Prozessor Testberichte

AMD Ryzen 3900X und 3700X im Test | igor´sLAB


Mit der ersten Ryzen-Generation hat AMD gezeigt, dass Endverbraucher-CPUs nicht nur auf vier Kerne und acht Threads begrenzt sein müssen. Ryzen Gen. 2 führte Dank optimierter Zen-Architektur eine breitere Unterstützung für höhere Arbeitsspeicher-Taktraten ein und baute durch eine konkurrenzfähige Preisgestaltung die Marktverbreitung nach und nach aus. Die dritte Generation der Ryzen-CPUs haben – zumindest auf dem Papier – alle nötigen Voraussetzungen, um in guter Athlon-64-Manier Intels Endverbraucher-Marktdominanz ein Ende zu setzen. Zusammen mit den französischen Kollegen haben wir uns nun angeschaut, ob es den Ryzen 7 3700X und Ryzen 9 3900X gelingen kann, dem Platzhirschen Intel noch gediegen eine mitzugeben. Wettbewerb belebt das Geschäft und kommt ja auch uns Endverbrauchern geschmeidig entgegen.

Für den heutigen Test stellen wir jeweils eine Ryzen-CPU und das entsprechende Intel-Pendant sowie ein paar Siede-Kicks gegenüber, denn mehr Zeit blieb uns ja leider aus den bereits bekannten Gründen nicht. Aber auch das reicht schon für einen guten und objektiven Vergleich:

CPU Ryzen 9 3900X Core i9-9900K Ryzen 7 3700X Core i7-9700K Core i5-9600K
Kerne / Threads 12 / 24 8 / 16 8 / 16 8 / 8 6 / 6
Grundtakt 3800 3600 3600 3600 3700
Maximaler Boost-Takt (1 Kern) (MHz) 4600 5000 4400 4900 4600
Boost-Takt (Alle Kerne) (MHz) 4300 4700 n.a 4600 4300
Cache L2 (MB) 6 2 4 2 1,5
Cache L3 (MB) 64 16 32 12 9
PCIe-Lanes 24 16 24 16 16
TDP (W) 105 95 65 95 95
Preis (Euro) 514-549-589 485 343-359-389 375 235

Da AMD es ja bereits geschafft hat, in einer liebenswerten Weise die Salami-Taktik so zu perfektionieren, dass nahezu jede Woche irgendein Schippchen Kohle in die Feuerung des Hype-Trains geworfen wurde, lässt sich in der Intro ja kaum noch wirklich Neues schreiben. Zumal ja alle auf die Resultate warten, um zu überprüfen, was davon auch in der Realität letztendlich an Leistung ankommt. Genau dort wollen wir auch ansetzen, aber ich werden hier in Deutschland natürlich noch in einigen Follow-Ups weiter in die Tiefe gehen.

Dieser erste Test kann nur der Anfang sein, um in weiterführenden Tests die Praxis im täglichen Einsatz zu hinterfragen, denn auch Benchmarks können nie vollumfänglich das abbilden, was in voller Breite im Alltag an Aufgaben wirklich anfällt. Trotzdem habe ich natürlich noch etwas Theorie vorab für Euch, so dass sich das eine oder andere Testresultat vielleicht besser erklären lässt.

Ryzen 3000 bündelt eine Vielzahl technologischer Entwicklungen, von denen die 7-nm-Fertigung bei TSMC zu den wichtigsten Meilensteinen gehört. Diese CPUs durchlaufen außerdem einen großen Strukturwandel: Sie sind die ersten CPUs ihrer Art, die einen Aufbau vom Typ „Chiplet“ einführen. Dieser besteht darin, mehrere Chips in einem einzigen Housing unterzubringen. Bei Ryzen 3000 sehen wir bis zu zwei reine 7 nm CPU-Chips, die von einem dritten Chip unterstützt werden. Dieser ist bei Global Foundries in 12 nm gefertigt und verwaltet alle I/Os, darunter Speicher, PCIe, USB, usw.

Was die wichtigsten Änderungen an der Zen2-Architektur selbst betrifft, so listet AMD mehrere wichtige Verbesserungen auf: Angefangen beim AVX-256, der die Berechnungen von einigen Prozessen erheblich verbessern wird. Neben vielen Cache-Verbesserungen auf allen Ebenen ist die gewichtigste, die Verdopplung des L3-Cache auf 32 MB pro CCD-Chip (16 MB pro CCX mit jeweils vier Kernen). Dies reduziert die Speicherlatenzzeit, was sich wiederum positiv auf die Leistung in Spielen auswirkt. AMD kündigt 15% mehr IPC-Leistung (Instruktion pro Zyklus) als bei Zen+ bei einer Leistungssteigerung von 75% pro Watt an.

