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Der große Radiator-Material-Test: Noch mehr Blei, ein beliebtes Versteck und 2.5 Lichtblicke | Teil 2

Thermaltake Pacific SR-Series 360

Der dritte Hersteller ist Thermaltake mit dem Pacific SR-Series 360. Hier mache ich einmal eine Ausnahme, denn dieser Kühler kam direkt von Thermaltake. Das hat allerdings einen Grund, der auch mit meiner Arbeit zusammenhängt. Ich habe nämlich vorab einen Materialtest für Thermaltake gemacht und so wurde zusammen mit dem deutschen Marketing auch eine stimmige PowerPoint-Präsentation für die Specs realisiert. Man muss allerdings auch die langen internen Kommunikationswege solcher Firmen bis zum Produktmanagement inkludieren, wobei es bei Thermaltake jedes Mal überraschend schnell ging.

Was allerdings auch auffiel: die Thermaltake-Homepage wirbt bei den dickeren Modellen, ähnlich wie die US-Kollegen, wieder nur mit Kupfer, auch für die Kanäle. Ja, es sind Nuancen in den Begrifflichkeiten, aber es war und ist nun einmal nicht korrekt. Das habe ich so auch kommuniziert. Bei der SR-Reihe stimmt das jetzt aber, ein schöner Anfang.

Lassen wir Thermaltake an dieser Stelle ebenfalls zu Wort kommen, bevor ich das weiter kommentiere, wobei das englische Original kaum abweicht. Und ich verweise, wie auch gerade bei Corsair, auf die erste Seite dieses Artikels und die Einordnung von Kupfer und Messing auf dem internationalen Markt:

Der Kühler besteht aus hochdichten Kupferlamellen mit 17 FPI und hat 14 flache Rohre, die durch die Lamellen verlaufen. .   (Zitat Thermaltake Homepage).

 

Vorkammer, Einlass und Lot

Öffnen wir nun auch diesen Kühler wieder an der Vorkammer (Tank). Die Lötstellen der Kühlkanäle sind ebenfalls kaum oxidiert und auch hier nicht verzundert. Das Lot ist ausreichend, komplett umlaufend und gut verteilt. Unterm Strich ist das ebenfalls sehr gut.

Das Lot ist hier ebenfalls ohne Kritik, denn ich finde ausschließlich nur reines Zinn, also kein Blei. Das Zinn ist auch an der Oberfläche sehr sauber und ich musste noch nicht einmal Oxid und Zunder wegkratzen. So mag man das.

Was aber nicht sonderlich schön ist: Man hat beim Beschichten mit dem weißen Titan-Lack die Inlets nicht sauber verschlossen, so dass sie unter den Öffnungen eine Menge kleiner Lackspritzer befinden. Hier wurde bereits der Supplier informiert, was ja Sinn und Zweck solcher Vorabkontrollen ist.

Auch die Wände der Vorkammer sind ohne Beschwerde, denn CuZn38 ist ordentliches Messing. Bis hierher ist also alles wieder schön im tiefgrünen Bereich und es gibt nichts zu kritisieren.

Jetzt kommen wir wieder zu der neu avisierten Schwachstelle, nämlich den Gewindeeinsätzen für die Fittings, die ja vorher in die Kammer gelötet wurden. Der Zusatz von rund 21% Antimon trägt dazu bei, die Qualität der Lötverbindungen zu verbessern, indem deren Festigkeit, Fließfähigkeit, Benetzung und thermische Stabilität erhöht und die Anfälligkeit für Zinnpest verringert wird. Diese Eigenschaften machen Antimon-Lötzinnlegierungen zu einer beliebten Wahl für eine Vielzahl von Anwendungen, insbesondere in Bereichen, in denen hohe Zuverlässigkeit und Langlebigkeit erforderlich sind. Wie bereits bei Corsair hat man sich hier als Blei-Ersatz etwas deutlich Besseres gesucht als Barrow.

