Kühlung Praxis Testberichte

Einfach abgezogen! Neuer Wärmeleitpasten-Applikator X-Apply aus der Community im Praxis-Test

Temperaturverhalten

Ich habe nun noch über 20 Minuten den Stresstest mit 200 Watt durchgeführt, wobei ich mich dann ziemlich schnell geärgert hatte, das nicht gleich mit 250 Watt zu machen, aber am Ende sieht man den kleinen Unterschied auch so schon ganz gut. Dafür lief der Test dann eben auch länger. Ich habe die Tests mit dem Klecks, der Wurst und dem Verstreichen jeweils doppelt gemacht und dann den besten, in diesem Fall war es der zweite Tests mit einer Wurst, als beste „Normal“-Methode ausgewertet. Die Peaks der Gesamt-Temperatur gehen bis zu 78 °C, das Mittel steigt nach ca. 15 Minuten noch einmal leicht auf 75 °C an. Im Prinzip ist dieser Wert noch nicht einmal schlecht, aber wir erinnern uns auch an den Abdruck der buckligen CPU.

Kommen wir nun zum Durchlauf mit dem X-Apply. Gleiche Voraussetzungen und selber Torture-Test, aber leicht andere Temperaturen als Ergebnis. Die erste Erkenntnis war, und die wiegt durchaus schwer: Alle vier Durchläufe (ich hatte ja nur 4 Muster) brachten am Ende ein völlig deckungsgleiches Ergebnis. Das heißt, dass man den Faktor Mensch, Pasten-Skills und Glück/Zufall fast schon ausschließen kann! Damit hat man ja eigentlich schon das erreicht, was man wollte – eine Idioten-sichere Verarbeitung ohne Angst, die Pastenmenge zu verfehlen.

Betrachten wir die Temperaturen, dann haben wir mit dem X-Apply zwar kein Wunder geschafft (wie auch), aber bis auf das eine Peak bis 77 °C liegt die Durchschnittstemperatur am Ende bei rund 73 °C, also rund 2 Kelvin niedriger als mit der Wurst. Das sind jetzt keine Galaxien-große Unterschiede, aber doch mehr, als man durch eine Toleranz noch abdecken könnte. Allerdings muss man auch einschränken, dass es „nur“ 200 Watt waren und eine plane CPU sicher auch mit etwas weniger Paste ausgekommen wäre. Nichtsdestotrotz performt die Art der Applikation ganz ordentlich.

Zusammenfassung und Fazit

Da ich ein alter, fauler Sack bin, der es immer eilig hat und ich mir genügend Skills einbilde, um notfalls auch mit 1 bis 2 Kelvin Delta zum Ideal hinkommen und damit  auch leben zu können, wäre mir das mit dem X-Apply im täglichem Umgang etwas zu fummelig, das gebe ich gern zu. Andererseits wurde ich vom eigenen 12-jährigen Sohn geschlagen, der sich dann hat feiern lassen. Ok, es sei ihm gegönnt, denn er hat ja mit der Folie gecheatet. Womit wir natürlich auch beim Fazit angekommen wären.

So ein X-Apply ist eigentlich unentbehrlich für alle, die das mit der Paste zum ersten Mal machen oder sich gewisse Dinge einfach nicht zutrauen. Für solche Zwecke ist so eine Folienschablone nämlich geradezu ideal. Sie schafft Anwendungssicherheit, vermeidet sinnloses Gematsche durch zu viel Paste und sie garantiert im Gegenzug, dass es zumindest immer genügend Paste ist. Natürlich sind Öffnungsfläche und Schichtdicke ein Kompromiss, der aber fast immer gut funktioniert, denn ich habe ja mit Absicht die gebogenste CPU (ohne extra Frame oder mega-dicke Backplate) genommen, die ich hier finden konnte. Wenn die noch performt, tut es der Rest nämlich erst recht. Worst Case also.

