmerzfrei, wenn es um die Silikon-gestützte Verflüssigung geht.
Und genau an dieser Stelle endet auch mein Verständnis. Wieso schaffen es einige AIC z.B. Phase Changer von Honeywell zu nutzen, während andere solch minderwertigen Pasten verwenden, die schneller ausbluten als Jensen Mops sagen kann? Reliability vs. Kostenersparnis? Vielleicht, aber es ist mit Sicherheit auch ein Stück weit Ignoranz und Gleichgültigkeit der Silikonpanscher. Konfizius sagt, Paste ist überbewertet und außerdem gibt es ja den Hotspot und die Regelung, falls dieser mal Amok läuft. Also immer schön laufen lassen, auch das Silikon.
Das Schlimme ist ja, dass wir hier von einigen Cent sprechen und es sich um teure Grafikkarten handelt, die auch schon mal vierstellig kosten. Wobei es sich selbst auf einer 300-Euro-Karte nicht gehört, so einen billigen Schmu zu verspachteln. Wer übrigens mehr zu Pasten wissen möchte oder noch einmal schnell sein Grundwissen aufpolieren möchte, wird sicher mit dem nachfolgenden Link glücklich. Der Rest blättert weiter auf die nächste Seite, wo es um die Demontage und Freilegung der ganzen Angelegenheit geht.
Manli GeForce RTX 4080 Gallardo, 16GB GDDR6X, HDMI, 3x DP (N68840800M35350 / N68840800M35351)
163 Antworten
Kommentar
Lade neue Kommentare
Urgestein
Veteran
Mitglied
Veteran
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Mitglied
Mitglied
Urgestein
Veteran
Mitglied
Urgestein
Urgestein
Urgestein
Alle Kommentare lesen unter igor´sLAB Community →