Der verlötete Gewindeeinsatz besteht aus Messing mit 37% Gewichtsanteil an Zink. Das wird geschmeidig genug bleiben und der Gewalt beim Eindrehen der Fittings trotzdem noch ausreichend widerstehen. Man hätte es auch gern noch etwas härter machen können

Kühlkanäle und Kühlfinnen

Kommen wir jetzt zu den Kühlkanälen und den dort angelöteten Finnen. Wenn man das Ganze aufschneidet, ergibt sich das übliche Bild und sieht die geschlitzten Kühlfinnen aus Kupfer. Auch hier sind die weißen Spritzer allgegenwärtig, aber fast nicht zu vermeiden. Thermisch ist das allerdings eher kontraproduktiv.

Die Kühlkanäle bestehen aus gebräuchlichem Gelbmessing (CuZn36). Das kann man so lassen.

Die Kühlfinnen sind aus reinem Kupfer, aber leider auch mit mikroskopischen Lack-Spritzern bekleckert. Ärgerlich.

Rahmen und Schrauben

Der Rahmen ist hier aus Chromstahl, das abnehmbare Seitenteil auch. Fest genug und verwindungssteif.

Die Schrauben sind hingegen nur aus nicht-legiertem Stahl und damit deutlich weicher. Da wird man beim Einschrauben in den härteren Rahmen mit der Krafteinwirkung etwas aufpassen müssen.

Zusammenfassung und Zwischenfazit

Die Qualität passt, vor allem die Lötqualität ist beispielhaft. Und wo andere versteckt noch Blei einsetzen, schafft es hier Antimon-haltiges Zinn bestens, die Fittings gut in Zaum zu halten. Lässt man mal die Performance beiseite, die sicher trotz der Farbreste gut sein dürfte, stimmen hier die Herstellerangben exakt.

Baugruppe Herstellerangabe Materialprüfung
Vorkammer / Terminal US „Kupfer“ Messing CuZn38 (62% Cu, 38% Zn)
Gewindeeinsätze G1/4 k.A. Messing CuZn37 (63% Cu, 37% Zn)
Kanäle/Rohre US „Kupfer“ Messing CuZn36 (64% Cu, 36% Zn)
Verwendetes Lot k.A. Kanäle: Zinn (100% Sn)
Insert: SnSb (79% Sn, 21% Sb)
Kühlfinnen Kupfer Kupfer (100% Cu)
Rahmen / Seitenteil Chromstahl (82% Fe, 18% Cr)
Schrauben Verzinkter Stahl (100% Fe)
Weiteres Zubehör
RoHS auf Box ausgewiesen RoHS liegt vor

 

 

116 Antworten

Kommentar

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S
SpotNic

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Welche Rechtsgrundlage greift denn bei dem Blei verbot bei Kühlern und Wärmetauschern? Mit elektronik hat das ja erstmal nichts zu tun. Autobatterien enthalten ja auch noch blei.

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Igor Wallossek

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Wenn es für den PC beworben wird, dann greift die RoHC voll. Da sind schon ganz andere dran gescheitert.

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S
SpotNic

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954 Kommentare 396 Likes

Ich find dazu leider nix. Hast du ein paar verlässliche quellen dafür?

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Igor Wallossek

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10,216 Kommentare 18,914 Likes

GidF. Sobald der Radiator fester Bestandteil eines PCs wird, fällt er in die Kategorie Zubehör und Anbauteile. Dazu gabs auch schon Gerichtsurteile.

RoHS2023 erklärt:

RoHS beim BMUV:

Nationales Gesetz:

EU (WEEE):

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S
SpotNic

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Dann hätte mir ein Urteil gereicht, den Rest hab ich bereits gefunden, die Verbindung aber nicht und deine Aussagen in den Artikeln sind da halt sehr "solala".

Die RoHS und sonstiges hab ich selbst gefunden danke...

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Igor Wallossek

1

10,216 Kommentare 18,914 Likes

Ich werde mich hüten, Interna von Importeuren zu veröffentlichen, für die ich keine Freigabe habe. Und nicht alle Aktenzeichen und die dazugehörigen Inhalte sind öffentlich einsehbar (auch wenn es Abmahnkäse ist). Solltest Du aber wissen. Zumal die Definition, vor allem die 2023, sehr eindeutig ist.