Auch wenn vielleicht der eine oder andere Profi jetzt lächeln mag, ihm könnte das Lachen ganz schnell vergehen. So wie mir. Skills taugen ja leider immer nur dann was, wenn man auch einen guten Tag erwischt hat. Mit so einem X-Apply schafft man das sogar noch im tiefsten Tal der Konzentrationslosigkeit, was zu beweisen war. Ich weise gern noch einmal darauf hin, dass der X-Apply nicht auf meinem Mist gewachsen ist, aber guten Ideen muss man einfach eine Chance geben und auch non-Profit etwas Zeit investieren. Das Verfahren und die Marke sind mittlerweile auch geschützt.

Verfügbarkeiten und Bezugsquelle

Den Applikator wird es anpasst als X-Apply AMD (AM5), X-Apply Intel (LGA1700 und 1851) sowie X-Apply X als zuschneidbare Universalfolie für alles Mögliche samt Schablone geben. Für den Eigenvertrieb wird es zwar noch ein paar Wochen dauern, bis wirklich alles fertig ist, denn Verpackung, Zuliefermaterial, Webshop, Amazon etc. benötigen noch etwas Zeit. Die Beteiligten haben sich aber für den aus meiner Sicht sinnvollen Weg entschieden, sowohl einen Eigenvertrieb zu realisieren und trotzdem perspektivisch auch als OEM für Bulk-Lieferungen an interessierte Firmen zu agieren.

Es wird unter www.x-apply.com  (x-apply.de und x-apply.eu) auch eine direkte Kontaktoption geben, wo sich interessierte Endkunden unverbindlich registrieren lassen können. Diese bekommen dann spätestens bis 01.06.2024 eine Mail mit den verschiedenen Bezugsmöglichkeiten. Es genügt eine einfache Mail mit dem Text INFO und der gewünschten Mailadresse die dann benachrichtigt werden soll. Die Webseite ist gerade in Arbeit, aber die Kontaktinformationen sind bereits dort online und anklickbar.

 

248 Antworten

Kommentar

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SpotNic

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983 Kommentare 404 Likes

Hat die Marktlücke jemand genutzt - sehr gut ;)

2 Anmerkungen:

1. Mal versucht, die Klebeseite unter Wasser mit normaler Handseife zu reinigen? Das Funktioniert bei diversen anderen Nutzungen mit sowas recht gut.

2. Einen kleinen Rakel beilegen mit größerer Fläche, Einmal in alle Richtungen drüber wie beim Siebdruck und es dürfte besser aussehen und leichter von der Hand gehen als dieses rumgematsche mit dem Minispachtel.

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e
eastcoast_pete

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1,540 Kommentare 872 Likes

Gratulation an @DigitalBlizzard ! Wenn man mit der Schablone die thermale Paste auch als Neuling oder relativer Newbie eigentlich genauso gut wie ein Vollprofi (@Igor Wallossek ) hinbekommen kann, dann ist das hohes Lob! Toll! 👍🏻, 👍🏻 👍🏻

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anton_

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69 Kommentare 20 Likes

Sehr feiner test, und für einige sicher ein praktisches Hilfsmittel

Als jemand, der öfter mal Siebdruckkram macht, war das auch mein Gedanke. ein passender Spatel in der breite wäre die perfekte Ergänzung dazu

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Rizoma

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Echt jetzt die Methode ähnelt ja den Siebdruck und so etwas hat sich noch niemand für Wärmeleitpaste patentieren lassen?
:oops:
Na dann viel Erfolg @DigitalBlizzard

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Roland83

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686 Kommentare 528 Likes

Schön umgesetzt - dann wünsche ich viel Erfolg damit (y) Das Muster nach dem abziehen der Folie hat fast schon etwas befriedigendes :ROFLMAO:

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arcDaniel

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1,628 Kommentare 896 Likes

Hatte jo auch ähnliches versucht, allerdings durch Motivation von @DigitalBlizzard und bin zum Schluss gekommen, dass es ein sehr schönes Experiment war, den Aufwand aber nicht wert ist.

