In diesem Build-Log im Stil eines Blogs schreibe ich über Gott und die Welt, die aktuelle Marktlage und wie holprig ein CPU Upgrade laufen kann, wenn die Hardware nicht so richtig mitspielen will. Mit mehr Aufwand als geplant hat aber schließlich alles geklappt und die Kiste rennt. Man muss schon etwas Banane sein, wenn man bei der aktuellen Marktlage sein System aufrüstet, obwohl es an und für sich gar nicht wirklich nötig ist. In Zeiten wo Rohstoffe knapp sind, neue Produkte bei Release nur in homöopathischen Mengen verfügbar sind und dann sofort von Scalpern aufgekauft werden, sollte man wirklich überlegen, wie viel Sinn das Vorhaben überhaupt macht.
Aktuell eine Grafikkarte kaufen, wo die ohnehin schon gepfefferten UVPs noch um das Doppelte und Dreifache angewachsen sind? Ich liebe dieses Hobby und ich bin auch bereit, ein gewisses Budget zu investieren; aber eine Einsteigergrafikkarte wie die 3060 Ti für 700-900€ kaufen? Das geht mir ehrlich gesagt zu weit und ich weigere mich, diesen Irrsinn auch noch zu unterstützen! Da akut keine Entspannung der Situation in Aussicht ist und ich in die äußerst komfortable Lage kam, eine adäquate Grafikkarte in die Finger zu bekommen, entschloss ich mich dazu, die Grafikkartenpreise zu ignorieren und stattdessen ein CPU Upgrade durchzuführen. Die Startschwierigkeiten von Zen 3 sind längst behoben, die Prozessoren überall auf Lager und kurz vor Release neuer CPUs zwischenzeitlich sogar deutlich unter der UVP zu bekommen.
Zugegeben, der Ryzen 7 1700X war selbst übertaktet und mit schnellem RAM nie eine Rakete in Spielen und hat häufig sogar die alte Vega 64 und die kleine RTX 2060S massiv ausgebremst, die ich bis vor kurzem noch in meinem System hatte. Gerade in Indie Games und älteren Spielen, die mangels Optimierung häufig von hoher CPU- und insbesondere von hoher Singlecore-Leistung profitieren, war die Grafikkarte oft gelangweilt. In den meisten Mainstream Titeln und AAA-Spielen hat die CPU die 60 FPS Hürde aber recht zuverlässig überwunden und wirklich nötig wäre das Upgrade eigentlich nicht gewesen. Andererseits stand da plötzlich eine RTX 3070 Ti auf meinem Schreibtisch und die wäre bei einer „Befeuerung“ durch den 1st Gen. Ryzen dann wohl doch verhungert.
Zunächst mit dem Ryzen 5600X liebgeäugelt, haben mich eine Empfehlung und das Bestreben, die vorhandene DDR4 Plattform noch 1 bis 3 weitere Jahre am Leben zu halten schließlich dazu bewegt, doch lieber zum 8-Kerner zu greifen. Mehr Takt, mehr Zukunftssicherheit, kein gigantischer Aufpreis und die Tatsache, dass ich mit meinem Custom Loop der Hitzköpfigkeit des 5800X wohl auch Herr werden dürfte, hatten die Entscheidung bestärkt. Bei exakt 100€ unter dem Launchpreis schlug ich dann auch direkt zu.
Als es zwei Tage später an der Tür klingelte und die charmante Postbotin mir meinen Neuerwerb überreichte, stand der PC schon teilzerlegt auf dem Tisch. Alles war für den Umbau vorbereitet, das neuste Bios bereits installiert und sogar den obligatorischen Griff zum Heizkörper hatte ich nicht vergessen. Behutsam und penibel wurde die CPU getauscht, frische Wärmeleitpaste aufgetragen (*) und der Wasserblock montiert. Eine schier endlos erscheinende Stunde hatte ich die Pumpe auf 100% laufen lassen, um den Kreislauf auf Undichtigkeiten zu checken. Alles dicht, Kabelmanagement erledigt, Probelauf.
(*) An dieser Stelle hatte ich mich übrigens etwas über die neue Version der Gelid GC Extreme geärgert, von der Igor neulich berichtet hatte. Die Paste ist jetzt deutlich fester als vorher und haftet sehr schlecht am Heatspreader.
Erster Start
Wie erwartet, wurde die neue CPU sofort erkannt. Temperaturen sahen gut aus, also raus aus dem BIOS und Windows hochfahren. Nach der Anmeldung direkt HWinfo gestartet, um erneut die Temperaturen und das Boostverhalten zu überprüfen. Auch hier alles top – Zeit für einen Cinebench Run! Während des R23 Multicore Laufs nährte sich die Temperatur der 80°C Marke, wobei der Allcore Takt stabil bei 4550MHz lag. Gespannt auf das Ergebnis wartend, vernahm ich plötzlich einen Neustart des PCs.
Nanu! Hatte die CPU vielleicht eine vorkonfigurierte Temperaturgrenze erreicht und deshalb irgendeine Sicherheitsabschaltung ausgelöst? Der PC hing offensichtlich im POST fest und zeigte keine Reaktion auf Betätigen des Reset- und Powerbuttons. Nach Ausschalten des Netzteils versuchte ich es erneut. Beleuchtung an, einer der GPU-Lüfter direkt auf 100%, sonst keinerlei Reaktion, nicht mal Strom auf den USB Ports. Yikes!
Nach einer kurzen Diagnose, bei der selbstverständlich auch die alte CPU noch mal eingebaut wurde und die Funktion von RAM und GPU im Zweitrechner validiert wurde, musste ich leider von einem Defekt meines alten X470 Bretts ausgehen. Im Nachhinein frage ich mich, ob das Ableben des Boards zum Zeitpunkt des Umbaus nicht sogar ein riesiger Zufall war. Wenn ich so darüber nachdenke, hatten sich schon kurz vor dem Umbau einige Anomalien gezeigt. Erst war mir völlig ohne Vorwarnung ein 850W Seasonic Netzteil abgeraucht, später konnte ich sporadisch nichts in Eingabefelder (z.B. Kommentare bei Facebook) tippen. Das hatte ich zunächst auf meinen etwas „nieschigen“ Browser geschoben, könnte aber vielleicht auch schon ein Anzeichen auf einen sterbenden USB Controller gewesen sein, der ja offensichtlich beim Ableben des Boards auch mit über den Jordan gegangen ist.
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