Fakt ist aber, dass Du diese Teile OHNE Zertifikat nicht in den Verkehr bekommst. Versuche das mal... Selbst Bykski hat ja eins. Über dessen Stichhaltigkeit kann man allerdings diskutieren. Ohne RoHS keine Konformitätserklärung (CE).

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Göran

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Uijuijui.
Geht jetzt die Angst bei den Wasserkühlungsanbietern um?

Meldet sich eigentlich bei solchen Erkenntnissen auch mal der Verbraucherschutz bei dir ?
Anyway, in der Tabelle vom Barrow scheint ein kleiner Fehler zu sein, das steht beim bleiernen Lot Zn statt Sn für den Zinkanteil.

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Eribaeri

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Da wird der Igor zum Juristen.
Wenn er Blei sieht, setzts bei ihm aus.

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RedF

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Zink = Zn, Zinn = Sn

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Lagavulin

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Um ein faules Ei von einem Guten zu unterscheiden, muss man kein Huhn sein – und auch kein Jurist.

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Eribaeri

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echolot

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Danke endlich für die Klarstellung. Ich denke mal das wurde jetzt auch juristisch abgeklopft und sollte, wenn beanstandet oder befunden, auch im Text klar und deutlich mit rechtlichem Rahmen abgesteckt sein. Diese EU-Richtlinien sind teilweise etwas schwierig zu verstehen. Ich sage dazu nur Maschinenrichtlinie. Was ist eine vollständige Maschine, was eine unvollständige, CE-Kennzeichnung mit Konformitätserklärung oder Einbauerklärung usw.

Mich wundert dann doch, dass der Barrow so bescheiden abschneidet. Barrow zählt preislich nicht gerade zu den Ramschmarken, auch nicht auf Aliexpress. Enttäuschend.

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Igor Wallossek

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10,216 Kommentare 18,914 Likes

Das geht ja bis in die ElektroStoffV und die WEEE, es ist einfach zum Kotzen, wie da geschwurbelt wird. Fakt ist aber, dass der eingebaute Radiator dann fest zum Gerät gehört, welches einen Stecker hat, wobei sogar das Netzkabel mit unter RoHS fällt. Die 2023 Aktualisierung ist da schon etwas klarer.

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Göran

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Na da hab ich doch den selben Fehler gemacht ... es geht natürlich um den Zinnanteil.

Edit: Schein aber jetzt gefixt zu sein.

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DigitalBlizzard

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2,091 Kommentare 983 Likes

Ich bin ja einigermaßen irritiert, Thermaltake ist ehrlich, aber schlampig. Wobei ich mir die Frage stelle, seit wann die Angaben bei TT Deutschland so sind, in anderen Ländern lässt TT diese Details weg, da laufen die Unter Copper, von Messing etc kein Wort

More Information

P/N CL-W413-CU00BL-A
DIMENSIONS 398.6(L) x 120 (W) x 30.7 (H)
WEIGHT 821 g
MATERIAL Copper
FPI (FIN PER INCH) 17
FLAT TUBE 12 set
THICKNESS 28 mm
SCREW THREAD G¼” * 2

Ob da jemand Lunte gerochen hat in Deutschland? Der Igor sägt Radiatoren auf, checkt nochmal alle Angaben und ergänzt die ggf. !?

Corsair bleibt sich treu, blümerantes Marketing, aber die Hintertür versperren mit Details, nicht mit Corsair.

Allerdings habe ich auch hier extreme Zweifel bei den bisherigen Informationen, lustigerweise finden sich in Beschreibungen bei Händlern Beschreibungen die von einem " Premium Kupfer Kern sprechen " und Premium "Kupferkern schließt aus meiner Sicht die Kanäle ein, bewusst irreführendes Marketing ?
Dieser Marketingsatz mit dem Premium Kupferkern findet sich auf der deutschen Seite nicht, einige Händler haben offensichtlich neuere Beschreibungen, Jacob und Alza z,B, noch die Alten, bei denen zumindest Kupfer in den Raum gestellt wird.

"Der CORSAIR Hydro X Series XR5 120-mm-Wasserkühlkörper bietet extreme maßgeschneiderte Kühlleistung mit einer Kühlkörperdicke von 30 mm und einem Premium-Kupferkern."

