Wi-Wi 6 im Alltag
Die Idee mit dem zweiten WLAN-Netzwerk war gut und in der Praxis hat sich das bisher ganz gut bewährt. Aruba bewirbt die Access-Points ja mit einer Zahl von bis zu 100 möglichen Clients, in der Spitze schaffe ich hier immerhin bis zu 42, mehr Geräte schaffe ich nie gleichzeitig ins zweite Netz zu bringen. Wi-Fi 6 schafft ja per se schon eine höhere Brutto-Datenrate, zumindest auf dem Papier. Doch interessanterweise profitieren sogar die PCs mit älteren Wi-Fi-5-Modulen noch vom neuen Access Point.
Das lässt sich recht einfach testen, indem man einmal größere Daten aufs NAS kopiert (und vice versa). Da schafft man, fast schon unabhängig von der Entfernung zum AP, um die 3 MB/s mehr in beiden Richtungen als mit der daneben hängenden Fritz!Box 7590, die ich noch nicht ersetzt habe. Das ist reproduzierbar und ein netter Benefit, der mir übrigens auch im Wohnzimmer weiterhilft. Dicker 500er Beton in Form eines massiven Treppenhauses haben Netflix & Co. in Ultra-HD immer zur sporadischen Ruckel-Orgie verkommen lassen. Doch ehe ich mir noch einen abbreche, tat es auch der zweite AP als Mesh-Repeater.
Und wenn man mal alles in diesem Raum zusammenrechnet (Smart-TV, Receiver, Entertain mit Wi-Fi-Ethernet-Umsetzer, Fire-TV, Alexa, 3 Tablets, bis zu 4 Smartphones, 6 Smart-Lampen, 4 Funksteckdosen, Thermostaten und Außenkamera), dann sind das in der Spitze auch schon 20 Clienten, nur hier. Geht neuerdings völlig klaglos. Zur Ehrenrettung der Kollegen von AVM muss man natürlich auch so fair sein und dazu anmerken, dass nicht die Aruba APs um Welten besser Radio können, sondern dass Wi-Fi 6 in der Summe einfach besser ist als meine alte Infrastruktur. Sogar im Zusammenspiel mit älteren Clienten, die den Standard noch nicht direkt nutzen können. Womit wir elegant wieder bei der Hürde der Anschaffungskosten angekommen wären, die keine mehr ist. Denn es rechnet sich mittlerweile. Doch es gibt ja nicht nur das Vergnügen…
Das Ganze lässt sich nicht nur subjektiv fühlen (Streaming-Qualität, Internet-Zugriffe), sondern auch messen. Im Labor richtet es dann ein weiterer AP im „over the air“-Modus und ich war gespannt, welche Datenraten real zu meinem zentralen Rechner im Büro möglich waren, der direkt am Switch mit dem initialen Access Point hängt. Ich verzichte hier in diesem Test bewusst auf synthetische Messungen wie IPerf, weil die zu sendenden Daten etwas komplexer gestaffelt sind und jede Messung irgendwie abweicht. Aber ich vergleiche es zur parallel laufenden alten Konfiguration, die ja noch immer als konkurrierendes Netzwerk vorhanden ist. Bis hin zum Videostudio samt Green-Wall, wo ich den Videostream zum Medienserver schicke.
Betrachten wir nun die Datenraten an den verschiedenen Standorten. Die in Klammern gesetzten Zahlen beschreiben den Standort bzw. die Anzahl der Wände zwischen AP und Client. Die erste Zahl steht für die zu überbückenden Etagendecken (0, x bzw. 1, x), wobei in der zweiten Etage direkt über dem Raum mit dem AP 1 ein zweiter als Repeater steht. Die zweite Zahl nach dem Komma steht für die Anzahl der Wände bis zum nächstliegenden AP z.B. (x, 2) oder (x, 0), wenn sich der Client im gleichen Raum befindet. Alle in den Räumen befindlichen Clients waren zudem aktiv, so dass es auch keine Schönwetter-Messungen waren.
Das 2,4 GHz Band wird im 40-MHz-Modus betrieben, im 5-GHz-Band sind es 80 MHz. Hier muss man die neueste Firmware nutzen und ggf. auch manuell umschalten. Ich übertrage mit einem kleinen Softwareprogramm aus der eigenen Tool-Suite im Labor 5 Minuten lang Daten mit zufällig generiertem Inhalt auf den Hauptrechner. Dort lese ich aus einer 5 TB großen, geöffneten Datei diverse Random-Daten zurück, wobei das reine Lesen immer noch einen Tick schneller vollzogen wird als der Rest. Auch wenn die Differenzen zum Schreiben recht klein sind, auch das lässt sich messen. Als Clients dienten ausschließlich Wi-Fi-6-fähige Geräte.