Ryzen 9 3900X

Anzahl der verfügbaren Threads

1 2 3 -4 5 – 12 13 – 24
Taktraten (MHz) 4600 4500 4425 4350 4300

 

 

Endlich schneller DRAM!

Die fehlende Unterstützung für hoch getakteten RAM war eines der Hauptschwächen der vorherigen Ryzen CPUs. Mit Ryzen 3000 ändert sich das nun, denn die Prozessoren sind in der Lage, RAM bis DDR4-3733 (3600 im AMD-Testdokument) zu verwalten. Das reduziert die Latenzen und steigert zugleich die Gesamtleistung. Ryzen 3000 kommt aber auch mit noch höheren Taktraten zurecht, bis zu DDR4-5100 waren im internen Test von AMD möglich. Jedoch nur durch die Entkopplung der Frequenzen. Die Latenzen steigen dann etwas an:

OC-Takt Speicherfrequenz (mclk) Speicher-Controller-Frequenz (uclk) Unendliche Gewebefrequenz (fclk)
Bis zu DDR4-3600 (oder 3733) 1 1 1
Beispiel mit 3400 MT/s 1700 MHz 1700 MHz 1700 MHz
Bei mehr als 3600 (oder 3733) MT/s 2 1 1800 MHz fixe
Beispiel in 4400 MT/s 2200 MHz 1100 MHz 1800 MHz
Belegte DIMM-Steckplätze Belegung Offiziell verwaltete Transferraten
2 von 2 Single DDR4-3200
2 von 4 Single DDR4-3200
4 vor 4 Single DDR4-2933
2 vor 2 Double DDR4-3200
2 von 4 Double DDR4-3200
4 von 4 Double DDR4-2667

 

Technische Details zur Architektur

Natürlich könnte ich jetzt hier noch eine kilometerlange Wall of Text anfügen, aber das wäre am Ende ja auch nur noch ein Wiederkäuen dessen, was seit Wochen lang und breit und hoch und runter gewalzt wird. Deshalb gibt es als Service an dieser Stelle die Folien von AMD, auf denen letztendlich so eine Intro ja basiert. Und ich finde, es ist dann doch besser und ehrlicher, einfach das Original von Mike Clark, dem Chefarchitekten der Zen-Generation zu lesen und die Marketingbotschaften darin richtig einzusortieren (und ggf. auch smart wegzufiltern):

 

Günstiger? Aber nicht beim Motherboard!

Die Ryzen 3000 CPUs sind erneut absolute Preisbrecher und könnten auch Intel dazu zwingen, das eigene Produktportfolio günstiger anzubieten. Denn AMD bietet auf den Euro gerechnet weiterhin mehr Leistung. Es gibt jedoch einen großen Nachteil: Der Preis für X570-Motherboards fällt zum Marktstart nicht unter 200 Euro! Wenn man sich nun die Preise für ein Intel Z390 Motherboard vor das geistige Auge führt, kann mit durchschnittlich fast 70 Euro weniger kalkuliert werden. Beim Vergleich des Gesamtinvestments schrumpft der Vorsprung der AMD Plattform gegenüber Intel deutlich.

Series Name UVP inkl. MwSt.
AMD RYZEN™ 9 3900X €                     529.00
AMD RYZEN™ 7 3800X €                     429.00
AMD RYZEN™ 7 3700X €                     349.00
AMD RYZEN™ 5 3600X €                     265.00
AMD RYZEN™ 5 3600 €                     209.00
AMD RYZEN™ 5 3400G €                     159.00
AMD RYZEN™ 3 3200G €                     106.00

 

Testsystem

AMD-Plattform Intel-Plattform
Prozessoren: Ryzen 9 3900X @Stock (PBO an)
Ryzen 7 3700X @Stock (PBO an)
Intel Core i7-8700K (OC @5 GHz)
Intel Core i9-9900K @Stock
Intel Core i7-9700KF @Stock
Intel Core i5-9600K @Stock
Motherboard: Asus ROG Strix X570-E Gaming SuperMicro C9Z390-PGW
Speicher: G.skill Trident Z Royal 2x 8 GB DDR4-3600 CL16 G.skill Trident Z Royal 2x 8 GB DDR4-3600 CL16
Grafikkarte: NVIDIA GeForce RTX 2080 Ti FE NVIDIA GeForce RTX 2080 Ti FE
Netzteil: Thermaltake Thougpower iRGB Plus 1050W Thermaltake Thougpower iRGB Plus 1050W
CPU-Kühler: Alphacool Eisbaer 280 Alphacool Eisbaer 280
Betriebssystem: Microsoft Windows 10 (1903) Microsoft Windows 10 (1903)

 

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About the author

Yannick Guerrini, Igor Wallossek

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