The CORSAIR Hydro X Series XR5 120mm Water Cooling Radiator delivers extreme custom cooling performance, with an 30 mm radiator thickness and premium copper core.
Key Selling Points

Product Features
Single 120 mm fan mounts on either side are ready for your most ambitious custom cooling build.
30 mm Radiator thickness delivers extreme cooling performance with high-airflow or low-noise fans.
A premium copper radiator core and 25 micron-thick cooling fins provide a high thermal transfer rate optimized for performance copper water blocks.
A flawless finish to match your system.
Screw protection plates prevent long or over-tightened screws from damaging the radiator core.
All inlet/outlet ports provide universal fitting compatibility.

Und bei Caseking in England oder Overclockers UK ( Caseking Tochter ) ist bei Barrow nur vom Kupfer die Rede

Bleihaltiges Lot lässt sich offenbar schöner löten, und wenn der OEM unter zig Namen verkauft, dann ist es wohl auch ums QM eher mäßig bestellt

https://de.aliexpress.com/item/3283...RuAr8O9n&utparam-url=scene:search|query_from:

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DigitalBlizzard

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Und Caseking hat den Barrow soeben aud dem Handel genommen

Bei Caseking in UK kann man ihn aber nach wie vor kaufen

Und in Chemnitz sogar aus reinem Kupfer

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RedF

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4,671 Kommentare 2,553 Likes

Kaufe die Barrow fitinge gerne, ja gibt qualitativeres aber passt schon, gerade für den Preis.

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DigitalBlizzard

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2,091 Kommentare 983 Likes

Ich glaube, dass das grundsätzliche Problem bei den Radis in den mangelnden gesetzlichen Vorschriften zur Materialdeklaration liegt, da kannste im Prinzip erstmal alle behaupten, hast 200g Kupferfinnen, aber 380g Messingkammern und Kanäle und trotzdem wird er als Kupferradiator deklariert.
Wenn man wenigstens das im Gewicht überwiegende Material benennen müsste, oder wie bei Lebensmitteln in Absteigender Reihenfolge je nachdem welche Materialien in welcher Menge vorhanden sind.
Dann dürften einige Radis sicher nicht mehr als Kupfer Radiatoren bezeichnet werden.

Ich meine da ist Corsair schon lange ganz vorne, wir stellen was in den Raum, behaupten aber nix, jubeln ein wenig das Marketing hoch, erwähnen Kufer mal am Rande, dann kann ich das Produkt beliebig gestalten und ändern, je nachdem wies mir von der Gewinnspanne her passt, aber keiner kann mich auf irgendwelche Aussagen festnageln, darin ist Corsair der Meister und nicht nur bei Radis

implizites Marketing

Ich bin ja froh das Igor die Lakierungen der China Modelle nicht auf verbotene Lösungsmittel oder andere Schadstoffe testet, oder evtl andere Dinge wie Strahlung etc.

Möchte gar nicht wissen was da aus den lacken ausdünstet, wenn die warm werden.

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B
Besterino

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6,767 Kommentare 3,357 Likes

Mal ne dumme Frage: ich gehe mal davon aus, dass ich mit etwaigem Blei nicht direkt in Berührung komme, da sich das ausschließlich INNEN befindet, korrekt? Bliebe ein indirekter Kontakt über die Flüssigkeit - aber das dürfte doch auch kein Thema sein, weil a) Minimengen, die man b) entweder gleich abwischt oder durch Händewaschen beseitigt.

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About the author

Igor Wallossek

Chefredakteur und Namensgeber von igor'sLAB als inhaltlichem Nachfolger von Tom's Hardware Deutschland, deren Lizenz im Juni 2019 zurückgegeben wurde, um den qualitativen Ansprüchen der Webinhalte und Herausforderungen der neuen Medien wie z.B. YouTube mit einem eigenen Kanal besser gerecht werden zu können.

Computer-Nerd seit 1983, Audio-Freak seit 1979 und seit über 50 Jahren so ziemlich offen für alles, was einen Stecker oder einen Akku hat.

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