Man kann keine Wunder erwarten, wenn es durch Decken und Wände geht, aber wer heute noch auf das 2,4 GHz Band setzt, wenn es Alternativen gibt, dem ist echt nicht zu helfen. Wobei der AP22 auch dort keine schlechte Figur abgibt. Die Datenraten liegen allesamt noch im brauchbaren Bereich, auch wenn man wirklich überlegen sollte, was sich ohne allzu großen Aufwand nicht doch auch per Ethernet lösen lassen könnte. Denn Aruba bietet auch größere Switches als den achtfachen Kollegen an. Oder eben ein Mitbewerber, je nach eigener Präferenz. Ansonsten eben 5 GHz und möglichst wenige bzw. nicht allzu abschirmende Wände. Mein Gründerzeit-„Bunker“ ist da eher ein abschreckendes Beispiel. Worst Case eben.
Die Leistungsaufnahme der AP ist auch bei längerer Auslastung erträglich. Ich habe an den Steckernetzteilen (deren Verluste mit inkludiert) rund 9 Watt gemessen. Die merkt man dann auch am Gehäuse, denn der AP wird etwas mehr als handwarm (bis zu 38 Grad). Die Leistungsaufnahme über PoE lässt sich nur im Differenzverfahren messen, indem man die Leistungsaufnahme am Switch mit und ohne den jeweiligen AP misst und vergleicht. Hier liege ich dann bei knapp 11 Watt, warum auch immer da noch 2 Watt dazugekommen sind. Die Temperatur des AP ist hingegen gleich. Der Switch liegt, ohne PoE zwischen reichlich 12 und ca. 17 Watt, je nach Beleuchtung und Instant On.
Zusammenfassung und Fazit
Das Experiment mit dem Wi-Fi 6 Netzwerk ist geglückt und ich bin aktuell am überlegen, wie ich diese Infrastruktur noch sinnvoll erweitern kann. Es ist gut zu wissen, dass diese Geräte mittlerweile durchaus erschwinglich sind und man beim Neueinstieg erst einmal nicht gar so tief in die Tasche greifen muss. Womit wir bei den verwendeten Produkten angekommen wären. Auch wenn ich einige Minuten gebraucht habe, um mich mit dem ganzen Instant On anzufreunden (ich stamme aus der Vor-App-Zeit), hat am Ende doch die Bequemlichkeit gesiegt. Der Preis für die Access Points ist wirklich ok, nur der Switch ist noch einmal eine ganz andere Geschichte, die man genau planen sollte.
Hier muss man überlegen, ob man PoE wirklich braucht. Für mich (und meine „Spionage“-Kameras) war es das ausschlaggebende Argument, wobei man den 1930 ohne PoE bereits für um die 100 Euro bekommt. Wer wirklich PoE will und braucht, legt noch einmal ca. 120 Euro drauf, wobei das Verhältnis fast schon 1:1 ausfällt. Also mit einem Euro pro Watt abrufbarer Leistung via Ethernet ist das auch noch bezahlbar. Und passiv ist dieser Switch dann immer noch, was auch ein Argument Pro ist.
HPE, also Aruba, hat es geschafft, Enterprise-Produkte recht clever auf das Level der semi-professionellen Anwender herunterzubrechen, denn selbst ein Café mit Freisitz sollte mittels Switch für die interne Infrastruktur und einem Access-Point (AP) fürs Kassensystem (inkl. mobiler Kartenlesegeräte), sowie einem weiteren AP für die Gäste bzw. sogar einem dritten „over-the-air“ AP für draußen mit dem obligatorisch eingeforderten Gäste-Hotspot locker hinkommen. Oder man nutzt den AP privat hinter einem älteren Router der kein Wi-Fi 6 kann und dessen WLAN-Funktion man dann einfach deaktiviert. Günstig ist auch das und damit auch sinnvoll.
Womit wir auch schon wieder durch wären, denn das Ganze ist so einfach zu handhaben, dass man fast gar keinen Artikel drüber schrieben bräuchte. Da ich aber immer wieder auf meine älteren Artikel hin angesprochen und gefragt wurde, wie es denn mal mit einem Update aussieht – hier ist es. Ihr seht einen zufriedenen Igor und Aruba wird sich, falls man diesen Artikel dort findet und liest, sicher auch freuen. Meine Anmerkungen zu den kleinen Fallstricken bzw. Unzulänglichkeiten darf man gern mit aufnehmen, denn ein Bridge-Mode sollte z.B. technisch recht einfach zu implementieren sein.
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