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pinkymee

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65 Kommentare 61 Likes

Das Thema NACHHALTIGKEIT vermisse ich ein bisschen. Wieder ein Stück Plastik, das in der Umwelt landet, nach einmaliger Benutzung.
Schade, Chance vertan! :( Ich bin jetzt kein Öko, aber den Schlag, den es getan hat, sollte man gehört haben. Die Idee für sich --> super!

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S
SpotNic

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983 Kommentare 404 Likes

Wie gesagt, ich würde mal versuchen die Folie zu reinigen. Diese GEL Klebeflächen lassen sich normalerweise recht gut reinigen.

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RedF

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4,707 Kommentare 2,584 Likes

Klasse teil, ich werds nicht brauchen, aber hoffentlich legen die Pasten verkäufer immer eines davon in ihre Schachteln.

Und ja, eine Rakel in voller breite könnte es noch einfacher machen.

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Roland83

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Ja ich denke auch wenn man einigermaßen sorgsam damit umgeht kann man das vermutlich schon ein paar mal verwenden.. Insgesamt dürfte die Folie bei dem ganzen Müll der bei einem Build etc anfällt aber auch im Hintergrundrauschen verschwinden.

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j
just_f

Mitglied

52 Kommentare 22 Likes

Selbst drucken und sogar wiederverwendbar:

hier der Spatel dazu:

Das ist mir als erstes dazu eingefallen^^

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Klicke zum Ausklappem
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anton_

Mitglied

69 Kommentare 20 Likes

du musst es ja nicht wegwerfen. reinigen geht recht leicht. Überschüssige WLP mit Zewa und IPA, Gelflächen entweder IPA, oder je nachdem geht sogar Leitungswasser sehr gut

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Martin Gut

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7,831 Kommentare 3,603 Likes

Das ist die übliche Auftragsmethode für Wärmeleitpaste in der Industrie. Wenn auf Kühlern Paste bereits aufgetragen ist, sieht das ja auch immer etwa so aus.

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Roland83

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686 Kommentare 528 Likes

Sagen wir so, es sollte so sein.. Wenn ich Igors Artikel zu den GPU Hotspots richtig im Kopf habe hat man bei Powercolor ja auch erst damit angefangen als die Reklamationen zu viel wurden....

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C
ChaosKopp

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562 Kommentare 583 Likes

Hier liegt aber der Vorteil in der Flexibilität der Auftragshilfe. Sie ist eben nicht starr.

Könnte für Laien wirklich hilfreich sein. Nur: Wie erreicht man den Anfänger?

Gut wäre, wenn Hersteller von WLP das Produkt beilegen würden.

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Rizoma

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173 Kommentare 140 Likes

Das ist mir klar das das so aussehen muss und aus der Industrie kommt. was mich halt verwundert ist das sich das niemand vorher für den Endverbraucher hat schützen lassen.

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L
LGTT

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23 Kommentare 9 Likes

Hätte ich mir in meiner Anfangszeit sicher gekauft da flig die Technik auch nach spätestens 3 Jahren raus und wurde durch frische Hardware ersetzt. Mittlerweile sind die Abstände deutlich größer. Da lohnt sich das ganze nicht mehr besonders da dank genügend Versuchen Mittlerweile auch ohne Hilfsmittel gute Ergebnisse beim Pastenauftragen rauskommen. Und die Zeit wo ich für 1 bis 2 K mehr investiert hätte für mich beendet sind. Aber wer da noch drin steckt oder öfter anderen bei der Montage hilft warum nicht, scheint ein soldie durchdachtes Produkt zu sein.

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Martin Gut

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7,831 Kommentare 3,603 Likes

Patentrechtlich schützen lassen kann man sich nur neu erfundene Techniken, nicht etwas andere Anwendungen alter, allgemein genutzter Technik.

Aber es hätte durchaus einem Abfüller von Wärmeleitpaste einfallen können, neben den oft vorhandenen Spachtel noch ein Stück gestanzte Folie in die Packung zu legen. Das macht sich immer gut und wirkt professionell wenn man noch etwas kleines praktisches dazu liefert.

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Rizoma

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173 Kommentare 140 Likes

Es geht auch nicht um ein Patent sondern um ein Geschmacksmuster.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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