Kühlperformance
Der Intel Core i9-11900 ist bei Bedarf ein wirklich durstiger Kollege und so nutze ich Prime95 mit AVX und Small FFTs, um die im BIOS eingestellten 250 Watt auch (fast) voll auszunutzen. Am Ende stehen hier 246 bis 248 Watt auf der Uhr. Zunächst mache ich ebenfalls über ca. 15 Minuten eine Art ersten Burn-In für die verwendeten Pasten (natürlich mit Kühlung!) und das Pad. Nach dieser Zeit stabilisieren sich die Temperaturen recht gut. Man sieht anhand der ersten Grafik einen gewissen Anstieg der Temperaturen, bevor diese wieder fallen und sich alles auf einen eher ausgeglichenen Pegel einpendelt.
Die beiden besten Pasten im Testfeld, die Alphacool Subzero und die ältere Thermal Grizzly Kryonaut agieren hier recht ähnlich. Ein Gegenversuch mit einer aktuellen Spritze aus 2021, die leider einen komplett anderen Inhalt aufweist, habe ich höflicherweise nicht mehr dokumentiert, denn es deckt sich in etwa mit der Performance der Arctic MX-4. Wir sehen aber bereits hier, dass das LM-Pad mit Abstand am besten performt. Wunder kann es keine vollbringen, das war mir bereits vorher klar, denn um bei so dünnen Schichten unterhalb von 0,1 mm überhaupt noch signifikante Temperaturunterschiede zu erhalten, muss man schon ordentlich zaubern.
Werfen wir nun einen Blick auf die fünf Long Term Runs. Ich habe nach dem kurzen Burn-In (siehe oben) nach dem Abkühlen und Neustart des Systems noch einmal volle Last angelegt. Die Protokollierung habe ich erst nach 30 Minuten Laufzeit gestartet und dann alles noch einmal über eine Stunde laufen lassen. Danach habe ich den Mittelwert für jede Paste errechnet, die wir nun alle zusammensortiert in der letzten Grafik sehen können Man gewinnt gegenüber der besten Paste im Schnitt noch einmal 2 bis 3 Kelvin, nicht schlecht.
Das ganz große Wunder ist zwar ausgeblieben, was auch zu erwarten war, aber es beweist, dass so ein Flüssigmetall-Pad durchaus seine Berechtigung hat, wenn es in die richtigen Hände gerät. Es wird mit Sicherheit nie austrocknen, performt deshalb über Jahre hin konstant und zudem leicht besser als jede handelsübliche Paste und es lässt sich auch recht einfach wieder entfernen. Mein Sample, dass ich aus der Sendung eines OEM gefischt habe, steht hier stellvertretend für das, was es aktuell am Markt zu kaufen gibt.
Wie man das Ankleben vermeidet
Und nun kommen wir abschließend noch zur Frage, wie das so mit dem Abnehmen nach dem Einsatz aussieht. Ich schrieb ja bereits, dass eine glatte Oberfläche durchaus gut performt und dass der leider weit verbreitete Rat mit dem Anschleifen nichts bringt, im Gegenteil. Die Oberfläche bleibt die gleiche, die Fläche wird ggf. sogar größer und man beschädigt zudem deren Struktur unwiderruflich. Ich habe die Tests mit dem originalen IHS von AMD- und Intel-CPUs gemacht, dazu einen Wasserblock mit vernickeltem Boden und einen Luftkühler mit DHT (angeschliffene Heatpipes und Alu-Heatsink) – es ließ sich alles wieder recht einfach und sauber entfernen. Das Bild zeigt die geschmolzene Folie nach dem unproblematischen Abziehen.
Und wo gibt es solche Pads?
Aufgrund der doch eher durchwachsenen Kunden-Erfahrung mit dem Pad von z.B. Coollaboratory, hat sich bisher kein weiterer Anbieter gewagt, ein ähnliches Produkt auf den Markt zu bringen, was ich durchaus bedauerlich findet. Allerdings ist die Angst dieser Firmen vor RMA-Fällen durch unsachgemäßen Umgang und dem möglichen Image-Verlust durch unqualifizierte Anwendung samt darauf folgender Kommentare gefrusteter Endanwender in den sozialen Netzwerken wohl zu groß, um hier noch eine Lösung zu finden.
Oder vielleicht doch nicht? Machen wir doch einmal eine nicht ganz so repräsentative Umfrage, ob sich jemand so ein Produkt in etwas praktischerer Aufmachung wünschen würde. Das von mir getestete Pad eines bekannten OEMs, das ich mir auch in Enterprise-Anwendungen vorstellen könnte, hätte eine Chance durchaus verdient, jedoch nur mit dem nötigen Hintergrundwissen des behutsamen Schmelzens. Wer das ausblendet, wird immer wieder scheitern. Aber ich bin Journalist und Tester, kein Händler oder Shop und noch nicht einmal ein eingetragener Kaufmann. Aber vielleicht kann man ja den einen oder anderen überzeugen, mit ins Boot zu springen?
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